Briefspiel:Kaiserjagd/Eine Schuld wird beglichen VI
Eine Schuld wird beglichen VI – Remira, Orleane und Clarizia
29. Hesinde 1046 BF (Tag der Volkskunst), Vinsalt
Autoren: Amarinto, Gerberstädter, VivionaYaPirras
Remira hatte sich Orleane zugewandt: „Signora ya Pirras, eine Freude euch wiederzusehen! Ist eine Weile her, dass wir uns das letzte Mal in Methumis getroffen haben. Ich glaube es war ein Fest der di Yaladan! Ach, wie ich die Zeit in Methumis vermisse!“
Kurz verlor ihr Blick den Fokus und man konnte ahnen, dass ihr Geist gerade im fernen Zentrum der Geisteskultur und des Renascentia-Gedankens weilte.
Dann fing sie sich, lächelte entschuldigend: „Ihr hattet, wenn ich mich recht entsinne neben der Peraine- auch an der Boron-Schule studiert. Wie ist es euch seit jener Zeit ergangen?“
Die dreißigjährige Esquiria blickte die Dottora mit aufrichtigem Interesse an.
Völlig aus den Gedanken an eine Audienz beim Horas gerissen, schaute Orleane Remira überrascht an.
“Ja, ein Fest. Bei den di Yaladan. Gut möglich. Und ja, Peraine und Boron, das stimmt.”
Sie hatte sich jetzt wieder gefangen und konzentrierte sich nun auf ihre Gesprächspartnerin.
“Nun, danach führte mich mein Weg in das Noionitenspital in Corden. Kennt ihr Corden? Ein kleiner Ort am Sikramstieg und das Kloster liegt in den benachbarten Sümpfen.”
Orleane musste grinsen, als sie sah wie sich Remiras Gesichtsüge bei der Ortsbeschreibung verzogen.
“Danach brachte mich der Zufall zu einem Ritterturnier und dann in die Dienste als Dottora des Cavalliere Amarinto. Und ihr, werte … Remira war es doch? Seid ihr in die Geschäfte Eurer Familie eingebunden worden?”
Remira schüttelte den Kopf: „Muss wohl irgendwas besonderes an diesen Sümpfen sein. Meinen jüngsten Bruder Nanduriel, der ein Boron-Geweihter, ein Diener des Raben, wie er es nennt, geworden war, hatte sich Boron 1043 BF dem Noionitenorden angeschlossen und sich nach Corden gewandt. Vielleicht seid ihr ihm ja begegnet.“
“Bruder Nanduriel? Selbstverständlich bin ich ihm begegnet. Ihr müsst wissen, dass unser Kloster nicht besonders groß ist. Nicht zu vergleichen mit dem Kloster Santa Noiona della Quiescosa in den tikalischen Bergen.”
Etwas Wehmut schwang in Orleanes Stimme, als sie dieses Kloster erwähnte.
“Und mir war nicht bekannt, dass Bruder Nanduriel Mitglied Eurer Familie ist. Er erwähnte es in keinem unserer Gespräche. Dafür hat er ein sehr gutes Einfühlungsvermögen und ist sehr interessiert an der Seelenheilkunde. Und nein, an den Sümpfen ist nichts Besonderes, außer das sie bei besonders großer Hitze anfangen widerlich zu stinken.”
Die Schwarzhaarige zuckte mit den Schultern.
„Ihr habt einen beeindruckenden Lebenslauf, ich beneide euch um eure Unabhängigkeit von eurer Familie. Und ja, im Auftrag der Familie bin ich in der Verwaltung der Efferdischen Handelscompagnie tätig und …“
Der Pfiff Amalias ließ Remira innehalten und veranlasste sie, der Mechanikerin einen äußerst geringschätzigen Blick zuzuwerfen, ehe sie weitersprach.
„… und zum Dank für meine Gefügigkeit darf ich an der Kaiserjagd teilnehmen.“
Sie seufzte leise, eigentlich wollte sie nur nach Methumis zurück, naja auch in Vinsalt würde sie sich wohlfühlen, vielleicht lernte sie ja im Verlauf der Jagd einen passenden Mann kennen oder traf jemanden mit dem sie in Methumis studiert hatte wieder.
Von der Seite trat Clarizia Gerber zu den beiden Damen hinzu. Bisher hatte die etwas blass und kränklich wirkende Frau an einem geöffneten Fenster gestanden und die frische Luft genossen.
„Die Zwölfe mit euch, Signora ya Pirras! Ich hoffe, ich störe nicht?“
Freundlich, aber etwas unsicher blickte die schlanke Schönheit von Orleane zu Remira.
Mit einem Lächeln entgegnete Orleane: “Die Zwölfe auch mit Euch, Signora, und nein, Ihr stört nicht.”
Sie ging einen Schritt zur Seite, damit die Dame sich zu ihnen gesellen konnte.
“Ihr klingt nicht besonders glücklich darüber, hier zugegen sein zu können, Signora Remira. Andere Mitglieder Eurer Familie beneiden Euch doch sicher sehr dafür. Wie seht Ihr das Signora …”, sagte sie an Clarizia gewandt.
Clarizia trat etwas näher heran, dankte Orleane, blickte zu Remira und strich ihr sanft über den Arm, ehe sie sich der Dottora zuwandte: „Ich kann meine Nichte verstehen. Es ist wohl ein sehr schönes Gefühl, wenn man einen Ort gefunden hat, an dem man sich wohl und zuhause fühlt, wo der eigene Familienname nicht zu Naserümpfen und spöttischem Lächeln führt und man nur als die Person betrachtet wird, die man ist und nur an seinem eigenen Verhalten und seinen eigenen Leistungen gemessen wird. Umso schmerzlicher, wenn man diesen Ort dann wieder verlassen muss, um dorthin zurückzukehren, wo man zuerst auf den Familiennamen sieht und schon sein Urteil gefällt hat, bevor man die dazugehörige Person auch nur gesehen hat. Seht es meiner Nichte nach, ihr Unmut richtet sich eher gegen den Umstand, dass sie nach Efferdas zurückkehren musste, als gegen die Tatsache, Teil dieser Reisegesellschaft zu sein, die an der Kaiserjagd teilnehmen kann.“
Mit einer fast mütterlichen Miene blickte sie wieder zu Remira.
Diese räusperte sich: „Besser hätte ich es nicht beschreiben können, meine liebe Tante.“
An Orleane gewandt fuhr sie fort: „Bitte versteht es nicht als Vorwurf an euch und eure Familie. Außer den Familien Changbari, Kanbassa und eventuell noch den Vinarii hatte und hat jede Patrizierfamilie Efferdas‘ ihre Vorurteile und Abneigung gegenüber der Familie für Kanal- und Stadtreinigung, Abdeckerei und alles was sonst mit Dreck und Gestank zutun hat. Das Haus ya Pirras hat wenigstens das Rückgrat, zu ihrer Abneigung zu stehen.“
Sie hob beschwichtigend die Hände.
„Euch werfe ich nichts vor, Signora Orleane, ihr habt euch, wann immer wir uns in Methumis begegnet sind, mir gegenüber sehr freundlich und ehrenhaft verhalten. Umso mehr habe ich mich gefreut euch hier wiederzusehen. Aber wir sollten uns von den unangenehmen Dingen, an denen wir hier und jetzt sowieso nichts grundlegendes ändern können, zu den schönen Dingen dieses Moments und diesen Ortes hinwenden. Konntet ihr bereits Zeit finden, etwas von dem vielfältigen kulturellen Angebot Vinsalts zu nutzen?“
Orleane wiederholte die Worte Clarizias in ihren Gedanken.
“Es ist schade, dass Ihr Euch in Efferdas nicht wohlfühlt, Signora Remira. Aber glaubt mir, dass ich es ohne weiteres nachvollziehen kann. Auch der Name ya Pirras kann eine schwere Bürde sein, und wer weiß welches Schicksal mich bei einer Rückkehr erwartet hätte. Aber genug davon. Ihr fragtet nach unseren kulturellen Erlebnissen in Vinsalt. Nun ja, wir sind noch nicht lange hier. Mein Herr war Teilnehmer des St. Festo-Turniers in Aldyra und daher kamen wir erst vor kurzem hier an. Wir konnten aber gestern die Aufführung ‘Der Kalif von Unau’ von Dorgando Paquamon genießen. Den heutigen Abend verbringen wir miteinander und morgen sind wir persönliche Gäste der Baronessa Ollantur auf einem Maskenball im Firdayon-Palast. Das wird es dann wohl mit der Vinsalter Kultur gewesen sein. Aber sagt, seid Ihr denn schon länger hier und hattet ihr die Möglichkeit einige Stücke der Opernfestspiele zu sehen?"
Kurz hielt Orleane inne.
“Signora Clarizia, geht es Euch gut? Ihr solltet Euch setzen.”
Orleane sah sich nach einer Sitzgelegenheit um.
Geistesgegenwärtig holte Remira einen Stuhl und brachte ihn Clarizia, die sich dankbar darauf niederließ.
“Danke, meine Liebe!” Und an Orleane gewandt: “Verzeiht Signora Orleane, mein Körper ist leider schon immer schwach und kränklich. Die lange Reise hat wohl doch mehr Kraft verbraucht, als ich gedacht habe.”
Mit traurigem Blick schüttelte sie leicht ihr Haupt: “Aber es ist wie es ist. Zu eurer Frage, leider sind auch wir erst vor kurzem hier eingetroffen, leider auch ein Umstand, der meiner Gesundheit geschuldet ist, wir mussten die Reise nach Vinsalt für drei Tage unterbrechen. Aber ich wollte unbedingt mit hierher kommen. Natürlich werde ich hier bleiben und nicht an der Kaiserjagd teilnehmen, das war auch nie meine Absicht. Aber das kulturelle Leben hier konnte ich mir einfach nicht entgehen lassen! Gestern haben wir an einem Empfang im Hause unserer Gastgeber, des Hauses dil Cordori teilgenommen. Sehr schön! Sehr talentierte Musiker waren engagiert worden und ich habe seit langem gewagt zu tanzen!”
Sie lächelte versonnen.
“Nun, ich hoffe, es wird in Vinsalt trotz der Kaiserjagd in Aldyra ein kulturelles Angebot geben.” Kurz blickte sie nachdenklich, zuckte dann aber mit den Schultern und meinte: “Andernfalls werde ich eben einige der sehr schönen Gebäude oder Gärten malen!”
“Verzeiht, und ich hoffe Ich trete Euch nicht zu nahe Signora Clarizia, aber ich gehe davon aus, dass ihr bereits in Behandlung eines fähigen Collega in Efferdas seid und dieser Euch mit einem entsprechenden Vorrat an stärkenden Kräutern für Eure Reise ausgestattet hat. Vielleicht könnte ich Euch trotzdem irgendwie zu Diensten sein und schauen, ob ich etwas für Euer Wohlergehen finden kann.”
Orleane wirkte bedrückt und nachdenklich.
“Natürlich nur, wenn Ihr es wünscht und mir Eure Symptome schildern wollt.”
Clarizia seufzte: “Ach Signora Orleane, ich kann die Dottores gar nicht mehr zählen, die mich untersucht und auf unterschiedlichste Art und Weise behandelt oder auch misshandelt haben!”
Sie winkte resignierend ab.
“Kräuter, Säfte, Pillen, Pülverchen und Tinkturen. Ich habe eine eigene Truhe für all die Dinge, die mir Linderung verschaffen oder mich stärken sollen, nur ist die Wirkung nie von langer Dauer.”
Sie lächelte die Dottora an: “Ich danke euch sehr für eure Fürsorge! Wirklich, aber die Götter haben meinen Körper mit wenig Lebenskraft und noch weniger Widerstandskraft versehen. Einmal die nassen Haare im Wind trocknen lassen und ich bin am nächsten Tag mit Fieber, tränenden Augen und laufender Nase im Bett! Wenn ich mich ein bisschen ausruhe, geht es gleich wieder! Ich kenne es mein Leben lang nicht anders und mit steigendem Alter wird es nicht gerade besser!”
Sanft ergriff Orleane Clarizias Hand.
“Dann lasst mich bitte einen anderen Vorschlag machen. In Ruthor gibt es ein Seebad und ich würde Euch gerne die Möglichkeit geben, dieses in Anspruch zu nehmen und dort eine schöne Zeit in Ruhe, fernab von familiären Verpflichtungen oder bekannten Gesichtern zu verbringen. Lasst mich dort Eure Gastgeberin sein und gebt mir die Möglichkeit Eure Kunst zu bewundern und die Ehre Eurer Gesellschaft.”
Was auch immer Orleane dazu bewogen hatte diese Worte auszusprechen, konnte sie selber nicht begreifen. Lag es an der Ausstrahlung von Clarizia, dieser Verletzlichkeit? Aber sie hatte das Gefühl, das Richtige zu tun.
Clarizia blickte die junge Dottora erstaunt an und musste das Gesagte erst einmal verarbeiten.
Hatte Orleane sie eben nach Ruthor eingeladen? Als Gast in ihrem Haus? Sie hoffte sehr, dass ihr nicht auch noch zu allem Überfluss die Sinne einen Streich spielten oder sie gar zu phantasieren begann und bald selbst ein Fall für die Noioniten würde.
Kurz blickte sie zu Remira, die für die Dauer eines Wimpernschlages ebenfalls erstaunt dreinblickte, ihr dann aber ermutigend zunickte. Gut, zumindest hatte sie sich nicht verhört oder gar etwas eingebildet.
Erleichtert blickte sie Orleane an: „Das ist ein sehr großzügiges Angebot Signora Orleane! Ich, ja, ich weiß gar nicht was ich sagen soll! Ihr seid sicher eine vielbeschäftigte Frau und ich möchte euch nicht zur Last fallen! Ich bin ein wahrer Klotz am Bein!“ Sie lächelte scheu. „Ihr müsst wissen, von Ausflügen zu meinem Onkel Ingalf auf das Landgut Casa della Fiore nahe Ranaqídes oder zu meiner Tante Phejanka nach Hilmaras abgesehen, ist dies das erste Mal dass ich Efferdas verlassen habe.“
Sie errötete etwas.
„Fast vierzig Götterläufe erlebt und noch nichts vom Horasreich oder gar von Aventurien gesehen!“ Eine Träne kullerte über ihre Wange. „Ich würde eure großzügige und sehr freundliche Einladung gerne annehmen, allerdings …“
Sie setzte sich kerzengerade hin und reckte das Kinn vor. „Allerdings müsst ihr mir erlauben, mich mit einem Portrait von euch zu revanchieren, Signora Orleane!“ Sie lächelte. „Und keine Sorge, ihr müsst nicht Stunden oder gar Tage irgendwo in Pose sitzen, ich habe ein sehr gutes Gedächtnis!“
War es nicht vielleicht doch etwas ungebührlich, eine solche Einladung anzunehmen? Wie hatte ihre Großmutter immer gesagt hat, Fisch und Gast halten sich nicht länger als vier Tage gut im Haus. Ihr Blick wurde wieder etwas unsicher.
Kurz dachte Orleane an ihre Zeit in Methumis zurück, als ihr Cousin Niccolo sich auch mit einem Portrait von ihr bedankt hatte, welches jetzt in ihrem Schlafgemach hing.
“Dies müsst ihr nicht machen, Signora Clarizia, aber wenn es Euer ausdrücklicher Wunsch ist, werde ich Euch diesen natürlich nicht abschlagen. Ich habe wohl schon ein Portait von mir in meinen Räumlichkeiten, gemalt von meinem Cousin Niccolo. Da es sich wohl besser vom Stil her nicht ähneln sollte, sagt welchen Zeichenstil bevorzugt ihr?”
Irgendetwas bedrückte Clarizia, und Orleane hoffte, wenn sie jetzt über ein ihr angenehmes Thema sprach, würden diese trüben Gedanken verschwinden.
“Ich glaube zwar nicht, dass ihr den Stil meines Cousins verwendet, denn Ihr solltet wissen …” Orleane näherte sich dem rechten Ohr Clarizias und flüsterte: “... es handelt sich dabei um einen sehr rahjagefälligen Stil.”
Leichte Röte stieg ihr ins Gesicht.
“Dies solltet ihr vorab wissen und denkt jetzt bitte nicht allzu verdorben von mir.”
Clarizia lächelte und führte nun ihrerseits ihre Lippen an Orleanes Ohr: „In keinster Weise halte ich euch für verdorben. Ein sehr interessanter Stil, und in der Tat muss ich gestehen, dass ich bislang darin keinerlei Erfahrungen habe. Danke für eure Offenheit und das damit verbundene Vertrauen!“
Sie lehnte sich im Stuhl zurück und wandte sich an ihre Nichte: „Remira meine Liebe, holst du mir bitte noch etwas von dem verdünnten Roten?“
Die Angesprochene nickte freundlich und schritt von dannen.
Nun wandte sie sich wieder der Dottora zu: „Ich male für gewöhnlich Aquarelle und bisweilen fertige ich auch Kohlezeichnungen an. Aber ich liebe Farben und deswegen überwiegen die Aquarelle.“
Kurz überlegte Clarizia: „Wenn ihr lieber ein Portrait einer anderen Person haben wollt, ich traf erst wenige Tage vor unserer Abreise eure Eltern und euren Bruder Icaro mit seiner Gemahlin! Also ich denke, ich kann euch aus dem Gedächtnis ein Familienportrait anfertigen, das an Detailtreue und Genauigkeit sehr nahe am Original liegt!“
Sie beugte sich verschwörerisch zu der Schwarzhaarigen und flüsterte: „Oder gibt es einen Mann oder eine Frau die euer Herz berührt, wenn ich diese Person einige Minuten genau betrachten kann, reicht mir das um ein treffendes Bild zu fertigen.“
Ein Lächeln zeigte sich auf Orleanes Gesicht.
“Ein Bild von meiner Familie. Dort würde wohl mein Bruder fehlen. Er befindet sich nicht hier und seit dem Ritterturnier von Mortec zog er gen Tikalen. Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen. Und ein Bild von demjenigen, der mein Herz berührt …”
Ein lichter Ton von Sehnsucht legte sich über ihre Stimme.
“... würde mich nur traurig stimmen, weil er für mich unerreichbar ist.”
Sie warf einen kurzen Blick zu Dareius.
“Daher sollten wir uns auf ein Portrait von mir einigen. Dies vereinfacht alles. Oder in Ruthor kommt uns ein spontaner Gedanke.”
Remira kehrte zurück und reichte ihrer Tante das Glas.
Mit sichtlich gespielter Empörung blickte sie von Clarizia zu Orleane und sagte mit vorwurfsvoller, aber sehr gedämpfter Stimme: „Die Signoras bringen mit ihrem ungebührlichen Verhalten gerade mein ganzes bisheriges Weltbild von Gerber und ya Pirras bedrohlich ins Wanken. Ich vermisse …“ Sie deutete auf Orleane. „… hier den Hochmut und die Geringschätzung in Blick und Körpersprache und dort …“ Sie zeigte auf Clarizia. „… Spott und ein gewisses Maß an Trotz und zur Schau gestelltem Stolz!“
Dann schüttelte sie ihren Kopf: „Hoffentlich setzt sich das in Efferdas nicht durch, ich würde mich womöglich auf Bällen und Empfängen wohlfühlen und …“ Mit gespieltem Schrecken fuhr sie fort: „… bei den Zwölfen, womöglich auch noch Spaß haben!“
Sie schlug sich die Hand vor den Mund.
“Ich denke schon, dass gewisse Dinge fernab von Efferdas anders sind. Und ich habe gelernt, dass vor der Seelenwaage alle gleich sind, egal welcher Stand, welcher Titel, welche Profession im Leben von Bedeutung waren. So lebe ich es auch. Meine Eltern und Geschwister sind anders und verkörpern genau das, was Ihr mit dem Namen meines Hauses verbindet. Entscheidend ist, was wir hier und jetzt daraus machen, Signora Remira. Und nun werde ich mir einen Becher Wein holen und dann lasst uns auf einen schönen gemeinsamen Abend anstoßen und über die Pläne für die Reise nach Ruthor nachdenken.”