Casciano von Cindano
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Casciano Geromar Mythraelo von Cindano herrschte von 753 bis 759 BF noch von Cindano aus als erster Valvassor über die Domäne Urbet. Er leitete im "Schwur auf dem Tafelberg" 746 BF die Transformation des alten Rittergeschlechts derer von Cindano zum heutigen Haus Urbet ein.
Werdegang
Als Casciano 741 BF Herr von Cindano wurde, war er ein unbeschriebenes Blatt – ein erst durch eine beispiellose Tragödie seines Hauses in die vorderste Reihe gespülter entfernter Verwandter. Zwölf, überwiegend vom Unabhängigkeitskrieg des Lieblichen Feldes eingenommene, Jahre später führte an ihm bei der Kür des ersten Valvassoren der Domäne Urbet, die die Stammländereien alter Rittergeschlechter wie der Salsavûr, Padragûr und auch der ya Torese umspannte, kein Weg mehr vorbei. Dabei war Casciano nicht für seine Diplomatie bekannt, eher dafür ein äußerst nachtragender, kompromissloser Mann zu sein. Die Weitsicht, im richtigen Moment Bündnisse einzugehen (vor allem mit den Marvinko) und sich den Umwälzungen seiner Zeit (zuvorderst der Neuordnung des Vinsalter Königreichs) nicht gänzlich zu verweigern, schrieben manche Chronisten daher seinem Sohn Rahjadan zu. Zeitgenossen schien der Valvassor bisweilen mehr Naturgewalt denn Person zu sein: Den berühmten Helm "schmückte" er mal mit Federn, ja ganzen Flügeln, mal mit Geweihen, dazu schwang er den martialischen Kriegshammer Korrossár oder spießte die Almadaner Dragoner gleich mit dem überlangen Ranafansspeer auf.
Letzter seines Hauses*
"So bericht' die Bäurin Ada aus dem Burgsitz Cindan' von des roten Hahns Umtriebigkeit. In einer der letzten Nächte des vergang'nen Götterlaufs habe lodernder Feuerschein die Bewohner des Fleckens aufgeschreckt. Teile der Geronsbluter Burg brannten lichterloh, ehe die Donnernde selbst ein Einsehen hätt'. Rondrens Gewittersturm kämpfte die Flammen über die Nacht zurück und bewahrte das Gemäuer, bevor's niedergebrännt. Die Herrschaften aber blieben tot zurück. Seine Eminenz befahl darob, die Urkunden, die im Tempel aufbewahrt, zu durchsuchen nach dem rechten Erb' des alten Geschlechts."
– Chronik des Silaser Tempels der Wahren Schlange, Anfang Praios 741 BF
"Der Suche ward Erfolg beschieden: Ein Erb' fürs Rittergut der Herrin Serraya ist gefunden. Seine Eminenz sandte Botschaft zum Herzog, dass er sich mit dem Fall länger nicht zu beschäft'gen müsst. Der Adelsmann Cascian' ist auch schon aus dem Chababischen eingetroffen, wo er zuletzt sich wohl aufhalten tät."
– dieselbe Tempelchronik, einige Einträge später
*) Casciano wird häufig als "Letzter seines Hauses" bezeichnet, obschon er zum Zeitpunkt seines Erbfalls in Cindano bereits verwitweter Vater Rahjadans war – der jedoch später die Namen "Urbet" und "Marvinko" annahm.
Schrecken der Wälder
Casciano beteiligte sich bereits im Efferd 744 BF am Sturm der liebfeldischen Aufständischen auf die kaiserlichen Garnisonen, was ihn im Verlauf des Unternehmens Wespennest, der ersten Strafexpedition Gareths in Bedrängnis brachte. Er verließ Cindano deshalb, wich aber nicht wie viele andere Rebellen bis in die Goldfelsen, sondern zunächst in den benachbarten Ranafandelwald aus. An der Spitze einer verschworenen Partisanenschar brach er danach immer wieder aus den Wäldern – auch den Einhornwäldern und dem Alten Bosparan – aus, um Nadelstiche gegen die Besatzer zu setzen, und ebenso vermutete Kollaborateure zu bestrafen. Die Kaiserlichen jagten ihm manches Mal nach, ohne ihn je fassen zu können. Herzog Olruk enthob ihn bald seines Lehens und vergab Cindano an seinen eigenen Jagdmeister Farodin von Ehrenstein, wohl hoffend, dass der tobrische Waidmann Cascianos habhaft werden könnte. Einige Wochen später kehrte jedoch nur dessen in einer Kiste verschickter Kopf an den Hof des Herzogs zurück, mit einer die Devise der Ehrensteins ("Ich bin und ich bleibe.") verhöhnenden Botschaft im Gepäck: "Ich bleibe nicht."
Schwur auf dem Tafelberg
Der Unabhängigkeitskrieg währte bereits zwei Jahre, als Casciano die Gräfin Tharinda, eine der Anführerinnen des Aufstands, im Rondra 746 BF zu einem Treffen auf den damals noch bewaldeten Tafelberg von Urbet lud. Sein Sohn hatte in einer Kaverne das lange vergessene Grab der Hl. Lutisana, der ersten Befreierin des Lieblichen Feldes und Ahnfrau Tharindas, wiederentdeckt. In einer ergreifenden Zeremonie heiratete Rahjadan an Ort und Stelle die jüngste Tochter der Gräfin und besiegelte dadurch das unverbrüchliche Bündnis seines Vaters mit den Marvinko.
Der "falsche" König
Cascianos Kampf an der Seite Tharindas endete jäh in der Schlacht von Marvinko, in der die Gräfin fiel – wegen des Verrats Khadans, wie Casciano sicher war. Der Graf von Vinsalt sollte sich danach mehr und mehr zum zentralen Anführer des Aufstands entwickeln. Zwar schloss sich auch Casciano – des gemeinsamen Ziels wegen – für einige Wochen noch einmal dessen entscheidendem Flug des Roten Drachen an, verließ das Feldlager Khadans nach der Zweiten Schlacht von Arivor aber ohne ein Wort der Erklärung. Der Königskrönung wohnte er nicht bei, ebensowenig den ersten Kronkonventen, die dem neuen Königreich eine belastbare Struktur zu geben versuchten. Dass Casciano erster Valvassor von Urbet wurde, geht wohl auf geheime Absprachen zurück, die Rahjadan zu dieser Zeit mit Acano ya Torese, dem Seneschall der Ardariten und nördlichen Nachbarn Cindanos am Gerons-See, führte. Das dahinter steckende Kalkül ging jedoch auf: Acano, der selbst Erzherrscher wurde, brachte den verbitterten Kriegsheld, der vor dem König nie das Knie beugen sollte, so dazu wenigstens ihm den Lehnseid zu schwören.
Meisterinformationen: Geheimnisse des Valvassors
Cascianos Abstammung vom Haus Cindano ist eine Lüge; er legte seinen vermeintlichen Verwandten, die echsisch-dämonischen Ritualen zur Wiedererweckung eines monströsen Reptils aus der Geronszeit nachgingen, auf geheime Weisung des Silaser Erzwissensbewahrers selbst das Handwerk. Casciano war ein Chababier von einfacher Abstammung, eine frühe Ausprägung der erst später aufgekommenen Condottieri, wenn man so will, und führte noch im Unabhängigkeitskrieg eine Schar ehemaliger Söldner an. Schon sein erster Vorname war nicht sein richtiger: "Casciano" war mehr eine Umschreibung, bedeutete einfach "der Behelmte/Helmträger" und blieb erst mit seinen ersten Nennungen in Urkunden hängen. |
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