Briefspiel:Kaiserjagd/Eine magische Nacht III

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Kaiserjagd.png Städteübergreifendes Briefspiel Kaiserjagd.png
Datiert auf: 1.-6. Firun 1046 BF Schauplatz: von Aldyra in den Wald von Persenciello Entstehungszeitraum: ab März 2024
Protagonisten: Khadan II. Firdayon, etliche Hochadlige und weitere Noble des Reiches Autoren/Beteiligte: Haus Amarinto.png Amarinto, Familie Solivino.png Bella, Familie ya Malachis.png Cassian, Horasreich-klein.png Dajin, Haus della Pena aeH.png Dellapena, Haus Sirensteen.png Erlan, Familie Flaviora.png Flaviora, Haus Urbet.png Gonfaloniere, Haus della Pena jH.png Horasio, Familie Luntfeld.png Luntfeld, Haus Legari.png Nebelzweig, Familie Ventargento.png Silberwind, Wappen fehlt.png Vairningen, Haus ya Pirras.png VivionaYaPirras, Familie van Kacheleen.png van Kacheleen, Familie Gerber.png, Gerberstädter u.w.
Zyklus: Übersicht · Teilnehmer · Schauplätze · Regeln · Gerüchteküche · Erster Tag

Geschichten vor der Jagd: Firungefällige Fragen I · II · Eine Antwort aus Horasia · Prinz und Prinzessin · Ungewisses Parkett · Folnors Bankett · Die "Minnesängerin" · Der Kalif von Unau · Am Tag der Volkskunst I · II · Eine magische Nacht I · II · III
1. Firun: Sternenglanz im Sonnenschein · Ein Herz und eine Seele · Morgendlicher Ausritt · Kaiserliche Herausforderung · Knappin vermisst I · Jagdabsprachen I · Die Horas-Halle · Zur Jagd! · Knappin vermisst II



Eine magische Nacht III

30. Hesinde 1046 BF (Wintersonnenwende, Erleuchtungsfest), Vinsalt

Autoren: Amarinto, Dajin, VivionaYaPirras

Das Wappen des Gründergeschlechts dil Cordori zeigt eine Tempelfront im altbosparanischen Stil.
Das Wappen der Baronie Ucurino verweist mit dem Zinnenbalken noch auf deren vorige Besitzer, die Talligons.

Die prunkvolle Sextiga mit dem Wappen der Familie dil Cordori sowie dem Wappen der Baronie Ucurino wartete bereits auf der Straße vor dem Gästehaus der Familie Galfard, in dem Dareius Amarinto, seine Schwester Cariana sowie deren Gefolge untergebracht waren. Dareius hatte sich extra für den Maskenball etwas besonderes einfallen lassen: Sein schwarz-rotes Gewand mit der roten Maske sollte den löwenhäuptigen Gemahl Rondras ehren, während seine Schwester ihr blau-silbernes Ballkleid mit einer Maske ergänzt hatte welche den Ewigen Drachen von Phecadien darstellen sollte.

Orleane trug für diesen Anlass ein langes Ballkleid in den Farben Schwarz und Weiß, welches auf den schwarzen Flächen mit weißen Fäden, die wie Vogelschwingen aussahen, durchzogen war. Am dezent ausgeschnittenen Rahjafenster und an den Ärmeln war schwarze Spitze angebracht. Ihre Haare waren kunstvoll hochgesteckt und ihre schwarz-weiß geteilte Maske erinnerte an den Schnabel eines Raben.

Dareius öffnete den Damen die Türe und half ihnen beim Einsteigen, damit die kostbaren Kleider nicht beschmutzt werden würden. In der Kutsche saßen bereits Baronessa Dalia Ollantur, welche ein blau-grün-silbernes, atemberaubendes, Ballkleid nach belhankanischem Schnitt und eine Nixenmaske trug. Sie hatte ihr süßestes Lächeln aufgesetzt. Neben ihr saß der Baron von Ucurino, Mathesio dil Cordori, in einem roten Gewand und einer weißen Maske, welche die linke Hälfte seines Gesichts komplett verdeckte, die rechte Seite jedoch frei ließ. Er küsste formvollendet die Hände der beiden Damen und nickte Dareius zu.
“Signoras, Signor Amarinto. Es freut mich, Euch endlich persönlich zu treffen, Baronessa Dalia hat in den höchsten Tönen von Euch gesprochen.”
Die Angesprochene lachte unschuldig: “Nicht doch, ich habe vielleicht nur kurz erwähnt, wie unterhaltsam es wäre, den Mittwinter-Ball gemeinsam mit meinen geschätzten Freunden aus Phecadien zu begehen. Baron Mathesio ist schon sehr gespannt, mehr über die kürzlichen politischen Verwerfungen im Herzogtum Grangor aus erster Hand zu erfahren.”
Sie nickte lächelnd Cariana und Orleane zu.
“Wie schön, dass ihr es einrichten konntet Signoras. Vielleicht haben wir so endlich Gelegenheit, uns ein wenig besser kennen zu lernen.”
Ihre Freude wirkte so ehrlich, es war schwer, ihr nicht Glauben zu schenken.

Auch Orleane lächelte freundlich, das hatte sie Dareius versprechen müssen, und bedankte sich für die Einladung.
“Die Freude ist, und ich denke Ich spreche auch im Sinne von Cavalliera Cariana, ganz auf unserer Seite Baronessa. Und ja, vielleicht haben wir Zeit für interessante Konversationen.”

Cariana Amarinto ergänzte: “Sicherlich Baronessa, vielen Dank für die Einladung.”

Dareius küsste die Hand der Baronessa und nickte dem Baron dankbar zu: “Es ist uns eine Ehre, Baron.”
Mathesio dil Cordori hatte in der Zwischenzeit fünf Kristallgläser hervorgezaubert und eine Flasche Bosparanjer geöffnet. Er goß allen ein und hob sein Glas zum Trinkspruch: “Auf eine magische Nacht!”
Sie prosteten einander zu und tranken, der Wein war köstlich.
Baronessa Dalia proteste Dareius nochmals gesondert zu, nur um leise mit süßer Stimme zu wiederholen: “Auf eine magische Nacht, Cavalliere!”
Unterdessen rumpelte die Sextiga über die Strassen Vinsalts zum Firdayon-Palast.

Baron Mathesio konversiert mit Dottora Orleane.

Während der Fahrt hatte der Baron dil Cordori seinen Gästen großzügig nachgegossen. Gerade hatte er Orleane ihr Glas mit einem Lächeln zurückgereicht.
“Signora Orleane, ich habe gehört, Ihr seid eine angesehene Dottora mit einem eher ungewöhnlichen Spezialgebiet? Vielleicht mögt Ihr mir etwas mehr davon erzählen?”
Gerade als Orleane ansetzen wollte, sah sie aus dem Augenwinkel, wie ‘ganz zufällig’ das makellos weiße Bein aus dem aufreizend geschlitzten Kleid der Baronessa Dareius’, der ihr gegenüber saß, Bein touchierte und von ihr bewusst langsam zurückgezogen wurde. Dareius’ Schwester, die dazwischen saß, hatte offenbar nichts davon mitbekommen, während sie dem Baron zugehört hatte. Oder es kümmerte sie schlichtweg nicht.

Und wieder erinnerte sie sich an ihr Versprechen und wandte sich wieder dem Baron zu.
“Inwiefern ungewöhnlich, Herr Baron? Weil ich versuche, die Gedankengänge der Menschen zu verstehen, um ihnen zu helfen? Auf eine gewisse Art und Weise wie ein Medicus? Dieser heilt äußere Wunden nach bestem Wissen und Gewissen. Dies mache ich auch. Aber die Wunden, die ich behandle, sind geistiger Natur. Gelernt habe ich an der Universität von Methumis und danach habe ich einige Zeit im Noionitenspital von Corden verbracht. Dann trat ich in die Dienste von Cavalliere Dareius. Und 'angesehen' empfinde ich als sehr schmeichelhaft.”
Sie lächelte und nippte an dem dargebotenen Bosparanjer. So langsam sollte sie aufpassen, wollte sie nicht zu angeheitert auf dem Ball erscheinen. Es waren bestimmt schon andere Häuser aus Efferdas anwesend und sie wollte das ihre nicht blamieren. Vor allen Dingen nicht vor den Belhankern.

“‘Ungewöhnlich’ war vielleicht das falsche Wort, nennen wir es doch stattdessen modern. Seht ihr, mein Onkel Marciano ist ein Gelehrter der magischen Heilung am Anatomischen Institut und hat sich ebenso bereits mit der Frage der magischen Heilung der menschlichen Seele beschäftigt. Vielleicht solltet ihr Euch einmal fachlich mit ihm austauschen, ich könnte Euch einander vorstellen wenn Ihr möchtet, Signora? Vielleicht bei einem 997er Yaquirtaler Rosentropfen im Palazzo dil Cordori. Ihr werdet ja sicherlich nach der Kaiserjagd nicht direkt zurückreisen nach Phecadien, wo doch Vinsalt noch so viel zu bieten hat.”
Er unterstrich sein Angebot mit einem selbstbewusst-stolzen Blick, wie es die Patrizier der Hauptstadt perfektioniert hatten.

“Dies wäre gewiss sehr interessant und auch ein anderer Blickwinkel auf die Seelenheilkunde als der meine. Gerne würde ich die Möglichkeit wahrnehmen Euren werten Herrn Onkel kennenzulernen, wenn es seine Zeit erlaubt. Leider kann ich Euch über die weiteren Pläne unseres Aufenthalts nach der Jagd keinerlei Auskunft geben. Dies obliegt meinem Dienstherrn.”

Orleane trifft beim Ball andere efferdische Patrizier.

Dareius hatte mit einem Ohr zugehört und nickte bekräftigend in Richtung der beiden.
“Das lässt sich einrichten, denke ich.”
Der Baron von Ucurino quittierte dies mit einem zufriedenen Lächeln.

“Aber nun gestattet auch Ihr mir eine Frage, Herr Baron. Ich habe gehört, dass eure werte Frau Mutter eine Sammlerin von alten Schriften ist. Erzählt mir davon.”

Als Orleane die Mutter des Barons, Polyana dil Cordori, erwähnte, nahm der Baron unterbewusst eine deutlich straffere Haltung an und seine Stimme verlor etwas von ihrer jovialen Überheblichkeit. Er klang nun nüchterner, aber auch stolzer.
“Oh ja, meine Mutter ist sicherlich eine der bedeutendsten Sammlerinnen altbosparanischer Artefakte und Schriften im Reich. Wenn nicht sogar die bedeutendste! Wenn ihr eine altbosparanische Schrift zu einem bestimmten Thema sucht, dann hat sie diese sicherlich in ihrer Sammlung.”
Nach einer kurzweiligen Fahrt kam die Kutsche schließlich am prächtigen Firdayon-Palast an und der Baron und seine Gäste stiegen aus der Sextiga und betraten den Vorplatz des Palastes, auf dem sich bereits einige Gruppen von herausgeputzten Adligen tummelten. Orleane sah Cavalliere Esteban di Camaro aus Efferdas mit seiner Familie, sowie den covernischen Baron von Caspoleth, Malrizio ya Duridanya, auf den auch Dareius bereits mehrfach bei verschiedenen Turnieren getroffen war.

Der efferdische Admiral erkannte die Efferdasierin ebenso und winkte zunächst seiner Tochter Phelippa und seinem Sohn Vigo zu, sie mögen doch gerade mal kommen. Nicht verwunderlich, waren die beiden doch nur zwei und acht Jahre älter als Orleane. Esteban war nicht sonderlich stark verkleidet, seine Seefahreruniform schrie geradezu nach Admiral aus Efferdas – von denen es nicht so viele gab – und die Maske war knapp bemessen, sodass auch sein allseits bekannter Oberlippenbart keinerlei Verdeckung erhielt. Ganz anders seine Kinder. Wobei sie sich auch hier unterschieden.
Phelippa trug ein ganz und ganz gold glänzendes, weites Kleid mit roten Schleifen. Das blonde Haar hatte sie mehrfach hochgesteckt und in dem dadurch entstehenden Dutt trug sie kleine goldene Kugeln und Spangen mit roten Delphinoccoschlägern als Aufsatz. Ihre Maske schien derweil aus echtem Gold zu sein und gaben ihr dank der Maskenform etwas katzenhaftes. Lediglich der Mund, garniert mit auffallend rotem Lippenstift und die darunter liegende leicht glitzernde Kinnpartie ließen dabei den Menschen hinter der Maske erahnen.
Vigo hingegen hatte sich – ganz seiner Natur – auch für diesen Ball eher dunklen, unauffälligen Grautönen hingegeben. Und dennoch fiel er auf, weil die Kapuze, die er tief über das Gesicht gezogen hatte und die darunter noch erkenntliche Maske, ein interessantes Zusammenspiel erlaubte. Die Maske wirkte wie eine Spinne und war entsprechend mit vielen Augen versehen, von denen nur zwei ihm selbst gehörten. Als kleine besondere Spielerei hatte die Spinnenmaske selbst auch noch einmal eine Maske auf.
Die beiden hatten Orleane noch nicht entdeckt.
“Schaut einmal, die verlorene Tochter der Stadt ist auch hier”, erklärte Esteban derweil, warum er seine Kinder zu sich zitiert hatte.
“Das Noionitenmädchen”, kommentierte Phelippa ihren Blick und ließ die anderen nur erahnen, welcher Gesichtsausdruck da wohl hinter der Maske zum Ausdruck kam.
Vigo hingegen nahm die Ankunft mit einer Mischung aus Achselzucken und auch etwas Freude zur Kenntnis, er hatte für Boron deutlich mehr übrig als seine Schwester.
“Nicht so abschätzig”, tadelte Esteban dafür seine Tochter. “Ich weiß, es sieht danach aus, dass die ya Pirras nach dem Drama rund um die gescheiterte Verlobung von Dartan und Terantina so verbittert sind, dass sie ihre Töchter schon nach Sewamund schicken müssen, aber wir schmieren ihnen das nicht aufs Brot, ist das klar?”
Ein zweifaches Nicken kam als Antwort.
“Ausgezeichnet. Dann gehen wir jetzt hin und sagen höflich guten Abend. Efferdasi sind hier selten und als gute Coverner halten wir zusammen. Auch wenn dir eine boronische Attitüde nicht in dein rahjanisches Lebensgefühl passen mag.”
Er blickte noch einmal auf seine als egozentrisch und feierlaunig bekannte Tochter. Genervt bejahte sie auch diesen Kommentar, während Vigo ein Grinsen sehr gut unter Maske und Kapuze verstecken konnte. So bewegten sich die drei auf den neuen Gast im Hause zu.

Es waren viele Eindrücke, die Orleane aufnehmen musste. Viele unbekannte Gesichter, die unbedingt ihren Dienstherrn begrüßen wollten. Viele Stimmen um sie herum. Sie blickte sich um – und da näherten sich endlich ihr bekannte Gäste.
Sie lächelte ihnen entgegen: "Euer Exzellenz, es ist mir eine große Freude, Euch bei bester Gesundheit auf diesem Ball anzutreffen. Mein Vater hatte erwähnt, dass Ihr zusammen diese Reise auf Euch genommen habt. Ein erster Schritt der Annäherung."
Orleane zeigte einen formvollendeten Knicks vor dem Admiral.

Annäherung? Dachte Orleane etwa, sie wären wegen ihr hier? Irritiert blickte er auf die junge Neusewamunderin. Jetzt hatte er sich doch etwas mehr Maske gewünscht. Doch ein schnelles diplomatisches Lächeln sollte seine Gedanken sicher verhüllen können.
“Signora ya Pirras, in der Tat ist es erfreulich, hier ein bekanntes Gesicht anzutreffen … und da es ein Maskenball ist ja auch wiederum nicht. Ich hoffe, die Reise aus dem kalten Norden war nicht zu beschwerlich. Ihr kennt noch meine beiden … naja, Kinder sind es ja nicht mehr.”
Er deutete auf Phelippa und Vigo.

Dann wandte sich Orleane Vigo zu: "Ich freue mich auch Euch wiederzusehen, Signor Vigo. Die wenigen gemeinsamen Gespräche sind mir in guter Erinnerung geblieben, und ich hoffe, wir können heute daran anschließen. Nach einem Tanz?"
Damit hielt sie Vigo ihren rechten Handrücken hin und sie konnte sich ein verschmitztes Lächeln nicht verkneifen, wusste sie doch, dass solche gesellschaftlichen Dinge nicht so das seine waren.

Meine Mutter hat mich gelehrt, einer lächelnden Dame niemals einen Gefallen zu verwehren”, nahm er die Hand der Dame gegenüber an und gab ihr einen Handkuss als Willkommensgeschenk. “Und gerne werde ich euch einen Tanz gewähren, wenn ihr mich denn als guten Tänzer in Erinnerung habt. Ein Gespräch bei einem Wein darf es aber auch sein und falls ihr euch nach Canapes sehnt, ich bin zuversichtlich, dass sie hier sogar ein paar wenige Fische aus dem Süden servieren.”
Dies in Kombination der Erwähnung seiner Mutter ließ Orleane instinktiv die Hand etwas schneller als notwendig zurückziehen, auch sie lächelte den minimalen Fauxpas aber hinweg und widmete sich der nächsten Camaro.

Baronessa Dalia hat ihr Lächeln längst kultiviert.

So standen sich Phelippa und Orleane gegenüber.
"Signora Phelippa. Wunderschön wie immer und dabei geheimnisvoll wie eine Katze. Ich freue mich über unser Wiedersehen."
Man konnte merken, dass Orleane nach Worten suchte um die Begrüßung etwas zu entspannen, aber bei Phelippas Blick fiel ihr das nicht so leicht.

Nachdem Orleane die Mitglieder der Familie di Camaro aus ihrer Heimatstadt begrüßt hatte, stellte sie ihnen ihre Begleiter vor. Baronessa Dalia Ollantur hatte wieder ihr süßestes Lächeln aufgesetzt und begrüßte die Patrizier aus Efferdas mit einnehmender Freundlichkeit. Baron Mathesio dil Cordori tat es ihr routiniert gleich.
Danach stellte Orleane ihren Dienstherren Dareius Amarinto und seine Schwester Cariana vor. Dareius hatte den Patrizier aus Efferdas noch nie getroffen, aber er hatte von seiner Familie gehört.
“Freut mich Euch kennenzulernen, Cavalliere di Camaro. Seid ihr wegen der Kaiserjagd nach Vinsalt gekommen, oder lockten Euch auch die kulturellen Schätze unserer wunderbaren Hauptstadt, so wie mich?”
Neben ihm nickte seine Schwester Cariana mit einem pflichtschuldigen Lächeln.

“Es ist eine Mischung aus beidem”, wiegte Esteban den Kopf hin und her. “Wenn der Kaiser zur Jagd ruft, dann kann man nicht zuhause bleiben, gleich wie man auch zur Jagd steht. Der Gedanke ist für mich auch immer noch befremdlich. Ginge es darum, einen Marlin zu fischen oder dem Meer einen seiner anderen tierischen Schätze zu bergen, ich würde mich sicher auch in meinem Alter noch in meinem Element fühlen, aber die Vorstellung, einem Hirsch oder Eber in einem Wald aufzulauern, wirkt noch etwas entfernt. Mein Sohn Vigo hier hingegen bringt neben der Blüte seiner Jugend auch noch ein paar Qualitäten mit, die zumindest beim Anpirschen sicher helfen werden. Wenngleich wir auch einen Jäger aus dem Ranafandelwald in unserem Tross haben. Herr Dinacosto wird sicher dabei helfen, nicht zu schlecht aufzufallen. Und die Hauptstadt … ist eben die Hauptstadt.”
Er blickte auf Phelippa, die im Grunde weiter damit beschäftigt war, Orleane dezent aber vielsagend zu beobachten.
“Hätte ich meine Tochter nicht hierhin geführt, sie hätte wohl nie wieder ein Wort mit mir gewechselt. Von daher kann man genau so sagen: 'Wenn die Capitale zur Jagd ruft …', nicht wahr?”

Dareius nickte: “Da habt ihr wohl Recht, Cavalliere, ich kann mich selbst auch nicht zu den größten Enthusiasten der Jagd zählen, aber wenn der Horas ruft, so ist es eine Ehre dem Ruf zu folgen. Ich wünsche Euch daher viel Erfolg bei der Jagd, auch wenn Ihr sicher versteht, dass ich als Teil der Jagdgesellschaft Herzog Cusimos dennoch alles daran setzen werde, Euch zu übertrumpfen.”
Er verbeugte sich respektvoll.
“Falls Ihr Euch während der Jagd erfrischen möchtet, macht gerne einen Halt im Vancahof bei Vanca. Als kürzlich von Prinz Folnor ernannter neuer Hausherr werde ich dafür Sorge tragen, dass ihr angemessen verköstigt werdet.”

“Ich danke euch für das freundliche Angebot und wünsche euch genauso viel Erfolg bei der Jagd. Ich sehe dies auch gar nicht mal so combativ. Von Covernern erwartet eh niemand, dass sie letztendlich den Zwölfender erlegen. Aber fürchtet euch vor dem Tage, an dem der Horas zu fischen gedenkt”, lachte der ältere Efferdasi.

Dareius nickte höflich: “Wer weiss?! Der Horas ist immer für eine Überraschung gut. Vielleicht sehen wir uns schon bald zur kaiserlichen Regatta vor Hylailos wieder?”
Er lachte auch, obwohl er eine solche Entscheidung des Kaisers kaum ausschließen konnte.