Briefspiel:Kronkonvent Tsa 1035 BF (1)

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Horasreich-klein.png Briefspiel im Kronkonvent Horasreich-klein.png
Datiert auf: Tsamond 1035 BF Schauplatz: Konventshalle zu Vinsalt Entstehungszeitraum: Sommer 2012
Protagonisten: etliche Delegierte des Edlenhauses Autoren/Beteiligte: Familie Menaris.png Athanasius, Haus Calven.png Calven, Haus di Camaro.png Dajin, Haus di Onerdi.png Di onerdi, Haus di Piastinza.png DiPiastinza, Haus Efferdas.png Elanor, Stadt Ramaud.png Gishtan re Kust, Haus Urbet-Marvinko.png Gonfaloniere, Haus della Pena jH.png Horasio, Familie Luntfeld.png Luntfeld, Haus Carson.png OrsinoCarson, Haus Veliris.png Schatzkanzler, Familie Zorgazo.png Toshy
Zyklus: Übersicht · Einladung nach Albernia · Eine Heiratskandidatin? · Zur Abstimmung! · Causa Amaryll · Die Kandidatinnenwahl

Prolog

Autor: Gonfaloniere

Vinsalt im frühen Tsamond des 1035ten Jahres nach Bosparans Fall. Es herrscht Winter in der Metropole, die das Frühlingserwachen herbeisehnt. Ein Hauch von Schnee hat die Stadt in unschuldiges Weiß getaucht. Auf dem Dracoras, dem Palasthügel Fürst Ralmans von Firdayon-Bethana, und dem berühmten Tempelberg beginnen allmählich die Vorbereitungen für die Feierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag. Die Rondra-Geweihtenschaft hat ein kleineres Turnier ausgelobt, das parallel zum größeren um die Eiserne Kette in Belhanka stattfinden soll.

Richtig geschäftig ist es jedoch um die Konventshalle: Die wöchentliche Sitzung des Hauses der Edlen des Kronkonvents steht an – und aufgrund der bevorstehenden Feierlichkeiten wird mit einer hohen Zahl Delegierter sowie sogar mancher Titelträger selbst gerechnet. Als erstes Gesprächsthema ist die dieser Tage publik gewordene Einladung der Kronverweserin Albernias, Idra Bennains, zur Kürung einer Verlobten des designierten Fürsten Finnian ui Bennain im kommenden Ingerimmmond in aller Munde. Wie steht der horasische Adel zu diesem Ereignis? Spielt die Tatsache, dass Finnian ein halber Galahan ist, Enkel der letzten Fürstin Kusliks gar, eine Rolle?

Die Edlensprecherin eröffnet den Konvent

Autor: Gonfaloniere

Das Läuten der Glocke verschaffte der Edlensprecherin Polyana dil Cordori Gehör. Es dauerte immer eine Weile, bis die vielen Delegierten zu Beginn eines Sitzungstags ihre Plätze auf den Bänken der Edlen und Barone eingenommen hatten. Sofern sie überhaupt von Beginn an daran teilnahmen und sich nicht später durch eine der beiden ihnen offen stehenden Türen zum Saal ‘hereinstahlen’. Das Läuten der Glocke sorgte nun aber erstmal für Ruhe unter allen Frühanwesenden.

“Ich begrüße die anwesenden Edlen und Patrizier des Reiches, ihre Delegierten, ebenso wie natürlich die unserer heutigen Sitzung beiwohnenden Amtsträger der Krone …”

Der Blick der Edlensprecherin ging durch den Saal und blieb bei den sich ihr gegenüber am anderen Ende befindlichen Bänken der Kronamtsträger hängen. Sie waren spärlich besetzt, was sich im Laufe des Tages jedoch erfahrungsgemäß noch ändern sollte.

“… und leite sogleich zum ersten Punkt der Tagesordnung über. Auf vielfaches Ersuchen sei die Einladung der Kronverweserin Idra ni Bennain zur Verlobung ihres Enkels, des designierten Fürsten Albernias, erster Diskussionsgegenstand. Essalio Weyringer, ihr habt das Wort!”

Die traditionelle Sitzordnung im Haus der Edlen

Es spricht: Essalio Weyringer

Autor: Gonfaloniere

Auf den Baronsbänken erhob sich ein in edelstes Tuch gehüllter jüngerer Herr vom wappengeschmückten Platz des Barons von Montalban. Essalio Weyringer vertrat als Delegierter seines Vetters Adelmo die Interessen eines der einflussreichsten Handelsmagnaten des Lieblichen Feldes. Zugleich war er bekanntes Bindeglied seiner Kusliker Dynastie zur Garether Kornhandelsfamilie Karfenck, da mit dessen Erbin vermählt.

“Habt Dank, Signora Polyana. Nun, die Position meines Hauses in dieser Angelegenheit ist eine einfache: Wir dürfen diese Gelegenheit, nach Albernia geladen zu sein, auf die noch recht neue Herrschaft dort Einfluss zu nehmen, nicht ungenutzt verstreichen lassen. Ich empfehle daher unbedingt die Entsendung einer gemeinsamen Delegation, die insbesondere die merkantilen Interessen unseres Reiches zu fördern in der Lage ist. Der Kommerz ist das Rückgrat aller Stärke unserer Heimat. Hiervon sollte uns auch kein kleinlicher Zank ablenken, wie er aus der jüngeren Geschichte Mitgliedern und Abkömmlingen des ehemaligen Fürstenhauses Galahan gegenüber bestehen mag.”

Ein Schwall leichter Empörung besonders unter Vertretern alter Galahangegner und weniger merkantil eingestellter Landadliger brandete im Plenum auf. Aus den Reihen der Libertarier erklang hingegen verhaltener Beifall.

“Dies mag für manche Anwesende kein populärer Ansatz sein, es ist jedoch – daran lässt sich nicht rütteln – ein rationaler und notwendiger”, beendete der Kusliker seine Rede.

Otravios Bravo!

Autor: Gonfaloniere

„Bravo! Bravo, bravo, bravo! Eine Stimme der Vernunft am frühen Morgen … einen besseren Start in den Tag kann man sich kaum wünschen. Außer zwischen den Schenk… ähm … aber lassen wir das.“

Otravio ya Quast, der Delegierte des Barons von Cindano, übertönte mit lautem Getöse jede andere Wortmeldung im Saal. Seine Begeisterung für die Rede Essalios schienen ihm die benachbart sitzenden Libertarier jedoch nicht abzunehmen, auch wenn sich nicht mit Sicherheit sagen ließ, wieviel Ironie in seinen Worten steckte.

„Wenn wir aber schon bei der Stimme der Vernunft sind“, nahm der Cindaner sein eigenes Stichwort auf, „beantrage ich, Sheniloer Edle von der zu entsendenden Delegation auszuschließen. Wie sie mit den merkantilen Interessen Anderer umgehen, ist hinreichend bekannt. Man nennt es in Methumis nicht umsonst die ‚Kopf-ab-Methode‘, wie ich hörte.“

Die gelegentlichen Spitzen Otravios gegen die Geronsstadt waren erfahrenen Beobachtern des Konventgeschehens schon bekannt. Seitdem sein Onkel Onnoro als Recalculator der Silbertaler Bank 1033 BF vom Despoten Ludovigo hingerichtet wurde, hegte er wenig Sympathie für dessen Landsleute.

Gishtans Berichtigung

Autor: Gishtan re Kust

Seufzend, wie vom Wortschwall des jungen Otravio ermattet wirkend, schüttelte Gishtan re Kust den Kopf, nachdem der Delegierte aus Cindano geendet hatte. Den Sitten des Kronkonvents folgend redete er nicht einfach drauf los, sondern gab der Stimme der Edlen ein Zeichen, dass er das Wort wünsche, und wartete, bis Polyana ihm dieses erteilte.

Der altgediente Diplomat erhob sich ohne Eile und schwieg, bis auch die letzten Heißsporne ihr Geschnatter beendet hatten. Erst dann nickte er in das weite Halbrund der in der Konventshalle Versammelten, von denen so mancher seinen Gruß erwiderte, und sprach in gewohnt präzisen, die Aufmerksamkeit der Zuhörer bindenden Sätzen: "Wer wäre ich, die Rechtsverstöße des einstigen Gransignore de Shenilo zu entschuldigen zu suchen? Eine förmliche Entschuldigung bei der Familia ya Quast wäre allein Sache des neu gewählten Inhabers dieses Amts, an welchen in dieser Sache meines Wissens jedoch auch mehr als einen Götterlauf nach seiner Wahl bislang niemand herangetreten ist."

Der Baron von Ramaúd senkte in einer wortlosen Geste des Mitgefühls das Kinn in Richtung Otravio, nur um sogleich fortzufahren: "Jedoch lege ich Euch nahe, Signor Otravio, nicht Reichs-, Handels- und Familienangelegenheiten zu durchmengen. In erster Linie betrifft die Verlobung des Fürst-Prätendenten von Albernia die Frage des künftigen Verhältnisses zwischen Horasreich und dem firunwärtigen Nachbarn."

Gishtan suchte den Blick Essalios, schaute dann eine Reihe weiterer, namhafter Vertreter handelssinniger Familien an, ehe er fortfuhr: "Merkantile Belange können im Umfeld der Festivität gewiss verfolgt werden, müssen es vielleicht sogar."

Ein nachsichtiger Ausdruck nahm die Miene des Sheniloer Ehrenmanns ein, als er noch einmal seinen Vorredner direkt adressierte: "Euch jedoch, Signor Otravio, lege ich nahe, Euren persönlichen Gram nicht Euer Urteilsvermögen beeinträchtigen zu lassen. Auch Ihr wisst, dass es bei Verhandlungen in einer nicht hierarchischen Interaktionsstruktur der besten Köpfe in einer horasischen Delegation bedarf, Frauen und Männern, die darin geeint sind, das Beste für das Reich zu erlangen, unabhängig davon, wie sie in der Heimat zueinander stehen mögen."

Er drehte sich respektvoll zu Sprecherin Polyana um: "Allein der Horas, und in seiner Stellvertretung Seine Hoheit, der Comto Protector, entscheiden darüber, wer zu Havena als Vertreter des Reiches auftreten wird. Ich spreche mich allein aufgrund dieser Tatsache, und nicht etwa weil der Delegierte von Cindano sein Mandat zu familiärem Hader zu gebrauchen und sämtliche ehrenwerten Sheniloer Patrizier wegen einer Verfehlung eines ehemaligen Funktionsträgers der Stadt unter Generalverdacht zu stellen trachtet, dafür aus, den mündlich eingebrachten Antrag des Signors ya Quast nicht zur Abstimmung zuzulassen."

Gishtan re Kust verbeugte sich, nahm wieder Platz, nachdem die Stimme der Edlen keine Frage an ihn richtete, und suchte nach seinem Glutkästchen, um eine weitere Cigarille guten Kolonialtabaks anzustecken.

Otravio, die Zweite

Autor: Gonfaloniere

"Ist das Sheniloer Sitte? Sich erst dann über Reue Gedanken zu machen, wenn der Geschädigte untertänigst bei einem vorstellig wird?" quittierte Otravio die Eingangsworte Gishtans ungnädig. Ebenso ungnädig, wie mittlerweile die Edlensprecherin über den eröffneten Nebenschauplatz der Debatte zu sein schien.

"Um aber zum eigentlichen Thema zurückzukommen ...", rettete sich der Cindaner Delegierte noch gerade eben, "... es ist sehr wohl, und das seit dem Tag der Unabhängigkeit bereits, die Aufgabe eben dieses Gremiums, den Monarchen in Fragen wie der anstehenden zu beraten. Entsendet die Krone eine Delegation, so hört sie den Konvent dazu an, was gut so und rechtens ist! Entscheidet der Konvent in seiner unendlichen Weisheit aber, keinen Sheniloer etwa für eine Delegation vorzuschlagen, ist das seine Sache. Nunja, ich denke jedenfalls, meine ... ähm ... Bedenken in dieser Sache deutlich gemacht zu haben. Antrag hin oder her."

Mit einer formvollendeten Verbeugung setzte sich Otravio wieder. Freundschaft würde er auch an diesem Tag mit den Sheniloern nicht schließen.

Zwischenruf Alvaro della Pena

Autor: Horasio

"Und falls die Krone keine Delegation entsenden wollte, so sollten wir edle Stände Yaquirias dies tun," rief Alvaro della Pena mit lauter Stimme hinein. Einige strafende Blicke in seiner Umgebung erinnerten ihn daran, dass er als Vertreter seiner abwesenden Gemahlin, Baronessa Vascinia da Brasi, gewöhnlich über kein Wortrecht verfügte.

"Diese Gelegenheit dürfen wir uns nun wahrlich nicht entgehen lassen", fügte er verteidigend hinzu und verstummte sodann, als er mit seiner vierfingrigen Hand seinen Kelch griff und etwas Wein sein Kehle hinunter spülte. Diese Versammlungen begann er schon vom ersten Moment an zu verabscheuen. Doch er würde auch diese, ihm von seinem Vetter Horasio, zugedachte Rolle hier spielen. So wie er das stets tat.

Marino von Calvens Rede

Autor: Calven

Aus der Menge der Abgeordneten erhob sich ein junger, etwas schmächtiger Mann. Allein dies war nicht auffällig, vielmehr schon die einfache blaue Leinenrobe, in die er sich hüllte. Durch die Reihen tuschelte man den Namen des jungen Geweihten, der in diesem Augenblick zaghaft die Hand hob.

Die Sprecherin des Edlenhauses erteilte dem Sheniloer fast etwas widerwillig das Wort: Mochte sie doch glauben, dass der soeben beigelegte Streit, den ya Quast begonnen hatte, wieder aufloderte.

Marino von Calven jedoch hatte anderes im Sinn. Die das Predigen gewohnte Stimme scholl ungewohnt klar durch die Halle:

"Meine lieben Brüder und Schwestern, verehrter Signore ya Quast ... Es ist wahr, was der Baron von Ramaúd eben sagte: Eine Entschuldigung für die Civitas Shenilo kann nur der Nachfolger meines Bruders auf dem Stuhl des Gransignore aussprechen.

Aber eine Entschuldigung im Namen meines Hauses, die kann ich aussprechen: Wir verstehen Euren Zorn und wir bitten Euch um Verzeihung. Nicht nur Euch, sondern alle hier, die die Regentschaft meines Bruders geschädigt hat. Ich weiß, es wären mehr Worte erforderlich für eine Sühne. Dennoch will ich diese auf einen günstigeren Zeitpunkt verlegen, um das Hohe Haus nun nicht zu lang aufzuhalten.

Vielmehr will ich nun zum Thema sprechen. Sicher ist, dass, wenn der Comto Protector es unterlässt, die Stände in der Pflicht sind, eine Delegation zu entsenden, wie Signore della Pena schon sagte. Doch sollten wir, Signores, uns zunächst klar werden, wer denn nun unsere Kandidatin sein kann, welche eine Delegation nach Albernia geleitet.

Wer, Signores, käme denn als Horasiens Braut für den Prinzen in Frage? Doch nur eine fürstlichen Geschlechts! Da unser allerhochkaiserlichstes Haus wohl aus vielerlei Gründen keine Kandidatin stellen wird, möchte ich euch meinen Vorschlag hören lassen. Obgleich ich die Meinung Ihrer Hochwohlgeboren nicht nur diesbezüglich auf das vorzüglichste schätze, fühle ich es als innerste Pflicht, die jüngste Tochter der Gräfin von Bethana als Kandidatin vorzuschlagen. Eine Verbindung zwischen Prinz Finnian und Comtessa Gharena Aralzin ist für alle Efferdgläubigen eine wahrhaft glückselige Aussicht.

Also ist mein Antrag, der Konvent möge beschließen, die Comtessa Gharena die Jüngere Aralzin von Bethana dem Prinzen Finnian von Albernia als Braut zuzuführen. Im Übrigen schließe ich mich dem Antrag des Signore re Kust an. Habt Dank."

Der Schirmer der Flut setzte sich wieder. Er wirkte ermattet und abwesend.

Wortmeldung Khardan Luntfeld

Autor: Luntfeld

"Ihr denkt bereits einen Schritt weiter als viele andere hier, Monsignore", ließ sich sodann Khardan Luntfeld als Delegierter Sewamunds das Wort erteilen.

"Und das gefällt mir. In der Septimana sieht man halt genau hin, welche Möglichkeiten sich aus einer Einladung wie der hier nun debattierten ergeben können. Ich möchte für die Verlobung mit Prinz Finnian indes auch die Erbprinzessin von Grangorien in den Raum werfen: Erbprinz von Albernia und Erbtochter von Grangorien-Windhag? Deren erstgeborenes Kind wiederum wäre Herrscher über Albernia, den Windhag und Grangorien, mit eventuellen Ansprüchen auf das Fürstentum Kuslik sowie aus beiden Elternteilen noch mit den Nordmärkern verwandt: DAS wäre dann wohl der Herrscher oder die Herrscherin des Westens! Und die Kaiserin in Gareth ist noch immer ohne praiosgefälligen Erben..."

Khardan Luntfeld unterbrach seine Schwärmerei, setzte sich und liess seine Worte in der Halle nachwirken.

Ein Zwischenfall am Rande

Autor: Toshy

Mitten in der Rede Khardans und von diesem unbemerkt, ereigneten sich einige Dinge, die fast die Aufmerksamkeit der meisten Deligierten auf sich zogen: Duridanya Zorgazo, Custora Frumentari Urbasis, durch die Wahl ihres Gewandes für diesen Tag bereits zum Getuschel unter einigen Anwesenden geworden, entglitt ihr Taschentuch. Ein aufmerksamer Deligierter auf dem Platz neben ihr zögerte keinen Augenblick, sich als galanter Ehrenmann zu beweisen und tauchte sogleich neben der schönen, jungen Dame herab, um das Taschentuch aufzuheben. Verlor jedoch kopfübergeneigt einen Augenblick das Gleichgewicht und wäre fast gestürzt. Ein etwas unglücklicher Griff in das Gewand Duridanyas verhinderte jedoch diesen peinlichen Zwischenfall, auf Kosten eines Weiteren ...

Der Stoff des schwarzgrünen Gewandes rutschte ein wenig seitwärts und entblöste die linke Schulter. Einhergehend mit dem Geräusch zerreißenden Stoffes, welcher Duridanya sogleich die Aufmerksamkeit aller Deligierten in Hörweite einbrachte. Mit einem höflichen Lächeln und diziplinierter Ruhe überspielte die junge Dame das Geschehen. Mithilfe ihres Fächers verbarg sie ihre Schulter und richtete notdürftig und unbemerkt der Blicke ihr Gewand. Um von dem zerrissenen Stoff abzulenken öffnete Duridanya ihr hochgestecktes, güldenes Haar und die Lockenpracht wellte sich über ihre Schultern.

Als sie aufschaute, wäre sie fast errötet. Mindestens ein Drittel der männlichen Anwesenden hatte einen Blick auf sie geworfen und sie dabei beobachtet. Wieder setzte die junge Frau aus dem Adelsgeschlecht der Zorgazo ihre beste Waffe ein. Ihr charmantes und entwaffnendes Lächeln. Nur ihre Körperbeherrschung und ihr Lächeln konnten sie aus dieser Situation retten, dass wußte sie. Und es konnte noch ein langer Tag werden.

Otravio, die Dritte

Autor: Gonfaloniere

'Na, dass sich die Damen noch im Saal selbst frisieren, ist nun aber neu', dachte sich Otravio zum aufregenden Anblick der urbasischen Patrizierin. Der ihn den Worten Khardans auch nur halb folgen ließ. 'Erbprinzessin von Grangorien? Hatten die nicht einen Erbprinzen? Nunja, egal ...' Zur Rede des neuen Herrn von Calven musste er sich aber noch äußern, da gab es nun keinen Weg drumherum.

"Monsignore, eure Worte sind ... nunja ... ein Anfang. Ein später und spärlicher, doch immerhin. Eines werden sie allein, auch in größerer Zahl euch aber nicht verschaffen: Sühne. Dazu bedarf es mehr, wesentlich ..."

Ein Läuten unterbrach Otravio. Die Edlensprecherin funkelte ihn mit bösen Augen an: "Zur Debatte steht die Einladung der Kronverweserin Albernias - habt ihr DAZU noch etwas zu sagen, Signore ya Quast?"

"Ähm ... in der Tat ... ja, das ... äh ... habe ich." Er überlegte kurz. Hatte er wirklich? "... ähm ..." Verflucht!

"Diskutiert wurde, ob dem Prinzen Finnian eine Braut aus dem horasischen Hochadel vorgestellt werden sollte", kam ihm die Edlensprecherin nun etwas entgegen.

"Ahja, natürlich. Seht ihr, und genau dazu habe ich, wo hier doch schon mit so erlauchten Namen um sich geschmissen wird, noch einen hinzuzufügen. Den der Comtessa Rahjada Amene aus dem Hause Marvinko zu Urbet nämlich. Die ist immerhin selbst erste Tochter eines Fürsten, eines von gleich mehreren Königinnen anerkannten dazu. Und wenn sich das Haus Bennain entschließen könnte, seinen Finnian inferiore traviam zu verheiraten ... na warum sollte man von Seiten der Brautfamilie dann etwas dagegen haben?"

'Auweia, schnell hinsetzen und Klappe halten', dachte Otravio nur noch, als er sich schon verbeugte ...