Briefspiel:Kaiserjagd/Eine magische Nacht VI

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Kaiserjagd.png Städteübergreifendes Briefspiel Kaiserjagd.png
Datiert auf: 1.-6. Firun 1046 BF Schauplatz: von Aldyra in den Wald von Persenciello Entstehungszeitraum: ab März 2024
Protagonisten: Khadan II. Firdayon, etliche Hochadlige und weitere Noble des Reiches Autoren/Beteiligte: Haus Amarinto.png Amarinto, Familie Solivino.png Bella, Familie ya Malachis.png Cassian, Horasreich-klein.png Dajin, Haus della Pena aeH.png Dellapena, Haus Sirensteen.png Erlan, Familie Flaviora.png Flaviora, Familie Gerber.png Gerberstädter, Haus Urbet.png Gonfaloniere, Haus della Pena jH.png Horasio, Familie van Kacheleen.png Kacheleen, Familie Luntfeld.png Luntfeld, Haus Legari.png Nebelzweig, Haus Carson.png OrsinoCarson, Familie di Cerrano.png Princeps, Haus di Salsavur.png Rondrastein, Haus Romeroza.png Savinya Romeroza, Haus Veliris.png Schatzkanzler, Familie Ventargento.png Silberwind, Haus Tribec.png Tribec, Wappen fehlt.png Vairningen, Haus ya Pirras.png VivionaYaPirras u.w.
Zyklus: Übersicht · Teilnehmer · Schauplätze · Regeln · Gerüchteküche · Erster Tag

Geschichten vor der Jagd: Firungefällige Fragen I · II · Eine bescheidene Bitte · Eine Antwort aus Horasia · Unter Wölfen · Das Haus Veliris · Prinz und Prinzessin · Ungewisses Parkett · Folnors Bankett · Die "Minnesängerin" · Kamingespräch zu Imdallyo · Der Kalif von Unau · Am Tag der Volkskunst I · II · Gräfin Tergelstirn · Eine Schuld wird beglichen I · II · III · IV · V · VI · VII · VIII · Eine magische Nacht I · II · III · IV · V · VI · VII · Bosparanische Träume I · II · III · IV · V
1. Firun: Sternenglanz im Sonnenschein · Ein Herz und eine Seele · Morgendlicher Ausritt · Kaiserliche Herausforderung · Knappin vermisst I · Jagdabsprachen I · II · III · Die Horas-Halle · Das Hussbeker Manöver · Unter Freunden und Feinden · Zur Jagd! · Bündnis auf Zeit · Kaiserlicher Auftritt · Knappin vermisst II · Die Albornsburgübergabe



Eine magische Nacht VI

30. Hesinde 1046 BF (Wintersonnenwende, Erleuchtungsfest), Vinsalt

Fortsetzung von hier.

Autoren: Amarinto, Bella, Tribec

Innocencia Solivino & Rimaldo di Striazirro

Führt etwas im Schilde: Innocencia Solivino

Innocencia warf Rimaldo di Striazirro während der letzten Takte des Tanzes einen verschwörerischen Blick zu.
"Signor, würdet Ihr mich in einem Vorhaben unterstützen?"
Der gutaussehende, junge Vinsalter hob die Augenbrauen.
"Ein Vorhaben? Was könnte das denn sein, junge Dame?"
Innocencia drehte sich langsam mit ihm um die halbe Achse.
"Seht Ihr die beiden Arivorer dort hinten? Man sieht ihnen das Altehrwürdige fast schon an." Sie kicherte.
Rimaldo musste schmunzeln. Die Knappin erinnerte ihn an sich selbst in seiner Kindheit.
"Der Herr ist mein Schwertvater."
"Ein von Schreyen?" Rimaldo erkannte das Wappen auf dem Festanzug des Ardariten.
Die letzten Takte der Musik verklangen und Innocencia knickste formell und Rimaldo verbeugte sich.
"Ja, Festo von Schreyen. Vielen Dank für den Tanz, Signor. Ihr seid ein exzellenter Tänzer. Und genau deswegen bitte ich Euch darum, mir auch den nächsten Tanz zu schenken. Denn ich möchte dem Herrn von Schreyen in einem Duell beweisen, dass ich im Tanzen besser bin als er."
Rimaldo lachte verblüfft auf. "Warum das?"
"Ich stellte mich vor ein paar Tagen bei einem Übungskampf äußerst ungeschickt an und verteidigte mich damit, dass ihn zumindest auf dem Tanzparkett schlagen würde. Er nahm mich nicht ganz so ernst."
"Ich verstehe. In diesem Fall tue ich Euch natürlich mit größtem Vergnügen den Gefallen."
Er ergriff ihre Hand und führte sie über die Tanzfläche zu Festo und Clarizia von Tomrath.
"Euer Edelwohlgeboren", lenkte Innocencia Festos Aufmerksamkeit auf sich. "Ich fordere Euch hiermit zu einem Tanzduell, um meine Behauptung von vor vier Tagen zu beweisen."
Festo sah zuerst verwirrt aus, dann schien er sich zu erinnern. Er lächelte amüsiert und nickte.
"Ich nehme deine Forderung an."
Die Knappin nickte knapp und militärisch. Genau in dem Moment erklang die Melodie für den nächsten Tanz.

Noch nie hatte Innocencia sich auf dem Tanzparkett so sehr ins Zeug gelegt. Sie wusste, dass ihr Verhalten kindisch war, aber es ging ihr ums Prinzip. Sie wollte Festo beweisen, dass sie in etwas gut war. Bis auf einen kleinen Fehler in der Schrittfolge gelang das Tanzen ihr perfekt.
Auch Rimaldo konzentrierte sich ganz auf den Tanz. Er wollte nicht, dass die junge Knappin bereute, ihn als Partner für dieses Duell ausgewählt zu haben.
Als die letzten Takte der Musik verklangen, begaben sie sich mit Clarizia und Festo an den Rand des Parketts.
Nach einem kurzen Schweigen sagte schließlich Clarizia: "Ich würde sagen, ihr habt eindeutig gewonnen."
"Ich stimme zu", sagte Festo und nickte seiner Knappin anerkennend zu. "Ich hätte deine Aussage nach dem Duell ernst nehmen müssen."
Innocencia hatte beinahe das Gefühl, vor Stolz ein paar Fingerbreit zu wachsen.
"Aber das heißt nicht, dass du dich weniger im Fechten üben musst!", fügte er streng hinzu.
Als Innocencia daraufhin einen Schmollmund zog, konnten sich Rimaldo und Clarizia das Lachen nicht mehr verkneifen. Und kurz darauf fielen auch Festo und Innocencia mit ein.

Tsaida Tribêc, Rondinella von Trebesco und Dareius Amarinto

Es erschien Tsaida Tribêc im prunkvollen Ballsaal, beleuchtet vom sanften Schein der Kerzen und dem Glanz eines prächtigen Kronleuchters: eine Erscheinung in Grün und Gold. Ihr Kleid, eine opulente Schöpfung aus reichem Brokat, umschmeichelte ihre Figur mit kunstvoll geschnürtem Mieder und weiten Ärmeln, die an den Ellenbogen in weiche Falten fielen. Ihr Haar, im späten Licht golden erscheinend, fiel in weichen Locken über ihre Schultern, jede Strähne sorgfältig gelegt, um ihr Antlitz zu umrahmen.
Auf Tsaidas Gesicht ruhte eine grüne Maske, die ihre Augen betonte und gleichzeitig ihre Blicke verbarg. Die Maske, ein Kunstwerk für sich, war mit feinen goldenen Linien und zarten Federungen verziert, die bei jeder Bewegung ihres Kopfes leicht zu flattern schienen. Diese Maske verlieh ihr nicht nur Anonymität, sondern auch eine tiefgründige Aura.
Tsaidas Haltung war stolz und gerade, ein Bild der Entschlossenheit und Selbstsicherheit. Ihre Hände ruhten auf den Hüften, und ihr Blick, obwohl teilweise verborgen, war fest und unerschütterlich. Sie bewegte sich elegant durch den Raum, zog zwar die Blicke auf sich, hinterließ aber doch eine Spur der Distanz.
Tsaida Tribêc betrat den Saal nicht nur, um gesehen zu werden, sondern um eine Botschaft zu übermitteln. Ihre Präsenz war wie eine sanfte, aber deutliche Welle, die heranrollte, gerade als die Gespräche ihren Höhepunkt erreichten und die Musik eine Pause einlegte. Ihre Ankunft fiel zusammen mit dem leisen Erklingen der Harfen, die wieder zu spielen begannen, als wäre ihr Eintritt das vereinbarte Zeichen für die Musiker.
Was recht schnell klar wurde, war, dass Tsaida nicht allein war. In ihrem Gefolge bewegte sich eine weitere Person. Ihr Kleid, reich verziert mit Goldfäden und funkelnden Steinen, schimmerte in einem lebhaften Kobaltblau, das ihr den Anblick einer Adligen aus längst vergangenen Zeiten verlieh. Sie trug eine Maske, die so tiefblau wie der Mitternachtshimmel war, und ihre Augen dahinter glänzten interessiert. Ihr langes, dunkles Haar floss in sanften Wellen über ihre Schultern, umrahmt von einem Diadem, das in der gedämpften Beleuchtung funkelte. Wiewohl das Gesicht verborgen war, konnte man sonnengebräunte Haut erkennen.
Die beiden Damen bewegten sich mit Gelassenheit und Anmut. Tsaida führte ein leises Gespräch, ihre Gesten waren überlegt und Worte gewählt, wobei ihr leichtes Lachen ab und zu zu hören war.
Rondinella von Trebesco, die etwas zurückhaltender wirkte, beobachtete sorgfältig die Reaktionen der anderen Gäste. Ihre Augen, leuchtend und scharf hinter der tiefblauen Maske, schienen jedes noch so kleine Detail zu erfassen. Es war offensichtlich, dass sie nicht nur Tsaidas Begleitung war, sondern eine entscheidende Rolle in der Inszenierung spielte, die solch ein Ball darstellte.
Beide näherten sich langsam einem kleinen Tisch am Rande des Raumes, der mit einer Auswahl an Kristallgläsern und einer Karaffe mit bernsteinfarbenem Wein bestückt war. Tsaida füllte behutsam zwei Gläser, reichte eines an Rondinella weiter, und dann stießen sie leise an, ihre Blicke trafen sich kurz in einem Moment des gegenseitigen Verständnisses.
Nachdem sie einen Schluck genommen hatten, wandten sie sich einer Gruppe von grangorischen Adligen zu, die in der Nähe standen. Mit einer souveränen Ruhe, die ihre vornehme Herkunft unterstrich, begann Tsaida, die Anwesenden zu begrüßen. Währenddessen blieb Rondinella etwas im Hintergrund, beobachtete weiterhin die Umgebung, aber immer bereit, sich in das Gespräch einzubringen, wenn ihre Einsichten gefragt waren.

Gedanklicher Tagebucheintrag Rondinellas
Heute Abend war wie ein Sprung in unbekanntes Gewässer, erfüllt von prickelnder Ungewissheit eines neuen Abenteuers. Der Maskenball zur Mittwinternacht, eine Bühne, auf der sich die illustren Gestalten der Adelswelt versammeln, um in Tanz aus Eleganz und Intrigen zu schwelgen. Ich konnte meine Aufregung kaum zügeln, als Tsaida und ich die prunkvolle Halle betraten.
Das Licht der Kronleuchter warf funkelnde Reflexe auf die Masken und Gewänder, ein schimmerndes Meer aus Farben und Formen. Tsaidas Kleid schimmerte mit jedem ihrer Schritte. Sie, immer die Souveräne, führte unsere kleine Expedition durch den Raum, während ich, in die Rolle der Beobachterin versunken, Gesichter und Gesten der Anwesenden studierte. Wären sie nicht maskiert gewesen, sie wären mir ebenso unbekannt geblieben, kannte ich mich doch in den höheren Gesellschaftskreisen nur spärlich aus.
Mit jedem Gespräch, das Tsaida führte, mit jedem Lachen, das sie teilte, sammelte ich Fragmente von Geschichten, die hier aufeinander trafen wie ein unsichtbares Netz, das sich zwischen den Anwesenden spannte, ein Netz aus den Fäden der Unterhaltungen, das ein komplexes Muster aus Allianzen und Rivalitäten bildete. Alles, jede Geste, jedes Wort schien bedeutungsgeladen, und ich, tiefblau maskiert, lauschte und lernte.
In dieser Welt aus Pracht und Prunk wollte ich eigentlich nicht nur eine Figur in Tsaidas Schatten sein, sondern sie selbst ergründen. Wer waren diese Leute hinter den Masken? Welche Geheimnisse verbargen sie?
Was war echt, was war unverstellte Wahrheit? Diese Frage beschäftigte mich zuvörderst, sie brachte mich dazu, bei jedem Blick, der Tsaida und mir zugeworfen wurde, genauer hinzusehen. Und doch war mir nicht klar, wonach ist suchen sollte oder ob ich nicht nur in einen Spiegel meiner Wünsche in den Augen der anderen blickte.
Der Abend war jung und der Ball bot unzählige Möglichkeiten. Vielleicht würde ich am Ende des Abends mehr über die anderen Gäste wissen – oder mehr über mich selbst.
So drehte ich mein Weinglas in der Hand und lächelte unter der Maske. Tsaida neben mir, die Musik, die unsere Schritte lenkte – alles war bereit für ein weiteres Kapitel in dem Abenteuer, das ich mein Leben nannte.

Als Tsaida Tribêc erschien, hatte er die Sewamunderin zuerst nicht erkannt. Dann gesellte sie sich nach ihrem, wie immer, perfekt inszenierten Auftritt zu einigen anderen Grangoriern. Dareius Amarinto hatte auch ihre Begleitung erkannt, es war Rondinella von Trebesco. Er hatte nicht erwartet, sie bei diesem Ball in Vinsalt zu treffen. Aber umso mehr freute er sich. Nach den Ereignissen der letzten Monde, war das Schicksal der beiden noch weit mehr miteinander verwoben, als er sich jemals hätte vorstellen können. Er stand für immer in ihrer Schuld, aber zugleich wusste er auch, dass sie dies niemals ausnutzen würde. Er entfernte sich kurz von der Gruppe um Baron Mathesio und trat an Rondinella und Tsaida heran.
Er war sich nicht sicher, ob erstere ihn gesehen hatte und so stand er plötzlich hinter ihr und flüsterte nur an sie gerichtet. “Rondinella, wie schön Euch hier zu treffen. Das Schicksal lässt unsere Wege augenscheinlich immer wieder miteinander kreuzen und ich würde lügen, wenn ich nicht für jedes dieser Treffen dankbar wäre.”
Rondinella spürte, wie ihr ein Schauer der Überraschung über den Rücken fuhr, als sie Dareius' Stimme so nah an ihrem Ohr vernahm. Sie drehte sich langsam um, und ihr Herz machte einen kleinen Sprung, als sie Dareius Amarinto vor sich stehen sah. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, das hinter der tiefblauen Maske nicht vollständig zu sehen war, aber ihre Augen strahlten vor Freude. "Dareius Amarinto", sagte sie leise vor dem Hintergrund des Festes, "die Götter scheinen in der Tat einen besonderen Sinn für die Dramatik zu haben, wenn es um unsere Begegnungen geht. Es ist eine angenehme Überraschung, Euch hier zu treffen. Ich hoffe, Ihr genießt den Ball ebenso sehr wie ich."
Tsaida Tribêc, die das Gespräch aus den Augenwinkeln beobachtet hatte, trat einen Schritt näher heran. Ihr Blick war durchdringend und scharf.
"Cavalliere Amarinto", begann sie mit sanfter und bestimmter Stimme, "es ist immer eine Freude, alte Bekannte zu treffen, besonders an solch einem Abend wie diesem."
Sie musterte Dareius mit einem neugierigen Funkeln in den Augen.
"Ich bin sicher, Ihr seid hier, um mehr als nur den Tanz zu genießen."
Dann trat sie wieder einen Schritt zur Seite, um Dareius und Rondinella Raum für ihre Unterhaltung zu geben, aber ihre Präsenz blieb spürbar.
“Baronessa Tsaida, es ist mir wie immer eine Freude. Ihr durchschaut mich wie üblich. Ich bin hier als Gast des Barons von Ucurino und auch wenn ich den Tanz und die geheimnisvolle Atmosphäre eines solchen Maskenballs natürlich zu schätzen weiß, so ist dies doch immer auch genauso viel Politik wie Vergnügen. In Anbetracht der Krise, die unsere geliebte Heimatstadt jüngst überstanden hat, stehen wir doch alle in der patriotischen Pflicht, die politischen Voraussetzungen für das Wiederaufblühen der phecadischen Rose Sewamund zu schaffen.”
Er lächelte.
“Ich gehe davon aus, dass diese patriotische Pflicht auch Euch hierher geführt hat. Nicht wahr?”
Tsaida Tribêc hob leicht eine Augenbraue, als sie Dareius' Worte vernahm. Ihr Lächeln war höflich, doch hinter der Maske konnte man erahnen, dass sie jeden Satz abwog. Sie nahm einen weiteren Schluck aus ihrem Glas, bevor sie antwortete: "Patriotische Pflicht, ja, wie treffend. In solchen Zeiten ist es wahrlich schwer, das Politische vom Vergnüglichen zu trennen, Cavalliere. Aber ich bin sicher, dass Ihr, wie auch ich, die Kunst beherrscht, beide Welten miteinander zu verweben."
Sie ließ ihren Blick kurz auf Rondinella ruhen, dann wanderte er wieder zu Dareius.
"Es ist unser aller Pflicht, dafür zu sorgen, dass Sewamund zu dem erblüht, was es vorher war. Doch wie jede Rose benötigt es Zuwendung – und ein wenig Schutz vor unwillkommenen Dornen."
Ihre Worte waren ruhig, beinahe nachdenklich, doch ihre Augen funkelten wachsam.
Sie trat einen Schritt zurück, um Dareius und Rondinella mehr Raum zu geben, und sprach mit leiser Stimme weiter: "Ich bin sicher, dass Eure Tanzpartnerin Euch den nötigen Ausgleich verschaffen wird. Rondinella ist äußerst ... anmutig, wie Ihr zweifellos bereits bemerkt habt."
Mit diesen Worten machte Tsaida einen eleganten Knicks, ein Zeichen, dass sie das Gespräch nicht weiter vertiefen wollte, und ließ das Paar mit einem letzten, bedeutungsvollen Blick allein.
Dareius wandte sich wieder an Rondinella. “Ja, ich genieße den Ball außerordentlich. Nach allem was wir in den letzten Monden durchlebt haben, nach allen Verlusten und Enttäuschungen ist es schön die Freuden des Lebens zu genießen.”
Er räusperte sich und hob langsam seine Hand und hielt sie vor Rondinella.
“Mir fällt auf, nach allem, was wir bereits miteinander geteilt haben, ein Tanz war noch nie darunter. Würdet Ihr mir die Ehre erweisen?”
Rondinella blickte einen Moment lang still auf die ausgestreckte Hand von Dareius, während in ihrem Inneren ein Gewitter aus Gefühlen stattfand. Sie erinnerte sich an die Gedanken, die sie durch ihre Briefe miteinander geteilt hatten, an das Wechselspiel von Begegnung und Trennung.
Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen, und ihre Augen leuchteten hinter der tiefblauen Maske. Sie hob sanft ihre Hand und legte sie in seine.
"Es wäre mir eine Ehre, Cavalliere", antwortete sie mit sanfter Stimme, die leicht über den Lärm des Balls trug. "Nach all den Kämpfen und Herausforderungen verdient das Leben ein wenig Leichtigkeit, findet Ihr nicht?"
Sie folgte ihm auf die Tanzfläche, und während die Musik zu einer langsamen Melodie anhob, stellte Rondinella fest, dass der Tanz vielleicht mehr als nur Bewegung durch den Raum war. In Dareius' Nähe zu sein, fühlte sich nicht wie eine Last an, sondern wie ein Moment, in dem sie beide, zumindest für einen Augenblick, die Welt hinter sich lassen konnten.
Rondinella lächelte unter der Maske, als sich ihre Schritte im Takt bewegten. Sie hatte vielleicht nicht alle Antworten auf die Fragen, die sie beschäftigten, aber in diesem Moment fühlte sie sich der Wahrheit vielleicht ein Stück näher.

Gedanklicher Tagebucheintrag Rondinellas – Fortsetzung
Der Abend fühlte sich an wie ein Tanz auf der schmalen Grenze zwischen Licht und Schatten, ein Abenteuer, das mich weiter in die Tiefen der eigenen Seele führte, als ich es erwartet hätte. Als ich Dareius' Hand ergriff und mit ihm die Tanzfläche betrat, fiel das Gewicht der letzten Monde für einen Augenblick von meinen Schultern. Die Musik trug uns in ein anderes Reich, fernab höfischer Intrigen und politischer Fäden.
Doch der Ball war nicht bloß Vergnügen, er war ein weiterer Schritt in einem Spiel, größer und gefährlicher, als es auf den ersten Blick schien. Ich hatte gelernt, dass jede Maske, jeder Schritt, jede Floskel auf solch einem Fest Bedeutung trug, verwurzelt in Konflikten und Allianzen, geschmiedet hinter verschlossenen Türen. Und dennoch gab es nun hier Ruhe vor dem Sturm, der zweifellos kommen würde.
Wir wechselten knappe Worte von den Kämpfen und Veränderungen, die wir in den letzten Monden erlebt hatten. Ich konnte nicht anders, als daran zu denken, wie sehr sich unser Schicksal verflochten hatte. Ich erinnerte mich an die vergangenen Kämpfe, die Klinge in der Hand, das Gewicht des Schwertes, der Klang von Stahl auf Stahl – Momente, da ich mich lebendig fühlte, wie eine Heldin der alten Legenden, die ich als Kind bewundert hatte.
Aber jeder Held hat seinen Schatten. Während ich in Dareius' Augen sah, wurde mir klar, dass wir beide eine Geschichte teilten, die uns verfolgte. Es war eine Verbindung, eine Verpflichtung, die uns auf Pfade führen könnte, die gefährlicher waren als jede Schlacht.
Vielleicht war es der Abend, vielleicht war es die Maske, an deren Sitz ich eigentlich ein Leben lang gewöhnt war, aber ich fühlte mich freier als sonst, bereit, das Schicksal herauszufordern. Ich wusste, die kommenden Tage würden eine Prüfung sein, die Stärke und Mut so testeten, wie wir es noch nicht erlebt hatten. Und da war diese leise Stimme in mir, die sagte, dass ich bereit war. Nicht als Fugate Caril, die stets halb im Schatten gestanden hatte, sondern als Rondinella von Trebesco, Tochter aus hohem Hause und – oder nur vielleicht – Heldin meiner Geschichte.
Der Ball war nur der Vorhang. Dahinter lag das wahre Abenteuer.

Leonora Tribêc von Trebesco

Leonora Tribêc von Trebesco

Leonora Tribêc von Trebesco betrat den Ballsaal mit einer Mischung aus Anspannung und Entschlossenheit. Ihr Auftritt war bescheiden, sie trug ein elegantes Kleid in den Farben ihrer Familie, ergänzt durch eine schlichte Maske, die ihre Augenpartie bedeckte. Ihre blonden Haare hatte sie wie so oft zu einem Zopf geflochten, der über ihre Schulter fiel, und sie wirkte anmutig und zurückhaltend.
Leonora bewegte sich langsam durch den Raum, nahm die prunkvolle Umgebung in sich auf und versuchte, sich zu orientieren. Die opulente Pracht des Vinsalter Balls war ihr fremd, und sie fühlte sich ein wenig verloren zwischen all den glitzernden Masken und prächtigen Gewändern. Doch Leonora ließ sich nicht entmutigen. Sie wusste, dass dieser Abend eine Gelegenheit bot, die adlige Umgebung zu erkunden, neue Leute kennenzulernen, die eigene Position zu behaupten, den Horas zu ehren und eventuell sogar die familieninternen Spannungen zu lindern und möglicherweise neue Bündnisse zu schmieden.
Langsam schlich sie sich an Tsaida Tribêc heran, die sie aus der Ferne beobachtete. Tsaida stand an einem kleinen Tisch, ihre Augen auf Rondinella von Trebesco gerichtet, die sich gerade angeregt mit Dareius Amarinto unterhielt. Leonora erkannte Rondinella vom Ritterturnier von Mortêc. Tsaida wirkte gelassen, doch in ihren Augen lag ein aufmerksames Funkeln, das Leonora beeindruckte und ein wenig einschüchterte.
Leonora blieb zunächst in einigem Abstand stehen und betrachtete Tante Tsaida. Sie wusste, dass dieser Moment entscheidend sein würde. Mit einem tiefen Atemzug entschloss sie sich dann, näher zu treten.
Tsaida bemerkte plötzlich ein leichtes Zögern in der Luft, als ob jemand sie beobachtete. Es war wie auf einer Jagd, wenn ein Reh plötzlich gewahr wurde, dass der Jäger es als Ziel nahm. Tsaida wandte langsam den Kopf und ihre Augen trafen auf Leonora. Für einen Moment herrschte Stille zwischen den beiden, als ob die Zeit selbst den Atem anhielt. Dann zeigte sich ein winziges Lächeln auf Tsaidas Lippen, als sie Leonora erkannte.
"Baronessa Leonora", sagte sie mit einer Stimme, die sowohl freundlich als auch vorsichtig klang. "Was für eine angenehme Überraschung, dich hier zu sehen."
Leonora, ihre Unsicherheit überwindend, erwiderte das Lächeln.
"Tante Tsaida, es freut mich ebenfalls, dich zu treffen. Ich dachte, dieser Abend könnte eine gute Gelegenheit sein, ein wenig über unsere ... Differenzen zu sprechen."
Tsaida nickte langsam, ihre Augen blieben wachsam und scharf.
"Ja, das könnte es tatsächlich. Komm, lass uns ein wenig abseits gehen und miteinander reden."
Gemeinsam bewegten sie sich zu einer ruhigeren Ecke des Ballsaals, bereit, die komplexen Fäden ihrer Vorgeschichte zu entwirren und vielleicht einen Weg zu finden, die Spannungen zu lindern.

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