Briefspiel:Kaiserjagd/Eine bescheidene Bitte
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Eine bescheidene Bitte
Mitte Efferd 1046 BF, im Sangreal bei Horasia
Autor: Luntfeld

Alvene della Tegalliani brütete gerade über einer jener Listen, deren Anzahl für die Organisation der Kaiserjagd kein Ende zu nehmen schien, als es an der Tür klopfte.
"Ja, was gibt's?", rief die Präzentorin, leicht verärgert über diesen Unterbruch, aber auch dankbar für die kleine Pause.
"Bitte um Verzeihung, Comtessa, hier wurde etwas für euch abgegeben, das wichtig scheint."
Mit einem Päckchen in den Händen trat ihr Secretario Alricio ein und legte ein Päckchen auf ihren Schreibtisch, eine erlesene Schatulle aus sorgsam poliertem Nussholz. Darin befanden sich, in drei Fächern sorgfältig separiert, im linken Fach in Wachspapier versiegelte Zigarren, im mittleren Fach eine Anzahl kleine Fläschchen mit verschiedenen Obstbränden und im rechten eine Anzahl ebenfalls in Papier verpackte Leckereien, welche, falls die Comtessa die verschnörkelte Schrift richtig lesen könnte, Schokolade enthielten. Beigefügt war ein Brief aus kostbarem Büttenpapier, dessen Siegel bereits gebrochen worden war.
Mit einem Nicken wies Alvene auf den Brief. "Wie ich sehe, habt Ihr das Begleitschreiben bereits gelesen. Bitte fasst mir das Wichtigste zusammen, ich habe wenig Zeit!"
Alricio zuckte mit den Schultern und wies auf die Schatulle: "Kurz gesagt, ein gewisser Rondracor di Catto aus Methumis lässt anfragen, ob er als Kaiserlicher Hoflieferant für die Kaiserjagd Spezereien und Spirituosen liefern kann. Das hier ist eine Auswahl seiner Produkte. Ich habe auch Erkundigungen eingezogen. Der Mann war Teilnehmer der horaskaiserlichen Delegation in Omlad in den Verhandlungen mit den Novadis und maßgeblich für ihren Erfolg mitverantwortlich, auch wenn dies eigentlich nichts mit seinem Anliegen zu tun hat. Aber, so meine Gewährsleute, seine hier vorgestellten "Geschenke" wurden bei den anderen Delegationen durchaus wohlwollend aufgenommen. Überdies besitzt er an der Universität und am Hof von Methumis einen guten Ruf als Geograph und Historiker. Ich kann euch sein Angebot daher nur empfehlen."
Was der Secretario seiner Vorgesetzten wohlweislich verschwieg, war dass er selber ebenfalls eine solche Geschenkschatulle erhalten hatte.