Briefspiel:Königsturnier/21. Rahja III

Aus Liebliches-Feld.net
Zur Navigation springenZur Suche springen

Auge-grau.png

Horasturnier.png Städteübergreifendes Briefspiel Horasturnier.png
Datiert auf: 20.-25. Rahja 1038 BF Schauplatz: Arivor Entstehungszeitraum: April bis Oktober 2015
Protagonisten: Nepolemo ya Torese, Khadan-Horas und die Streiter des Reiches Autoren/Beteiligte: Haus Amarinto.png Amarinto, Haus Gabellano.png Athanasius, Familie Brahl.png Brahl, Calvenschwarz.png Calven, Familie ya Malachis.png Cassian, Haus di Malavista.png Cordovan, Familie Cordur.png Cordur, Familie Deraccini.png Darian, Haus della Trezzi.png Dellatrezzi, Haus di Côntris.png Di Côntris, Haus di Matienna.png Di matienna, Bergerio.png di Onerdi, Haus di Piastinza.png DiPiastinza, Raulsches-Reich-klein.png Dorén, Haus Streitebeck.png Dsb, Familie Solivino.png Dunkelklinge, Haus Sirensteen.png Erlan, Familie d'Oro.png Giacomo, Wappen Hirschenau.png Gishtan re Kust, Haus Urbet.png Gonfaloniere, Haus della Pena jH.png Horasio, Familie Imirandi.png Imirandi, Familie di Bassalo.png Klimpermädchen, Perainsgarten.png Luntfeld, Haus Carson.png OrsinoCarson, Haus di Salsavur.png Rondrastein, Haus Veliris.png Schatzkanzler, Haus Tribec.png Tribec, Familie Zorgazo.png Toshy, Haus della Turani.png Turani, angeleitet von der Kanzlerrunde
Zyklus: Übersicht · Hauptrunde · Erster Turniertag · 20. Rahja - Teil 1 · Teil 2 · Zweiter Turniertag · 21. Rahja - Teil 1 · Teil 2 · Teil 3 · Dritter Turniertag · 22. Rahja - Teil 1 · Teil 2 · Teil 3 · Stichkämpfe · Finalrunde · 23. Rahja - Erste Forderung - Teil 1 · Teil 2 · 23. Rahja - Zweite Forderung - Teil 1 · Teil 2 · 24. Rahja - Dritte Forderung

Zugehörige Geschichten: Kellerflüstern · Knappentage · Ein Essen für die Jugend · Erste Schritte · Erste Schritte II · Ruhmesglanz und Götterwille · Schwarze Schwingen · Blutlese · An der Wetttafel · Leid der Cavalliera · Brummschädel und Kriegsrat · Am Vorabend des Dritten Tages · Standpauke und Ratschlag zum Reizen und Trutzen · Angriff auf Dareius · Helmschau · Ausrüstungsfragen · Alkoholprobleme · Nach der Niederlage des Irendorers · Schwarze Tage · Ehrenangelegenheiten · Einen Mörder zu morden? · Wächterpflichten · Wie zu Travianos besten Zeiten · Die Meister des Tjosts - Teil 1 · Teil 2 · Teil 3 · Das stille Bankett · Epilog - In Diensten des Horas · In Diensten des Einen



Turnierbahn Lutisana

Die Pfähle, die die Schranke der Turnierbahn Lutisanas von Kullbach schmückten, kündeten durch zwei gespaltene Goblinköpfe aus Stroh und Leinen von den Heldentaten der Heiligen.
Einer der ersten Kämpfe auf dieser Turnierbahn gehörte zwei septimanischen Adligen, deren Familien zudem beide mit der Stordiansstadt Sewamund verbunden sind. Im Trab ritt Drago Amarinto, der jüngere Bruder des auch heute wieder so erfolgreichen Darion Amarinto auf die Turnierbahn. Auf der anderen Seite der Bahn kündigte Hufgetrappel die Ankunft seines Gegners an: Signore Hesindiano della Trezzi, der Erbe seines Vaters, war ebenfalls Verwandter eines bekannten Turnierstreiters, wiewohl sein Onkel Felian sich seit einer schweren Verletzung bei der Goldenen Lanze von Bomed von der Turnierreiterei abgewendet haben soll. Zudem war Signore Hesindiano von keinem Geringeren zum Ritter ausgebildet und geschlagen worden als von Signore Darion selbst.

Ein siegreicher Trezzi hier...
...ein unterlegener Amarinto dort!

Der erste Anritt gehörte ganz dem Esqurio Amarinto, der sich anschickte, es seinen berühmteren Verwandten gleichzutun und einen weiteren Amarintosieg einzufahren: Die Lanze, mit sichtbarer Körperkraft gehalten, schwankte kaum, als Dragos Pferd auf sein Gegenüber zupreschte. Und während der Amarinto zielte und traf, verfehlte Hesindiano Stahl und Schild um mindestens einen Spann. Ein wuchtiger Schildtreffer Dragos schüttelte den Cavalliere durch. Aber der Berg der Trezzi, der das Wappenschild Hesindianos schmückte, hielt. Beide ritten nun zur Gegenüberliegenden Seite der Turnierbahn weiter, Drago griff schon zielstrebig nach einer neuen Lanze, während Hesindiano seine unversehrte behalten konnte, aber ohnehin noch beruhigend auf sein Reittier einzureden hatte.
Bald schon senkten sich die Lanzen erneut, diejenige des erfahreneren Signore Drago früher, die seines Kontrahenten Hesindiano später. Die am Griff mit Pfeilbündeln verzierte Lanze streifte die Brustwehr seines Gegners kaum – aber wie wohl platziert war der Stoß des Anderen! Am Schild vorbei stieß die Lanze, die mit der roten Lilie des Cavalliere verziert war, den Brustpanzer Hesindianos schier durchbohrend. Mit aller Kraft aus Arm und Pferd bog sich die Lanze und hob den Gegner mit einem Ruck aus dem Sattel. Der favorisierte Amarinto fand sich am Boden, der Erbe der Trezzi als Sieger wieder.
Im anschließenden Kampf, der kurz vor der Mittagsstunde ausgetragen wurde, waren die Kräfteverhältnisse vorab deutlich eindeutiger: Der Baron von Côntris, Dartan , war ein mutiger und sicher aufstrebender Kämpfer, aber der Streitwagenlenkerin und erfahrenen Turnierstreiterin Rondrajane von Veliris , immerhin einst Siegerin der renommierten Goldenen Lanze, sicher nicht gewachsen. Oder etwa doch?
Tatsächlich dauerte der Kampf derart lange an, dass sehr viele Zuschauer ihre eigentlich angedachte Pause zur Praiosstunde verzichteten, um seinem Ausgang beiwohnen zu können. Rechts von der Tribüne lenkte zuerst Signora Rondrajane die Lutisanenbahn. Angetan war die Schwester des Barons von Veliris mit ihren eigenen laufenden Löwen und dem rot-goldenen Lilienwappen ihres Hauses, gleißender Rüstung und einem Helm mit imposantem Federbusch. Ebenfalls mit Pflanzenwerk, dem Kleeblatt des Baronsemblems, auf der Brust, erschien ihr Gegenüber Dartan.

Unterlag Knapp der Veliriserin Rondrajane - Baron Dartan di Côntris

Wie schon in den vorausgehenden Kämpfen lenkte die Baronsschwester ihr Streitross wieder nahe an der Schranke entlang, wohl, um einen geraden Ritt zu gewährleisten und so den Gegner optimal zu begegnen. Diese besondere Taktik schien sie in den ersten beiden Anritten vor der Niederlage zu bewahren, denn beide Male landete Signore Dartan gezielte Treffer. Die Wucht hätte andere Reiter mit geringerer Balance vielleicht aus dem Sattel gehoben, nicht so jedoch die Signora Rondrajane. Die Veliriserin lenkte stattdessen ihr Pferd, zwar an Brustpanzer und Schild von den Treffern gezeichnet, wieder in die Bahn, um nun ihrerseits einen vorzüglichen Lanzenstoß anzubringen. Doch dieses Mal brachte das Kleeblatt dem Baron Glück, der sich im Sattel halten konnte. Vom Pferderücken war heuer keine Entscheidung zu erreichen!
Im nun folgenden Zweikampf stellte Dartan di Côntris seine ganze Fechtkunst unter Beweis. Der junge Baron, der angeblich bereits in Kindertagen seine Begeisterung für den Nahkampf entdeckt hat, soll im Almadanischen im Fußkampf bereits von sich reden gemacht haben – nunmehr kreuzte er die Klingen mit der Veliriserin. Beide kannten einander wohl, war er doch Knappe des berüchtigten selbsternannten Grafen Horasio della Pena gewesen und sie immerhin, wenn auch nur per more traviam, mit diesem verwandt.
Zuerst attackierte der Jüngere, dann trieb ihn Rondrajane mit einer kundigen Riposte ihrerseits zurück, Klinge traf auf Klinge, Schild schlug gegen Schild und die Stiefel fuhren durch den Sand.
Im letzten Augenblick verlor der Baron jedoch einen kurzen Augenblick das Gleichgewicht, da sprang Rondrajane vor, stieß mit dem Schild zu, nur um gleich darauf einen tiefen Hieb gegen die Beine ihres Kontrahenten anzusetzen. Dem Schildstoß vermochte dieser noch auszuweichen, aber der Schwerthieb schlug an die schwächer gepanzerte Innenseite seines rechten Beines. Schmerz und Wucht zwangen Baron Dartan in die Knie, er versuchte zwar noch sein Schwert hochzubringen, da blickte er der Klinge Rondrajanes ins Auge. Dartan warf sein Schwert zu Boden und gestand seine Niederlage ein, die Veliriserin hatte ihren vierten Sieg eingefahren!

Im nächsten Duell begegneten sich zwei Urbasier, die beide am ersten Turniertag nicht vom Glück verfolgt wurden. Beobachter berichten, dass sich die Signore Timor Sâl di Salsavûr und Alexandrian della Turani am Abend vor ihrem Aufeinandertreffen bereits im Turnierzelt des Feldschers begegnet seien, allerdings ist nichts über Art oder Stimmung dieses Treffens bekannt. Auf der Bahn zeigten sich beide Kontrahenten jedoch als Ritter, erwiesen einander und den Würdenträgern auf den Rängen die Ehre. Formvollendeter wirkte dabei zwar – notgedrungen ob der eher nordländischen Erscheinung des Salsavûr – der Cavalliere della Turani, allerdings wusste der zuletzt unglückliche Signore Timor zumindest eine Reihe von Zuschauern in seinem Rücken: Den auf der gleichen Turnierbahn später am Tage streitenden Prinzen Haridiyon Thaliyin begleiteten eine kleine Zahl von Mitgliedern der Thorwaler Garde, die den Salsavûr kurzerhand zu ihrem Favoriten erkoren hatten und ihn mit lautstarken Rufen anfeuerten.
Indes waren die Götter heute nicht auf Seiten der Swafnirsjünger und ihrer Freunde, sondern favorisierten die traditionelleren Gemüter der Aurelassen: Schon im ersten Lanzenritt geriet das Ross des Signore Timor Sâl aus dem Tritt, als dieser sich unter der Lanze des Turani durchducken wollte. In offenkundiger Panik riss das Tier nach links aus und streifte dabei die Schranke. Durch den Aufprall nun seinerseits aus dem Gleichgewicht gebracht, stürzte Timor Sâl aus dem Sattel, über die Schranke, und blieb auf der falschen Seite der Turnierbahn liegen.
Zögerlicher Jubel brandete auf: Endlich hatte Signore della Turani seinen ersten Sieg eingefahren – Sehr zur Freude des Barden Fulvian – und damit auch der kunstbeflissenen Zuschauer – der den Erfolg des Turani mit einem rasch gespielten Tanzmusik feierte, die manchen Arivorer von seinem Sitz riss und die Beine in Bewegung brachte. Der Tanz verstummte jedoch, als die Persevanten den sich zwar beherrschenden, aber sichtlich verletzten Salsavûr aus dem Sande halfen: Beim Sturz auf die Schranke hatte dieser sich eine Beinverletzung zugezogen, manche meinten gar, einen Knochenbruch gesehen zu haben! So endete der dritte Lanzengang für Signore Alexandrian glücklich, für den „Nordmann“ Timor allerdings noch unglücklicher als der erste am vorigen Tage – die Thorwaler Gardisten werden sich wohl einen anderen Favoriten suchen müssen...
Die vierten Lanzengänge dieser Turnierbahn verliefen indes weniger spektakulär. Überraschend war lediglich die Niederlage Hesindianos della Trezzi gegen den Baron von Côntris, Dartan, bereits im ersten Anritt. Aber mit Drago Amarinto – dem der Sieg gegen Alexandrian della Turani gelang – und Rondrajane von Veliris , die die Geweihte Amene di Salsavûr aus dem Sattel heben konnte, die für ihren verletzten Verwandten als Stichritter angetreten war, setzten sich die beiden favorisierten Lanzenreiter durch.

Turnierbahn Rondragabund

Die viele Dutzend Schritt lange Schranke der Turnierbahn war über und über mit Schnitzereien verziert, die allesamt zweihändige und geflammte Schwerter zeigten. Die – angeblich auf die Klinge genau 400 – abgebildeten Rondrakämme erinnerten an die hierzulande nicht jedem bekannte Heldentat der Heiligen Rondragabund, die Enden der Schranken zierten zwei Pfähle deren Köpfe mit einem einzelnen Auge verziert waren und an die Zyklopenschmiede gemahnen sollen, die Rondragabunds sagenumwobene Klinge Gnorakir hergestellt haben sollen. Ihrer rondrianischen Vorgängerin machte sogleich die Covernerin Luca di Onerdi alle Ehre. Wie am ersten Turniertage humor-, wenn auch gewiss nicht würdelos, besiegte sie ihren Bomeder Gegner, Rinaldo Sirensteen bereits im ersten Lanzengang. Beim Sturz fiel der Unterlegene unglücklich auf sein Handgelenk und musste seinen zweiten Kampf an diesem Tage mit bandagierter Schildhand führen!
Dem Duell der Rondrianerin und des Politikers folgten nun zwei waschechte Krieger: Der Urbasier war der erste auf der Turnierbahn. Debero Zorgazo hielt sich aufrecht im Sattel, obwohl noch vielen Zuschauern die unangenehmen Bilder seiner gestrigen Verletzung vor Augen waren. Der Cavalliere nahm die Hochrufe manchen Bewunderers – und einer größeren Zahl von Bewunderinnen – mit gehobenem Panzerarm entgegen, bevor er sich die schwarz-grün umwickelte Turnierlanze reichen ließ.
Schon ertönten derweil Rufe von der Tribüne. „Bellariccia, Bellariccia!“ Die nicht unansehnliche, wenn auch nicht großgewachsene Signora Bellatrix Sirensteen war vor allem wegen ihres wilden Haares aufgefallen, das auch jetzt wieder wehte, als sie ihr Ross in die Schranken lenkte. Manchem schien es unmöglich, dass ihr Haupt unter den Helm passen mochte. Gemeinsam mit dem Wappenbild ihres Hauses, das Seejungfrau und Igel zeigte, hatten sie die Zuschauer schon am ersten Turniertage kurzerhand nur noch Bellariccia, „schönen Igelin“ , genannt.
Beide lenkten ihre Rösser in die Bahn, die mit golden-grüner und schwarz-grüner Schabracke ein farbenfrohes Bild boten. Beim ersten Anreiten konnte keiner der beiden einen entscheidenden Treffer landen, auf den Rängen wurde jedoch die Leistung beider mit Beifall bedacht. Denn immerhin hatte die Signora Bellatrix ihren Kriegerbrief vor nicht allzu langer Zeit erst errungen und umso mehr war der Einsatz des Signore Zorgazo zu loben, der doch am ersten Turniertag eine so heftige Verletzung erlitten hatte. Der zweite Anritt brachte dann die Entscheidung: Lanzensplitter flogen durch die Luft und bald folgte ihnen der schwere Körper und das laute Scheppern eines der beiden Streiter: Signora Sirensteen hatte den Urbasier Debero spät, aber gut an der rechten Schulter getroffen und mit Wucht aus dem Sattel geworfen, die Lanze war dabei unter der gepanzerten Armbeuge Deberos gebrochen.
Die junge Siegerin warf sogleich ihre geborstene Turnierlanze in den Sand, zog eilig den Helm vom Kopf und Panzerhandschuh vom Arm und rieb sich das wilde Haar zurecht. Durch die Hitze unter dem Helm mochte man wahrhaft an Stacheln denken, wie sie einem Igelkönig zur Ehre gereichen würden. „Bellariccia, Bellariccia!“ tönte es von den Rängen. Die so Bejubelte quittierte es mit einem strahlenden Grinsen. Unterdessen wurde der tapfere Zorgazo durch die Hilfe seines Freundes Boromin, des Cavalleristo seiner Familie, von der Bahn geführt – zwar erneut nicht erfolgreich, „aber immerhin bleibt sein Antlitz unversehrt“, wie es eine Edle mittleren Alters in den hinteren Reihen der Zuschauertribüne mit einem Lächeln formulierte.
Die beiden Reiter, die nun ihre Rösser auf die Bahn führten, glichen sich in Panzer und Farben auf den ersten Blick nicht wenig: Beide trugen gut gefertigte Gestechrüstungen, der einen eine schwarzen, der andere einen rein weißen Federbusch, die Wappenröcke und Schabracken der Pferde waren beide im Wechsel weiß und schwarz gefärbt. Doch zeigten die Tiere auf den Schilden die unterschiedliche Herkunft beider Streiter an, hier die Taube der Deraccini, dort die – geschwärzten – Fische der Calvens. Das Publikum auf der Rondragabund war sich, trotz der äußerlichen Ähnlichkeit, weitgehend einig, wem seine Sympathien gehörten: Der Turaniter Jucaro Deraccini hatte am gestrigen Tag den bisher bemerkenswertesten Kampf der gesamten Turnierbahn gezeigt, während man über sein Gegenüber, Mondino von Calven , allerlei Gerüchte über Gewalttätigkeiten und Landfriedensbrüche gehört haben wollte. So feuerte denn das Gros der Menge auf den Rängen den Urbasier an und wünschte ihm eine ruhige Hand und einen starken Arm.
Und schon schienen die Wünsche auf den Rängen gehör zu finden, denn tatsächlich war der Schwarze Calven schon im ersten Anritt schwer getroffen! Weit hatte ihn die Lanze nach hinten über den Pferderücken gebeugt, doch noch fiel Mondino nicht. Während Signore Jucaro seinen Rappen am anderen Ende der Turnierbahn zum Stehen brachte, richtete sich der Calvener unter wenigen Jubel- und vielen Spottrufen des Publikums wieder im Sattel auf und brachte sein Ross dann mit einer wütenden Bewegung der Panzerhand wieder in die Spur. Gewaltig war das Geräusch von stöhnendem Stahl und berstendem Holz als die beiden ebenbürtigen Reiter erneut aufeinandertrafen. Fetzen der weißen Seite des Wappenrocks des Calveners flogen durch die Luft, ein beginnender Jubel von Seiten der Urbasier und anderer Freunde Jucaros – oder Feinde Mondinos – lag in der Luft. Doch: zu früh! Beide hatten ihre Lanzen meisterlich ins Ziel gebracht und wieder schwankte der letzte Überlebende der alten Grafenherrschaft des della Pena schwer, doch er fiel nicht. Stattdessen brachte er sein Ross im langsam absinkenden Staub der Turnierbahn zum Stehen, in den nun die Persevanten und ein Knappe rannte, um den gestürzten Jucaro Deraccini auf die Beine zu helfen. Der Schwarze Calven hatte gesiegt!
Am späteren Nachmittag zeigte sich jedoch die Kehrseite dieses Sieges: Durch die wiederholten heftigen Lanzenstöße des Deraccini ermüdet, vermochte Mondino der ausgeruhten Luca di Onerdi nichts entgegenzusetzen: Als diese nach einem weiteren, makellosen Anritt einen wohlgezielten Treffer landete ging der Calvener zu Boden. Damit ging eine der zuvor in den Tavernen heiß gehandelte Paarung schnell und unspektakulär zu Ende. Den meisten Zuschauern war es einerlei: Die Rondrianerin und Heldin der 1000-Meilen hatte gesiegt, der Schwarze Calven war in seinen Ambitionen gebremst – zumindest einstweilen.
Nunmehr traten zwei Tjoster gegeneinander an, für die schon der Ritt auf die Bahn ein Zeichen großer Tapferkeit war, musste er doch mit unangenehmen Schmerzen erkauft werden: Signore Debero Zorgazo , der jüngere der beiden, hatte bei seinem ersten Lanzenritt am Vortag die Lanze Luca di Onerdi s zu spüren bekommen. Sein Brustkorb war – so meldeten es ein Intimus aus dem Feldscherzelt – daher mit Blutergüssen übersäht, vielleicht waren sogar Knochen betroffen, jedenfalls musste der Urbasier mit dicken Bandagen unter dem Panzer sein Pferd besteigen. Mit weniger Umschlägen, aber mit der vielleicht gefährlicheren Verletzung war Rinaldo Sirensteen aus seinem Aufeinandertreffen mit der Rondra-Geweihten Luca zurückgekehrt: Der gealterte Seneschall von Bomed musste den Schild mit einem lädierten Handgelenk halten.
Dennoch trat Rinaldo seinem Kontrahenten selbstsicher gegenüber, zwirbelte sich seinen immer noch blonden Schnurrbart mit der gesunden Hand, bevor er sich die gelb-grün umwickelte Lanze reichen ließ. Auf der anderen Seite der Turnierbahn wurde für Debero so mancher Ölzweig auf die Turnierbahn geworfen, um ihm Glück zu wünschen, der schmucke Patrizier weckte ob seiner Verletzung allerdings bei Weitem nicht nur mütterliche Instinkte der anwesenden Damenwelt...
Dann wurden die Visiere jedoch geschlossen, die Lanzen gehoben, die Sporen eingesetzt und schon schossen die Pferde beider Reiter aufeinander zu. Nun erwies sich die besondere Gefahr der Verletzung Rinaldos: Vermutlich weniger aus Mangel an Waffengeschick, denn aus Sorge um seine Hand, hatte der Seneschall seinen Schild nicht gänzlich vor seine linke Körperhälfte gebracht, sondern diesen etwas abgeknickt angelegt, um die volle Wucht des Stoßes am Schild abgleiten lassen zu können. Dadurch war aber ein Spalt zwischen Schild und Rosskopf entstanden – und durch eben diesen stieß die Lanze des Signore Debero. Das Holz bog sich, der Urbasier stemmte sich – und Rinaldo wurde aus dem Sattel geschleudert. Die Götter mochten allerdings ein Einsehen mit dem Unglücklichen gehabt haben, fiel er doch nicht auf seine geschundene Hand. Dennoch, der Kampf war verloren, Signore Debero hatte trotz seiner Verletzung seinen ersten Sieg errungen!
Schließlich holte sich Signore Jucaro Deraccini den verdienten Erfolg für die Anstrengungen seiner unglücklichen Niederlage gegen den Calvener am Vormittage heim, indem er die schöne Igelin Bellatrix Sirensteen im ersten Lanzengang von ihrem Pferd stieß. Dadurch werden die letzten Entscheidungen auf der Bahn der Heiligen Rondragabund am kommenden Tage fallen müssen. Denn zwar steht mit Luca di Onerdi eine Teilnehmerin der Finalforderungen bereits fest, aber neben dem Schwarzen Calven darf sich auch der Urbasier Jucaro noch Hoffnungen auf einen Platz unter den letzten 32 machen, sollte ihm ein Sieg gelingen und ein solcher dem Calvenener verwehrt bleiben.

Turnierbahn Salkya

Auf der Bahn der umstrittensten Heiligen des Turniers waren bisher nicht viele Ardariten angetreten. Stattdessen hatte Signore Horasio Amarinto , Mitglied des Stab-und-Schwert-Ordens, einen weiteren Sieg errungen, diesmal gegen den Efferdaner Cordovan di Malavista .
Waren der silberne Seelöwe und der Ordensritter Horasio schon ein erhebender Anblick, so galt dies umso mehr für die beiden folgenden Kontrahenten: Der eine, weil er den Prunk Yaquiriens wie kaum ein zweiter außerhalb des Comtostandes zu tragen schien, der andere, weil er die Leidenschaft der Coverna auf das Schwerterfeld brachte: Geron Accali , der tapfere Cavalleristo aus Shenilo zog die Aufmerksamkeit der meisten Zuschauer auf sich, als er mit seinem Pferd auf die Bahn ritt. Die rote Schabracke seines Hengstes hielt manchen Blick gefangen, doch prunkvoller noch, als das Kleid des Rosses, war der Helm seines Reiters, den dieser sich nun auf das Haupt setzte: Eine entblößte Frauengestalt, eine Huldigung der schönen Göttin wohl, räkelte sich über den Kamm des Helmes. Wohl dem, der in den Diensten reicher Gönner steht! Auf der anderen Seite war die Untergebenheit des Streiters aus Efferdas nur für aufmerksame Beobachter zu bemerken: Bevor er seinem Pferd die Sporen gab und das Visier senkte, holte Rondrigo d'Oro ein besticktes Tuch hervor, um es mit den Lippen zu berühren. Dann steckte er es wieder unter den Panzer seines Lanzenarms, wo es ihm wohl Glück und Kampfesmut bescheren mag. Mancher Hals reckte sich da entlang von Turnierbahn und Zuschauertribüne, aber Gönner oder Herzensdame des Signore Rondrigo wurden nicht entdeckt und es wusste sich auch keiner daran zu erinnern, wann das Tuch seinen Weg zu Signore d’Oro gefunden haben mochte. Erst später erfuhren wir von dem Gerücht, dass Signore Rondrigo um die Gunst einer Unbekannten aus hohem Hause streitet. Damit wäre wohl auch zu erklären, was einen Mann wie Rondrigo, ein Kämpfer zwar, aber kein Lanzenreiter, auf die Tjosterbahn trieb – nicht Kampfgeschick und Ruhmessucht, sondern Herzensangelegenheiten waren sein Antrieb! Nun aber sollten die Lanzen und nicht stoffliche oder stählerne Gunstbeweise entscheiden: Schon bald zeigte sich, dass die beiden Kontrahenten einander auf dem Pferderücken in nichts nachstanden. In den ersten beiden Anritten gelangen sowohl Geron als auch Rondrigo Treffer, ohne dass sie dadurch ihren Gegner jedoch aus dem Gleichgewicht hätten bringen können, beide hielten sich sicher im Sattel. Dann kam jedoch der dritte Anritt: Das Rot der Seide blähte sich im Wind, als Signore Accali sein Pferd in Trab und dann Galopp brachte, der goldene Löwe der d’Oro prangte auf dem Wappenrock seines Gegners – doch bald schon, wurde er zerschunden. Denn mit größter Präzision lenkte nun Geron Accali seine Krönig zwischen Schild und Pferdekopf Rondrigos vorbei und traf diesen mittig auf der Gestechrüstung. Diesem meisterlichen Treffer hatte auch der begabte Reiter aus Efferdas nichts entgegenzusetzen und so wurde er zu Boden geschickt.
Als der Siegreiche nun seinen Helm vom Kopfe riss und in vorsichtigem Glück Lanze und Kopfschutz gen Alveran hob brandete großer Jubel auf – manch eine Maid vergaß da das raue Antlitz des Herrn Accali und applaudierte seinem Kampfgeschick wie seiner (gerüsteten) Schönheit. Wieder reckten sich nun die Hälse, als Mancher erwartete, nun werde doch die Besitzerin des Tuches unter dem Panzer des Signore Rondrigo ihrem tapferen Streiter an die Seite eilen, allerdings ohne Erfolg.
„An diesen Tagen reiten Arivors Beste in die Schranken!“ , war es an diesem zweiten Turniertag zu hören. Dabei sind zwar viele Träger des roten Schwertes der Ardariten und Wappenschilde aus den Familien des Arivorer Stadt- und Landadels auf den Bahnen zu sehen. Aber weit mehr noch meinte die Sprecherin, Rondrina ya Santini, die Leiterin der Akademie zu Ehren Anshags von Glodenhof, die zahlreichen Abhänger der traditionsreichen Kriegerschule am Goldenhelm, die ihr Waffenhandwerk einst in Arivor erlernt hatten, um es nun auf dem Schwerterfeld unter Beweis zu stellen. So war es auch in diesem Duell der Fall, das der Efferdaser Gaspard Slin gegen den jungen Offizier Gianbaldo Carson auszufechten hatte. Den leicht favorisierten Drachenreiter Gianbaldo, der bisher seine beiden Lanzengänge erfolgreich bestritten hatte, erwartete im ersten Anritt eine heftige Überraschung: Der weitaus größere und kräftige Signore Slin hatte alle Kraft in einen Lanzenstoß gesteckt, der vielleicht nicht perfekt platziert, aber so wuchtig auf das Schild des Sheniloers traf, dass dieser beinahe seitwärts vom Pferd gestürzt wäre. Eine tiefe Delle, die den Hahn der Carsons seiner Federn beraubt hatte, zeugte vom Stoß. Es bedurfte Signore Gianbaldo all seiner Reitkünste, um im Sattel zu bleiben. Entsprechend groß war die Spannung vor dem zweiten Anritt und schon witterten die Begleiter und viele Zuschauer, die den Erfolg des Coverners erhofften, dessen Siegeschance.
Nun aber waren Leuin und Listenreicher mit dem Sheniloer: Zwar war Gianbaldos Stoß auf die vom Schilde bewehrte Körperhälfte des Signore Slin gezielt, aber von diesem glitt die Lanze ab: Das Heckruder der Slin, ihr Wappenbild, lenkte die Wucht des Stoßes jedoch unglücklicherweise direkt auf die Platte des Signore Gaspard, der dadurch ins Taumeln geriet. Das Ross kämpfte noch einige Zeit mit dem Reiter und dieser um sein Gleichgewicht, dann fiel der Efferdaser in den Sand der Turnierbahn. Zum Zeichen des Sieges ließ Signore Gianbaldo sein Pferd gleich mehrmals die Zuschauerränge entlangtraben und holte sich mit gerecktem Schild und gehobener Lanze den Jubel für seinen dritten Sieg ab.
Im abendlichen Gestech gab sich Horasio Amarinto erneut keine Blöße: Bereits im ersten Anritt gelang ihm der Sieg gegen den als ebenbürtig angesehenen Leutnant Gianbaldo Carson , dessen Gesten im Vorfeld eine Selbstsicherheit verrieten, die ihm vielleicht die für einen Sieg nötige Konzentration kosteten. Damit erkämpfte sich Signore Amarinto einen Platz in den ersten Finalforderungen am übernächsten Tage. Neben seinem unterlegenen Gegner Gianbaldo selbst, der immerhin bereits dreimal siegen konnte, wahrten auch die Signori di Malavista und Slin ihre Chance auf eine Teilnahme am vierten Turniertag: Cordovan di Malavista gelang der Sieg gegen den zuvor noch im Glück schwelgenden Geron Accali , während sich der Efferdaser Gaspard Slin gegen seinen Landsmann Rondrigo d'Oro durchsetzen konnte. In diesem Kampfe schien die Leuin zunächst auf Seiten des Mannes mit dem Löwenwappen zu sein: Im ersten Lanzenritt bereits gelang Signore d’Oro ein vortrefflicher Stoß gegen die Rüstung seines Gegners, der auch aus dem Sattel gehoben wurde. Allerdings hatte sich verhakte sich nach dem Stoß die geborstene Lanze Rondrigos unter seinem Panzerarm und ließ ihn ebenfalls zu Boden gehen.
Persevanten und Knappen brachten die Handwaffen, die nun das Duell entscheiden sollten. Dabei erwies sich zunächst erneut Rondrigo als der findigere Kämpfer, der den Kampf von Anfang an dominierte. Rondrigo, der die Waffenkunst auch bei seinem Vater, dem berühmten Condottiere erlernt haben mochte, trieb den größeren und schwerfälligeren Gaspard ein ums andere Mal zurück. Zwei Treffer gegen Schwertarm und Schulter seines Kontrahenten waren ihm bereits gelungen, als Signore Slin ein weiteres Mal zurücksprang. Dieses Mal war der Sprung jedoch nicht Auftakt eines weiteren Ausfalls, der dem Träger des goldenen Löwen den Sieg gebracht haben mochte. Stattdessen nahm Signore Slin Anlauf, hielt seinen Turnierschild mit dem Ruder Tür seiner Familie vor sich und rammte den überraschten Rondrigo derart kraftvoll, dass dieser mit Schwung zu Boden geworfen wurde. Seines Schildes und seiner Klinge beraubt, konnte Rondrigo nicht mehr verhindern, was nun geschah. Signore Gaspard sprang hinzu und hielt dem am Boden liegenden die Spitze seines Schwertes an die Kehle, woraufhin Signore Rondrigo sich geschlagen geben musste. Signore Slin half seinem Gegner sodann wieder auf die Beine, und verabschiedete sich von diesem und den Zuschauern mit einem „Bis zum nächsten Mal!“ Dieser Gruß, für den der große Krieger seine mächtige Stimme gut gebrauchen konnte, verwunderte manche, scheint aber wohl in der Coverna von Signore Slin nicht unbekannt zu sein. Gruß und Sieg brachten ihm jedenfalls den Jubel manchen Zuschauers ein, darunter auch eine größere Gruppe von Efferdasern und anderen Covernern, die zumindest Grund zur Hoffnung haben, dass wenigstens ein Landsmann in den Finalforderungen antreten kann.

Rückkehr des einstigen Turniersiegers Reo di Valese

Im letzten Kampf, der die Auseinandersetzungen auf dieser Bahn beschloss, traten zwei erfahrene Turnierstreiter gegeneinander an: Reo di Valese war nur den jüngeren Zuschauern kein Begriff, hatte er doch vor nunmehr fast zwanzig Jahren das Königsturnier für sich entscheiden können. Nicht genug damit, so konnte Signore di Valese doch im letzten Duell des damaligen Turniers keinen Geringeren als den Herrn von Salsavûr, Drago III., bezwingen. Signore Drago, der als dreimaliger Sieger des Turnieres sicherlich der beste liebfeldische Tjoster der jüngeren Vergangenheit ist, war damals fast ebenso alt gewesen, wie es der Cavalliere Reo jetzt ist.
Der alte Kämpe trug einen Topfhelm mit kreuzförmigem Sehschlitz, der mit Gold umrandet war – das Heroldsbild seines Hauses. Der Helm war poliert, hatte aber schon manche Schramme erlitten und das Metall war vom Alter verfärbt. Die Rüstung blinkte indes in der Sonne, genau wie der Schild, der den Baum der Valese trug.
Sein Gegner auf der Bahn, der den silbernen Torturm seiner Familie auf dem Wappenrock trug, war allerdings ebenfalls kein Unbekannter: Heldor Galfard war ein erfahrener Tjoster, der ebenfalls bereits gegen den Valese gefochten hatte, als er auf einem seiner ersten Turniere in Arivor weilte. Im Gegensatz zu Cavalliere Reo ist Signore Galfard aber seither bei vielen Turnieren aufgetreten, während der Valese gerade in den vergangenen Jahren mehr und mehr für die Führung seines Hauses Sorge zu tragen hatte.
Bei den beiden ersten Anritten gelang keinem der beiden ein ernsthafter Treffer, aber beim dritten Durchgang täuschte der Cavalliere Reo einen Stich auf die rechte Seite des Gegners an. Als dieser jedoch den Schild anhob, um die Lanze abzuwehren, öffnete er damit seine Deckung auf der linken Seite. Reos Lanze traf ihn mit solcher Wucht an der linken Schulter, dass Heldor vom Pferd geschleudert wird. Unter dem Aufschreien des Publikums ging der Vinsalter zu Boden, der Kampf war entschieden. Der Siegreiche entbot zunächst dem Unterlegenen seine Hochachtung, bevor er den Jubel der Menge eine kurze Weile genoss, um sich dann von der Bahn zu verabschieden. Die Kampfeskunst des Cavalliere di Valese hat nicht nachgelassen, trotz der Jahre der Abstinenz vom Königsturnier. Durch seinen Sieg sicherte sich Cavalliere Reo den letzten, vorzeitigen Platz für die Finalforderungen an diesem zweiten Turniertag.
Arivor begrüßte seinen ehemaligen Lanzenmeister, der Sieger von einst ist wieder da!