Briefspiel:Drachen unter sich/Teil III

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Sheniloneu3k klein.png Briefspiel in Shenilo Sheniloneu3k klein.png
Beteiligte (irdisch)
Familie Menaris klein.png Athanasius
Familie Brahl klein.png Brahl
Haus Calven klein.png Calven
Familie Cordur klein.png Cordur
Haus di Matienna.png Di matienna
Familie Tuachall klein.png Lagoil
Haus Carson klein.png OrsinoCarson
Haus Aurandis klein.png Randulfio

Die Briefspielgeschichte Drachen unter sich spannt sich um die Magistratswahlen in Shenilo im Praios 1032 BF. Ihr Beginn ist hier und hier nachzulesen. Die Verhandlungen um die Liste für den Cancellario werden hier fortgeführt.

Sorgen eines Consiliere

Tankred Menaris begann sich die Schläfen zu massieren, als er seine Biberfelle den Yaquir hinabschwimmen sah. Nicht, dass ihn die Positionierung der Tuachall im Lager der Endoristen - Rondrian Vistelli hatte schon im vergangenen Jahr für Endor votiert und war dafür mehr oder weniger unverhohlen mit einer Tempelgarde „bestraft“ worden - besonders überrascht hätte. Genauso wenig war die Sturköpfigkeit der Arinkener etwas Neues. Aber hätte er vor dem heutigen Tag eine Stimmabgabe voraussehen müssen, seine eigene eingeschlossen, dann hätte er eine erkleckliche Summe auf die Nominierung Orsino Carsons durch die Consiliera Famerlor gewettet.
Seine Gedanken rasten, während die Consilieri weiter berieten. Dann glättete sich seine zerfurchte Stirn zusehends und er erhob sich: „Werte Consilieri, liebe Freunde. Erlaubt mir, an dieser Stelle für einen Augenblick innezuhalten und die bisher Genannten zu resümieren:
Wir haben vier Namen vernommen: Amaldo di Matienna, Orsino Carson, Usvina Cordur und Rondrian Vistelli. Noch keine Präferenz haben die Consilieri Aldinor, Branibor, Menacor, Nosulgor, Pyrdacor und Fuldigor geäußert.“
Bei seiner Aufzählung blickte Tankred jeden der genannten Consilieri kurz an und schüttelte, als er Isida von Veliris-Balthâr zugewandt war, fast unmerklich den Kopf. Er hoffte inständig, dass die junge Geweihte, wenn sie die Situation schon nicht vollends erfassen würde, dann doch zumindest verstünde, wie die Geste zu deuten war.
„Ich möchte den Einwurf der Consiliera Yalsicor ernst nehmen und nicht über die Schwächen der Genannten reden. Usvina Cordur ist es mit ihrer loyalen Gefolgschaft gegenüber ihrer Schwester und dem scheidenden Gransignore gelungen im Alltag wie in Gefahrensituationen, genannt sei nur die gefährliche Strafmission im Arinkelwald, jegliche Dünkel gegenüber ihrer Familie vergessen zu machen.“ Er machte eine kurze Pause. „Dennoch halte ich es für meine Familie nicht gegeben, dass ein Menaris-Cancellario dem anderen nachfolgt, das widerspräche in meinen Augen dem Geiste meines eigenen Verzichts auf eine weitere Kandidatur als Cancellario. Mein Vetter Silem Madaro ist ohnehin viel zu beschäftigt, um sich ganz dem Wohle der Stadt zu verschreiben.“ Er blickte kurz in Aranas Richtung und wartete ab, bis die Consilieri von selbst darauf kamen, was das in Bezug auf eine mögliche Usvina als Nachfolgerin ihrer Schwester Arana bedeutete.
„Auch der Vorschlag des Consiliere Umbracor ist wie immer von bemerkenswerter Weitsicht. Einen Mann wie Amaldo di Matienna haben aufgrund seiner langen Erfahrung,“ er dehnte das Attribut etwas, um das Bild eines Greises vor dem geistigen Auge der Consilieri entstehen zu lassen, „und aufgrund seiner bekannten Streitbarkeit nicht nur unsere Feinde in Pertakis zu fürchten.“ In Gedanken beglückwünschte er sich selbst zu der Entscheidung, seinen Neffen und seinen Vetter nach Arinken gesandt zu haben. Was er dort über Amaldo erfahren hatte, konnte im entscheidenden Moment dessen Wahl verhindern - oder einen Constabler Amaldo zu einem wertvollen Verbündeten werden lassen.
„Zu meinem eigenen Vorschlag ist nichts Weiteres zu sagen, außer womöglich, dass dadurch auch das mächtige Haus Carson in den Dienst der Stadt gestellt werden könnte. Genauso wenig muss ich die Meriten des Hauptmanns der Stadtgarde aufzählen. Sein fester Praiosglaube ist ebenso sehr eine Auszeichnung, wie seine Fertigkeiten im Kriege es sind.“ Er wandte sich nochmal an die Consilieri, die sich bisher nicht geäußert hatten:
„Consilieri, hören wir noch weitere Namen? Oder findet einer der Genannten eure Unterstützung?“

Gemütswandel

Die junge Bewahrerin von Wind und Wogen aus Côntris hatte den Aussagen ihrer Mitconsilieri bemüht aufmerksam zugehört und ebenso wie diese war sie sehr verwundert über die Entscheidung Schwertschwester Aranas. Würde ihre Schwester sie im Zweifel ihrem Ehemann vorziehen? Lange hatten |Gilia und Isida kaum etwas voneinander gehört. Aus dieser Überlegung riss sie Magister Menaris mit seiner Bewegung in ihre Richtung. Das Zucken eines alten Mannes? Tankred hatte noch nicht einmal 50 Götterläufe auf dem Buckel, auch wenn er älter wirkte. Also musste es etwas bedeuten - bei diesem Mann hatte alles seine Bedeutung. Beleman und Gebelaus... Mochte sein Plan sich geändert haben? Oder sollte sein Zeichen sie vor einer Überreaktion bewahren? Auch aus diesen Gedanken wurde sie unsanft gerissen: Unversehens war ihr Wort gefragt.
„Ich...“ Eine endlos lange Pause entstand. „... im Sinne des Launenhaften, der keine feste Meinung duldet... enthalte mich derselben und einer Stimme.“

Worte eines Schlichters?

Lange hatte sich Yarbosco Aurandis, Consiliere Fuldigor, zurückgehalten. Doch nun räusperte er sich. „Vieles ist schon gesagt worden. Und wie ich meine, bilden die genannten Kandidaten eine ausreichende Auswahl. Wir sollten auf die Jugend setzen. Usvina Cordur hat sich als kompetente Person bewiesen und so will ich für sie meine Stimme abgeben.“
Betont desinteressiert an den Reaktionen blickte er in seinen Weinkelch, dachte einen Moment nach und nahm noch einen Schluck.

Alchimistisches Allerlei

Der rotwangige Patriarch des Hauses Wankara ließ die kurzen Finger seiner Rechten über seinen gewachsten Bart streichen. In der anderen Hand hielt er einen schlichten Weinkelch, dessen Inhalt schon mehrfach nachgefüllt hatte werden müssen. Dennoch waren seine Sinne klar wie ein Frühlingsmorgen über dem Yaquirtal, als er erneut anhub:
„Usvina Cordur? Ja, eine kompetente Person, aber nicht die rechte Frau für ein solches Amt. Aber ein wenig jung, wie mir scheint. Wie sagt man in den Kusliker Amtsstuben? Die meisten Beförderungen sind Überforderungen.“ Lächelnd blickte er in das Rund der Consilieri. Wieder einmal hatte der Wankara einen Beweis seiner Vorliebe für Aphorismen und Sprichworte gegeben. „Also bin ich für jemanden mit mehr Erfahrung und auch, lasst es uns nicht vergessen, Einfluss. Orsino Carson soll mein Kandidat sein.“

Gerechter Zorn

Praiosdan vom Lohenfels hatte mittlerweile einen fast ebenso roten Kopf, wie der Consiliere Darador. Allerdings war beim Consiliere Branibor dafür nicht der eigene Weinkonsum verantwortlich, sondern vielmehr derjenige der anderen Consilieri. Mit wütenden Blicken maß der Praios-Geweihte die Kelche Beleno Brahls, Yarbosco Aurandis‘ und der Anderen und fand seine Abneigung gegen solcherlei Fleischesgelüste, zumal in einem solchen vorgeblich sakralen, erhabenen Gremium bestätigt. Wie sonst war das sich abzeichnende Chaos der Beratungen zu erklären, als mit dem Mangel an Konzentration, den einige Consiliere, noch verstärkt durch den Wein, zeigten?
Zu seiner Bestürzung meinte er in der finsterer werdenden Miene des Consiliere Naclador Menaris das gleiche Unbehagen zu erkennen, das er selbst verspürte. Aber im Gegensatz zu dem Hesinde-Geweihten hatte er bisher nicht seine Unfähigkeit bewiesen, das Consilium zur Ordnung zu rufen! Mit lauter, fast dröhnender Stimme meldete er sich darum zu Wort.
„Consilieri ich bin mehr als verwundert, mit welcher Ernsthaftigkeit Ihr der Dignität dieses Gremiums begegnet! Es ist dies nicht die Zeit, um noch einmal über meine Vorschläge zur Ordnung des Consiliums zu beraten...“ er blickte eine Weile vielsagend auf den lümmelnden Consiliere Darador. Hatte der Mann etwa einen Schluckauf? „sondern es gilt eine fähige, würdige und treue Spitze für Heer und Verwaltung unserer Stadt zu nominieren!“ Er hatte einen Finger gehoben und spürte, wie zumindest einige Consilieri, darunter Isida von Veliris-Balthâr, ausreichend beeindruckt zusammenzuckten.
„Unter den Genannten ist nur einer, der die nötige Erfahrung und Götterfurcht vereint und dazu den Rückhalt der Sheniler genießt! Der Consiliere Branibor stimmt für Rondrian Vistelli!“

Eine Entscheidung für den Frieden (?)

Tsatalente Friedensstimme betrachtete den Farbverlauf ihres Geweihten-Ornates. Das Rot der Matienna, das Blau der Cordur, das Grün der Carson oder das Silber Rondrian Vistellis? Sie schalt sich selbst ob ihres politisierenden Gedankens.
War nicht die Politik der Häuser und Familien der Ponterra Grund für die Unzufriedenheit des Volkes, die sich im Krieg der Drachen entladen hatte und, ja, gar für den Krieg der Drachen im Reich des Horas selbst? Nicht ein politisch opportun scheinender, sondern der fähigste Mann sollte das verantwortungsgeladene Amt des Constablers ausüben. Orsino, Rondrian und Usvina waren alle drei auf ihre Art vom heißlblütigen Geist Rondras erfüllt, drängten darauf sich zu beweisen: Gegenüber ihrer Heimat, gegenüber ihrer Familie oder gegenüber ihren Feinden. Sie würden das Amt benutzen, um sich zu profilieren, würden den Krieg wagen, um Ruhm zu ernten oder ihre Interessen durchzusetzen. Sie blickte eine Weile konzentriert den schon wieder mit halb geschlossenen Augen dasitzenden Prätor Boronir an. Dann erhob sie sich.
„Die Consiliera Yalsicor nominiert Amaldo di Matienna von Arinken.“ Als Tsatalante sich wieder gesetzt hatte, raunte sie dem Consiliere Umbracor zu: „Ich will Euch raten, dass Eure Vorhersagen eintreffen, Boronir.“

Helfende Hände

Die Hände hinter dem Rücken gefaltet, hatte Kedio still den Kandidaten und Argumenten für oder wider diese gelauscht. Sein stetes Nicken ließ einen etwaigen Beobachter vermuten, der Geweihte könnte all den vorgetragenen Erläuterungen zustimmen. Als auch die ihrer Göttin gefällig gekleidete Tsatalante ihre Stimme verlauten ließ, war es endlich an ihm, eine Entscheidung zu fällen. Seine müden Augen durchwanderten den Saal, bis sie auf dem prächtig gewandeten Defranda Defrus verharrten, schwer auf seinen dunkel glänzenden, glatten Stab gestützt.
Die schlichte, waldgrüne Robe mit der aufgestickten goldenen Ähre auf der Linken - über dem Herzen - und der fein gearbeiteten Brosche eines Drachen mit verbundenen Augen auf der pflichtbewussten Rechten strich Kedio sorgsam glatt, nachdem er sich von seiner Bank erhoben hatte. Ruhig schritt er auf den alten Magus zu, während immer mehr Augen sich auf ihn richteten. Dem vor sich hinbrütenden Consiliere Menacor legte er behutsam und bestimmt zugleich die Hand auf die Schulter, was diesen einen Moment lang entsetzt scheinbar nach Schmutz unter deren Fingernägeln suchen ließ. Dann erst schien sich der alternde Magier seiner Situation zu erinnern. Kedio bemühte sich um ein versöhnliches Lächeln. Dann wandte er sich wieder den weiteren Consilieri zu, seine Hand fiel von des Magiers Schulter.
Mit ruhiger Stimme hob er an: „Dann möchte ich Consiliere Defrus das Schlusswort für diese Wahl des Constablers überlassen. Dieses Amt bedarf sicher keines großen Kriegers; dennoch mag ein solcher inspirierend für seine Männer sein. Und wer versteht es schon die Seinen besser zu führen als unser aufrichtiger Gardekommandant? Doch wählen wir eben keinen Feldherrn, der die Truppen Shenilos in die Schlacht führen soll. Genausowenig bearf es der jugendlichen Tatkraft einer Usvina Cordur oder der Anmut eines Gransignore, um das würdevolle Amt auszufüllen. Was wir brauchen ist die Umsicht und Erfahrung eines Amaldo di Matienna, welcher nicht mehr nach Ruhm streben muss und es versteht, aus unseren Männern einen treuen Schild für Stadt und Gransignorie zu formen. Daher möchte ich Prätor Boronir für seinen weisen Vorschlag danken und schließe mich seiner Entscheidung an.“
Dem stillen Geweihten nickte er kurz zu, dann zog er sich wieder zu seinem Platz zurück und überließ es dem Magier Defrus, die letzte Stimme verlauten zu lassen.

Letzte Worte

Defranda Defrus stützte sich schwer und mit einem unterdrückten Seufzer auf seinen Stab, der deutlich weniger krumm war, als sein eigener Rücken, um sich wenigstens etwas von seinem Sitz zu erheben. Seine rote Robe fiel lang bis fast auf die Stiefelspitzen herab und einen kurzen Moment ähnelte seine dürre Gestalt eher der eines Kindes, das die Praiostags-Gewänder des Vaters angezogen hatte, als der eines alternden Magus. Überhaupt wirkte der immer zerbrechlicher werdende Defranda auf die anderen Consilieri nicht gesund: Seine Haut war blass und von einem leichten Schweißfilm bedeckt, seine Augen von dicken Ringen gezeichnet und die Hand am Stab zitterte etwas. Die Hitze des Sommertages machte ihm offenbar schwer zu schaffen.
„Wenn ich nun also die Ehre des letzten Wortes habe...“ er lächelte schmallippig. „Möchte ich zu Beginn dazu raten, die Beratungen zur Cancellario-Liste nicht gar so breit gedeihen zu lassen. Ich meine, ich bin nicht der Einzige, der sich einen bequemeren Ort vorstellen kann, wo er solch einen Sommertag verbringen könnte.“
Er achtete nicht auf die stirnrunzelnden Blicke der Consilieri, sondern fuhr fort. „Ich sollte wohl nicht den soeben kritisierten Fehler machen, und zu viele Worte sprechen, nicht wahr?“ Ein halb gehustetes Lachen. „Gut denn, der Consiliere Menacor, will sagen: ich, ich nominiere Usvina Cordur. Es ist ohnehin an der Zeit, dass wieder ein Kind der Stadt die Kinder der Stadt verteidigt!“

Erste Entscheidungen

Das Wachs verflüssigte sich rasch unter der Hitze der Kerze. Währenddessen kratzte die Feder über Pergament und schrieb drei Namen nieder.

Orsino Carson
Usvina Cordur
Amaldo di Matienna

Tankred Menaris hob den Blick und musterte die versammelten Consilieri eine Weile. „Indem Ihr Euer Siegel in das Wachs drückt, das dies Schriftstück verschließt, bestätigt ihr den Beschluss des Consilium Draconis.“
Er ließ das Siegelwachs auf das nunmehr gefaltete Pergament tropfen und wartete, bis ein jeder seinen Drachenring hineingedrückt hatte. Dann siegelte er selbst die Richtigkeit der Angaben.
„Der Gransignore möge seine Wahl treffen.“ Trankred trat zur Pforte des Praios-Tempels, pochte dagegen und wartete, bis sie geöffnet wurde. Er blickte seinem Neffen Angrond streng entgegen, als dieser die Tür öffnete und gebot: „Bringt dies eilig jedoch mit aller Sorgfalt zum neuen Gransignore Endor Dorén, auf dass er den Ratschluss des Consilium Draconis erfahre, Hauptmann!“
Er wartete nicht auf eine Reaktion des Krieges, sondern verschloss die Pforte selbst wieder. Dann wandte er sich erneut an die müde wirkenden Consilieri. „Gründlich und gut haben wir beraten, doch noch ist unsere Aufgabe nicht getan. Es gilt der Stadt einen Verwalter zu finden, der ihrer gewachsen ist.“