Briefspiel:Sturm auf Amardûn

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Stadt Sewamund klein.png Briefspiel in Sewamund Herzogtum Grangor.png
Datiert auf: ab Ende 1045 BF Schauplatz: vor allem Stadt und Baronie Sewamund, darüber hinaus Phecadien und benachbarte Landstriche Entstehungszeitraum: ab Frühjahr 2023
Protagonisten: alle Sewamunder Familien, sowie diverse externe Machtgruppen Autoren/Beteiligte: Haus Amarinto.png Amarinto, Haus Tribec.png Tribec, Haus di Piastinza.png DiPiastinza, Familie Luntfeld.png Luntfeld, Familie della Carenio.png Carenio, Familie Degano.png Marakain, Familie van Kacheleen.png Kacheleen, Familie Vesselbek.png Vesselbek, Familie Cortesinio.png Cortesinio, Haus Carson.png OrsinoCarson, Haus della Pena jH.png Horasio, Haus ya Pirras.png VivionaYaPirras, Familie Gerber.png Gerberstädter
Zyklus: Übersicht · Präludium - 1045 BF · Der Eklat - Praios 1046 BF · Der Selziner Schwur - Rondra 1046 BF · Interludium - Efferd 1046 BF · Der Tag der Treue - Travia 1046 BF

Ausgespielte Geschichten: Ruf nach Phecadien · Die Sewamunder Delegation in Shenilo · Sturm auf Amardûn · In den Kerkern von Amardûn · Das Treffen der Verschwörer · Ein Gespräch zur Rosenstunde · Sewamunder Delegation bei Irion von Streitebeck · Trauerfeier für Leonardo Cortesinio · Treffen bei Tovac · Reise ins Unbekannte · I · II · III



4. und 5. Travia 1046 BF, Feste Amardûn

Autor: Amarinto, Gerberstädter, VivionaYaPirras

Zusammenfassung: Das Heer von Baron Irion von Streitebeck erstürmt die Feste Amardûn während das Dorf Amarinto einem vernichtenden Brand zum Opfer fällt. Die Kastellanin Cariana Amarinto und ihre Knappin Methelessa Gerber verteidigen mit wenigen Bewaffneten den Burgfried und müssen sich, nachdem der Kampf verloren ist, den Anführern des feindlichen Heeres ergeben.


Die Ruhe vor dem Sturm

Cariana Amarinto organisiert die Verteidigung des Familien-Stammsitzes
Methelessa Gerber steht mutig an der Seite ihrer Schwertmutter

Cariana Amarinto, ihr Onkel Rimaldo und dessen Gattin Fulminia d'Illumnesto erreichten schnellen Schrittes die Festung, während das Haupttor hinter ihnen geschlossen und verriegelt wurde. Sie waren außer sich vor Wut, Rimaldo Amarinto brüllte für alle hörbar: "Ist der Mann denn vollkommen verrückt? Was ist nur in ihn gefahren?" Methelessa Gerber stand auf dem Wehrgang, zusammen mit Rimaldos Knappin Gilia von Ardenhain. Die Nichte der Stadtvögtin von Venga war älter als Methelessa und stand kurz vor ihrem Ritterschlag. Gemeinsam mit ihrem Schwertvater war sie vor wenigen Wochen nur knapp einem Hinterhalt in Osthzweyg entkommen. Sie starrten gemeinsam auf die an mehreren Stellen im Dorf aufsteigenden Rauchsäulen und sahen sogar schon Flammen in den oberen Stockwerken der Häuser auflodern. Gilia murmelte ungläubig: "Sie haben wirklich das Dorf angezündet." Sie wirkte bleich und bemühte sich gar nicht, ihre Angst zu verbergen. Dann wandte sie sich zu Methelessa um. "Sie werden die Festung stürmen, Methelessa." Sie umarmte die jüngere Knappin. "Möge Rondra uns gnädig sein..." Methelessa hatte das Heer des Barons gesehen, es war den wenigen Verteidigern sicherlich fünf, sechs oder gar achtfach überlegen und bestand aus kampferprobten Söldnern und Veteranen. In der Festung gab es dagegen nur eine Handvoll Waffenknechte, Bogenschützen sowie einige Milizionäre. Sie waren hoffnungslos unterlegen.

Methelessa wusste nicht was sie mehr bestürzte, die hoffnungslose Übermacht, die sinnlose Zerstörungswut oder daß Gilia, die sie als unerschrockene und kampfstarke Streiterin kennengelernt hatte, so offen ihre Angst zeigte. Die junge Efferdierin erwiderte die Umarmung und drückte die ältere und erfahrenere Kappin, mit der sie schon so einige Übungskämpfe bestritten hatte und von der sie schon so manchen Kniff gelernt hatte. "Die Donnernde wird über uns wachen!" Die Umarmung schien beiden jungen Frauen Kraft gegeben zu haben, sie lächelten sich zu und klopfen sich gegenseitig auf die Schultern. "Dann lass uns nach unten gehen."

Die Veteranin Josmina Galfard lässt es sich nicht nehmen selbst in den Kampf zu ziehen

Unten im Burghof erteilte Cariana Amarinto den Milizionären, allesamt kräftige Burschen und Mädels aus Amarinto und den Weilern der Umgebung, mit ruhiger aber fester Stimme Befehle. Verschiedene Gruppen, der in leichte Kettenrüstungen und mit Speer und Schild oder Glefe bewaffneten Milizionäre bewegten sich zu verschiedenen strategisch wichtigen Punkten der Burg. Die professionellen Waffenknechte, erfahrene Veteranen die zum Teil bereits in der Phecadigarde, bei den Bethaner Bognern und in verschiedenen Söldnereinheiten gedient hatten, positionierten sich im und über dem Torhaus da von dort der Hauptangriff erwartet wurde. Als die beiden Knappinen bei Cariana und den anderen Mitgliedern der Amarinto angekommen waren, trat gerade die bereits über 70 Götterläufe zählende Josmina Galfard aus dem Burgfried. Auch sie hatte ihre Plattenrüstung angelegt und ihr Schwert gegürtet. Mit entschlossenem Blick trat sie in den Kreis der Anführer. Rimaldo Amarinto war außer sich vor Wut, das war ihm anzusehen. Erst vor wenigen Wochen war er vermeintlich von der seit langem als schwer erkrankt und zurückgezogen lebenden Comtessa Alwene von Wiesen-Osthzweyg zu einer Unterredung nach Osthzweyg gerufen worden. Als er jedoch dort angekommen war, lief er direkt in einen Hinterhalt von deren Nichte, der Illusionsmagierin Alara von Wiesen-Osthzweyg, welche ihn mit magischen Mitteln überrumpelt hatte. Er und seine Knappin Gilia konnten gerade so mit dem Leben davonkommen, Rimaldos Adjutant und seine beiden Waffenknechte waren jedoch erschlagen worden. Rimaldos Wunden aus diesem Kampf schwächten ihn noch immer.

Rimaldo Amarinto kämpft seine letzte Schlacht

"Der Streitebeck hat den Verstand verloren. Jetzt hat er auch noch Amarinto angezündet! Ich glaube, er will das Haus Amarinto gewaltsam aus dem Weg räumen, da er in uns die größte Bedrohung für seine Machtübernahme in Sewamund sieht. Mit den Pffersäcken wird er sich schon irgendwie einigen können, aber wusste, dass wir niemals nachgeben würden." sprach er aufgebracht und immer wieder keuchend, um Luft zu holen. Cariana wandte sich an alle, Fatalismus lag in ihrem Blick: "Er sagte alle sollten dies als Warnung sehen, was diejenigen erwartet, die sich ihm in den Weg stellen." Sie schüttelte den Kopf. "Wie konnten wir uns in diesem Mann so täuschen. Natürlich hatte ich nie Zweifel an seinem Machthunger, aber ich dachte sein Vorgehen bei der Sewamunder Fehde war damals eine wohlkalkulierte Eskalation. Ich hätte nie gedacht, er würde dies noch steigern können und wollen."

Fulminia d'Illumnesto, die Gattin Rimaldos, trug den scharlachroten Wappenrock des Heilig-Blut-Ordens. Mit flammendem Blick wandte sie sich an die Runde: "Baron Irion spuckt auf die Werte, die uns der göttliche Horas lehrt. Niemals können wir ihm nachgeben." Nun meldete sich die sanfte Stimme der alten Rittterin Josmina Galfard, sie lächelte. "Wir alle wissen, was uns nun bevorsteht. Wir können die Festung nicht halten, nicht mit so wenigen Kämpfern und nicht gegen diese Übermacht. Wir können ihnen nur einen letzten Kampf liefern, ein Kampf, dessen Waffengeklirr bis nach Alveran dringt und die Leuin zufriedenstellt. Unser Opfer wird, so die Leuin es will, die Sewamunder überzeugen, dem Baron nicht nachzugeben und ihre Entschlossenheit stärken, den Tyrannen zu stürzen. Das ist unsere Aufgabe und unsere Bestimmung." Ihr Mann Rondrician, Rimaldo, Fuliminia und Cariana nickten stumm.

Fulminia d'Illumnesto steht ihrem Mann Rimaldo bei

Dann wandte sich Cariana an an die beiden Knappinen. "Gilia, Ihr steht Signor Rimaldo auf dem Torhaus bei. Methelessa, ihr folgt mir. Wir werden den Burgfried verteidigen." Gilia nickte und folgte Rimaldo hinauf zum Torhaus.

Die Schwarzhaarige nickte Gilia mit einem trotzigen Gesichtsausdruck noch einmal aufmunternd zu, ehe sie ihrer Schwertmutter mit einem fast schon enthusiastischen "Jawohl Signora!" folgte. Ihre erste, wenn vielleicht auch ihre letzte Schlacht. Aber es war ihr egal sie würde Cariana Amarinto stolz machen und sich das Wohlwollen Rondras verdienen. Es gab Schlimmeres als einst zu den Helden von Amardûn gezählt zu werden, die lieber im glorreichen Kampf gefallen waren als das Knie vor einem Tyrannen zu beugen. Plötzlich war ihr Körper von einer wohligen Wärme und ihr Geist von einem unerschütterlichen Kampfeswillen erfüllt.

Methelessa und Cariana gingen dagegen zum Burgfried. "Methelessa, ihr habt Eure Ausbildung gerade erst begonnen. Ich kann nicht von Euch erwarten, dass Ihr Euer Leben, welches gerade erst begonnen hat, der göttlichen Leuin opfert. Geht kein Risiko ein und ergebt Euch, wenn es an der Zeit ist. Sagt ihnen, dass Ihr aus der angesehenen Patrizierfamilie Gerber aus Efferdas stammt. Dann werden sie Euch nichts antun. Die Aussicht auf ein Lösegeld ist Euer bester Schutz vor Tod, Folter und Vergewaltigung. Versprecht es mir!"

Ein kalter Schauer durchfuhr den Körper der jungen Frau und ein seltsam unangenehmes Gefühl breitete sich in ihr aus. Kurz zögerte sie und schluckte die spontane Antwort mühsam hinunter. Eigentlich wollte sie etwas sagen wie: 'Ich werde an eurer Seite kämpfen bis wir siegen oder es der göttlichen Leuin gefällt mich zu sich zu rufen!' erinnerte sich dann aber an Cariana’s Worte bei ihrem allerersten Ausritt: 'Und stellt meine Entscheidungen in Zukunft nicht mehr in Frage. Ab jetzt möchte ich in solchen Fällen nur noch 'Ja, Signora!' hören.' Sichtlich enttäuscht senkte sie ihren Blick und entgegnete mit halblauter, resignierter Stimme: "Ja, Signora!" Sie fühlte sich jetzt schon wie ein ehrloser Feigling, so würde sie sicher nicht das Wohlwollen Rondras erringen, aber sie wollte, gerade in dieser Situation nicht den Unwillen Carianas auf sich ziehen und so hob sie ihren Blick, sah der stolzen Castellanin der Feste Amardûn, die sie so sehr bewunderte, fest in die Augen und fügte etwas lauter hinzu: "Wenn das euer Befehl ist Signora werde ich so handeln!" sie hoffte so sehr dass Signora Amarinto nun irgendetwas anderes sagen würde, denn sich ergeben war ganz und gar nicht das was sie tun wollte, aber sie hatte nun einmal geschworen den Anweisungen ihrer Schwertmutter Folge zu leisten und es würde der Stürmischen auch nicht gefallen wenn sie ihren Schwur brach.

Cariana stoppte, wandte sich zu Methelessa, packte sie an beiden Schultern und sah ihr durchdringend in die Augen: "Ja, das ist mein Befehl. Du wirst in der Zukunft noch genug Gelegenheiten haben Rondras Wohlwollen zu erringen. Ein leichtsinniger Opfertod, bevor du deinen Ritterschlag erhalten hast, wird sie nicht beeindrucken." Die Knappin war ein bisschen erschrocken ob der Eindringlichkeit von Carianas Blick und vor allem ihrer Stimme. Beschämt blickte Methelessa zu Boden "Ja, Signora, ich verstehe!" Sie gingen weiter zum Bergfried. Dort warteten bereits zwei Waffenknechte, Oslak und Gismond, beide waren Veteranen des Thronfolgekriegs und hatten mit Carianas Vater Darion Amarinto in Ruthor und in der Schlacht von Morte Folnor gegen die Almadaner gekämpft. Hinzu kamen fünf Milizionäre und die rüstige Esquiria Josmina Galfard. Cariana wandte sich an den kläglichen Haufen Verteidiger: "Es ist so weit, die Truppen des Barons werden wohl schon bald die Festung stürmen. Wir sind die letzte Verteidigungslinie. Möge Rondra mit uns und Boron unseren Seelen gnädig sein." Gemeinsam richteten sie ein Gebet an die Zwölfgötter und bereiteten sich auf den Angriff vor.

Methelessa betete so konzentriert wie noch nie und sie bat die Alveransleuin sie möge Cariana Amarinto zur Seite stehen und ihre Schwertmutter die Schlacht gesund überstehen lassen und wenn es der Sturmherrin gefiel, wollte sie ihr ihr Leben dafür geben.

Gemeinsam beobachteten Cariana und Methelessa, wie das Dorf immer mehr von den Flammen verschlungen wurde und sich die Truppen des Barons um die Festung positionierten. Sie sahen allerlei Banner und Feldzeichen, die meisten davon waren Methelessa nicht bekannt. Eines sah besonders ungewöhnlich aus, eine schwarze Schlange, welche sich um ein Schwert wandte, auf rotem Grund. Beiläufig sagte Cariana ohne Vorwarnung: "Falls ich fallen sollte, wird mein Bruder Drugon Eure Ausbildung übernehmen. Ihr habt ihn ja bereits getroffen, er ist ein ehrenhafter Ritter und wird Euch alles genauso gut beibringen wie ich." Methelessa erinnerte sich an Signor Drugon. Er war stets sehr freundlich zu ihr und sehr gebildet, aber seine Frau, die Sewamunder Kaufmannstochter Svelinya van Kacheleen, war ein brodelnder Vulkan. Sie war selbst keine Kriegerin und hatte eine eher phexische Perspektive, was sie unter den Amarinto zu einer Ausnahme machte.

Erschrocken blickte Methelessa zu Cariana "Sagt so etwas nicht Signora Amarinto, bitte! Ihr werdet leben! Die Donnernde wird über euch wachen, ich weiß es einfach!" unwillig schüttelte sie ihren Kopf so dass ihr langes, schwarzes Haar wild umher flog "IHR WERDET NICHT FALLEN!" ihre Stimme nahm einen fast schon flehenden Ton an. "Ihr dürft einfach nicht fallen!" Tränen stiegen ihr in die Augen und sie wandte sich beschämt ab. Bei den Zwölfen, warum mussten ausgerechnet jetzt diese verdammten Tränen kommen?

Cariana blieb stehen. Ihr Gesicht hatte einen harten Ausdruck angenommen. Sie legte Methelessa die im Panzerhandschuh steckende Hand auf die Schulter. "Ich werde jedenfalls alles tun, um das zu verhindern." Sie blickte ihrer Knappin lange in die Augen, ihr Blick zeugte von eiserner Entschlossenheit. Dann ohrfeigte sie Methelessa. Nicht zu fest, es war keine Bestrafung, aber auch nicht zu leicht, denn es war mehr als eine symbolische Geste. "Jetzt reiß dich zusammen, unser beider Leben hängt davon ab, dass wir alles unwichtige ausblenden und uns vollständig auf das besinnen, was wir gelernt haben. Wir müssen tapfer sein, wie Rondra es uns gelehrt hat, aber auch listig wie ihr Bruder Phex, wenn wir diesen Kampf überleben wollen." Sie wandte sich wieder den Geschehnissen vor der Burg zu und zeigte auf ein Banner mit einer goldenen Kornblume auf rotem Grund. "Das ist die Splissergarde, die Hausgarde der Streitebeck. Allesamt erfahrene Veteranen, aber ehrenhafte Soldaten." Sie deutete auf ein Banner mit einem goldenen Kriegsflegel auf grünem Grund. "Waldberts Wehrhaufen, Söldner aus Andergast und Nostria, aber schon lange im Horasreich aktiv. Viele von ihnen sind Veteranen des Thronfolgekriegs." Cariana deutete auf weitere Feldzeichen und erklärte welche Truppen sich dahinter verbargen und was die jeweiligen Einheiten auszeichnete.

Methelessa war wortwörtlich schlagartig wieder fokussiert. Es war eine Mischung aus Schreck und Ärger. Schreck weil sie der leichte Schlag völlig überrascht hatte und Ärger über sich selbst, weil sie der Schlag getroffen hatte. Carianas Ohrfeige war weder besonders hart noch schnell geschlagen, wäre Methelessa konzentriert gewesen, wäre es ihr ohne größere Schwierigkeiten gelungen auszuweichen. Das machte der Knappin mit einem kleinen Schreck klar, dass sie jetzt die Nerven behalten musste, dass sie jetzt sich, ihrer Schwertmutter und Rondra beweisen musste, dass sie das Herz einer Kämpferin hatte. "Verzeiht Signora! Ich bin wieder bei Sinnen, ihr könnt euch auf mich verlassen!" Aufmerksam verfolgte sie die Ausführungen und Erklärungen ihrer Schwertmutter.

Der Sturm auf die Festung

Nachdem beide Seiten einige Pfeile und Armbrustbolzen ausgetauscht hatten und bereits zweimal ein Schauer aus Brandpfeilen die Festung überzogen hatte, konnten Cariana und Methelessa sehen wie sich ein Trupp von Söldnern mit Sturmleitern auf dem Weg zum Torhaus machte. Sie wurden angeführt von einem braungebrannten Condottiere mit wildem Haar und noch wilderem Blick, er trug einen Warunker Hammer und Kürass sowie stählerne Arm- und Beinschienen, aber keinen Helm. Neben ihm schritt ein Söldner mit langem Bart und trug das Feldzeichen der Einheit: Rot und Gold, senkrecht geteilt in der Mitte.

Dieser Condottiere wirkte wie ein Barbar und mit diesem Warunker Hammer, der wie eine Hellebarde mit kurzem Schaft aussah, war er ganz sicher ein Ernst zu nehmender Gegner...und ließ sicher keine Gnade walten.

Odarik Tayboîcher führt den Sturm auf die Festung an

"Die Drôler mit ihrem Condottiere Cavalliere Tayboîcher, man sagt, er wäre ein Fall für die Noioniten. Wenn sie das Torhaus frontal angreifen wollen, müssen sie wirklich verrückt sein." Etwas in Carianas Blick verriet, dass sie nicht wirklich glaubte, dass die Feinde sich so unnötig in Gefahr bringen würden. Ihr Befürchtungen wurden bestätigt, als sich zwei in Roben gehüllte Personen dem Sturmtrupp anschlossen. Beide gestikulierten mit den Händen und Armen und der Trupp setzte sich in Bewegung in Richtung des Torhauses. Die dortigen Verteidiger feuerten gezielte Pfeile ab, die jedoch einige Meter vor den Gegnern an einer unsichtbaren Wand abprallten und harmlos zu Boden fielen. "Bethaner Kampfmagier, unsere Chancen sind gerade nochmal dramatisch gesunken." konstatierte Cariana lakonisch. Währenddessen rückten die Drôler Söldner gefahrlos auf das Torhaus zu. Cariana wandte sich an die fünf Milizionäre. "Los verstärkt das Torhaus, sie werden schon bald die Leitern anlegen." Die fünf liefen in Richtung Torhaus los und ließen Cariana, Methelessa, Josmina Galfard und die beiden Waffenknechte alleine am Burgfried zurück.

Das wurde ja immer besser, Rondra wollte sie wirklich hart prüfen. Nein, nicht nur eine unbezwingbare Übermacht, jetzt auch noch Kampfmagier! 'Oh Herrin Rondra, schenke mir Kraft und Ausdauer, ich werde dir Ehre machen!' mit diesem Stoßgebet nahm sie den Schild vom Rücken und zog das Langschwert, welches sie von Cariana bekommen hatte. Erwartungsvoll und entschlossen blickte sie zur Castellanin, um ihren nächsten Anweisungen zu befolgen. Sie war fokussiert und keine Gefühlsausbrüche, würden sie nunmehr von dem Ablenken, worauf es ankam. Kämpfen, auf den Rücken der Mitstreiter achten und die Gebote Rondras befolgen.

Schon bald erklommen die Feinde das Torhaus im Schutz der magischen Barriere und heftige Kämpfe entbrannten oberhalb des Tores und auf den angrenzenden Mauerabschnitten. Die Sonne verschwand zugleich langsam unter den Horizont und tauchte die Szenerie in ein unwirkliches rötliches Schlaglicht, während die Brände im Dorf auch die im Schatten der Festung liegenden Teil Amarintos erhellten. Nach einiger Zeit hatte einer der Magier das Torhaus erklommen und machte sich, geschützt durch einen Trupp Schwertkämpfer auf den Weg in den Innenhof. Mehrfach versuchten Bogenschützen den Magier ins Visier zu nehmen, doch entweder prallten die Pfeile von einer magischen Rüstung ab oder wurden von den Schilden seiner Begleiter abgefangen. Mit einer letzten Kraftanstrengung wirkte er einen Zauber, der die Riegel des Tores zerbersten ließ. Kurz darauf schwangen die Torflügel auf und weitere Waffenknechte des Feindes strömten in den Innenhof, wo sich ihnen die in Reserve gehaltenen Milizionäre unter der Ordensritterin Fulminia d'Illumnesto und der Knappin Gilia von Ardenhain entgegenstellten.

Gilia von Ardenhain erlebt ihre Feuerprobe als Ritterin und zugleich die dunklen Seiten des Krieges

Methelessa verfolgte das Geschehen mit einer Mischung aus Wut und Verachtung. Magier waren elende Feiglinge, unehrenhaft wie Giftmischer oder Meuchelmörder, die im Geheimen und Verborgen töteten. Ohne dass sie selbst in echte Gefahr gerieten und ihren Opfern eine echte Chance zur Gegenwehr boten. Sie spuckte vor Verachtung und Ekel auf den Boden.

Cariana beobachtete die Vorgänge stoisch, auch wenn sie innerlich vollkommen aufgewühlt war. Sie deutete auf den Magier und wandte sich an Methelessa. "Das ist Cavalliere Lugarn Madaloni, Ratsherr in Venga. Ein ehemaliger Offizier der Horaslegion. Wir wussten nicht, dass er Baron Irion unterstützt. Womöglich hat dieser noch mehr Verbündete in Venga. Merk dir das, es könnte noch wichtig werden."

Lugarn Madaloni zerstört das Tor von Amardûn und öffnet so den Truppen des Barons den Zugang zur Festung

Ihre Knappin nickte "Ja, Signora!" und wiederholte in Stichpunkten die wichtigen Informationen, damit Cariana wusste, dass sie verstanden hatte. Und den Namen Lugarn Madaloni würde sie ohnehin nicht vergessen.

Inzwischen hatten weitere Truppen des Feindes die Verteidiger auf den Mauern und auf dem Torhaus eingekreist. Cariana und Methelessa beobachteten mit einem unguten Gefühl, wie Rimaldo Amarinto und sein Onkel, der rüstige Veteran Rondrician Amarinto, alsbald vollkommen alleine und umringt von Feinden auf dem Torhaus fochten. Methelessa konnte Carianas Gesicht im Profil sehen. Ihre Unterlippe zitterte und ihre Lippen formten unhörbar einige Worte. Methelessa hatte keine Erfahrung im Lippenlesen, aber sie glaubte Cariana hatte etwas wie: 'Ergebt auch!' gemurmelt.

Es war Methelessas erstes Gefecht und sie verfolgte gebannt an Carianas Seite das Geschehen.

Zûna da' Drûnabal erstürmt die Festung und bezwingt Rondrician Amarinto
Usvina Tribêc de Trebesco ist getrieben von ihrer Rache an den Amarinto

Der Kampf auf dem Torhaus wurde dramatischer als zwei schwer bewaffnete Kriegerinnen, die beiden Condottieras Zûna da' Drûnabal und Usvina Tribêc de Trebesco sich den beiden Amarinto entgegenstellten. Der Kampf Usvina Tribêcs, einer Veteranin der Dämonenschlacht, wo sie die horasischen Freiwilligen angeführt hatte, mit dem immer noch geschwächten Rimaldo Amarinto war dramatisch. Die in etwa gleich alten Krieger kämpften brutal und ohne sich zu schonen, doch konnte jeder sehen, dass Rimaldo zunehmend an den Grenzen seiner Kräfte angekommen war. Mit einem geschickten Manöver entwaffnete ihn Condottiera Usvina, sein Schwert fiel zu Boden und er selbst sackte kraftlos hinab auf seine Knie. Sie brüllte hasserfüllt, so dass man es überall auf der Festung hören konnte: "Und als nächstes hole ich mir deinen Neffen..." Dann rammte sie ihm das Schwert zwischen den Platten seiner Rüstung in den Leib. Sein lebloser Körper sackte langsam auf den Boden, Blut rann über Steine des Torhauses. Cariana Amarinto schloss wortlos die Augen als ihr Onkel fiel, im Kampfgetümmel im Innenhof hörte man einen verzweifelten Schrei, als Fulminia d'Illumnesto realisierte, dass ihr Gatte gefallen war. Sie zog sich kämpfend mit ihren wenigen Getreuen zurück in Richtung Burgfried.

Methelessa war sprachlos, natürlich war ihr klar, dass bei Schlachten Menschen verletzt und getötet wurden, aber dieses sinnlose, in ihren Augen ehrlose Abschlachten hatte sie nicht erwartet. Esquirio Rimaldo Amarinto war geschlagen und unbewaffnet, es gab keinen Grund, ihn noch zu töten.

Währenddessen war Rondrician Amarinto als letzter Kämpfer auf der Mauer verblieben und umringt von Gegnern. Er signalisierte, dass er bereit war sich einem Offizier zu ergeben. Ihm trat die gefürchtete drôler Condottiera Zûna da' Dûnabal entgegen. Als er ihr sein Schwert entgegenstreckte um sich zu ergeben, nahm sie es nicht an und lächelte sardonisch und rief "Nein, alter Mann. Ihr könnt Euch nicht ergeben. Ich fordere Euch zum Duell und ihr wollt doch Eure Göttin nicht enttäuschen?" Ihr raubtierhaftes Grinsen wurde durch die spitz angefeilten Eckzähne verstärkt. Rondrician Amarinto seufzte und nahm sein Schwert zurück. Er richtete ein kurzes Gebet an Rondra und dann begann der ungleiche Kampf mit der fast vierzig Götterläufe jüngeren Söldnerin. Er währte nur kurz, da der erschöpfte Veteran den kräftigen Hieben der jungen Drôlerin wenig entgegenzusetzen hatte. Nach einer Serie von fast schon arrogant lässigen Hieben sprang die Condottiera wie eine Raubkatze nach vorne und versetzte Rondriacian einen heftigen Tritt, welcher ihn von der Mauer mehrere Meter in den Burghof stürzen ließ, wo er gurgelnd liegen blieb und schließlich keinen Laut mehr von sich gab.

Tritt seinen letzten Gang in Richtung Rondras Hallen an - Rondrician Amarinto

Die Liste derer, deren Namen Methelessa niemals vergessen würde, wurde von Augenblick zu Augenblick länger! Und in ihr zerbrach eine Welt, sie war von einer Illusion, einem Traumbild getäuscht worden. Ritterlichkeit, Ehre, Edelmut, Respekt, paaah Worte für Bücher und Märchen. Sie sah jetzt mit eigenen Augen, dass sie in einer wirklichen Schlacht keine Bedeutung hatten. Töten um jeden Preis, das war es, worum es anscheinend ging.

Josmina Galfard hatte den Zweikampf ihres Gatten mit vor Schreck geweiteten Augen verfolgt. Als er von der Mauer in den Tod stürzte, verlor sie die Fassung und sank auf die Knie. Tränen liefen ihr über das Gesicht. Cariana kniete sich nieder und drückte den Kopf der viel älteren Ritterin an ihre Brust. "Möge die Herrin sich ihren Seelen gnädig zeigen." Die half Josmina wieder auf die Beine und reichte ihr das Schwert, welches sie fallen gelassen hatte.

Während Cariana sich um Josmina kümmerte, gab Methelessa den beiden Deckung mit ihrem Schild und achtete auf die Umgebung. Eine Mischung aus Wut und Verachtung und dem Wunsch nach Rache beherrschte sie. Dieses ehrlose Pack würde sie in Erinnerung behalten, wenn sie auch nicht alle Namen kannte, aber ihre Gesichter auf jeden Fall. So die Zwölfe ihr gnädig waren, würde sie für die Ereignisse hier Rache üben!

Fulminia d’Illumnesto und Gilia von Ardenhain hatten in ihrem Rückzugsgefecht fast den Burgfried erreicht. Das verbliebene Häuflein der Verteidiger umfasste vielleicht noch eineinhalb Dutzend Bewaffnete, während mehr und mehr Gegner in die Festung strömten. Cariana wandte sich wieder an Methelessa. "Geh den Drôlern und der Condottiera Tribêc aus dem Weg, du hast gesehen, zu was sie fähig sind. Versuch dich den Gardisten der Splissergarde zu ergeben, falls wir getrennt werden." Sie drückte die Knappin einen kurzen Moment an sich und umarmte sie.

Methelessa nickte, erwiderte die kurze Umarmung und entgegnete: "Rondra mit euch Signora!"

Dann zog sie ihr Schwert, brüllte "Amarinto invicta!" und stürmte dem ersten Gegner, einem jungen rothaarigen Söldner mit sandfarbenem Waffenrock, entgegen. Dieser hatte nicht mit einem so entschlossenen Gegenangriff gerechnet und wurde durch die anstürmende Cariana Amarinto umgeworfen. Sie stürzte durch die Wucht des Aufpralls auf ihn, zog mit der linken Hand ihren Scheibendolch und rammte ihm diesen zwischen Helm und Rüstung in den Hals. Blut sprudelte aus seiner Wunde, während er vergeblich mit schwachen Gesten nach ihrem Gesicht schlug. Sie drückte den Dolch umso härter in seinen Hals, bis er sich nicht mehr bewegte. Dann richtete sie sich wieder auf, ergriff ihr Schwert und suchte nach dem nächsten Gegner.

Mit kalter Entschlossenheit und dem Kampfruf "Amarinto invicta!" folgte sie Cariana. Unbesiegbar war mehr Wunsch und Hoffnung denn reelle Chance, aber sie würden sich teuer verkaufen. Sie lief links an Cariana und ihrem Gegner vorbei und warf sich dem nächstbesten Feind entgegen. Eine Spiessträgerin der Boronsottern, mit leichter Rüstung und wohl kaum zwei Götterläufe älter als sie. Dank ihres Anlaufs und der Tatsache, dass ihre Gegnerin sich auf einen der Waffenknechte des Hauses Amarinto, Gismond, konzentriert hatte, gelang es ihr, die überraschte Söldnerin mit einem heftigen Rempler zu Fall zu bringen. Allerdings hatte sie die Wucht des Aufpralls falsch eingeschätzt und geriet ihrerseits aus dem Gleichgewicht und stolperte noch weiter von Cariana weg. Die kampfunerfahrene Knappin geriet in die Reichweite eines Söldners mit Schwert, Schild und einem grün-goldenen Band am Arm. Dem ersten Hieb konnte sie ausweichen und es gelang ihr sich zu sammeln, ehe ihr Gegner den nächsten Streich führte. Abwechselnd traf Klinge auf Klinge, Klinge auf Schild, Schild auf Schild. Es war ein zäher Kampf und Methelessa merkte, dass es sie große Mühe kostete, sich den Attacken des bärtigen Söldners zu erwehren, daran selbst die Initiative zu ergreifen, war gar nicht zu denken. Plötzlich weiteten sich die Augen des Söldners, seine Bewegungen erstarrten, dann brach sein Blick, ein schmales Rinnsal Blut floss aus seinem Mundwinkel und er kippte zur Seite. Der Waffenknecht Gismond, dessen Gegnerin sie vorhin zu Fall gebracht hatte, war ihr zur Hilfe geeilt. Kurz nickten sie sich zu, ehe sich jeder einem neuen Gegner stellte.

Kurz erblickte Methelessa Cariana Amarinto, die gerade einem drôler Söldner einen Kopfstoß mit dem Helm versetzte und ihn dann mit einem Tritt gegen das Standbein zu Boden schickte. Dann zog ihr ein Söldner mit dem Hakenspiess die Beine weg und sie stürzte. Am Boden liegend schlug sie mit dem Schwert nach dem Angreifer und traf sein Bein, so dass er ebenso zu Boden ging, wo sich Cariana auf ihn warf und die beiden sich in einem tödlichen Ringkampf verkeilten.

Zugleich sah sie Gilia von Ardenhain, deren Rüstung bereits blutverschmiert war, ob ihr eigenes oder fremdes war jedoch kaum zu erkennen. Sie stürmte in den Nahkampf mit einem im gesamten Gesicht vernarbten Drôler und konnte ihn immer weiter zurückdrängen, bis er schließlich sogar seinen Schild fallen ließ. Siegesgewiss holte sie zum finalen Hieb aus, dieser wurde jedoch von einem Warunker Hammer geblockt. Condottiere Tayboîcher hatte sich dazwischen geworfen und packte ihren Schwertarm mit der einen Hand und mit der anderen versetzte er ihr einen krachenden Fausthieb ins Gesicht, der mit einem lauten Knacken ihre Nase brechen ließ, woraufhin sie schreiend zu Boden ging. Fulminia d’Illumnesto und Josmina Galfard konnte Methelessa nicht sehen, entweder waren sie bereits gefallen oder außerhalb ihres Sichtfeldes in Kämpfe verwickelt.

Mit dem neuen Gegner war das Schlachtenglück der Efferdierin Methelessa allerdings auch schon zu Ende. Zweimal kreuzten sich ihre Klingen, dann ließ der erfahrene Krieger, der einen roten Wappenrock mit goldener Mohnblume trug, sie ins Leere laufen und der Knauf seiner Axt traf sie hart am Kopf. Mit einer klaffenden Platzwunde von der Stirn über die Wange ging sie bewusstlos zu Boden. Offenbar hielt Boron ihre Zeit noch nicht für gekommen, denn der Krieger begnügte sich mit ihrer Kampfunfähigkeit und suchte sich einen neuen Gegner.

Nach der Schlacht

Als Methelessa wieder zu sich kam, war der Kampf bereits beendet. Um sie herum lagen Gefallene und Verwundete. Direkt neben ihr lag der Waffenknecht Gismond, ein Armbrustbolzen ragte aus seiner Brust, er war bereits tot. Sie konnte jedoch weder Cariana Amarinto, noch die anderen Ritterinnen unter den Gefallenen entdecken.

Ihr Kopf schmerzte entsetzlich, ihr war übel und ihr Mund staubtrocken. Mühsam kroch die Schwarzhaarige zu dem toten Gismond. Leer starrten seine leblosen Augen gen Himmel. "Möge Golgari dich sicher über das Nirgendmeer in Borons Hallen geleiten!" mit diesen Worten schloss sie die Augen des Gefallenen. Dann weckte etwas anderes ihre Aufmerksamkeit.

In der Nähe hörte sie ein Kreischen, welches das Stöhnen der Verwundeten übertönte. Sie richtete den Oberkörper auf. Durch den blutigen Schleier, der sich auf ihre Augen gelegt hatte, sah sie drei drôler Söldner, zwei braungebrannte kräftige Frauen mit geflochtenen Zöpfen, offenbar Zwillinge und den Mann mit dem vernarbten Gesicht. Sie trugen Gilia von Ardenhain zappelnd und kreischend zu den Ställen. Ihr Gesicht war blutig von dem Schlag des Condottiere, der ihr die Nase gebrochen hatte, aber ansonsten sah sie relativ unverletzt aus. Sie trugen sie in den nahe gelegenen Pferdestall und ihnen folgte Condottiere Tayboîcher, der die Türe hinter ihnen schloss. Kurz darauf verstummte Gilias Kreischen und es war nur noch ein dumpfes Wimmern zu vernehmen.

"Gilia!" es war mehr ein Krächzen als ein Rufen. Sie musste zu der Freundin, sie musste ihr irgendwie helfen.

Methelessa hatte sich gerade etwas gesammelt, da trat eine Gruppe der drôler Söldner an sie heran. Eine etwa 40 Götterläufe alte Söldnerin, der die oberen Schneidezähne fehlten, blickte zu ihr herunter und sprach mit dem südländischen Dialekt Harodiens: "Was haben wir denn hier, ein kleines Vögelchen mit gestutzten Flügeln? Hast du dich beim Sturz aus dem goldenen Käfig etwa verletzt, mein Schatz?" Die anderen Söldner lachten hämisch.

So schnell konnte sich die Situation ändern, statt sich Gedanken zu machen, wie sie Gilia helfen konnte, musste sie sich ganz schnell überlegen, wie sie sich selbst helfen konnte. Auf den guten und getreuen Gismond konnte sie nun nicht mehr zählen. Innerlich richtete sie sich auf und blickte der Söldnerin trotzig entgegen. Als sie jedoch versuchte aufzustehen trat ihr das zahnlückige Miststück gegen die Schulter und sie fiel mit einem schmerzvollen Stöhnen auf den Rücken und lag nun auf Gismonds Beinen, was ihr zusätzliche Schmerzen bereitete. "Bleib doch besser da unten, nicht dass sich das kleine Vögelchen noch mehr verletzt!" Lediglich die Kerle grinsten und höhnten, das Gesicht der alten Söldnerin blieb genau wie ihre Stimme erstaunlich emotionslos. Methelessa konnte weder Verachtung, Spott, Schadenfreude oder sonst eine Gefühlsregung erkennen. 'Gismonds Dolch!' schoss ein Gedanke durch Methelessas Kopf, sie hatte den Arm noch keinen fingerbreit in die Richtung bewegt, da erklang auch schon wieder die Stimme der Alten: "Lass das besser! Ich müsste dir sonst ernsthaft wehtun!" Ihr Blick ging zu dem Pferdestall, in den man Gilia gebracht hatte, dann gab sie den Männern ein Zeichen und sie packten Methelessa an Armen und Beinen und hoben sie hoch. Verzweifelt versuchte sich die Schwarzhaarige aus den festen Griffen der Söldner zu befreien. Schmerzerfüllt schrie sie auf, die Söldnerin hatte ihr mit der Faust zwischen die Beine geschlagen und diese Stelle war nicht nur bei Männern empfindlich. "Hör auf mit dem Theater, du wolltest doch zu dem anderen Vögelchen! Wir bringen Dich hin!"

"Lasst sie los. Sofort." Die befehlsgewohnte Stimme eines Offiziers durchschnitt scharf die Luft. Die Söldner zögerten kurz, aber folgten dann der Anweisung und ließen Methelessa unsanft auf den Boden fallen. Methelessa blickte in den von den immer noch lodernden Flammen im Dorf erhellten Nachthimmel über Amarinto. Plötzlich sah sie eine Hand auftauchen, die ihr gereicht wurde. Der dazu gehörende dunkelblonde Mann war attraktiv, sah gepflegt und schneidig aus in seiner rot-goldenen Uniform. Er trug deutlich sichtbar das Wappen des Hauses Streitebeck auf seiner Brust und war mit einem Langschwert in einer aufwändig verzierten Scheide bewaffnet. Zögernd ergriff sie seine Hand und mit ausdruckslosem Blick half er ihr auf die Beine, während sich die Söldner mürrisch davon machten und einige der Gefallenen nach wertvoller Ausrüstung durchsuchten. Der Offizier musterte Methelessa von oben nach unten mit strengem Blick. "Wie lautet Euer Name Signora?"

Rettet Methelessa Gerber aus den Fängen der Drôler Söldner - Yulion von Streitebeck

"Da..." 'Das geht euch einen Dreck an!' wollte sie sagen, beschloss dann aber ihr Glück heute nicht mehr unnötig auf die Probe zu stellen und schlug einen freundlichen Ton an: "Danke Signor, für die Hilfe! Ich bin Methelessa Gerber, Knappin der ehrenwerten Esquiria Cariana Amarinto, Castellanin der Feste Amardûn! Bitte Signor, ihr müsst noch einmal helfen, Gila von Ardenhain, Knappin von Esquirio Rimaldo Amarinto, sie wird dort drüben in dem Stall von Söldnern misshandelt! Bitte im Namen Rondras, ihr müsst dies Unrecht beenden!" Methelessa hatte beim Gedanken an die Freundin und was man ihr wohl gerade antat allen Trotz und Stolz fallen lassen und einen flehenden Ton angenommen. Wer immer dieser Mann war, er musste einfach helfen!

Der unbekannte Offizier zog eine Augenbraue hoch, aber zuckte mit keiner Wimper. "Gerber. Aus Efferdas, richtig?" Inzwischen waren zwei Gardisten, die ebenso einen rot-goldenen Wappenrock trugen, hinter den Offizier getreten. Ein Mann und eine hochgewachsene Frau mit kurzen blonden Haaren. Methelessa erkannte den Mann sofort, es war derjenige der sie mit dem Knauf seiner Axt bewusstlos geschlagen hatte. Sein Wappenrock war an einigen Stellen verschmutzt und mit Blut befleckt, manches davon vielleicht sogar ihr eigenes. Er selbst war unverletzt. Der Offizier deutete mit einer subtilen Geste in Richtung des Stalls, ohne jedoch seinen Blick von Methelessa abzuwenden. Die beiden Gardisten machten sich daraufhin auf den Weg zu Stall und betraten diesen. Während die Türe geöffnet war, konnte man deutlich das Lachen der Söldner im Inneren vernehmen. Der Offizier sah Methelessa weiterhin an. "Die Senatorenfamilie Gerber aus Efferdas?" wiederholte er seine Frage.

Methelessas Blick war an dem Axtkämpfer hängen geblieben und folgte ihm auf seinem Weg zum Pferdestall. 'Beeilt euch doch!' hätte sie am liebsten gerufen, doch sie konnte nur zusehen und betete zu Rondra, sie möge ihre Hand schützend über Gila halten. Als die Tür geöffnet wurde und sie deutlich das dreckige Lachen der Söldner hörte wäre sie am liebsten losgerannt, aber die feste Stimme ihres Retters drang in ihre Gedanken und langsam fast widerwillig wandte sie ihren Blick wieder ihm zu "Gerber, ja mein Großonkel ist Dettmar Gerber, Hochrichter und Senator der Republik Efferdas!" unbewusst hatte sie sich bei diesen Worten zu ganzer Größe aufgerichtet und stand nun kerzengerade vor dem Offizier. In ihrem Kopf herrschte Chaos, einerseits wollte sie den Mann nicht verärgern in dem sie sich wieder von ihm abwandte andererseits musste sie wissen wie es Gilia ging.

Er nickte zufrieden. "Gut, entschuldigt die unerfreulichen Umstände unseres Zusammentreffens Signora. Meine Name ist Cavalliere Yulion von Streitebeck, der Baron von Sewamund ist mein Onkel. Wenn Ihr mir nun bitte folgen möchtet?" Seine Stimme war freundlich, aber ließ keinen Widerspruch zu. Er bedeutete ihr mit einer höflichen Geste, sich in Richtung des Burgfrieds in Bewegung zu setzen. Kurz darauf verließen die drôler Söldner die Stallungen, sie lachten und scherzten miteinander und wurden von Methelessas ehemaligen Kontrahenten, der nun düster drein blickte, vor sich her geschoben. Ganz an der Spitze ging der Condottiere, sein Wams und Hemd waren aufgeknöpft und er verschloss seinen Gürtel und richtete seine Kleider zurecht. Dann strich er sich das wilde Haar in einer selbstzufriedenen Geste nach hinten. Er sah Methelessas ungläubigen Blick und verzog seinen Mund zu einem amüsierten Lächeln, dann warf er ihr im Vorbeigehen einen Kuss zu. Der Offizier neben ihr sah den Condottiere mit einem verächtlichen Blick an, aber sagte nichts. Ganz zum Schluss verließ die hochgewachsene blonde Gardistin die Stallungen, sie trug Gilia von Ardenhain, die sie über ihre Schulter geworfen hatte. Die Kleidung der Knappin war an mehreren Stellen zerissen und ihr Blick leer und abwesend, aber sie lebte. Der Offizier nahm seinen Umhang ab und legte diesen über Gilias geschundenen Körper, dann wandte er sich wieder an Methelessa und deutete erneut auf den Burgfried. "Nach Euch Signora."

Wieder herrschte Chaos in Methelessas Innerem! Wut, nein Hass auf diese drôler Barbaren, Angst und Sorge um Gilia, zu der sie am liebsten hingerannt wäre, Erleichterung dass die Hilfe für Gilia noch rechtzeitig gekommen war, eine Art Sympathie für Yulion von Streitbeck, den Feind und unglaubliche Schmerzen im ganzen Körper vor allem in ihrem Schädel! 'Reiß dich zusammen, du bist kein Kind mehr, verhalte dich endlich wie Signora Amarinto es von dir erwarten würde!' Sie hob selbstbewusst ihren Kopf und sah dem schlanken, hochgewachsenen Offizier fest in die Augen: "Cavalliere von Streitebeck, ich stehe in eurer Schuld! Möge die Alveransleuin fügen, dass wir uns zu anderer Zeit, an anderem Ort wieder begegnen und ich euch in einer schweren Stunde beistehen kann um diese Schuld zu begleichen!" Dann wandte sie sich um und ging festen Schrittes zum Burgfried. Ihr Blick war hauptsächlich auf den Burgfried fokussiert und sie schenkte dem Boden gerade so viel Aufmerksamkeit, um einen sicheren Weg zu finden und nicht zu stolpern, vermied es aber, auf die Toten zu achten. Zu viele vertraute Gesichter waren darunter, sie durfte nicht riskieren, ihre mühsam errungene Haltung und Fassung durch neuerliche Emotionen wieder zu verlieren.

Yulion von Streitebeck nickte anerkennend ob der rondrianischen Worte der junge Knappin und folgte ihr in den Burgfried. "Zum großen Saal." instruierte er sie auf dem Weg. Als sie am Rittersaal der Festung, wo sie vor einigen Monaten das erste Mal auf ihre Schwertmutter Cariana Amarinto getroffen war und ihre Knappschaft begonnen hatte, angekommen waren standen dort Gardisten im rot-goldenen Wappenrock der Streitebeck’schen Splissergarde Wache. Sie ließen die beiden sofort passieren und im Saal bot sich Methelessa ein seltsames Bild: Cariana Amarinto, die bis auf einige kleinere Blessuren unverletzt aussah kniete mit gefesselten Händen hinter dem Rücken auf dem Steinboden, vor ihr ging ein etwa 60 Götterläufe zählender Mann mit kurzen braunen Haaren, die an den Schläfen deutlich ergraut waren, auf und ab. Er trug hochwertige, aber schlichte Kleidung in dunklen Tönen und eine silberne Amtskette um den Hals. An seiner Seite hing ein Schwert in einer kostbaren, silberbeschlagenen Scheide die mit Aquamarinen verziert war.

Baron Irion von Streitebeck spricht mit den besiegten Verteidigern

Methelessa konnte nur noch einen Teil des Gesprächs mithören: "...unglückliche Fügung, aber mir bleibt leider keine Wahl. Ich hoffe Ihr versteht, dass ich Euch nicht gehen lassen kann, auch wenn ich Euren Mut und Kampfeswillen ehrlich bewundere. Eure Weigerung meinen Truppen freie Passage nach Sewamund zu gewähren, wird sicherlich Konsequenzen haben, aber ich versichere Euch, dass ich mich für Eure Integrität und Ehrenhaftigkeit verbürgen werde. Bis dahin seid Ihr unter Hausarrest gestellt und mein Ratgeber Signore ya Diamero wird die Verwaltung der Festung übernehmen." Er deutete auf einen jüngeren, adretten Mann der neben ihm am Tisch saß und dem Gespräch aufmerksam lauschte. Cariana sagte nichts, mit stolzem Blick sah sie zu ihm hinauf. Der ältere Mann nickte der Drôler Condottiera, welche Rondrician Amarinto mühelos im Zweikampf besiegt hatte, zu. Diese entblößte abermals ihre angefeilten Zähne zu einem Raubtiergrinsen. Aus der Nähe konnte Methelessa sie besser studieren und erkannte, dass ihr ein Teil des linken Ohres fehlte, dass ihre Hände von unzähligen Narben übersät waren und das letzte Glied an ihrem linken Mittelfinger fehlte. Zudem wies ihr Hals rundum eine grässliche Narbe, wie von einem Strick, auf. Sie packte Cariana am Arm und zog sie nach oben, dann führte sie diese aus dem Saal. Als die beiden Methelessa und Yulion von Streitebeck passierten, lächelte Cariana sanft, aber sagte nichts. Dann wurde Methelessa vor den kostbar gewandeten Mann geführt, Cavalliere Yulion blieb hinter ihr stehen. "Onkel, hier ist Signora Methelessa aus der efferdischen Senatorenfamilie Gerber. Die Knappin der Signora Cariana." Der Mann war offenbar Baron Irion von Streitebeck. Er musterte Methelessa und lächelte freundlich. "Ihr habt tapfer gekämpft Signora! Auch wenn ich der Meinung bin, man sollte in Eurem Alter noch keine solchen Schlachten ausfechten müssen. Ihr habt noch ein ganzes Leben vor Euch, daher empfehle ich Euch nach Hause nach Efferdas zurückzukehren. Dies ist nicht Euer Kampf." Er trat näher und blickte auf Methelessas Kopfwunde. "Ihr seid frei und könnt gehen. Solltet ihr meinen Truppen jedoch nochmals im Kampf gegenüberstehen, können wir keine Gnade mehr walten lassen. Ich hoffe Ihr versteht das. Als Ausgleich für Eure Freiheit erbitte ich nur einen Dienst von Euch, überbringt diesen Brief und diesen Ring an die Vertreter des Hauses Amarinto in Sewamund." Er hielt ihr ein gesiegeltes Schriftstück und Carianas Siegelring, den sie als Kastellanin von Amardûn trug, entgegen.

Pandrigo ya Diamero übernimmt die Verwaltung der Festung Amardûn

Als ihre Schwertmutter auf sie zukam und ihr dieses kurze aber sanfte Lächeln schenkte wich das Chaos in ihrem Inneren einem Gefühl der Wärme und Zuversicht! Methelessa musterte den Mann aufmerksam, er schien wie sein Neffe eigentlich ein freundlicher und angenehmer Mensch zu sein. Sie hörte aufmerksam zu was der Grund für all dies Leid und Elend zu sagen hatte. Als er geendet hatte und ihr Schreiben und Ring entgegen hielt verneigte sich die junge Knappin leicht "Baron Streitebeck ich bedanke mich sehr für euer Lob und eure Anerkennung. Auch euer Angebot, mir die Freiheit zu schenken ist sehr großzügig!" Sie blickte auf das Schreiben und den Ring, straffte sich innerlich, blickte Irion fest in die Augen und sprach: "Baron, mir ist bewusst dass ich nicht in der Lage bin Forderungen zu stellen, aber erlaubt mir eine Bitte. Außer mir wurde Gilia von Ardenhain durch euren ehrenhaften Neffen Cavalliere Yulion von Streitebeck vor den Übergriffen der Söldner gerettet. Sie war die Knappin von Esquirio Rimaldo Amarinto, der bei der Verteidigung der Feste Amardûn sein Leben ließ. Ich bitte euch also Gilia von Ardenhain mit dem Überbringen des Schreibens und des Ringes zu beauftragen. Ihr Schwertvater ist gefallen und sie hat hier nun keine Pflichten mehr. Mein Platz jedoch ist an der Seite meiner Schwertmutter, Esquiria Cariana Thalionmel Amarinto."

Der Baron betrachtete die stolze Knappin einen Moment. "Es ehrt Euch, dass ihr Eurer Kameradin helfen und Signora Cariana nicht von der Seite weichen wollt. Wie es scheint habt ihr bereits viel von ihr gelernt: Rondrianisches Ehrverständnis, Cortesia und Grandezza. Lasst dies Eure Lektion in der Prudenza sein." Er trat etwas näher an sie heran, legte ihr die Hand auf die Wange. Der Blick seiner braunen Augen war hart und entschlossen. "Dies ist kein Angebot. Ich habe entschieden Euch gehen zu lassen, da Ihr mir so wertvoller seid, als wenn Ihr tot auf dem Schlachtfeld liegen oder im Kerker dieser Burg verrotten würdet. Ihr tätet gut daran, den Zwölfen zu danken für diese, für Euch glückliche Fügung. Nehmt nun den Brief und den Ring und macht Euch auf den Weg nach Sewamund." Er legte ihr den Brief und den Ring in die Hände und wandte sich um, aber sagte abschließend. "Signora Gilia ist ebenso frei zu gehen, sobald der Dottore ihre Wunden behandelt hat. Darauf habt ihr mein Wort."

Methelessa schluckte rasch eine patzige Antwort herunter, schloss kurz die Augen, nickte dann: "Ich danke euch Baron! Ihr könnt euch darauf verlassen dass Brief und Ring sicher und schnell ihren Empfänger erreichen!" Sie neigte ihr Haupt. Die Efferdierin war zwar manchmal etwas ungestüm und unüberlegt, wobei Cariana ihr dass bereits schon weitestgehend ausgetrieben hatte, aber sie war keine Idiotin. Hier war jetzt ein Punkt erreicht wo sie ihre und schlimmstenfalls auch die Situation von Gilia und Carina nur noch verschlechtern konnte. Sie hatte ihr Blatt gespielt und verloren, jetzt galt es wenigstens als gute Verliererin das Feld zu räumen.

Mit einem Wink einer Hand des Barons ergriff Cavalliere Yulion Methelessas Schulter und führte sie aus dem Saal.

Widerstandslos ließ sich die junge Frau aus dem Saal führen. Als sich die Tür hinter ihnen geschlossenen hatte und sie alleine den Flur entlang gingen sagte Methelessa ohne Yulion anzusehen: "Euch und eurem Onkel vertraue ich. Achtet gut auf Signora Cariana und Signora Gilia! Und...“ sie blieb stehen und sah Yulion nun in die Augen "Achtet gut auf Euch, schlechte Gesellschaft verdirbt irgendwann auch den edelsten Charakter!" Zugegeben, es war eine Weisheit ihrer Großmutter aber in Anbetracht des Benehmens dieser Drôler schien er ihr äußerst passend. Sie schenkte Yulion, der vom Alter her gut und gerne ihr Vater hätte sein können ein freundliches Lächeln ehe sie sich, ohne eine Reaktion abzuwarten umdrehte und ihren Weg fortsetzte.

"Ihr seid mutig Signora und durchaus weise für Euer Alter, aber auch Ihr werdet irgendwann lernen, dass Edelmut in der hohen Politik meist ins Verderben führt. Wenn Ihr dem Beispiel von Signora Cariana folgt, werdet ihr diese Einsicht vielleicht gar nicht erst erleben. Mögen die Zwölfe mit Euch sein, denn wenn wir uns das nächste Mal gegenüberstehen, werde ich Euch vielleicht töten müssen...und das wäre wirklich bedauerlich." sagte der erfahrene Offizier ganz ohne große Emotionen. Es war eine simple Feststellung. Sie wurde in den Hof der Festung gebracht, wo bereits ihr Pferd gesattelt und mit einigen weiteren Habseligkeiten beladen auf sie wartete. Die Verwundeten waren bereits fort und erhielten hoffentlich medizinische Behandlung und die meisten Toten waren ebenso bereits auf Karren verladen. Überall verteilte dunkle Flecken erinnerten aber an die nur wenige Stunden zurückliegenden Kämpfe. Ihre Rüstung und ihr Schwert hatten die Gardisten ihr abgenommen, sie würde sie wohl so schnell nicht wiedersehen. Nachdem sie aufgesessen war, begleite Cavalliere Yulion von Streitebeck sie zum Rand des immer noch stellenweise brennenden Ortes bis zur König-Khadan-Straße die nach Sewamund führte. "Wenn ihr jetzt losreitet, reitet so schnell es geht direkt nach Sewamund. Wenn unsere Bewaffneten Euch in den kommenden Stunden und Tagen irgendwo in der Baronie Sewamund antreffen, kann ich nicht mehr für Eure Sicherheit garantieren."

"Lebt wohl Signor Yulion, möge Rondra euch schützen! Die Zwölfe werden es fügen, wann und unter welchen Umständen wir uns wieder begegnen!" Sie lächelte ihn an und fügte mit einem Zwinkern hinzu: "Keine Sorge, ich möchte es nicht zur Gewohnheit werden lassen, dass ihr mich rettet!" Damit gab sie ihrem Wallach die Sporen.