Briefspiel:Die Sewamunder Delegation in Shenilo

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Stadt Sewamund klein.png Briefspiel in Sewamund Herzogtum Grangor.png
Datiert auf: ab Ende 1045 BF Schauplatz: vor allem Stadt und Baronie Sewamund, darüber hinaus Phecadien und benachbarte Landstriche Entstehungszeitraum: ab Frühjahr 2023
Protagonisten: alle Sewamunder Familien, sowie diverse externe Machtgruppen Autoren/Beteiligte: Haus Amarinto.png Amarinto, Haus Tribec.png Tribec, Haus di Piastinza.png DiPiastinza, Familie Luntfeld.png Luntfeld, Familie della Carenio.png Carenio, Familie Degano.png Marakain, Familie van Kacheleen.png Kacheleen, Familie Vesselbek.png Vesselbek, Familie Cortesinio.png Cortesinio, Haus Carson.png OrsinoCarson, Haus della Pena jH.png Horasio
Zyklus: Übersicht · Präludium - 1045 BF · Der Eklat - Praios 1046 BF · Der Selziner Schwur - Rondra 1046 BF · Die Sewamunder Delegation in Shenilo · Interludium - Efferd 1046 BF · Der Tag der Treue - Travia 1046 BF · Das Treffen der Verschwörer · Trauerfeier für Leonardo Cortesinio · Treffen bei Tovac


Am 25. Rondra 1046 BF trat die Delegation des Lilienrats der Stadt Sewamund mit einem offiziellen Hilfegesuch aufgrund des Konflikts mit Baron Irion von Streitebeck vor die Eteria, die Signoria der Stadt Shenilo. Nach der Überreichung eines brisanten Gastgeschenks und intensiver Debatte entschied die Eteria mehrheitlich Sewamund in ihrem Konflikt mit dem Baron politisch, aber auch militärisch zu unterstützen. Die Ereignisse dieser Sitzung werden im Folgenden wiedergegeben.

Die Sewamunder Delegation vor der Eteria

Auftakt

Die Sitze der Eteria waren vollständig besetzt und einige obligatorische Punkte waren bereits abgehandelt worden, kleinere Fragen der Verwaltung, der Finanzen und derlei mehr. Doch für die heutige Sitzung war ein deutlich interessanterer Punkt angekündigt. Eine Gesandtschaft aus Sewamund wurde erwartet, eine Stadt mit der es mehr als eine Verbindung und vielerlei Beziehungen gab, gute wie weniger erfreuliche. Daryl Brahl, der die heutige Sitzung leitete, erhob seine Stimme und kündigte die Ankunft eben jener Gesandtschaft an. Getuschel und Gewisper erfüllten den Raum, als eine jede der anwesenden Vertreter der hohen Häuser, ebenso wie die anwesenden Zuschauer, seinen Nebenleuten Auskunft darüber gab, was er von diesem Besuch hielt. Dass es weniger um einen Be- als ein Gesuch ging, war natürlich bereits im Vorfeld durchgesickert. Die großen Flügel der Saaltür wurden geöffnet, die Blicke wandten sich in diese Richtung und die Sewamunder Gesandtschaft betrat den Saal.

An ihrer Spitze Baronessa Rahjane Vistelli, die Kleidung von feiner Schneiderkunst geprägt – ein königsblaues Gewand mit goldenen Stickereien, das ihre schlanke Taille betonte. Ihr dunkelbraunes Haar war zu einer kunstvollen Hochsteckfrisur gebunden, die von einer goldenen Haarnadel verziert wurde. Ein zarter Schleier aus feinem Stoff umspielte ihr Gesicht und betonte ihre aristokratische Erscheinung.

Zu Rahjanes Rechten leicht versetzt, schritt Esquiria Cariana Amarinto. Sie trug einen polierten, aber schlichten Kürass über einem roten Waffenrock und roten Hosen, dazu hohe schwarze Reitstiefel mit vergoldeten Sporen, ein schwarzes Barett mit jeweils einer roten und einer gelben Feder und an ihrer Seite baumelten ein Langschwert in einer reich bestickten Schwertscheide sowie ein Panzerstecherdolch. Ihre dunkelbraunen, lockigen Haare waren pragmatisch hochgesteckt. Sie sah sich beim Hereinkommen um, ob sie bekannte Gesichter entdecken konnte. Als die Gesandtschaft an der vorgesehenen Stelle halt machte, legte sie ihre behandschuhte Rechte auf den Knauf ihres Schwerts, die Linke in die Hüfte gestemmt. Ihre Augen suchten unter den Adligen Shenilos weiterhin nach bekannten Turnierstreitern. Dann blickte sie auf Rahjane Vistelli, die als Sprecherin der Gesandtschaft bestimmt worden war. Sie dankte der Herrin Rondra und ihren Geschwistern, dass Baronessa Rahjane ihren dämlichen Papagei in der Unterkunft gelassen hatte und hoffte inständig, dass sie nun nichts allzu Naives sagen würde. Eine Unterstützung ihrer Sache durch den Adel der Ponterra könnte das Pendel vielleicht zu ihren Gunsten ausschlagen lassen, aber die Beziehungen zwischen Sewamund und Shenilo waren traditionell schwierig. Das hatte ihr zumindest ihre Mutter Efferdia di Bellafoldi mit auf den Weg gegeben.

Der in Shenilo bekannte und mittlerweile auch residierende Travinus van Kacheleen betrat zu Rahjanes Linken, in nüchterner Garderobe, wie sie vorzugsweise in Grangor getragen wurde, den Saal. Auf Kopfschmuck hatte er verzichtet. Er freute sich, Scibor Tuachall zu sehen, und nickte ihm zu. Mit Daryl Brahl, dem Bruder seiner Gemahlin, hatte sich in den letzten Tagen bereits kurz ausgetauscht. Auch ihm nickte er zu. Der hesindianisch schlicht gekleidete Scibor Tuachall erwiderte den Gruß lächelnd. Travinus kannte er vor allem als Eolans Vater, den Gatten seiner Nichte Thalya, die ihm als gelehrige Ziehtochter in der Volksschule ans Herz gewachsen war. Gerade durch ihre Fürsprache und die neuen familiären Bande stand er selbst den van Kacheleens am offensten gegenüber. Aber auch der Rest der Familie Tuachall begrüßte die neue Verbindung und hatte ihm deswegen freie Hand für die Eteria gegeben - nicht zuletzt auch aus Sorge um die eigenen Pfründe und die wichtigen Handelswege von Shenilo über Arinken nach Sewamund.

Hinter Rahjane Vistelli betrat auch Ricardo della Carenio den Saal.

Das Gastgeschenk

Die Anwesenden musterten die Gesandtschaft, manche wandten sich zu anderen Personen in ihrer Nähe und wechselten einige flüsternde Worte. Es entstand eine kurze Pause im Geschehen, dann erhob Daryl Brahl seine Stimme: "Signores! Willkommen in Shenilo, im Namen der Stadt, der Eteria und des Bundes von Shenilo. Wir sind erfreut über euren Besuch und." Während dieser formvollendet höflichen Begrüßung trugen Diener Tabletts mit Wein und kleinem Süßgebäck, Obststücken und Oliven herein. "Nach der langen Reise habt Ihr sicher Durst. Für den Abend haben wir ein Bankett vorbereitet".

Rahjane Vistelli räusperte sich. "Wir haben natürlich auch ein Geschenk mitgebracht." Sie gab einem Gehilfen ein ausgemachtes Zeichen, indem sie ihm zunickte. Sogleich wurde ein wandfüllendes Gemälde hereingetragen. Darauf war mit feinem Pinselstrich und exquisitem Licht- und Schattenspiel die siebte Heldentat von Geron dem Einhändigen dargestellt: Der Kampf mit dem Ewigen Drachen von Phecadien. Cariana Amarinto wandte sich an die Signoras und Signores der Eteria. "Mit großer Freude überbringen wir euch im Namen des Lilienrats und der Seestadt Sewamund dieses Gastgeschenk. Es handelt sich dabei um das Meisterwerk ‘Sankt Gerons siebter Streich’ von Meister Marciano. Der Lilienrat war der Auffassung, dieses Werk könnte keinen besseren Platz finden als den Ort von Gerons letzter Ruhestätte. Mögen die ehrenwerten Mitglieder der Eteria dies als bescheidenes Zeichen der Freundschaft unserer Städte sowie der Verbundenheit durch Gerons Taten verstehen. Die Familien des Lilienrats sowie die Nobili und Bürger Sewamunds senden euch ihre wärmsten Grüße.” Sie verneigte sich knapp.

Travinus van Kacheleen war sehr stolz, dieser Delegation angehören zu können, war er doch ein Sohn Sewamunds und seit 1044 BF Wahlsheniloleser und konnte so mit seinen Kontakten in der Stadt ein gewichtiges Züngeln an der Waage sein. Mit den Familien Brahl und Tuachall stand man in familiären Banden. So wartete auch er die Worte Rahjane Vistelli und Cariniana Amarinto ab und verneigte sich ebenfalls knapp. Noch hielt er sich vornehm zurück und beobachtete die Anwesenden sehr genau.

Die Debatte

Nachdem sich die Gäste erfrischt und ein wenig gestärkt hatten, ergriff Orsino Carson das Wort: "Wir sind hocherfreut, dass der Lilienrat uns in diesen bewegten Zeiten einen Besuch abstatten lässt, Sewamund und Shenilo teilen vielen Gemeinsamkeiten und es gibt immer vieles, über das es sich gemeinsam zu sprechen lohnt. Wir hörten natürlich mit Interesse und Sorge von den Ereignissen der letzten Monde und Sewamund kann sich der Anteilnahme Shenilos sicher sein."

Scibor Tuachall nickte bekräftigend und suchte in den Augen der Delegation nach einer enthüllenden Gefühlsregung.

Carina Amarinto nickte und deutete eine Verbeugung an. Die Ritterin hielt sich sichtlich nicht mit Mienenspiel und allzu ausdrucksstarker Mimik auf.

Rahjane Vistelli freute sich sichtlich über diese Worte, sie zeigte jedem Sheniloer ihr strahlendes Lächeln.

Auf den Gesichtszügen von Travinus van Kacheleen zeigte sich eine Erleichterung, nachdem Orsino Carsons Worte geendet hatten. Die Zeiten in Sewamund waren hart. Sein Vater hatte ihn in einer Depesche, die ihm gestern übergeben wurde, nochmal eindrücklich auf die Zustände in Sewamund hingewiesen. Gerade sah die Lage alles andere als zuversichtlich aus. Aber bestimmt fanden sich Freunde Sewamunds. Den Zwölfen sei Dank, dachte er sich, während er Orsino Carson nach seiner Rede dankbar zunickte.

Rahjanes Blick glitt über die Versammlung, als sie mit scheinbarer Selbstsicherheit und klarer, melodischer Stimme sprach. "Meine Herren und Damen der Eteria, es erfüllt uns mit tiefer Dankbarkeit und Freude, hier in Shenilo empfangen zu werden. Eure warmen Worte der Anteilnahme und Unterstützung in diesen schwierigen Zeiten sind eine Wohltat für unsere Herzen. Die Bande, die zwischen Sewamund und Shenilo bestehen, sind mehr als bloße politische Allianzen. Sie wurzeln in der Geschichte, in den Werten, die wir teilen, und in den Vorhaben, die wir künftig hegen mögen." Ihr Blick fixierte nun Orsino Carson, für einen Moment lag Ernst in ihren Augen, bevor sie fortfuhr: "Es ist wahr, Sewamund geht durch dunkle Wolken, unsere Stadt steht vor einer Herausforderung, die wir uns nicht leicht vorstellen können. Aber wir werden sie bewältigen, gestärkt durch die Unterstützung unserer Verbündeten." Entschlossen sprache sie weiter: "Baron Irion von Streitebeck mag glauben, er könne unsere Entschlossenheit brechen, aber er hat unsere Stärke und Mut unterschätzt. Sewamund wird nicht vor ihm zurückweichen, und wir werden jeder Hand, die uns zur Hilfe gereicht wird, Dankbarkeit zollen." Sie neigte leicht den Kopf in Richtung der Eteria-Mitglieder und fügte hinzu: "Möge dieses Geschenk, das wir euch überreichen, nicht allein Symbol der Dankbarkeit sein, sondern ein Zeichen der Hoffnung und den Glauben an das Gelingen des Notwendigen. Möge Gerons Sieg über den Ewigen Drachen uns daran erinnern, selbst der mächtigste Feind kann besiegt werden." Mit eleganter Geste deutete sie auf das Gemälde: "In dieser Stunde suchen wir nicht nur Hilfe, sondern auch Verbündete, die bereit sind, Seite an Seite mit uns zu kämpfen. Möge unsere Freundschaft weiterhin blühen und gedeihen, und mögen die Zwölfe über uns wachen in diesen turbulenten Zeiten." Mit strahlendem Lächeln verneigte sich Rahjane vor der Eteria.

Daryl Brahl räusperte sich und ergriff, als er sich der Aufmerksamkeit der Anwesenden versichert hatte, das Wort: "Habt Dank für euren Bericht über die Situation in Sewamund. Wir in Shenilo haben mit Bestürzung zur Kenntnis genommen, dass sich dort ein solcher Konflikt entwickelt hat und dass es bisher unmöglich scheint, diesen Konflikt ohne Blutvergießen zu einem gerechten und Bestand habenden Ende zu führen. Und habt ebenso Dank für die freundschaftlichen Worte. Viele Bande und in vielerlei auch gleichartigen Erfahrungen und Bedingungen verbinden unsere Stadt. Wir werden eure Bitte sicherlich mit offenen Herzen und wachem Verstand beraten. Doch zunächst erlaubt mir noch eine Frage: Hat diese Delegation eine konkrete Vorstellung, in welcher Form wir Sewamund Hilfe zukommen lassen könnten. Insbesondere im Falle einer Entsendung von Bewaffneten wären natürlich mögliche Folgen, z.B. beim Durchqueren von unbeteiligten Gebieten oder auch eine mögliche Ausweitung des Konflikts über Sewamund und seine direkten Nachbarn hinaus, zu bedenken. In Gilforn, Pertakis und anderswo kann man sich sicherlich noch gut an ähnliche Ereignisse erinnern.”

"Wir sind zutiefst dankbar für Eure Offenheit und Bereitschaft, uns in dieser schwierigen Zeit beizustehen, Daryl Brahl. Eure Besorgnis um mögliche Konsequenzen ist durchaus gerechtfertigt, und wir sind uns der Risiken einer militärischen Intervention sehr wohl bewusst. Daher möchten wir betonen, dass unsere Bitte um Hilfe nicht notwendigerweise eine Entsendung von Bewaffneten beinhaltet, obwohl wir natürlich jede Form der Unterstützung zu schätzen wissen würden und eine Gruppe von Freiwilligen sicherlich nicht an Sewamunds Toren warten ließen. Unser dringlichstes Anliegen liegt vielmehr in der diplomatischen und politischen Unterstützung. Wir benötigen moralische Rückendeckung und Fürsprache, um unsere Position gegenüber Baron Irion von Streitebeck zu stärken. Eure Anwesenheit und Unterstützung hier in Shenilo allein sind bereits von unschätzbarem Wert, da sie zeigen, dass Sewamund nicht allein in diesem Konflikt steht. Schließlich bitten wir um Eure Hilfe bei der Sicherung unserer Handelsrouten und der Unterbindung von Waffenschmuggel, der den Konflikt weiter anheizen könnte. Zu diesem Zwecke könntet Ihr beispielsweise Söldner in der Region hier anheuern, auch, damit sie niemand sonst anheuern kann. Wir sind uns bewusst, dass dies keine leichte Aufgabe ist und dass es Risiken und Herausforderungen geben wird. Doch mit Eurer Unterstützung und der Unterstützung unserer Verbündeten glauben wir fest daran, dass wir diese Krise überwinden können und dass Sewamund gestärkt daraus hervorgehen wird."

"Wir kennen die Situation, wir kennen die Umstände, ich denke, unsere Haltung hierzu sollte klar und eindeutig sein. Wie sollten wir anders entscheiden, als unseren bedrängten Nachbarn helfen? Die zumindest erbetene politische Unterstützung erscheint mir daher selbstverständlich, aber wohl kaum ausreichend." Die Anwesenden wandten sich um in die Richtung, aus der diese plötzliche Äußerung gekommen war, und erblickten den jungen Rahjandico Aurandis.

"Ganz recht!", erklang die Stimme Travin di Asuriols, "Baron Streitebeck vernachlässigt seine Pflichten durch seine ungerechte Steuerreform. Shenilo ist glücklich und stolz darauf, keinen Baron von Shenilo zu haben, der solches tun könnte, und in der Vergangenheit derlei Bestrebungen, an dieser bewährten und guten Verfassung etwas zu ändern, stets entschlossen verhindert zu haben." Diese Anspielung erzeugte einiges Gemurmel in der Dorén-Halle. "Die versuchte Festsetzung des Barons, noch dazu unter Anwendung von Gewalt, ist natürlich durchaus fragwürdig, aber die Umstände und das Verhalten des Barons machten es wohl unumgänglich, so zu handeln. Unser Handel mit Sewamund ist gewachsen und sollte geschützt werden, ebenso wie die Versorgung der Stadt Sewamund. Daher möchte ich nachdrücklich dafür plädieren, dass Shenilo Truppen anwirbt, die die Wege Sewamunds schützen und freihalten, so wie Signora Rahjane es vorgeschlagen hat. Und ja, diese Truppen sollten hinreichend stark sein, um Baron Irion davon zu überzeugen, dass er sein Tun dringend und ernstlich bedenken und einen anderen Weg einschlagen sollte. So kann diese mehr als unerfreuliche Fehde hoffentlich zu einem schnellen Ende geführt werden."

Beim manchen Anwesenden war ein mehr oder minder energisches Nicken zu beobachten, abermals erhob sich Getuschel. Als er sich langsam wieder legte und man auf die nächste Äußerung wartete, ergriff Atroklea ya Papilio das Wort: "Ich bemerke wohl, dass Kampfesmut, Bürgerstolz und auch Mitgefühl angesichts der Vorkommnisse in Sewamund uns alle nicht unbeeindruckt lassen. Und so sollte es unser Anliegen sein, hier eine schnelle Verbesserung zu bewirken. Und diese Besserung muss wohl darin bestehen, den Konflikt zu einem baldigen und festen Ende zu führen. Wir könnten natürlich darauf setzen, dass Baron Irion sich von Söldnern im Dienste Shenilos oder der politischen Parteinahme beeindrucken ließe, aber daran zu zweifeln, ist wohl nicht gänzlich unangebracht. Und was, wenn er sich dies zum Vorbild nimmt, eigene Verbündete sucht und so der Konflikt immer weiter ausgreift. Signor Travins Opimismus möchte ich hier nicht teilen, dass mehr Bewaffnete den Streit beenden würden. Nicht schon wieder, sage ich, und das bei allem Verständnis für die berechtigte Unzufriedenheit in Sewamund. Eben darum sollten wir uns dafür einsetzen, dass der Streit eine gerechte Lösung findet. Manch edle Familie in Shenilo hat gute Kontakte nach Sewamund, gerade auch Ihr, Signor Tuachall und Ihr, werter Orsino. Ich schlage vor, dass wir diese Verbindungen nutzen, um uns als neutrale und glaubwürdigen Vermittler zur Verfügung zu stellen. Ergreifen wir jetzt Partei und senden wir gar Söldner in den Norden, haben wir diese Möglichkeit wohl unwiederbringlich verspielt. Lasst uns tun, was Sewamund wirklich Frieden bringt!"

Orsino Carson stellte sich in die Mitte der Halle, ließ seinen Blick über die Umstehenden schweifen. Als er sich der Aufmerksamkeit aller sicher sein konnte, sprach er mit ruhiger, aber ernster Stimme: "Nun, ich denke, dass wir uns einig sind, dass wir Sewamund im Konflikt mit Baron Streitebeck helfen wollen." Er machte eine Pause und schaute abermals in die Gesichter der Umstehenden: "Möchte jemand dagegen etwas einwenden?" Tyerka Wankara räusperte sich: "Ich denke, dass es nicht die Aufgabe und der Vorteil unserer Stadt sein kann, sich in diesen Konflikt einzumischen. Ich bedaure, was dort geschehen ist und geschieht, aber dies ist nicht unser Streit."

Als er einige Augenblicke gewartet hatte, fuhr er fort: "Signora Vistelli, wie Ihr seht, wird Shenilo euch in dieser schweren Zeit nicht im Stich lassen! Aber nun wird es zu bestimmen sein, in welcher Form diese Unterstützung genau aussehen soll: diplomatische Bekundungen, Geld, Truppen? Und wenn ja: Söldner oder eigene Soldaten Shenilos? Und wo sollen sie eingesetzt werden? Auf den Straßen, auf denen Nahrung und andere Güter nach Sewamund gelangen und andere Güter, Waffen für die Streiter des Barons, eben dies nicht mehr tun sollen? Oder auf dem Schlachtfeld in der direkten Konfrontation mit den Kämpfern des Barons?" Es war Guiliana di Matienna, die bemerkte: "Habt Ihr, Signor Orsino, euch nicht längst entschieden und zieht auf der Seite der Sewamunder Bürger und ihrer Verbündeten in den Kampf?" Orsino lächelte: "Ihr missversteht, Signora. Bei den Soldaten, die ihr meint, handelt es sich lediglich um Streiter, die die Tochter meines Cousins in Pflicht und Treue für das Aufgebot Ruthors, in dem sich ihr Besitz befindet, gestellt hat. Dies ist kein Ausdruck einer Beteiligung des Hauses Carson an dieser Fehde. Wenngleich ich mich in diesem Zusammenhang durchaus dafür aussprechen möchte, dass sich Shenilo mit unter Vertrag genommenen Truppen einbringt."

Scibor Tuachall, sonst kein Freund markiger Worte, stand auf und rief in Richtung der Skeptiker: "Täuscht euch nicht, liebe Kollegen! So ein Konflikt geht nicht spurlos an denen vorbei, die ihn ignorieren oder meiden wollen. Mögen die Götter es verhüten, aber ein Sieg des Barons kann seine Streitsucht auch bestärken! Und was wäre schlüssiger als sich gegen die zu wenden, die ihm aus der Nachbarschaft in den Rücken fallen wollten? Selbst ohne jegliche Beteiligung kann der Baron sich dazu auserwählt sehen, das Umland unter seine Kontrolle zu zwingen. Wie würden dann wir aussehen, gerade wenn wir unsere Verbündeten schmählich im Stich lassen und dann alleine dastehen?” Er stemmte die Hände in die Hüften und sah mit glühenden Augen in die versammelten Gesichter. "Nein nein, meine Damen und Herren der Eteria – niemals sollten wir hier kneifen! Mutig wie der heilige Geron müssen wir sein und unseren Freunden Beistand leisten. Die Familie Tuachall wird das Unterfangen mit zwei Lanzen von Söldnern aus eigener Anwerbung unterstützen und ist bereit, eine weitere Corazza zu finanzieren. Alles dafür, dass die Sewamunder siegreich aus dem Konflikt hervorgehen und so auch Shenilo eine sichere und ertragreiche Zukunft blüht. Vielleicht…", fügte er mit einem Schmunzeln hinzu, "vielleicht überlegt man ja in der Marinestadt, unser Erfolgsmodell nachzuahmen". Triumphierend ließ der Consiliere Teclador seinen Blick schweifen und hoffte, dass sein Appell an Schutz und Stolz der Geronsstadt und Eteria nicht ungehört verhallen würde. Nach einigem Nicken in Richtung der ihm zustimmenden Anwesenden setzte er sich wieder und faltete die Hände zu einem Gebet. Falls seine Rede nicht genügte, so mochten doch wenigstens die Götter die Herzen der Anwesenden erweichen. Zu viel stand auf dem Spiel, nicht nur das gerade erst aufblühende Leben seiner Nichte Thalya, die mit dem Sewamunder Patriziersohn Eolan van Kacheleen kürzlich den Traviabund eingegangen war.

Travinus van Kacheleen hatte auf den passenden Moment gewartet und nachdem Scibor Tuachall gesprochen hatte, stand er auf und ergriff das Wort "Werte Eteria, werte Vertreter der hohen Häuser der Gereonsstadt. Als Fremder bin ich einst gekommen und als Neuansässiger und Vertreter der WYS sowie des Handels- und Privatbankhaus van Kacheleen darf ich heute dieser Sewamunder Delegation angehören und vor Ihnen sprechen. Mein Vater und Familienpatriarch Aurelio van Kacheleen hat mich mit sämtlichen Befugnissen der Familie van Kacheleen versehen, so dass ich in seinem Auftrag und Namen frei sprechen kann. Zuallererst ist er sehr betrübt, nicht am heutigen Tage vor der Eteria Shenilos sprechen zu können, so hart hat es die Seestadt Sewamund getroffen, dass seine Abkömmlichkeit in dieser höchst brisanten Lage derzeit zumindest unmöglich erscheint. Ich soll in seinem Namen die höchste Wertschätzung für die anwesenden Häuser aussprechen und ihn vielmals entschuldigen." Dann wandte er sich zuerst an Daryl Brahl. "Ich solle Dir, geschätzter Daryl Brahl seine freundschaftliche Wertschätzung und sein Vertrauen entgegenbringen und wörtlich darf ich überbringen "Hacketau, wir erwarten nach den Wirren ein Rückspiel beider Immanmannschaften und bei den Zwölfen, sollte es nicht gar ein Stadtspiel der besten Immanspieler beider Städte sein? Auf ewige Freundschaft und Verbundenheit!" Er hatte versucht dies in inbrünstiger Darbietung und in den Worten und den Formulierungen seines Vaters zu imitieren. Er setze im Anschluss eine kurze Pause und schaute dabei auf die Wirkung des Gesprochenen. Nach ein paar Augenblicken fuhr er weiter und wandte sich an Scibor Tuachall. "Werter Scibor Tuachall, es ist mir persönlich eine Ehre, gemeinsam an derselben Sache zu arbeiten. Von meinem Sohn Eolan und Ihrer Nichte Thalya darf ich die liebsten Grüßen ausrichten." Er nickte Scibor offen und dankbar angesichts seiner gesprochenen Worte zu. "Habt großen Dank für Eure angedeutete Unterstützung für Sewamund, habt noch größeren Dank für das Vertrauen in unsere gerechte Sache. Die Stadt und das Volks Sewamunds befinden sich in großer Gefahr und es ist nicht absehbar, was die Götter für uns vorgesehen haben. Aber es lebt in unserem heutigen Besuch die Hoffnung, dass wir nicht alleine für unsere Sache stehen, und es lebt der Glaube an eine Zeit nach den Wirren, die gerecht in der Sache sein wird und die uns die Unversehrtheit der Stadtrechte einräumt. Die Familie van Kacheleen hat sich seit jeher auf den Handel und die Finanzierung konzentriert und stets versucht, das Wohl der Stadt Sewamund sowie das Wohl der Geschäftspartner und befreundeten Familien zu mehren." Travinus hatte nun die Leichtigkeit der Worte auf seiner Seite. Die Nervosität war nun fort. Hesinde hielt Ihre milde Hand über ihn. So fasste er den Mut und sprach weiter. "Der Stadt Sewamund geht es zu keiner Zeit darum, an der Ordnung zu rütteln. Wir stehen stramm an der Seite des Herzogs und wollen dies im Idealfall auch an der Seite des Barons tun, nur ergeben sich Fragen zu vielen Morden in der Stadt sowie der Art und Weise, wie seinerzeit eine Abstimmung im Lilienrat zustande gekommen ist und warum auf diese Weise und der gewählten Ausprägung. Dem Handel ist eindeutig die oberste Bedeutung zu schenken. Ohne erfolgreiche Geschäfte wird es keinen Wohlstand der Familien geben und damit wird es zu keinem Wachstum und es wird sich auch keine Zufriedenheit einstellen. Vor vielen Götterläufen nahmen die van Kacheleen einst den Handel mit den Brahls und der WYS auf, wurden sogar Teilhaber und nahmen wichtige Funktionen innerhalb der Gesellschaft ein. Knüpften somit ein wichtiges Band zwischen den Städten Shenilos und Sewamunds. Ein Band welches des Wohlstand und die Zufriedenheit sicherstellen sollte. Hier bin ich mir mit meiner geliebten Gemahlin Carisia Brahl einig und daran darf sich auch nichts ändern, aber die Gefahr besteht. Sie ist in Sewamund Realität." Schnell nahm er einen Schluck Wasser, hatte er sich doch einen trockenen Mund geredet, um schließlich zu seinem Schlussplädoyer anzusetzen. "Werte Vertreter der hohen Häuser der Gereonsstadt, wir bitten um nichts mehr, als um die Unterstützung der Stadt Shenilo als Freunde und als Freunde wissen wir genau, wer uns unterstützt und können dies auch in der Zukunft, was auch immer die Zwölfe mit uns vor haben, wertschätzen und uns zu gegebener Zeit dankbar zeigen. Bei Efferds Wogen und Rondras starkem Willen. Lasst uns die Freundschaft beider Städte auf ein neues blühendes Podest setzen und laßt uns sein, wie die Steineiche im Inneren des Rondra-Tempels dieser Stadt, die zwar schon mehrmals von Rondras Blitzen getroffen wurde, aber immer wieder neu ergrünt. Laßt uns gemeinsam diese besondere und einzigartige Stärke zeigen." Damit schaute er ins Rund der Anwesenden und verneigte sich ehrfurchtsvoll und tief.

Cariana Amarinto hatte den theatralischen Ausschweifungen Travinus’ van Kacheleen stoisch, aber mit zunehmend mehr hochgezogener Augenbraue zugehört. Aufmerksame Beobachter konnten im letzten Drittel dann doch den leichten Ansatz eines Augenrollens erkennen. Nachdem er geendet hatte, entschlüpfte ihren Lippen dann noch ein dankbares Seufzen. Sie trat einen Schritt vor, verneigte sich nochmals vor den versammelten Würdenträgern der Eteria. Scibor Tuachall, Orsino Carson, Rahjandico Aurandis und Travin di Asuriol, die sich alle für eine weitergehende Unterstützung der Sache des Lilienrats ausgesprochen hatten sah sie dabei gezielt in die Augen und nickte ihnen zu. "Signores und Signoras der Geronsstadt! Der tiefe Dank der Sewamunder ist Euch bereits jetzt sicher in Angesicht der Unterstützung und Solidarität, deren wir hier Zeuge werden durften. Auch im Namen des Hauses Amarinto kann ich hier bekunden, dass es mich und meinen Bruder Dareius mit Stolz erfüllen würde, Seite an Seite mit Euch auf dem Schlachtfeld zu stehen und wider die Tyrannei zu streiten. Auch wenn wir hoffen, dass es nicht dazu kommen wird, sollte man dennoch auf diesen Moment vorbereitet sein." Sie richtete sich noch einmal zu voller Größe auf, reckte das Kinn nach oben, straffte die Schultern, ihre Linke umfasste das Heft ihres Schwertes mit eisernem Griff und ihre Rechte schlug als Faust deutlich hörbar auf das Pfeilbündel, das Emblem ihres Hauses, welches auf ihrem Kürass eingeätzt war und sie sprach mit fester Stimme die Worte die seit Jahrhunderten den Wahlspruch ihres Hauses ausmachten: "Si vis pacem, para bellum - Wenn du Frieden willst, bereite den Krieg vor!" Danach trat sie wieder zurück in eine Reihe mit den anderen Sewamundern.

Die Abstimmung

Orsino Carson ergriff wieder das Wort: "Wir haben gehört, in welcher Lage sich Sewamund befindet, wir haben gehört, um was unsere Freunde dort uns bitten, wir haben gehört, was dafür spricht und auch was dagegen sprechen möge, dieser Bitte Folge zu leisten. Und wir haben gehört, dass man in Sewamund eine aus Shenilo gesandte Hilfe nicht vergessen wird. Ich denke, es ist nun Zeit, dass wir darüber abstimmen, wie diese Hilfe aussehen mag, denn die Debatte hat wohl deutlich gezeigt, dass wir das Gesuch nicht ignorieren wollen und werden. So möchte ich Euch, werte Mitglieder der Eteria von Shenilo vorschlagen, über folgenden Beschluss abzustimmen: Die Eteria Shenilos beschließt, dass der bedrängten Stadt Sewamund, vertreten durch bevollmächtigte Gesandte des Lilienrates, ein Kontingent Bewaffnete zur Verfügung gestellt wird, das nicht als Truppe der jeweiligen Häuser, sondern des Sheniloer Bundes verstanden werde. Zur Aufstellung des Kontingents ist jede anwesende Familie verpflichtet, mindestens eine Corazza für zumindest vier Monate beizusteuern, entweder in Form geeigneter Krieger, sei es aus den Truppen des eigenen Hauses, seien es geeignete Söldlinge, oder in Form einer entsprechenden Summe, die die Anwerbung einer solchen Corazza ermöglicht. Die Aufstellung der Corazza wird einem Triumvirat anvertraut. Das Truppe soll sich alsdann, nicht später als nach einem Mond, auf den Weg machen, um primär die Handelswege aus Sewamund freizuhalten, sowie bei Bedarf für andere Zwecke eingesetzt zu werden, wobei hierüber zuvor einvernehmliche Absprache zwischen den entsprechenden Kommandeure auf beiden Seiten zu treffen sei. Für dieses Triumvirat möchte ich Scibor Tuachall, für die Finanzierung, Usvina Cordur für die Zusammenstellung des Kontingents sowie als Kommandanten Alberico Ylario Carson vorschlagen. Hochwürden Arana möchte ich zudem bitten, dem Kontingent den Segen Rondras zu spenden, auf dass es ehrenhaft und siegreich für die gerechte Sache streite und den Ruhm Shenilos mehre. Wer diesem Beschluss zustimme, tue dies nun kund!"

Bei der anschließenden Abstimmung stimmten für dieses Vorgehen:
Dafür stimmen (11):


Dagegen stimmen (2):


Es enthalten sich (4):


"Damit ist dieser Beschluss angenommen und bindend für alle Mitglieder. Möge der Segen des Herrn Praios und der Herrin Rondra auf diesem Unterfangen ruhen." stellte Daryl Brahl fest.

Rahjane Vistellis Stimme erklang mit einem Hauch von Erleichterung und Dankbarkeit, während sie sich an die versammelten Mitglieder der Eteria von Shenilo wandte: "Im Namen des Lilienrates von Sewamund möchte ich unseren tiefsten Dank für die Annahme dieses Beschlusses aussprechen. Es erfüllt uns mit großer Demut und Dankbarkeit zu sehen, wie Shenilo sich entschieden hat uns beizustehen. Eure Großzügigkeit und Entschlossenheit, uns mit bewaffneten Kräften zu unterstützen, lässt uns hoffen und gibt uns die Zuversicht, dass wir gemeinsam diese schwierigen Zeiten überwinden können. Scibor Tuachall, Usvina Cordur und Alberico Ylario Carson, wir sind zutiefst dankbar für eure Bereitschaft, die Aufgaben des Triumvirats zu übernehmen. Eure Führung und euer Einsatz werden von unschätzbarem Wert sein, während wir uns bemühen, Sewamund vor weiterem Unheil zu bewahren. Wir versichern euch, dass dieses Kontingent mit Ehre und Würde handeln wird, im Einklang mit den höchsten Prinzipien der Gerechtigkeit und Menschlichkeit. Möge der Segen Rondras und Praios' auf ihnen ruhen, während sie die Handelswege schützen und diejenigen verteidigen, die unter den Taten von Baron Irion von Streitebeck leiden. Wir sind tief berührt von der Solidarität und Unterstützung, die wir von Shenilo erfahren haben, und versprechen, dass wir dies nicht vergessen werden. Möge unsere Zusammenarbeit Grundlage für eine anhaltende Freundschaft zwischen unseren Städten legen. Nochmals, im Namen des Lilienrates und des Volkes Sewamunds, danke ich euch von ganzem Herzen für eure Großzügigkeit und Entschlossenheit. Mögen die Zwölfe über uns wachen und uns auf unserem Weg geleiten."

Mit diesen Worten beendete Rahjane ihre Rede und verneigte sich respektvoll vor den Mitgliedern der Eteria von Shenilo, voller Dankbarkeit für ihre Hilfe und Unterstützung. Die restlichen Gesandten Sewamunds verneigen sich ebenso vor dem Rat Shenilos.