Briefspiel:Ein Gespräch zur Rosenstunde

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Stadt Sewamund klein.png Briefspiel in Sewamund Herzogtum Grangor.png
Datiert auf: ab Ende 1045 BF Schauplatz: vor allem Stadt und Baronie Sewamund, darüber hinaus Phecadien und benachbarte Landstriche Entstehungszeitraum: ab Frühjahr 2023
Protagonisten: alle Sewamunder Familien, sowie diverse externe Machtgruppen Autoren/Beteiligte: Haus Amarinto.png Amarinto, Haus Tribec.png Tribec, Haus di Piastinza.png DiPiastinza, Familie Luntfeld.png Luntfeld, Familie della Carenio.png Carenio, Familie Degano.png Marakain, Familie van Kacheleen.png Kacheleen, Familie Vesselbek.png Vesselbek, Familie Cortesinio.png Cortesinio, Haus Carson.png OrsinoCarson, Haus della Pena jH.png Horasio, Haus ya Pirras.png VivionaYaPirras
Zyklus: Übersicht · Präludium - 1045 BF · Der Eklat - Praios 1046 BF · Der Selziner Schwur - Rondra 1046 BF · Die Sewamunder Delegation in Shenilo · Interludium - Efferd 1046 BF · Der Tag der Treue - Travia 1046 BF · Das Treffen der Verschwörer · Trauerfeier für Leonardo Cortesinio · Treffen bei Tovac


Autoren: VivionaYaPirras, Amarinto


Am späten Abend des 12. Travia 1046 BF, Palazzo Amarinto in Sewamund


Orleane ya Pirras sorgt sich um die Gesundheit ihres Dienstherren

Es war spät am Abend und die Rosenstunde war bereits angebrochen. Nachdenklich schritt Orleane ya Pirras durch den Rosengarten im Atrium des Palazzo Amarinto. Es war wieder ein anstrengender Tag im Hospital gewesen und die Versorgung der Flüchtlinge dort wurde zunehmend schwieriger, da die Heilkräuter und Salben zur Neige gingen. Vor einigen Tagen hatte sie ein Schreiben nach Shenilo auf die Reise geschickt und ihre Tante Feodora ya Pirras um Unterstützung zu bitten. Die Lage in Sewamund wurde nach der Feuernacht von Amarinto immer angespannter. Tagelang hatte sie Dareius Amarinto nicht mehr zu Gesicht bekommen und sie war sich sicher, dass er sie jetzt mehr denn je benötigte. Daher hatte sie sich fest vorgenommen, hier auf ihn zu warten. Ihre Geduld wurde belohnt, denn auf einmal entstand Bewegung am Haupttor. Nach kurzer Zeit stand Dareius am Rande des Atriums und wie so oft in den letzten Tagen war er wieder nicht alleine. Er war in Gesellschaft von Drago Amarinto, dem Seneschall von Sewamund und Larona ya Scarpone, einer Condottiera aus Unterfels, wenn sie sich recht erinnerte. Sie waren in ein Gespräch vertieft, als Orleane aus dem Schatten der Rosensträucher auf den Weg schritt. "Seid gegrüßt, zu so später Stunde Cavalliere Amarinto, Seneschall Amarinto, Esquiria ya Scarpone." Sie verbeugte sich. "Entschuldigt bitte meine Dreistigkeit, aber ich denke der heutige Tag war für alle sehr anstrengend und trotzdem bitte ich um ein kurzes Gespräch mit dem Cavalliere, wenn ihr gestattet."

Dareius nickte und verabschiedete sich von seinem Onkel und der Unterfelser Esquiria, welche in einem extra frei geräumten Gästezimmer des Palazzo übernachtete, nachdem sie erst heute in Sewamund angekommen war. Gemeinsam schritten sie durch den kleinen, aber gut gepflegten Rosengarten, welchen Dareius Vater Darion auf Anraten seiner Mutter Efferdia di Bellafoldi selbst angelegt hatte, um sein hitziges Temperament zu kühlen. Aufgrund seiner Verpflichtungen als Paladin des Horas, weilte dieser nun am Hof des Horas und hatte die Pflege der Rosen an Dareius’ Schwester Cariana übergeben. Aufgrund der derzeitigen Umstände, Cariana wurde von Baron Irion von Streitebeck in Amardûn als Geisel gehalten, kümmerte sich ein Gärtner um den Garten. Dareius sah ausgelaugt aus, er hatte an diesem wichtigen Tag kaum etwas gegessen und getrunken. Seine Augen lagen gefühlt noch tiefer in den sowieso schon tiefen Augenhöhlen, Orleane erkannte trotz der Dunkelheit deutliche Augenringe, die offenbar überschminkt worden waren. Seine hohen Wangenknochen standen hervor und die Haut spannte sich darüber wie dünnes Pergament, die Wangenmuskeln waren angespannt wie Schiffstaue. "Ich wurde heute zum Heerführer der Bundestruppen ernannt. Nun trage ich die Verantwortung für hunderte von Bewaffneten und nicht zuletzt die Bürger Sewakiens. Irion von Streitebeck wurde als Ratsvorsitzender formell abgesetzt. Eine wagemutige Entscheidung, aber ich denke die richtige. Allerdings ist eine militärische Konfrontation nun kaum noch zu verhindern. Noch mehr Blut wird vergossen werden, die Frage ist nur noch wann." Er blickte zu Orleane, ein dünnes Lächeln war die einzige Gefühlsregung, zu der er noch in der Lage war. "Entschuldigt Signora, was wolltet ihr mit mir besprechen?"

Orleane verschränkte die Arme hinter ihrem Kopf und streckte sich. "Verzeiht Cavalliere, aber ich habe eigentlich nichts mit Euch zu besprechen. Ich wollte einfach nur, dass ihr Euch einen kurzen Moment zum Verschnaufen nehmt. Ohne Worte, einfach nur Ruhe. Die letzten Tage waren hart für Euch und die nächsten werden nicht einfacher werden." Sie drehte sich zu Dareius um. Dann nahm sie seine beiden Hände in ihre und schaute ihm in die Augen. "Nehmt Euch jetzt und hier die Zeit für einen gemeinsamen Spaziergang oder was immer Euch innere Ruhe bringt. Und wenn Ihr das Bedürfnis habt, dann sprecht oder schweigt. Aber seid Euch gewiss, Ihr seid nicht allein und müsst auch nicht die ganze Last alleine auf Euren Schultern tragen."

Dareius blieb für einen Moment ganz still, blickte nur auf die Hände, im Hintergrund hörte man den Wind welcher vom Siebenwindigen Ozean in die Bucht von Grangor hineinblies, sowie die niemals vollständig verstummenden Geräusche der Stadt. Er seufzte und nickte schließlich. Ohne ein Wort zu sagen gingen sie ein Stück zusammen. Orleane konnte aus dem Augenwinkel sehen, wie sie von Dareius’ unheimlichem Leibwächter Arion Amarinto aus der Entfernung beobachtet wurden. Auf dem Dach des Palazzo war der Schrei einer Möwe zu hören. Schließlich begann Dareius zu sprechen, langsam und ohne den militärischen Ton, den seine Stimme in den letzten Tagen zunehmend angenommen hatte. "Wisst Ihr Signora, welchen Weg ich eingeschlagen hätte, wenn ich nicht den Pflichten meiner Familie folgen müsste? Ich hätte mich wohl der Priesterschaft der Heiteren Göttin angeschlossen." Er lächelte gedankenverloren. "Stellt Euch das einmal vor, ein Amarinto als Rahjapriester. So seltsam das auch klingen mag, vielleicht ist es nur tief in uns verborgen, mal mehr und mal weniger." Sie kamen an der neuesten Rosenzucht seiner Schwester vorbei: Der phecadischen Rose. Sie hatte es geschafft auf der Basis der Züchtungen ihres Vaters und mit Hilfe eines Magiers der Halle der Metamorphosen zu Kuslik eine Paligansrose zu erschaffen, deren Farbe leicht ins Bläuliche überging und somit an das tiefe Blau Phecadiens erinnern sollte. Sie setzten ihren Spaziergang fort und Dareius begann wieder zu sprechen. "Ich hatte wieder diese Alpträume, ich habe ein Schlachtfeld gesehen, es regnete und stürmte. Während die Armeen aufeinander trafen und sich gegenseitig in Fetzen rissen, standen einige dunkle Figuren in der Entfernung und beobachteten alles. Ich kämpfte und schließlich stand ich vor einem Gegner, dessen ganzer Körper von unheilig glänzenden Splittern übersät war, die sich in den Körper gebohrt und ölige Narben erzeugt hatten. Mein Gegner wand sich unter den Schmerzen der Splitter und brüllte vor Wut, als er sich auf mich stürzte. Kurz bevor er mich verschlingen konnte, wachte ich auf." Er ächzte, wie unter einer großen Last. "Glaubt ihr, es könnte eine Vorahnung sein?"

Trägt große Verantwortung auf seinen Schultern: Dareius Amarinto

"Man sagt, die Träume sind das Spiegelbild der Seele. Dinge, die Euch wichtig sind kommen darin vor. Leider auch Dinge, welche Euch belasten. Ihr habt selber gesagt, dass es wohl keinen Ausweg vor einer militärischen Auseinandersetzung mit dem Baron gibt. Darum sind diese Träume wieder verstärkt aufgetreten. Ihr macht Euch Gedanken, ob es doch noch möglich ist, diese Schlacht zu verhindern. Um das hervorzuheben, zeigt Euch Euer Traum dieses infernalische Gemetzel. Was diese Wesenheit angeht, wird eine solche Kreatur wohl kaum auf dem Schlachtfeld erscheinen. Vielmehr würde ich vermuten, dass es sich um die verzerrte Darstellung eines Gegners oder gar Feindes handelt, der auf Seite des Barons steht und dessen Ziel ihr als Person seid. Dieser Feind leidet selber Qualen und vielleicht gibt er Euch die Schuld daran."

Dareius sagte nichts, aber das musste er auch nicht. Beide wussten, dass Orleane Recht hatte. Er dachte an Usvina Tribêc de Trebesco und die Ereignisse der Schlacht von Castarosa. Als sich Phrenya d'Amarinto für ihre Geliebte opferte und sich in seinen Hieb warf, hatte er nicht nur seine eigene Großtante in Rondras Hallen geschickt, er hatte auch Usvinas und sein Schicksal auf Ewig miteinander verwoben.

Auf einmal blieb Orleane stehen. Dareius ging noch einige Schritte weiter, bevor er sich fragend zu ihr umdrehte. Sie schaute zu Boden und ihre Stimme war nur mehr ein Flüstern. "Wenn ihr es wünscht, könnte ich versuchen, mit Hilfe einiger Kräuter, Euch einen angenehmeren Schlaf zu verschaffen. Ich...ich denke das könnte ich und es wäre auch im Sinne des Dunklen Vaters. Aber..." Sie stockte.

Dareius' Miene ließ keine Regung erkennen, natürlich wusste er, was sie damit meinte. Nur ein Muskel an seinem linken Augen zuckte in zunehmender Intensität. Stille breitete sich zwischen den beiden aus. Er schloss seine Augen und atmete deutlich hörbar tief ein. Seine linke Hand ergriff langsam das silberne Rondrenamulett mit dem Smaragd, welches er um seinen Hals trug. Plötzlich spürte er die Müdigkeit und die Erschöpfung in seinem Körper, als ob er um einige Götterläufe gealtert wäre. "Ihr habt meine Erlaubnis. Tut was ihr für notwendig erachtet." sagte er schließlich.

"Ich danke Euch für Euer Vertrauen, Cavalliere. Begleitet mich doch bitte zu meinem Räumlichkeiten, dann würde ich alle notwendigen Ingredienzen zusammenstellen." Seit Dareius Amarinto der jungen Medica diese Gästezimmer zur Verfügung gestellt hatte, setzte er keinen Fuß mehr hinein. Es lag ein angenehmer, leicht süßlicher Geruch im Raum. Ob das an den Kräutern lag, die hier zum Trocknen aufgehängt waren, konnte er nicht sagen. Auf dem Sekretär lag ein aufgeschlagenes Buch und daneben lagen wild durcheinander geworfene handschriftliche Notizen. Auch sonst hatte das Chaos hier Einzug gehalten. Orleane hatte ihre Reisekiste geöffnet und holte dort einige Stoffbeutel hervor. Vorsichtig öffnete sie jeden Einzelnen und roch kurz an dessen Inhalt. Als sie anscheinend den Richtigen gefunden hatte, verstaute sie alle anderen wieder in ihrer Kiste. "Dies ist schwarzer Mohn. Eine seltene Pflanze die nur in der Nähe von Palakar auf den Zyklopeninseln wächst. Diesen werden wir mit Hilfe einer Räucherschale verbrennen und es wird ein Rauch entstehen, der Euch einen erholsamen und heilsamen Schlaf schenkt. Wir haben diesen auch bei uns im Noionitenkloster verwendet, wenn wir ihn zur Verfügung hatten. Wartet, ich hole noch eine Schale, Sand und Kohle." Sie verschwand kurz in ein Nebenzimmer und kam mit den benötigten Dingen zurück. Die Räucherschale war ein wahres Kunstwerk tulamidischer Machart, einem Zwiebelturm nachempfunden. "Das Geschenk eines wandernden Boroni, den ich auf einer meiner Reisen in Gebein kennenlernen durfte.", erklärte Orleane stolz. "Cavalliere, ich habe eine ungewöhnliche Bitte. Ich würde gerne diese Nacht bei Euch verweilen, um Euch im Schlaf zu beobachten und eventuell unterstützend einzugreifen, sollte die verwendete Menge Weihrauch nicht ausreichen. Wäre es möglich, dafür einen Sessel in Euer Schlafgemach zu stellen?"

Orleanes ungewöhnliche Bitte rief einen skeptischen Blick bei Dareius hervor. Er dachte einen Moment nach und setzte an zu protestieren, aber er überlegte es sich doch noch einmal anders. "Nun gut, wenn Ihr das für notwendig erachtet, habe ich keine Einwände." Er öffnete kurz die Türe und wechselte einige Worte mit seinem Leibwächter. "Signor Arion wird alles vorbereiten lassen." Er blickte neugierig auf die unterschiedlichen Kräuter, Notizen und Bücher. "Habt Ihr alles, was Ihr für Eure Forschungen benötigt? Ihr wisst, dass ihr jederzeit zu mir kommen könnt, wenn Euch etwas fehlt? Signora Svelinya wird das Gold dafür sicher zusammenkratzen können." Der Anflug eines müden Lächelns war auf seinen Lippen zu sehen, als er von seiner Schwägerin aus der Familie van Kacheleen sprach, welche seit einiger Zeit die Bücher der Amarinto führte. Sie war berüchtigt für ihre Sparsamkeit und ihr leicht entflammbares Gemüt, das hatte Orleane selbst schon mehrfach erleben dürfen.

"Im Moment ja, Cavalliere. Wenn ich etwas benötige, werde ich gerne auf Euch zukommen. Ihr zeigt Interesse an meinen Forschungen?" Sie hatte Dareius' Blick auf ihre Kräuter und das Buch wohl wahrgenommen. "Wenn das alles hier vorbei ist, kann ich Euch gerne in die Grundlagen der Kräuterkunde einführen." Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. "Wir sollten nun gehen, ihr braucht Schlaf."

"Ich bin kein Gelehrter wie Ihr, aber ich kann Eure Faszination für solche Dinge nachvollziehen." Er lächelte müde. "Ihr habt Recht, lasst uns gehen." Dann wandte er sich um und ging zum Treppenhaus, um sich zu seinen Schlafgemächern zu begeben. An der Treppe nach oben wartete bereits Arion Amarinto und löste sich aus dem Schatten, als die beiden auf ihn zukamen. Mit seiner überraschend hohen und melodischen Stimme, aber ausdruckslosem Gesicht sagte er: "Alles wurde vorbereitet wie von Euch gewünscht." Er begleitete Orleane und Dareius nach oben und schloss die Türe hinter ihnen, als sie Dareius' Schlafgemach betreten hatten. Dort stand ein bequemer Sessel neben dem Bett, dazu ein Tischchen mit genug Platz für die Räucherschale und die restlichen Utensilien.

Es war eine seltsame Situation. Orleane hatte soweit alles vorbereitet und Dareius hatte sich zur Nacht begeben. Da lag er nun in seinem Bett und atmete leise. Durch das Zimmer zogen dunkle Weihrauchschwaden versetzt mit einer Spur Rosenholz. Orleane fiel es immer schwerer wach zu bleiben. Der Weihrauch zeigte auch bei ihr schon seine Wirkung. Sie konnte nicht abschätzen wie spät es war, als Dareius unruhiger wurde. Zuerst war es nur der Atem der eher stoßweise kam. Dann bildeten sich Schweißperlen auf seiner Stirn. Mit einer schnellen Bewegung legte sie noch etwas Mohn nach. Vorsichtig berührte sie seine Stirn und sprach beruhigend auf ihn ein. Er begann sich von links nach rechts zu wälzen und zu murmeln. Sie konnte ihn nicht verstehen, aber sie schloss die Augen und sprach ein leises Gebet an Bishdariel den Traumboten des Herrn Boron mit der Bitte um Gnade. Der Weihrauch trug ihrer Gedanken fort in die Dunkelheit. Sie vernahm ein leises Flügelschlagen und als sie die Augen wieder öffnete, lag Dareius wieder leise und ruhig atmend vor ihr. Sie dankte Bishdariel und versuchte sich wieder in den Sessel zu setzen. Da merkte sie, das Dareius ihre Hand ergriffen hatte und sie fest hielt. Sie konnte sich nicht aus dem Griff lösen, wollte sie ihn nicht wecken. Also legte sie sich ganz vorsichtig auf die Bettkante neben ihn. Berauscht durch das Gebet und durch den Weihrauch nahm sie als letztes das Gesicht von Dareius wahr und glitt dann in die Traumwelt Bishdariels hinüber.

Der Weihrauch füllte langsam Dareius' Lungen und er merkte, wie sich sein Körper zunehmend entspannte. Er fühlte sich leichter, als ob auf einmal alle Last von ihm abfallen würde. Langsam aber sicher verlor er den Kontakt zur realen Welt und betrat die Welt der Träume. Er stand auf der Ebene, auf der er in früheren Träumen bereits die Schlacht ausgefochten hatte. Aber nun war es ruhig, er war allein. Er betrachtete seine Umgebung und erkannte das Meer und die Deiche davor, er glaubte gar in der Entfernung eine Hafenstadt erahnen zu können. Auf einer kleinen Anhöhe sah er einige undeutliche Figuren, eine davon zeigte auf die Ebene vor ihnen, die anderen nickten zustimmend. Dareius’ rief ihnen zu, aber sie hörten ihn nicht. Plötzlich veränderte sich das Wetter und ein Sturm zog auf, der Wind peitschte das Meer und die Wellen zerschellten an den Deichen. Der Boden unter seinen Füßen wurde feucht und schließlich zu Morast. Als er aufblickte sah er eine feindliche Armee vor sich, eine weitere Armee hinter sich. Die Armeen stürmten aufeinander zu und dunkle Gestalten drangen auf ihn ein und er zog sein Schwert und kämpfte wieder einmal um sein Leben. Auch die furchterregende, von bösartigen Splittern übersäte Gestalt kam wieder auf ihn zu, ganz offenbar mit dem Ziel, ihn zu töten. Er spürte Furcht und Todesangst. Er verteidigte sich, aber die Gestalt warf ihn mühelos zu Boden. Dann durchbrach ein Schrei den Kampfeslärm. Dareius blickte zum Himmel und sah einen Raben der über ihm kreiste. In dem Moment traf eine blitzende Klinge aus leuchtender Energie die Gestalt vor ihm. Sie begann zu wanken. Ein weiterer Hieb und die Gestalt fiel zu Boden und regte sich nicht mehr. Die Klinge führte eine helle Gestalt. Sie beugte sich über den Körper des erschlagenen Wesens und eine einzelne Träne tropfte auf den leblosen Körper. Dann reichte die helle Gestalt Dareius die Hand und half ihm auf. Er ergriff sein Schwert und gemeinsam gingen sie zum Gegenangriff über. Hunderte andere folgten ihnen. Er blickte zur Seite und sah wieder die Gestalten auf der Anhöhe. Eine zeigte mit dem Finger auf ihn. Die andere nickte. Dareius erwachte... Als er aus seinem Traum erwachte, hörte er den Schrei einer Möwe in der Entfernung. Er blinzelte vorsichtig, das Licht, das von Westen, also vom Hafen her in sein Schlafgemach schien, blendete ihn. Er fühlte sich gut, zum ersten Mal seit langem, wirklich erholt. Er zuckte zusammen, neben ihm lag Signora Orleane in seinem Arm. Sie war jedoch vollständig bekleidet. Er entspannte sich wieder. Sie schlief immer noch fest, ein sanftes Lächeln auf den Lippen. Er wollte sie nicht wecken und genoss auch das Gefühl, nicht alleine zu sein in diesem Moment. Daher entschied er, noch ein wenig liegen zu bleiben und sie langsam wach werden zu lassen.

Die Augenlider von Orleane begannen zu zittern. Ein wohliger Schauer rannte über ihren Körper und sie schmiegte sich an. Dann zuckte sie kurz und öffnete ganz langsam die Augen. Ein ungläubiger Gesichtsausdruck zeigte sich und sofort schloß und öffnete sie die Augen wieder, um sich zu vergewissern. Sie lächelte verlegen und die Röte stieg ihr ins Gesicht. "Ich wünsche Euch einen guten Morgen, Cavalliere. Ihr seht mich in Erklärungsnot, denn eigentlich habe ich nur Eure Hand gehalten, um Euch Halt zu geben, da ich eine innere Unruhe wahrend Eures Schlafs bemerkte. Und es ist mir hochnotpeinlich mich in dieser Situation zu befinden und hoffe Ihr nehmt mir dies nicht übel und..." Bevor Orleane sich immer mehr verhaspelte lächelte sie Dareius lieber beruhigend an.

Dareius lächelte sanft. "Ihr müsst Euch nicht entschuldigen, Ihr habt nur das getan, worum ich Euch gebeten hatte. Ich habe so gut geschlafen wie schon lange nicht mehr, das habe ich Euch zu verdanken!" Er nahm ihre Hände zwischen seine. "Vielen Dank, Ihr habt mir wahrlich einen großen Dienst erwiesen, Signora." Beide erhoben sich, Orleane richtete ihre hochgesteckten Haare, welche während des Schlafs jegliche Form verloren hatten und Dareius wusch sein Gesicht an einem kleinen Waschtisch neben dem Fenster mit dem Blick auf den Hafen. Dann kleidete er sich an. Orleane drehte sich währenddessen um und blickte zur Türe. In dem Moment öffnete sich die Türe und Arion Amarinto kam herein ohne zu klopfen. Er blickte zunächst zu Orleana ya Pirras und sie konnte einen minimalen Anflug eines Lächelns im Mundwinkel des ansonsten eher an eine Marmorstatue erinnernden Gesichts zu erkennen. Dann wandte er sich Dareius zu: "Vor einer halben Stunde traf eine Kutsche des Barons in der Stadt ein. Sie brachte Signor Silem Luntfeld zurück in die Stadt - er ist tot." Er sagte dies mit einer Beiläufigkeit, wie sie nur ein kaltblütiger Mörder ausdrücken konnte. "Wie es scheint, wollte er den Baron wegen seiner verstorbenen Gattin zum Duell fordern, aber wurde von dessen Söldnern erschlagen." Dareius wandte sich zu seinem Leibwächter um und nickte, auf seiner Stirn hatte sich bereits wieder eine Sorgenfalte gebildet. "Ich werde in einer halben Stunde in der Burg zur Lagebesprechung sein, ruf den Stab zusammen." Dann blickte er zu Orleane. "Die Signora ya Pirras wünscht nun zu frühstücken. Gib der Küche Bescheid." Arion verneigte sich wortlos und wandte sich militärisch zackig um und verschwand unter dem Klappern seiner beschlagenen Stiefel aus Dareius’ Gemach. "Ihr solltet nun etwas essen." Er lächelte ihr zu und machte sich auf den Weg zur Tür. Kurz davor wandte er sich noch einmal um, zögerte einen Moment: "Danke...für alles!" Es entstand eine kurze, seltsame Stille zwischen den Beiden. "Ahja, bitte sagt meiner Cousine Corvona Bescheid. Wir sollten alle gemeinsam später heute über meinen Traum sprechen. Ich glaube, der dunkle Vater hat mir heute Nacht eine besondere Gnade gewährt."