Briefspiel:Kaiserjagd/Bosparanische Träume IV

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Kaiserjagd.png Städteübergreifendes Briefspiel Kaiserjagd.png
Datiert auf: 1.-6. Firun 1046 BF Schauplatz: von Aldyra in den Wald von Persenciello Entstehungszeitraum: ab März 2024
Protagonisten: Khadan II. Firdayon, etliche Hochadlige und weitere Noble des Reiches Autoren/Beteiligte: Haus Amarinto.png Amarinto, Familie Solivino.png Bella, Familie ya Malachis.png Cassian, Horasreich-klein.png Dajin, Haus della Pena aeH.png Dellapena, Haus Sirensteen.png Erlan, Familie Flaviora.png Flaviora, Familie Gerber.png Gerberstädter, Haus Urbet.png Gonfaloniere, Haus della Pena jH.png Horasio, Familie van Kacheleen.png Kacheleen, Familie Luntfeld.png Luntfeld, Haus Legari.png Nebelzweig, Haus Carson.png OrsinoCarson, Familie di Cerrano.png Princeps, Haus di Salsavur.png Rondrastein, Haus Romeroza.png Savinya Romeroza, Haus Veliris.png Schatzkanzler, Familie Ventargento.png Silberwind, Haus Tribec.png Tribec, Wappen fehlt.png Vairningen, Haus ya Pirras.png VivionaYaPirras u.w.
Zyklus: Übersicht · Teilnehmer · Schauplätze · Regeln · Gerüchteküche · Erster Tag

Geschichten vor der Jagd: Firungefällige Fragen I · II · Eine bescheidene Bitte · Eine Antwort aus Horasia · Unter Wölfen · Das Haus Veliris · Prinz und Prinzessin · Ungewisses Parkett · Folnors Bankett · Die "Minnesängerin" · Kamingespräch zu Imdallyo · Der Kalif von Unau · Am Tag der Volkskunst I · II · Gräfin Tergelstirn · Eine Schuld wird beglichen I · II · III · IV · V · VI · VII · VIII · Eine magische Nacht I · II · III · IV · V · VI · VII · Bosparanische Träume I · II · III · IV · V
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Bosparanische Träume IV – Zweite Träume

In der Nacht vom 30. Hesinde auf den 1. Firun 1046 BF, Vinsalt

Fortsetzung von hier.
Freut sich auf den Höhepunkt des Abends: Baron Mathesio

Autoren: Amarinto, Gerberstädter, VivionaYaPirras

Langsam erwachte Amalia, noch etwas desorientiert und sinnierend, ob sie das Erlebnis im Park eben wirklich erlebt oder doch nur geträumt hat. Irgendwie fühlte es sich an, als hätte sie wirklich jemanden geküsst.
Gedanken verloren murmelte sie: „Arbas!“
Kurz sortierte sie ihre Gedanken, blickte sich dann um, ein Stück neben ihr saß Cavalliere Dareius Amarinto, der gerade ein Weinglas von seinen Lippen absetzte, ihre Blicke trafen sich und der Galan aus Sewamund deutete mit einem Lächeln auf einige gefüllte Weingläser. Mit einem erfreuten Lächeln nickte sie und nahm dann dankend das gereichte Glas entgegen. Die beiden stießen an und tranken einen Schluck.

Gerade als sie angestoßen hatten, traten der Baron und die Baronessa Ollantur wieder an sie heran.
“Ich hoffe, Ihr habt die Erfahrung genossen, meine Freunde. Ihr solltet Euch nun nochmals etwas stärken, bald kommen wir zum Höhepunkt des Abends.”
In den Augen der Baronessa loderte ein ungewohntes Feuer, ihre Stimme klang deutlich tiefer als sonst und im flackernden Licht und dem Schattenspiel des Gewölbes wirkte sie größer und deutlich kräftiger, nicht so zierlich und fast schon puppenhaft. Als sie lachte, leckte ihr Zunge über ihre makellosen Zähne, was ihr ein fast schon animalisches Aussehen verlieh. Dieser Eindruck währte aber nur einen Moment und schon schrumpfte sie im Bruchteil einer Sekunde wieder zu der zierlichen jungen Frau, die sie doch eigentlich war.
Vorfreudig nahm der Baron neben Amalia Platz und stärkte sich mit einem Glas Wein, welches er mit einigen Tropfen einer Flüssigkeit versetzte. Er bot Amalia ebenso davon an.
“Signora, nehmt ruhig. Es wird Euch Kraft geben.”
Dabei nahm er ihre Hand in die seine und hauchte ihr erst einen Kuss auf den Handrücken ... und dann noch einen etwas weiter oben am Handgelenk ... und dann noch einen, bereits auf dem Arm, bis er innehielt und mit einem entschuldigenden Lächeln und einem respektvollen Nicken von ihr abließ.

Amalia hatte kurz die Augen geschlossen und leicht den Kopf geschüttelt, um die irritierenden Bilder der Baronessa zu vertreiben. Als sie die Augen einige Wimpernschläge später wieder öffnete, war die schöne, zierliche Frau zurück und der Baron hatte inzwischen neben der Efferdierin Platz genommen, während Dareius aufgestanden war und unsicheren Schrittes auf den Altar zu steuerte.
Doch da vernahm sie die Stimme des Barons, welcher ihr ein Glas Wein hinhielt und versprach, dass der Inhalt sie stärken würde. Während sie mit der Rechten das Glas entgegennahm, ergriff Mathesio dil Cordori ihre Linke und begann diese zu küssen und sich dabei Kuss für Kuss empor zu wagen, doch bereits nach dem dritten Kuss endete es auf dem Unterarm. Amalia, die ihr Glas bereits geleert hatte, spürte tatsächlich neue Energie und blickte den entschuldigend lächelnden Baron von Ucurino mit einer Mischung aus Belustigung und Enttäuschung an.

Dann nahm der Baron zwei Kelche von der Baronessa entgegen. Amalia hatte gesehen, wie sie ein in Regenbogenfarben glitzerndes Pulver hineingestreut hatte. Der Baron hielt Amalia einen der Kelche hin.
“Wolltet ihr nicht immer schon den Göttern nahe sein, dies ist Eure Gelegenheit.”
Er lächelte verführerisch.

Amalia konterte mit einem nicht minder verführerischen Lächeln und nahm den dargebotenen Kelch entgegen.
“Wenn ihr mich auf der Reise gen Alveran begleitet, will ich es gerne wagen!”
Lasziv leckte sie sich über ihre Lippen, hob den Kelch und nickte Mathesio zu, ehe sie den Kelch in einem Zug leerte.
Sie spürte im ersten Moment nichts, außer köstlichen Wein, der ihre Kehle hinab rann und die mittelblonde Mechanika war sogar ein bisschen enttäuscht. Doch dann erfasste sie ein Strudel in sämtlichen Farben des Regenbogens, der sie mit einem Ruck erfasste und sie umherwirbelnd in sein Inneres sog. Klingend schlug der silberne Kelch auf dem steinernen Boden auf, hüpfte noch zwei, drei Male leicht herum und Amalia sank in die Arme des Barons, Dere bereits wieder entrückt.


Amalias zweiter Traum
Amalia wurde in dem bunten Strudel herumgewirbelt wie ein trockenes Blatt im Herbststurm. Dann landete sie aber erstaunlich sanft auf einem felsigen Plateau in einem ihr völlig unbekannten Gebirge. Sie spürte den kalten, harten Fels unter sich, genoss die kalte, aber reine Luft und die Stille.
Langsam setzte sich die Efferdierin auf und blickte sich um. Soweit ihr Blick reichte, war nur blanker, harter Fels. Am Ende des Plateaus entdeckte sie eine schmale, steile Treppe, die grob in die Felswand geschlagen war. Ein sehr gefährlicher Weg von hier wegzukommen, aber außer einem definitiv tödlichen Sprung in die Tiefe der einzige Weg.
Sie zuckte mit den Schultern und ging los, was nütze es mit den Gegebenheiten zu hadern, es kostete nur Zeit und Energie und änderte rein gar nichts. Die Stufen waren unterschiedlich hoch, uneben und lediglich einen Spann breit, ohne die Möglichkeit sich irgendwo festzuhalten. Schritt für Schritt und Stufe für Stufe arbeitete sie sich die steile Felswand empor.
Ein vorsichtiger Blick nach unten zeigte ihr, dass sie sich zumindest keine Sorgen machen musste, falls sie abstürzte. Gute dreihundert Schritt ging es senkrecht in die Tiefe und der Grund bestand aus Felsbrocken in allen Größen und Formen. Was auch immer nach dem Aufprall von ihr übrig blieb, würden sich rasch Geier, andere Aasfresser und alle übrigen Kreaturen, die auf eine leichte Mahlzeit aus waren, einverleiben.
Sie hatte sicher bereits fünfzig Schritt an Höhe gewonnen, als sie eine Art Höhle am Ende der Stufen, in etwa zehn Schritt Entfernung, entdeckte. Zügig ging sie die Stufen weiter hinauf, auf den Höhleneingang zu. Endlich hatte sie ihr Ziel erreicht und staunte nicht schlecht.
Fackeln erhellten einen langen, aber ausreichend breiten und hohen Gang, den bequem auch ein breitschultriger Hüne von zwei Schritt hätte begehen können. Amalia folgte dem Gang, was blieb ihr auch anderes übrig?! Der Gang war schon deutlich besser heraus gearbeitet worden als die Stufen. Nach einer Biegung vernahm sie die Geräusche von Hammer und Meißel, die Fels bearbeiteten. Langsam näherte sie sich. Nach einer weiteren Biegung teilte sich der Gang. Sie lauschte konzentriert und folgte dann den Geräuschen von Hammer und Meißel.
Amalia spürte, sie musste die Person finden, welche dies alles hier geschaffen hatte. Wieder folgte sie dem Gang um eine Kurve und dann sah sie den fleißigen Steinhauer. 187 Halbfinger groß, breite Schultern, muskulöse Oberarme und eine braune, schulterlange Lockenpracht, nur dass diesmal statt der vertrauten Holzspäne grauer Staub und kleine Felssplitter in den Haaren hingen.
„Arbas? Arbas Trenti, was bei den Zwölfen treibst du hier?“
Der Angesprochene hielt in seinem Tun inne, drehte sich langsam um, und als er die mittelblonde Mechanika entdeckte, ließ er Hammer und Meißel fallen und kam ihr entgegen!
„Oh ihr Zwölfe, ich danke euch! Amalia, ich hatte so sehr gehofft du würdest mich finden. Nachdem Du mich so plötzlich in dem Park verlassen hattest, konnte ich nicht mehr in Efferdas bleiben und habe mich hier in die Berge geflüchtet.“
Entschuldigend hob er die Hände!
„Hätte mir wohl besser nen Wald gesucht, Holz liegt mir doch besser als Stein!“
Er lächelte verschmitzt, dann wurde sein Blick ernst, fast flehend.
„Ich habe das alles hier nur für Dich gemacht, mein kleiner Sonnenluchs! Bitte bleib bei mir, Du musst es doch auch spüren, wir beide, wir sind für einander geschaffen!“
Amalia spürte, wie es ihr ganz warm ums Herz wurde, einige Tränen kullerten über ihre Wangen dann warf sie sich in seine Arme.
„Ja, mein Geliebter, ich will ganz Dir gehören!“
Sie sprang in seine kräftigen Arme und sie küssten sich leidenschaftlich. Dann legte er sie sanft auf den Boden, der sich so gar nicht nach Fels anfühlte. Mit geschickten Händen befreite er sie aus ihrem Kleid, entledigte sich seiner Kleidung und dann erkundeten seine kräftigen Hände ihren Körper. Wieder küssten sie sich stürmisch, sie spürte ... sie fühlte ein bisher ungekanntes Gefühl von Geborgenheit. Schon viele Male hatten Arbas und Amalia Rahja gehuldigt und es war immer schön gewesen, doch in diesem Augenblick war es mehr, intensiver, alveranisch!
Nebel in allen Farben des Regenbogens verhüllten langsam das Gesicht und den Körper von Arbas Trenti, doch sie spürte ihn noch immer, spürte seine Hände auf ihrer Haut, hörte sein lustvolles Stöhnen, das sich mit dem ihren mischte …


Auch im Angesicht gewisser Enttäuschungen nicht aus der Fassung zu bringen: Amalia Gerber

Fast gleichzeitig hatten sie den Gipfel erklommen, hatten ihrer Erregung lautstark Lauf gelassen, ehe er schweratmend sein Haupt auf ihre Brust legte. Sie war zufrieden und glücklich. Endlich hatten sie zueinander gefunden. Sanft strich sie über seinen Kopf und war irritiert …
Statt der dichten Lockenpracht spürte sie warme, feuchte Haut und erst sehr spät Haar, das aber nicht annähernd so kräftig, dicht und lang war, wie es eigentlich sein sollte. Langsam löste sich der Regenbogennebel auf und nach und nach erkannte Amalia, wer da sein Haupt auf ihrer Brust bettete … Es war allerdings keineswegs Arbas Trenti, nein es war Mathesio dil Cordori.
Amalia seufzte leise und strich dem noch immer etwas schwer atmenden Baron sanft über das Haupt. Natürlich hatte sie durchaus in Betracht gezogen, dass sie diese Nacht im Bett des Barons verbringen würde, sie war schließlich kein naives Mädchen, das sich einbildete der Baron, der auch gut ihr Vater hätte sein können, lud sie nur zum Tanzen und Parlieren auf einen Maskenball ein, aber nach dem Traum waren die Erwartungen nun doch ganz andere gewesen …
Aber so war das eben mit Träumen, sie waren meist der Realität deutlich überlegen. Nun ja, besser den Baron zwischen den Schenkeln und den Arbas in den Träumen als nur einen feuchten Traum und feuchte Finger.
Amalia blickte sich um und entdeckte ein Tischlein mit Weinkelchen in ihrer Reichweite. Sehr zu ihrer Freude konnte sie nicht nur mühelos einen der Kelche greifen, nein, er war auch gefüllt.
Mit wenigen Schlucken trank sie den köstlichen Inhalt und fühlte erneut, wie sie in eine andere Realität abdriftete.

Bevor der Nebel in ihrem Geist sich vollends auflösen konnte, nahm Amalia wahr, wie sich eine Hand, ein Arm, in ihr enges Sichtfeld schob. Die Hand war eine Frauenhand, jedoch nicht sonderlich aufmerksam manikürt und eine lange, bereits sehr lange verheilte Narbe zog sich über den Handrücken. Die Hand hielt einen Kelch mit der ihr bereits bekannten bunt schimmernden Flüssigkeit aus Wein und dem ekstatischen Pulver vor das Gesicht. Sie hörte eine Stimme, jedoch klang diese wie in Watte gepackt und langsam.
“Hier Signora, trinkt, wenn ihr weiterträumen wollt.”
Natürlich wollte sie, diese Träume waren atemberaubend und fast alveranisch, also führte sie den Kelch an ihre Lippen und trank. Mit einer kurzen Verzögerung hob sie der Regenbogen wieder in die Lüfte, und sie glaubte wieder zu den Göttern zu reisen.

Dareius erhob sich; sowohl seine Schwester als auch Orleane ya Pirras waren noch in ihren, offenbar äußerst lebendigen, Träumen versunken.
Er war etwas wackelig auf den Beinen und schwankte zum Altar, um sich dort noch etwas Wein einzugießen.
Neben ihm stand die Baronessa und füllte ein in allen Regenbogenfarben schimmerndes Pulver in einen silbernen Kelch mit Wein. Sie rührte vorsichtig mit ihrem Finger um, leckte diesen aufreizend langsam ab und nahm einen großen Schluck. Ihr Lächeln war verführerisch und Dareius’ sowieso schon auf dem Rückzug befindliche Willenskraft verließ ihn nun vollends. Sie setzte sich auf den Altar vor ihm, so dass sie nun auf derselben Höhe war, wie der deutlich größere Ritter, legte ihre Arme um ihn und zog ihn mit ungeahnter Kraft an sich.
Ihre Lippen trafen sich zum Kuss und ein Gewitter von Flammen und Blitzen durchzuckte sein Gesicht. Dann öffnete sie den Mund und der mit dem Regenbogenpulver versetzte Wein floss direkt in seine Kehle. Sie zog ihn noch fester an sich und ihre sonst so zarte Hand, packte seine Haare …
Er ließ sie willig gewähren, die Welt außerhalb dieser Mauern hatte jede Bedeutung verloren.
Als sie ihn schließlich aus ihrer Umarmung entließ, stolperte er einige Schritte rückwärts und konnte sich gerade noch auf einem Sofa niederlassen, bevor die Welt wieder vor ihm zu verschwimmen begann und Sterne in allen Farben an ihm vorüberzogen, verglühten und sofort wiedergeboren wurden.


Gemeinsam Flüchtende: Esquiria Larona ya Scarpone
Dareius' zweiter Traum
Dareius und die rotblonde Kriegerin hatten die Pferde tiefer in das kleine Wäldchen getrieben. Die Laubkronen der Bäume boten ihnen Schutz vor den gleißenden Sonnenstrahlen und – wie sie hofften – vor den Blicken des Feindes, der sie verfolgt hatte. Ihre Herzen schlugen schnell, nicht nur von der Anstrengung der Flucht, sondern auch vom drohenden Gefühl der Gefahr, das in der Luft lag. Die Rufe ihrer Verfolger waren in der Ferne verklungen, doch sie wussten, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sie wieder aufgespürt würden.
Als sie endlich anhielten, sprang Dareius vom Pferd und warf einen prüfenden Blick in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Der Wald war still, die Geräusche der Natur hatten die beunruhigende Stille der Flucht abgelöst. Die Kriegerin glitt ebenfalls aus dem Sattel und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ihre rotblonden Locken wirkten im gedämpften Licht des Waldes wie flammendes Gold, und für einen Moment war Dareius von ihrem Anblick gefangen.
Sie sah ihn mit ihren sanftmütigen, braunen Augen an, der Ausdruck in ihrem Gesicht schüchtern und zugleich entschlossen. Larona ya Scarpone, die talentierte junge Turnierstreiterin stand vor ihm, wie damals in seinem Zelt beim Turnier. Doch in diesem Augenblick, fühlte sich alles viel intensiver, viel greifbarer an. Die Gefahr, die Bedrohung, aber auch das unausgesprochene Verlangen, das seit Langem zwischen ihnen schwelte.
„Wir sollten nicht zu lange hier bleiben“, sagte sie leise, doch ihre Stimme zitterte leicht, als ob nicht nur die Angst sie berührte, sondern auch die Nähe zu ihm.
Dareius nickte, konnte jedoch nicht anders, als seinen Blick auf ihr verweilen zu lassen.
„Wir sind hier sicher. Für den Moment“, sagte er schließlich, seine Worte beruhigender, als er sich selbst fühlte.
Seine Gedanken rasten, nicht nur wegen des Feindes, der ihnen auf den Fersen war, sondern wegen Larona. Die starke Kriegerin, die dennoch etwas Zartes, Unnahbares an sich hatte. Heute jedoch, inmitten dieses stillen Wäldchens, schien sie näher als je zuvor.
Er trat einen Schritt auf sie zu, und sie hob den Kopf, als hätte sie seine Absicht bereits geahnt. Ihr Atem ging schneller, und Dareius konnte die leichte Röte auf ihren Wangen sehen.
„Larona …“, begann er, doch seine Stimme versagte.
Was wollte er sagen? Dass er sie begehrte? Dass er sie wieder an seinem Körper spüren wollte?
Bevor er einen klaren Gedanken fassen konnte, hatte sie einen Schritt auf ihn zugemacht. Ihre Bewegungen waren immer noch vorsichtig, fast zögerlich, doch in ihrem Blick lag etwas, das ihn gleichzeitig beruhigte und seine Sehnsucht anfachte.
„Cavalliere“, flüsterte sie, und er konnte in ihrer Stimme die gleiche Unsicherheit hören, die auch ihn quälte.
Ohne weiter nachzudenken, griff er nach ihrer Hand, zog sie sanft näher zu sich. Ihre Fingerspitzen fühlten sich warm an, und er spürte, wie die Spannung zwischen ihnen wuchs. Es war ein Moment des Zögerns, des gegenseitigen Erkennens, bevor er sich noch weiter vorbeugte. Ihre Lippen fanden sich in einem zarten Kuss, der in der Stille des Waldes fast unnatürlich laut erschien. Es war, als hätte sich die Zeit um sie herum verlangsamt.
Larona erwiderte den Kuss, zunächst sanft, dann leidenschaftlicher, als ob der Moment, die Umstände und die ständige Bedrohung sie dazu trieben, das zu tun, was sie so lange zurückgehalten hatten. Ihre Hände glitten über seine Schultern, und Dareius spürte, wie die Hitze ihres Körpers ihn durchströmte. Der Wald um sie herum schien in ein weiches, goldenes Licht getaucht zu sein, das die Wirklichkeit verschwimmen ließ.
Für einen kurzen Augenblick war die Gefahr vergessen. Es gab keine Verfolger mehr, keine Schlachten, keine drohende Gewalt – nur sie beide, versteckt in der Umarmung der Bäume, inmitten der Natur, die ihnen Schutz bot. Larona legte ihren Kopf an seine Brust, und er hielt sie fest, als wollte er sie nie wieder loslassen.


Als Cariana und Orleane aus ihren Träumen erwachten, saß vor ihnen auf dem Tischchen bereits die Baronessa und betrachtete sie mit einem etwas schief gelegten Kopf und einem unschuldigen Lächeln. Sie hielt zwei Kelche in der Hand, ein silberner Becher mit der Abbildung eines Fächers und einen bronzenen Kelch mit der Abbildung eines Elches. Neben ihr stand ihr eigenes Getränk, in einem verzierten Pokal mit einem Portal.
Sie reichte Cariana und Orleane den Becher und den Kelch.
Beide konnten oder wollten, das war für sie kaum noch zu ergründen, nicht ablehnen und nahmen die Behältnisse widerspruchslos entgegen.
Die Baronessa hob daraufhin ihren eigenen Pokal, um mit den beiden anzustoßen.
"Genießt den Höhepunkt des Abends, meine lieben Signoras.”
Während sie sprach, wurde ihre Stimme immer tiefer und sie schien im flackernden Licht zu wachsen und ihr Schatten immer länger zu werden. Ihr sonst so liebliches Lachen klang animalisch und mächtig und beide Frauen tranken den in Regenbogenfarben schimmernden Wein, während sie sich immer leichter fühlten, als ob sie Alveran entgegenschweben würden.


Orleanes zweiter Traum
Die Welt um Orleane herum zerfloss in den Farben des Regenbogens, durchzogen von schwarzen Schlieren. Sie fühlte sich leicht und unbefangen und in einiger Entfernung vernahm sie das Schlagen von Flügeln. Ein Lächeln umspielte ihr Gesicht. Selbst hier, in diesem Zustand des Rausches, war der Dunkle Vater in ihrer Nähe. Und doch war es anders, als sie es bisher kannte.
Mit einem Mal befand sie sich wieder in dieser Höhle. Sie schaute sich um und sie war allein. Nein, nicht ganz allein. Auf einem der Sofas saß Dareius Amarinto, ihr Dareius, und schaute sie mit einem verführerischen Blick an. Seine Lippen bewegten sich und ganz leise hörte sie seine Worte.
“Wir sind allein. Endlich. Nach so langer Zeit.”
Erwartungsvoll streckte er ihr seine Arme entgegen und sie schritt langsam auf ihn zu. Mit jedem Schritt steigerte sich ihr inneres Glücksgefühl. So lange hatte sie geduldig darauf gewartet und nun war es soweit. Vorsichtig ergriff sie seine Hände und er zog sie an sich. Ihre Lippen trafen sich zu einem schier endlosen Kuss. Seine Hände fuhren über ihren Rücken und mit einem geübten Griff öffnete er ihr Kleid und seine Hände wanderten auf ihrer nackten Haut. Ein wohliger Schauer durchfuhr sie ... und ja, sie wollte mehr. Ganz tief blickte sie in seine blaugrauen Augen und sie versank vollends darin. Die Welt um sie herum verschwamm und ein Sog zog sie tiefer und tiefer.


Versetzt Orleane auch aus der Ferne in Bewegung: Dalia Ollantur

Mit einem Mal schlug sie die Augen wieder auf und sie war wieder in den Katakomben. Aber sie war nicht alleine. Neben ihr auf dem Sofa saß Cariana Amarinto mit einem verklärten Blick. Im Hintergrund hörte sie eindeutige rahjanische Geräusche. Aber wo war Dareius? Und die Baronessa? Ihre Gedanken begannen zu kreisen. Hatte sie ihre Jagd wirklich gewonnen? Niemals. Das darf nicht sein.
Sie stand auf, aber der Boden schien sich zu drehen. Langsam, staksend ging sie zum Ausgang dieser Höhle und versuchte den Weg, den sie gekommen waren, zurück zu verfolgen.
Sie prallte gegen eine Tunnelwand und holte tief Luft. Sie durfte Dareius nicht dieser Frau überlassen. Weiter, immer weiter ging sie durch die Gänge. Orleane konnte nicht sagen, ob es an der Wirkung der Rauschmittel, ihrer inneren Unruhe oder ganz banal an ihrer Unwissenheit lag, aber die Gänge sahen alle gleich aus und auf ein Mal blieb sie stehen.
Hier war sie doch schon einmal, oder nicht? Hier sah alles gleich aus. Aber dort war eine Öffnung zu einer Höhle. Sie schritt darauf zu. Ihr Herz begann auf einmal heftiger zu schlagen und ein ungutes Gefühlt überkam sie. Dies war nicht die Höhle, die sie bereits kannte.
Wieder schaute sie sich um. Hatte sie sich etwa in diesen Gewölbe verlaufen? Sie ging den Gang zurück und auf einmal fiel ihr ein schwerer schwarzer Vorgang in dem Gang auf, den sie vorher wohl übersehen hatte. Ein seltsames Summen erklang in ihrem Kopf, wie das von einem Insektenschwarm. Langsam ging sie auf den Vorhang zu und berührte den Stoff. Auf einmal legte sich von hinten eine Hand auf ihre Schulter.
“Dareius?”, hörte sie sich sagen, aber die Stimme klang nicht wie ihre, langsam und zäh wie Honig.
Ein Gesicht erschien vor ihr, halb verdeckt durch eine Kapuze und die Schatten des Gewöbes, die sich wie Samt über die Gesichtszüge legten. Es war nicht Dareius. Ein ausgestreckter Arm mit einer behandschuhten Hand legte sich sanft auf ihre Schulter und zog sie fort von dem Summen der Insekten. Die Stimme klang vertraut und das Hautbild mit den drei Speeren auf dem Handgelenk hatte sie bereits gesehen.
“Ihr solltet nicht hier sein, Signora, kommt ich bringe Euch zurück!”
In der Stimme lag eine höfliche Bestimmtheit.
“Wo ist Dareius?”, flossen die Worte aus ihrem Mund wie zäher Honig.
“Er ist in guter Gesellschaft, Signora, macht Euch keine Sorgen.”
Sie spürte wie ihre Beine schwächer wurden und sie kaum einen Schritt geradeaus machen konnte.
Dareius' Leibwächter hob sie mühelos in seine Arme und trug sie durch verwirrende Gänge, über Treppen und durch Räume, vorbei an glitzernden Lichtern und flackernden Feuerschalen.
Sie hörte Gelächter und Gespräche, bis sie schließlich durch die eisenverstärkte Tür hinaus an die frische Nachtluft Alt-Bosparans traten. Eine Kutsche wartete bereits und Arion Amarinto legte Orleane vorsichtig auf die Sitzbank, wo bereits Cariana Amarinto sass und halb im Delirium selig lächelte. Sie spürte wie ein Kelch an ihre Lippen geführt wurde und erst jetzt bemerkte sie, wie trocken ihre Kehle war. Gierig trank sie den süßen Wein und schon bald trug der ekstatische Wind sie wieder in die Höhe, fort von allen unterirdischen Gängen, düsteren Vorhängen und Insektenschwärmen.


An der Seite ihrer Tochter: Efferdia Amarinto, geb. di Bellafoldi
Carianas zweiter Traum
Cariana fand sich auf der Feste Amardûn wieder, hoch oben auf dem massiven Burgfried. Der Wind wehte sanft durch ihr Haar, trug den Duft der umliegenden Wiesen heran und vermischte sich mit der salzigen Frische des nahen Meeres. Die Sonne stand tief am Horizont, malte glühende Rottöne in den Himmel und tauchte die alten Steine der Burg in warmes Licht. Die Wände der Feste schienen lebendig, pulsierend vor Geschichte und familiärem Stolz.
Sie hörte das fröhliche Lachen ihrer Eltern und drehte sich um. Da standen sie: ihr Vater, Darion Amarinto, hochgewachsen und von kräftiger Statur, und ihre Mutter, Efferdia di Bellafoldi, mit einem sanften, strahlenden Lächeln. Beide wirkten jünger, als Cariana sie zuletzt gesehen hatte, voller Lebensfreude und Energie. Ihr Vater hob sie mit Leichtigkeit hoch, wie er es früher getan hatte, als sie noch ein Kind war, und drehte sie lachend im Kreis. Das Gefühl der Schwerelosigkeit erfüllte sie mit einer fast kindlichen Freude. Die Sorgen, die sonst ihr Herz beschwerten, waren für diesen Moment wie weggeblasen.
Ihre Mutter stand daneben, die Augen glänzend vor Glück, und reichte Cariana eine Hand voll leuchtender Rosen. Cariana nahm die Rosen entgegen und konnte ihren Duft einatmen – ein unvergessliches Aroma von Freiheit. Efferdia sprach zu ihr, die Worte sanft und voller Liebe, doch sie verblassten wie ein leiser Windhauch, noch bevor Cariana sie vollständig erfassen konnte. Dennoch blieb das Gefühl der Geborgenheit, das von ihrer Mutter ausging, tief in ihrem Herzen verankert.
Gemeinsam setzten sie sich auf die alten Zinnen der Feste, ließen die Beine über den Rand baumeln und blickten schweigend auf die endlosen Felder und Wälder, die sich vor ihnen ausbreiteten. Darion erzählte Geschichten über die vergangenen Tage, von alten Heldentaten und den Traditionen der Familie, seine Stimme warm und voller Stolz. Cariana hörte aufmerksam zu, spürte die Wurzeln ihrer Familie, die sie mit der Erde dieser Burg verbanden. Efferdia legte einen Arm um Carianas Schultern, zog sie sanft zu sich heran, und Cariana schloss die Augen, ließ sich von der Liebe und dem Gefühl der Einheit tragen.
Der Moment schien ewig anzudauern, jeder Atemzug der drei in Einklang, die Zeit selbst verlor an Bedeutung. Die Feste Amardûn, die sonst so mächtig und unbeweglich wirkte, wurde zum Symbol für all die Glückseligkeit, die Cariana mit ihrer Familie verband – ein Anker in einer sich ständig wandelnden Welt. Als die Sonne am Horizont versank, breitete sich eine angenehme Dunkelheit über der Burg aus, und die ersten Sterne begannen am Himmel zu funkeln. Cariana spürte, wie ihre Eltern sie sanft in die Arme nahmen, als wären sie bereit, sie niemals loszulassen.
Doch als der Traum langsam verblasste, blieb ihr ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit. Die Erinnerung an diesen friedlichen Moment, die Verbindung zu ihrer Familie – all dies gab ihr neue Kraft.


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