Briefspiel: Die Raloffkrise/Akt 2/Im Senat II
- Briefspielgeschichte aus: Briefspiel in Efferdas
- Zyklus: Übersicht - Akt 1 - Akt 2 - Akt 3
- Datum (aventurisch / irdisch): 14. Efferd 1033 BF bis Travia 1033 BF / 2012
- Beteiligte (aventurisch / irdisch): Patriziat und Nobilitat Efferdas, Bürger und Einwohner der Republik / Count, Kanbassa; Dajin, Elanor, di Onerdi, Varducchio, Vinarii, / di Piastinza
- Schauplatz: Senat von Efferdas, Stadt Efferdas und Umland
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Soeben wurde dem Senat mitgeteilt, das bereits Besitztümer der Raloffs von aufgebrachten Bürgern geplündert werden.
Vitello erhält Nachricht
"Im Senate sprechen Senatoren und jene die dazu aufgefordert werden! Nehmt euch ein Beispiel an dem Baron von Parsek, Kapitana und bittet in Zukunft um das Wort bevor ihr sprecht! Sonst könnte ich mich gezwungen sehen festzustellen, das wir eure Anwesenheit hier vorerst nicht mehr benötigen.", wies der Primos die von Efferdas zurecht, "Doch euren Einwand, die Lasten der Krise auch dem Verursacher in Rechnung zu stellen, will ich nicht übergehen. Mir scheint es in der Tat...Ja?"
Während der Primos sprach, hatte sich ihm ein Senatsdiener genähert, welcher auf sein Zeichen an ihn heran trat und sich zu ihm beugte. Vitello Slin hob die Augenbrauen, ob der Nachricht die ihm überbracht wurde. Dann gab er dem Diener ein Zeichen sich wieder zu entfernen.
"Verehrte Senatoren, Baron von Parsek," wandte er sich wieder an die Versammelten, "wie mir soeben zugetragen wird, ist die Lage in der Stadt dramatischer als bisher angenommen. Waren uns bis jetzt nur einzelne Übergriffe gemeldet worden, so muss ich nun mitteilen dass ein Mob über das Hauptkontor der Familie Raloff im Hafen hergefallen ist. Auch bei der Banca di Coverna und im Fuhrhof soll es nicht besser aussehen. Es müssen wohl weitreichende Maßnahmen ergriffen werden um Leib und Gut in Efferdas zu schützen. Ich bitte daher die Anwesenden um Vorschläge."
Autor: Count
Reaktionen von Orleane und Esteban
Orleane mustert den Primos freundlich lächelnd mit leicht geneigtem Kopf, steht dann auf und verlässt den Senat.
Vitello sah der Kapitana nach – sollte er sie zurückrufen und ihr bedeuten, das Ende der Sitzung oder eine Aufforderung zum Gehen abzuwarten? Nein, denn dann würde sie mit Sicherheit provozieren, dass er seine Drohung wahr machte. Sie war zwar eine Efferdas, doch dies hier war der Senat und er war – mühsam genug – zu dessen Vorsitzenden gewählt worden, um die verschiedenen Meinungen auszutarieren, nicht um sie zu verstärken. Den Eindruck, doch nur Vasall eines anderen zu sein, wollte er auf jeden Fall vermeiden. Und dennoch: die von Efferdas waren lange Verbündete, der Delphin gar sein Enkel. Mit Elanor wäre es einfacher; vor der Republik war das Verhältnis klarer. Vitello straffte sich. Natürlich, Baronin Elanor war schließlich auch Senatorin. Mit ihr hätte sich die ganze Situation gar nicht ergeben.
Esteban dachte nach. Wenn hier einer das Hauptkontor der Raloffs plündern sollte, dann ja wohl die hier Anwesenden. Nein, das ging wahrlich zu weit.
"Bei allem Verständnis, Plünderungen können wir hier nicht erlauben! Das ist ein Angriff auf die Ordnung der Stadt! Ich erwarte, dass die Garde hier entschieden eingreift!"
"Ich bin mir sicher dass die Garde bereits tut was ihr möglich ist, Senator di Camaro. Wir sollten uns an der Anfangstage der Republik besinnen und weitreichendere Maßnahmen als die Stadtgarde allein in Betracht ziehen?", entgegnete Vitello.
Autoren: di Camaro, Elanor & Count
Halcas flammende Rede
Nach der Mitteilung des Primos wusste Halca nicht so recht, ob sie nur verwundert oder schockiert sein sollte. Plünderungen?? Was ging hier vor?! Wie konnten sich die Dinge praktisch aus dem Nichts so überschlagen? Was würde als nächstes kommen? Die wiederauferstandenen Strozzacken vor der Stadt? Ein Erd- oder Seebeben, das die Stadt in Trümmer legen und ersäufen würde? Sie fühlte sich von der Entwicklung der Lage völlig überrollt und verunsichert. Auf ihr Zeichen hin erhielt sie erneut das Wort und legte die Kraft all ihrer Verwirrung und Empörung in ihre Worte - und ihre Stimme bebte nur darum nicht, weil sie den Nachdruck und den Zorn ihrer Worte laufend steigerte, bis sie am Ende fast schrie:
"Senatoren! Wenn die Stadtgarde nicht imstande ist, die Speicher und Kontore von Efferdas zu schützen, wie können wir dann davon ausgehen, dass eine geordnete Versorgung der Stadt überhaupt möglich ist? Muss nicht zunächst der Demos in die Schranken verwiesen werden, bevor wir über Hilfslieferungen sinnieren können? Ist der Schutz ehrenwerter Bürger derzeit überhaupt gegeben? Oder wird als nächstes das Patriziat die Stadt verlassen müssen? Wann wird der Pöbel an den Türen des Senats rütteln? Wenn wir mit den dafür vorgesehenen Kräften die Ordnung nicht wahren können, wäre der Senat gut beraten, seinen Angehörigen die Wahl der Mittel zur Behebung dieser Krise freizustellen! Ich beantrage daher, dass die schnellstmögliche Heranziehung militärischer Kräfte von außerhalb unverzüglich beschlossen werden möge!"
Diesen Antrag hatte sie nicht geplant, als sie aufgestanden war, aber er drängte sich ihr beim Reden geradezu über die Lippen, als ob ihre eigene Verunsicherung und die bedrohte Souveränität des Senats ein und dasselbe wäre. Danach fühlte sie sich besser! Sie setzte sich erst dann wieder, als ihr am Blick des Primos auffiel, dass ihre Wortmeldung darum nicht als beendet angesehen wurde, weil sie immer noch stand.
Autor: DiPiastinza
Der Primos sucht eine Entscheidung
Nach der heißblütigen Rede der Senatorin herrschte Stille im Senat. Alle Anwesenden schienen ihre Worte erstmal in Ruhe zu bedenken und ihre Bedeutung zu erfassen. Schließlich lag es am Primos, das Schweigen zu brechen:
"Eure Worte zeigen deutlich die Lage in welcher wir uns befinden, Exzellenz Thirindar. Umso weniger duldet diese Verzögerung wie ich euren Worten entnehme. Darum, damit ein jeder von uns beginnen kann, die notwendigen Vorkehrungen zu treffen, schlage ich dem Senat folgendes in seiner Gesamtheit zum Beschlusse vor:
Zum Ersten:
Zur Wiederherstellung und Sicherung der praiosgefälligen Ordnung in Stadt und Land sollen sich Marescal- und Ordinarkapitanat miteinander verständigen und jedes Mittel nutzen, welches ihnen gegeben ist um der Lage Herr zu werden.
Hier wollen wir die Gelegenheit nutzen, den anwesenden Baron von Parsek um Beistand zu bitten und unterstützen im Gegenzug sein Werben für die "Köhler von Parsek" in Efferdas zu den erörterten Bedingungen: Freier Zug nach und von Parsek und Yardêk.
Zum Zweiten:
Dem Municipalkapitanat obliegt es ab sofort, die Versorgung der Bürger der Stadt Efferdas sicherzustellen und die notwendigen Vorkehrungen zu treffen. Ob der Kosten soll das Fiskalkapitanat konsultiert werden, denn
Zum Dritten:
gemäß dem Vorschlag der Fiskalkapitana von Efferdas, hat die Familie Raloff die Kosten der von ihr verursachten Krise zu begleichen. Deshalb ist ab sofort jedweder Besitz der Familie Raloff in den Grenzen der Belhankanischen Republik Efferdas zur Sicherung der Ansprüche und Begleichung der Schäden konfisziert.
Verehrte Senatoren, erhebt eure Stimme zur Zustimmung oder zum Einwande."
Autor: Count
Die Reaktionen
Als Erster erhob sich Senator Changbari zur Aufforderung des Primos: "Eure Vorschläge finden meine Unterstützung Primos. Doch, ihr möget mir meinen Einwand verzeihen, Baron von Parsek, möchte ich dass eine Entscheidung zu den Köhlern von Parsek erst nach Beendigung der Unruhen in der Stadt getroffen wird. Gegenteilig zu den Problemen die vor uns liegen, ist der Aufbau der Stadt Parsek ein Projekt, welches noch viel Zeit benötigen wird und deshalb auch nicht eine sofortige Entscheidung benötigt."
Einige der Senatoren verfielen, kaum dass Massimiliano wieder gesetzt hatte, in angeregtes Flüstern. Vitello wollte längeren Beredungen zuvorkommen und ergriff darum gleich wieder das Wort: "Ich erkenne euren Einwand an, Exzellenz Changbari. Darum stelle ich meinen Vorschlag der offiziellen Unterstützung des Senats für die Anwerbung der "Köhler von Parsek" für den heutigen Tag zurück. Jedoch versichere ich dem Baron von Parsek im gleichen Zuge meine persönliche Unterstützung und bitte diejenigen im Senate, welche ähnlich denken, dies hier auch kund zu tun."
Diese letzte Änderung fand Zuspruch in der Mehrheit des Senates und einige Senatoren sagten sofort zu, den Baron von Parsek persönlich in seinem Ansinnen zu unterstützen, sollte nicht der Senat als Ganzes sein Wohlwollen aussprechen.
Autor: Count
Klageworte eines Gastes
Der Gesichtsausdruck des Barons hatte sich während der Reden der Senatoren deutlich verändert, die Worte Massimilianos hatten sogar zu einem finsteren Funkeln in seinen Augen geführt. Schließlich bat er um das Wort und erhob sich.
"Verehrte Senatoren," sprach er mit nur dem Mindestmaß an Höflichkeit in der Stimme, "Nicht als Bittsteller bin ich vor dieses Haus getreten. Bei meinen Angeboten handelte es sich lediglich um gut gemeinte Vorschläge, für die ich mir ein wenig Unterstützung erhofft hatte", wobei er den Primos lange Augenblicke direkt ansah.
"Ich hatte im Sinn, die Situation in Efferdas zu entschärfen, indem man einige Menschen ohne Arbeit und Geld aus der Stadt bringt und ihnen zugleich hilft. Genau jenen also, die just in diesem Moment das Kontor der Raloffs plündern und die Ordnung des Senats mit Füßen treten!" Ein wenig laut war der Baron geworden, doch leiser fuhr er fort. "Mir scheint, der Senat unterschätzt die Situation ein wenig, denn über das Maß bürokratische Lösungen könnten zu spät kommen. Wenn aber in den Reden einiger Senatoren der Verdacht das Wort führt, ich wolle die Republik mit meinem Vorschlag hinters Licht führen oder ihr gar schaden, so bin ich davon zutiefst betroffen und betrübt. Das, meine Herren, meine Damen, hat mein Angebot zur Hilfe nicht verdient. Jedoch, ich nehme es zur Kenntnis.
Was Parsek angeht, so bin ich dankbar für jede Unterstützung, die ein Efferdier zu leisten bereit ist – ich bin mir sicher, dies würde auch das Wohlwollen meines guten Herrn Eolan erfahren. Doch dazu ist heute nicht der Tag. Der Palazzo meines Hauses ist immer offen für einen Senator von Efferdas, auch vor dem Senat mögen wir diese Fragen erörtern. Heute aber geht es um die Probleme dieser Stadt, und dies scheint eine causa zu sein, die der Senat selbst lösen will. So will ich die Zeit der geschätzten Senatoren nicht länger beanspruchen."
So setzte Nicolo sich wieder, legte die Fingerspitzen aneinander und verbarg seine Gedanken hinter einer ausdruckslosen und unlesbaren Miene. (*)
(*) Der geneigte Leser mag die Gedanken des Barons jedoch selbst nachlesen (= Meisterinformationen).
Autor: di Onerdi
Der Primos beendet die Sitzung
Nach den Worten des Barons herrschte, wie so oft am heutigen Tage, Stille im Senat. Und wie so oft, durchbrach die sonore Stimme des Primos dieselbige.
"Die heutige Sitzung ist hiermit beendet. Die gefasste Beschluss ist sofort den beteiligten Kapitanaten kundzutun. Der Senat tritt am morgigen Tage zur selben Stunde wie heute wieder zusammen um den Fortschritt der Bemühungen zu begutachten und über die Causa der "Köhler von Parsek" abzustimmen." Während sich die Schreiber und Diener aufmachten, den Willen des Senates in die Tat umzusetzen, war auf den Gesichtern einiger Senatoren, allen voran Massimiliano Changbaris, Verblüffung zu sehen – bereits morgen sollte über die Köhler von Parsek entschieden werden? Vitello erhob seinen massigen Körper von seinem Sitzplatz und steuerte auf die Gruppe zu. "Exzellenzen, ich würde es überaus begrüßen, wenn ihr eine Möglichkeit seht, Eure Vorbehalte bis zum morgigen Tage noch weiter hintanzustellen als ich die Entscheidung gegen welche ihr sie hegt. Bedenkt, dass wenn Efferdas seinen Verbündeten nicht vertraut, es niemandem vertrauen kann."
"Wie sehr man einem sikramtaler Ritter trauen sollte, wenn er irgendwo eine Opportunität sieht, hat uns Reon Torrem oft genug gelehrt. Glaubt ihr wirklich dass nur einer zurückkehren wird, wenn er einmal auf dem Land der Onerdis angekommen ist", entgegnete Massimiliano geradeheraus.
"Denkt ihr wirklich, dass der Baron von Parsek wegen 50 oder 100 Seelen den jungen und schwer erreichten Frieden am Sikram aufs Spiel setzen wird, der auch in 10 Götterläufen noch nicht alt sein wird? Ich werde es morgen erfahren", konterte Vitello und wandte sich zum Gehen.
Nach seinen Worten an die Senatoren suchte er sofort den ebenfalls im Gehen begriffenen Baron von Parsek auf: "Diesem Senate nicht angehören zu wollen, war wohl eine eurer weisesten Entscheidungen, Baron, es ist ja schlimmer als vorher. Doch ich denke, ich werde diese beschämende Farce morgen beenden können. Verzeiht mir weiterhin, wenn ich euch um die Versicherung bitte, dass der Inhalt unserer gestrigen Unterredung auch morgen noch Bestand hat, wenn der Senat zu einem vernünftigen Beschlusse kommt."
Autor: Count
Der Baron steht zu seinem Wort
"Ihr sprecht mir wahrhaft aus der Seele, verehrter Primos. Es ist doch unerhört, muss ich mich von diesem senilen Changbari als Bettler darstellen lassen?!" Der Parseker dachte einen Moment nach, ehe er fortfuhr. "Verzeiht meine Wortwahl. Natürlich stehe ich zu meinem Wort, sei es heute oder morgen. Ich weiß zwar nicht, ob manches nicht in einigen Tagen zu spät sein könnte, aber sei es, wie es sei. Bitte habt aber Verständnis dafür, dass ich mich nicht zum Objekt solcher Dispute herabwürdigen lasse. Ich habe auch anderswo zu tun, und meine Abwesenheit mag morgen sogar richtig verstanden werden, wenn Phex und Hesinde wollen. Das Haus di Onerdi ist ja auch ohne meine Person in Efferdas vertreten &ndash ah, seht nur, wie passend."
Vor der Tür des Sitzungssaales erwartete seine Schwester Tariya den Baron. Ein Blickwechsel reichte ihr, um Nicolos Stimmung zu erkennen. "Baron," meint sie daher, "Ihr seid selbstverständlich wenig zufrieden mit dem Verlauf dieser Sitzung. Kann ich etwas für Euch tun?" Nicolo runzelte kurz die Stirn, bevor er antwortete. "Ich denke, das könnt Ihr, Signora..."
Autor: di Onerdi