Briefspiel:Königsturnier/21. Rahja I

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Horasturnier.png Städteübergreifendes Briefspiel Horasturnier.png
Datiert auf: 20.-25. Rahja 1038 BF Schauplatz: Arivor Entstehungszeitraum: April bis Oktober 2015
Protagonisten: Nepolemo ya Torese, Khadan-Horas und die Streiter des Reiches Autoren/Beteiligte: Haus Amarinto.png Amarinto, Haus Gabellano.png Athanasius, Familie Brahl.png Brahl, Calvenschwarz.png Calven, Familie ya Malachis.png Cassian, Haus di Malavista.png Cordovan, Familie Cordur.png Cordur, Familie Deraccini.png Darian, Haus della Trezzi.png Dellatrezzi, Haus di Contris.png Di Côntris, Haus di Matienna.png Di matienna, Bergerio.png di Onerdi, Haus di Piastinza.png DiPiastinza, Raulsches-Reich-klein.png Dorén, Haus Streitebeck.png Dsb, Familie Solivino.png Dunkelklinge, Haus Sirensteen.png Erlan, Familie d Oro.png Giacomo, Wappen Hirschenau.png Gishtan re Kust, Haus Urbet.png Gonfaloniere, Haus della Pena jH.png Horasio, Familie Imirandi.png Imirandi, Familie di Bassalo.png Klimpermädchen, Perainsgarten.png Luntfeld, Haus Carson.png OrsinoCarson, Haus di Salsavur.png Rondrastein, Haus Veliris.png Schatzkanzler, Haus Tribec.png Tribec, Familie Zorgazo.png Toshy, Haus della Turani.png Turani, angeleitet von der Kanzlerrunde
Zyklus: Übersicht · Hauptrunde · Erster Turniertag · 20. Rahja - Teil 1 · Teil 2 · Zweiter Turniertag · 21. Rahja - Teil 1 · Teil 2 · Teil 3 · Dritter Turniertag · 22. Rahja - Teil 1 · Teil 2 · Teil 3 · Stichkämpfe · Finalrunde · 23. Rahja - Erste Forderung - Teil 1 · Teil 2 · 23. Rahja - Zweite Forderung - Teil 1 · Teil 2 · 24. Rahja - Dritte Forderung

Zugehörige Geschichten: Kellerflüstern · Knappentage · Ein Essen für die Jugend · Erste Schritte · Erste Schritte II · Ruhmesglanz und Götterwille · Schwarze Schwingen · Blutlese · An der Wetttafel · Leid der Cavalliera · Brummschädel und Kriegsrat · Am Vorabend des Dritten Tages · Standpauke und Ratschlag zum Reizen und Trutzen · Angriff auf Dareius · Helmschau · Ausrüstungsfragen · Alkoholprobleme · Nach der Niederlage des Irendorers · Schwarze Tage · Ehrenangelegenheiten · Einen Mörder zu morden? · Wächterpflichten · Wie zu Travianos besten Zeiten · Die Meister des Tjosts - Teil 1 · Teil 2 · Teil 3 · Das stille Bankett · Epilog - In Diensten des Horas · In Diensten des Einen



Turnierbahn Hlûthar

Die Turnierbahn des Heiligen Hlûthar machte dieses Mal nicht den Anfang, wie am Vortage, allerdings wurden die dortigen Kämpfe mit kaum geringerer Kampfkunst und Verbissenheit ausgefochten, als es auf der an diesem Morgen beginnenden Turnierbahn des Einhändigen Geron der Fall war. Den Anfang machte der mit grimmiger Mine auf die Bahn reitende Dareius Amarinto, der gegen den Baron von Parsek, Nicolo Faellan di Onerdi, in die Schranken ritt. Angeblich hatte der junge Constabler von Ruthor seiner Mutter geschworen, er werde ihre Verletzung am ersten Turniertag durch acht weitere Siege – und damit den Turniersieg – wiedergutmachen. Die Kunstfertigkeit und Entschlossenheit, die Signore Dareius in den drei Lanzengängen gegen den Parseker an den Tag legte, zeugte von der Ernsthaftigkeit dieses Versprechens. So musste denn Baron Nicolo, der tapfer, aber letztlich ohne Chance ritt und kämpfte, letztlich die Waffen strecken: Nach einem vortrefflichen Lanzenstoß im zweiten Anritt, den der Baron im letzten Augenblick noch hatte auspendeln können, stieß ihn schließlich der dritte Treffer Dareius‘ aus dem Sattel.
Indes bestätigte sich ein Teil der Befürchtungen des Hauses Amarinto vom Vortag: Auch im dritten Kampf konnte Signora Efferdia di Bellafoldi keinen Sieg einfahren, im Gegenteil, unterlag sie doch ihrem Widersacher Ariano Sal von Veliris bereits im ersten Lanzengang.

Danino Brahl gelang der Sieg gegen den riesenhaften Perainsgarter

Mächtig traten nun die Rösser an, oder zumindest eines der beiden: Der Garether Ritter ritt auf einem wahren Berg von einem Gaul. Kein Wunder, war doch der Ultramontane Felian von Perainsgarten ein Mann von beeindruckender Körpergröße, der bald zwei Schritt vom Zehennagel zum Haarschopfe misst! Signore Danino Brahl hingegen hatte ein weitaus schlankeres Pferd, einen Schimmel gesattelt. Trotz seiner Rüstung wirkte der Sheniler neben dem riesenhaften Streiter fast zerbrechlich, als beide gen Tribüne ritten, um Zuschauern und Herrschaften ihren Gruß zu entbieten. Dann wendeten beide ihr Pferd, um ihre Position einzunehmen.
Ein Posaunenstoß und schon gaben die beiden ihren Pferden die Sporen. Wuchtig kam der Riese des Perainsgarteners in Schwung, ließ Staub und Erdreich in die Luft fliegen. Die Lanze, die der Garether führte, wirkte so dick wie der Oberschenkel Daninos, der jedoch seinen Schimmel unbeirrt gegen seinen Kontrahenten lenkte. Die Wucht, mit der die Garether Lanze den Sheniloer traf, musste den Brahl aus dem Sattel heben... Und sie hätte es wohl getan, wäre der Cavalliere nicht schneller gewesen: Die gut achtzig Schritt der Turnierbahn waren eine lange Strecke, aber zu kurz für den kräftigen, aber eben auch schwerfälligen Gaul Felians, seinen massigen Reiter auf Geschwindigkeit zu bringen. Nicht so der Sheniler: Signore Brahl schoss über die Turnierbahn, senkte die Lanze und legte die Wucht des Pferdegalopps in einen einzigen Stoß, um die Körper- und Rüstungsmasse seines Gegenübers zu fällen. Und der Garether fiel! Unter dem Jubel der Arivorer taumelte der Riese und fiel schließlich mit einem lauten Krachen, das wieder Staub aufwirbelte, aus dem Sattel und in den Sand. Der schnellere Reiter hatte seinen einzigen Vorteil ausgenutzt und Signore Brahl erfreute sich seines ersten Sieges!
Einige Stunden später, Reiter und Rösser hatten die Gelegenheit sich etwas von den Strapazen dieses heißen und kampferfüllten Vormittags zu erholen, begannen die vierten Begegnungen auf jener Turnierbahn. Eine der ersten unter diesen war das Aufeinandertreffen des Sewamunders Dareius Amarinto und des Garethers Felian von Perainsgarten.
Im ersten Anritt wurde deutlich, dass Ritter Felian aus seiner Niederlage am Morgen gelernt hatte: Sein Ross würde nicht schneller werden, als dass seines liebfeldischen Gegners, aber er konnte seine Größe und Kraft als Stärke ausspielen. Die Lanze Dareius‘ war gut gezielt und fest gehalten, aber das Zwiebelwappen des Garethers hielt die Wucht von der Brustplatter des Ritters fern. Das Holz splitterte, die erste Lanze war gebrochen. Zwar gelang dem Herrn von Perainsgarten seinerseits kein Treffer, aber Signore Dareius‘ größere Schnelligkeit war durch Felians Kraft ausgeglichen worden. Auch der zweite Anritt brachte keine Entscheidung, wieder war der Lanzenstoß Dareius‘ gut gezielt, aber Felian war vorbereitet und ließ den Stoß diesmal am Schild abgleiten. Die Spitze der Lanze des Amarinto hielt, aber er ließ sich von seinem Knappen dennoch eine neue reichen, während er sich den Schweiß aus der Stirn rieb und seinem Ross den Hals tätschelte. Eine kleine Wolke stieg von Nüstern und Hals des Pferdes auf, das sichtlich schwer atmete. Als der Amarinto und der Perainsgartener jetzt aufeinander zuritten waren sie beinahe gleich schnell – nun konnte der Garether Ritter seine überlegene Größe und Kraft voll ausnutzen – glaubten viele. Aber als Signore Amarinto diesmal anritt hielt das Schild seinen Stoß nicht ab, denn dieser zielte im letzten Lidschlag nicht mehr auf die linke Brust, sondern höher, fast auf den Helm Felians! Die Wucht von dessen Lanzenstoß ging fehl, als der Ultramontane den Lanzenstoß doch noch zu parieren suchte. Doch, ohne Erfolg: Von der Lanze des Sewamunders schwer getroffen fiel der riesenhafte Ritter hintüber von seinem Ross und landete mit Rücken und behelmten Schädel krachend im Sand.
Dareius‘ hatte seinen Schwur gegenüber seiner Mutter also weiterhin aufrechterhalten – doch erwies sich, dass er seinem Gegner ähnlich schwer zugesetzt hatte, wie seiner eigenen Mutter zuvor: Beim Sturz hatte sich der Perainsgartener am Kopf verletzt und musste – von nicht weniger als vier Persevanten und Knappen – von der Bahn getragen werden. Der Nachmittag verlief glücklicher für den Baron von Parsek, Nicolo Faellan di Onerdi: Diesem gelang sein zweiter Sieg im vierten Lanzenritt gegen die weiterhin glücklose Efferdia di Bellafoldi. Der Gratulant mit dem mächtigsten Jubel – wenn auch sicher nicht in seiner Körpergröße – war dabei sicher der junge Page Amando Sirensteen, der den Baron seit einigen Monden begleitet und ihm auch auf dem Königsturnier – ungewöhnlicherweise, für einen Pagen – mit Anlegen und Ausrüsten von Panzer und Lanze half.

Ihre Wappenschilde prangen bei den ersten Finalforderungen mehrfach auf der Geronsbahn: Lilie der Veliris...
...und Pfeilbündel der Amarinto

Schließlich machten der Cavalliere Danino Brahl und der Baronsbruder Ariano Sal von Veliris die Aussicht auf den zweiten Teilnehmer der Finalforderung in jenem halben Dutzend der Hlûtharsbahn unter sich aus: Signore Danino wollte seinem Vorbild Lorian di Salsavûr nacheifern, der auf der benachbarten Leomarsbahn eine vortreffliche Figur machte, auf der anderen Seite wollte Ariano Sal hier in Arivor endlich sein Turniergeschick unter Beweis stellen – ein Erfolg, der ihm im Gegensatz zu seiner Schwester Rondrajane im heimatlichen Bomed bisher nicht vergönnt war. In diesem Kampf sind die Tjoster einander in Körpergröße ebenbürtig, wenn auch dieses Mal die in dunklem Stahl glänzende Rüstung des Cavalliere Brahl mit ihren goldenen Applikationen und sein auffälliger Wolfshelm gegenüber der leichten Reiterrüstung des Veliris stärker ins Auge fiel. Dennoch wurde auch die rote Lilie auf goldenem Grund, die Schabracke und Wappenschild Ariano Sals schmückte, von vielen erkannt.
Der erste Lanzengang zeigte sogleich den großen Siegeswillen beider Streiter: Wieder flog der Schimmel des Cavalliere auf seinen Gegner zu, der aber seinerseits einen ebenso flinken Gaul unter sich wusste. Der Ritt beider Männer war makellos, die Lanzen wurden mit gleicher Fertigkeit gehoben und fanden ihr Ziel. Doch es gelang dem Baronsbruder wie dem Patriarchenbruder gleichermaßen ihren Turnierschild zwischen die Stöße und ihre Rüstungen zu bringen, die sonst vielleicht eine rasche Niederlage gebracht hätten. Eine Ecke war aus dem Schild Daninos gebrochen, aber auch eine der Lilien des Veliris war durch einen tiefen Kratzer ihrer Schönheit beraubt. Der zweite Lanzenstoß, sofern das ein Ritt in voller Rüstung über achtzig Schritt Turnierbahn sein kann, war abtastender: Dieses Mal versuchten beide Reiter einen schweren Treffer zu vermeiden, wodurch umgekehrt aber keinem der beiden ein Treffer gelang. Schon jubelten manche auf den Rängen, die Freunde des Schwertkampfes waren, die Entscheidung zu Fuß herbei. Doch der 3. Lanzengang fand einen Sieger: Der Lanzenstoß des Cavalliere traf zwar, schrammte aber an der Schulterpanzerung Arianos entlang und ließ diesen Schwanken, aber nicht fallen. Ariano Sals Lanze traf dagegen wiederum auf den Schild des Cavalliere. Dort spießte es jedoch manche Traube aus dem Wappenbild der Brahl auf, durchstieß Stahl und Holz und traf Danino schwer an der rechten Brustseite. Von der Wucht des Treffers aus dem Gleichgewicht gebracht– und von den Anstrengungen der vorausgehenden Kämpfe zusätzlich geschwächt – sank der Cavalliere aus dem Sattel. Ariano Sal reckte die rote Lanze als Zeichen des Sieges in die Luft, sein vierter Sieg war ihm nicht zu nehmen – und damit ein Platz unter den besten 32 Streitern des Reiches!

Turnierbahn Leomar

Auf der Turnierbahn des größten Wagenlenkers aller Zeiten hatte das Kämpfen ebenfalls wieder begonnen. Einen der Leuin gefälligen Wettstreit mit der Lanze lieferten sich dabei zwei Weitgereiste Signori. Zuvor war es bereits Lorian di Salsavûr gelungen, seinen dritten Gegner zu besiegen, wiewohl ihm der Cavalliere des Grafen vom Sikram, Ralman di Côntris, dabei bis in den Fußkampf gefordert hatte.

Baron Lorian von Montarena ist der Einzug in die Finalforderungen nicht mehr zu nehmen

Doch nun ritten die beiden Tjoster gegeneinander in die Schranken, die die Avesgläubigen unter den Zuschauern am meisten interessierten: Ans eine Ende der Bahn ritt Alborn di Matienna von Arinken, der am ersten Turniertag durch zwei Siege von sich reden gemacht hatte, der aber immer noch vor allem aufgrund seines nordländischen Gebahrens in aller Munde war. Der Ausruf „Alborn, der Ritterschreck!“ war sicherlich weniger spöttisch gedacht, als es das unruhige Gelächter einiger Zuschauer glauben machen konnten. Auch seine Gegnerin, Usvina Tribêc de Trebesco, machte einen imposanten Eindruck auf ihrem Pferd: Sie trug einen blauen Wappenrock mit goldener Sonnenscheibe, vom Symbol des Sieges umkränzt, das Wappen des Silem-Horas-Regiments. Ein golden schimmernder Topfhelm mit schwarzen und grünen Federn ruhte unter ihrem Arm, während sie unter zustimmenden Rufen des Publikums auf die Bahn ritt. Es war klar, dass die Veteranin der Dämonenschlacht mehr Unterstützer im Publikum wusste, als der Nordlandfahrer Alborn. Nachdem die Colonellya am ersten Turniertag einen ermüdenden, langen Kampf gegen Signore Rahdrigo Solivino zwar gewonnen hatte, der aber bis zum Fußkampf geführt worden war, schien sie es an diesem Morgen auf einen raschen Sieg abgesehen zu haben. Im ersten Aufeinandertreffen hatten beide Reiter ihre Rösser perfekt in die Bahn gelenkt – eine Fähigkeit, die gelernt sein will, wie am morgen ein junger Turnierneuling aus der Coverna leidvoll feststellen musste. Die Stöße des Matienna und der Tribêc waren ebenso meisterlich gesetzt, hier wurde dem Arinkener der Fellumhang von der Rüstung gefetzt, dort der Schild der Colonellya derart heftig verbeult, dass sie einen neuen wird anfertigen lassen müssen. Doch beide Reiter blieben im Sattel. Anders im zweiten Anritt: Während es Alborn zu spät gelang, sein Pferd entlang der Schranke in Position zu gelingen und seine Lanze somit den geeigneten Winkel verpasste, traf die Signora Usvina erneut meisterlich, dieses Mal in die Mitte der Rüstung des Signore Alborn. Der schwere Mann in schwerer Rüstung ließ Staub und Sand aufwirbeln, als er das Gleichgewicht verlor und vom Pferd fiel. Usvina riss den Helm ihres Hauses vom verschwitzten Haupte und hoch in die Luft, um ihren Sieg zu feiern, während Alborn mühsam auf die Beine kam.
Im anschließenden Kampf in diesen Schranken gelang es der nach der Löwin benannten Signora Leonora Sanya di Salsavûr dem Namensspender ihrer Turnierbahn alle Ehre zu machen und den tapferen, aber glücklosen Rahdrigo Solivino aus dem Sattel zu heben.

Unterdessen wahrten vier Streiter der Leomarsbahn Chancen auf ein Weiterkommen: Der Biber Alborn di Matienna
...der güldene Cavalliere Ralman di Côntris

Nunmehr, nach einigen Stunden Pause und weiteren Lanzengängen auf der Leomarsbahn, war es an der Zeit für den vierten und vorletzten Lanzenritt.
Dazu lenkte Ralman di Côntris seine Stute mit der aufwendig verzierten Schabracke auf die Bahn, um ein weiteres Mal sein Glück zu suchen. Die Sonne ließ seine güldene Gestechrüstung hell erstrahlen, so hell gar, dass mancher Zuschauer sich abwenden musste, um nicht geblendet zu werden. Das Getuschel auf den Rängen war denn auch groß, denn zwar hatte Cavalliere Ralman es am ersten Turniertag nur einen seiner Kämpfe gewinnen können, aber eine solche Erscheinung wollte doch diskutiert sein! Sein Gegenüber hatte an diesem Tage etwas gutzumachen: Rahdrigo Solivino war ein Neuling auf dem Königsturnier – nur üble Spötter behaupteten: auch auf dem Pferderücken – der sich dennoch im bisherigen Turnier wacker geschlagen hatte. Angeblich soll er als Zeichen der Aussöhnung eines Bruderzwistes einen öffentlichen Eid geschworen haben, am Turnier von Erzherrscher und Horas teilzunehmen. Trotz großer Tapferkeit konnte der junge Weinhändler seinen weitaus erfahreneren Gegnern bisher nicht das Wasser reichen. So stand er nun seinem vorletzten Gegner im Königsturnier gegenüber, denn, da er bisher keinen Lanzenritt für sich hatte entscheiden können, würde er wohl keine Chance auf den Einzug in die Finalforderungen erhalten. Dennoch hatte sich Signore Solivino für seinen Kampf etwas vorgenommen, wie bald erkennbar werden sollte. Er saß auf einer edlen Stute mit geschwungenem Hals, auf seinem Wappenrock prangte die rotberobte Santa Ricarda, sein Schild war mit Weintrauben behangen!
Beim ersten Anritt zeigte sich, dass Signore Rahdrigo aus seinen vorigen Niederlagen gelernt hatte: Der Schild deckte fest eine Seite seiner Rüstung, während die Lanze im rechten Augenblick gerade angehoben wurde, um einen Stoß zu landen. Allerdings war auch Cavalliere Ralman hellwach, sodass beide Kontrahenten im Sattel blieben.
Beim zweiten Ritt war dem Kaufherren aus Urbasi schon an der Körperhaltung seine Entschlossenheit anzusehen. „Zeigt’s dem Marvinken, Signore Onkel!“ rief ein zunächst unerkannter Mann von den Rängen am Rande der Turnierbahn, bevor die beiden Reiter ihre Pferde in Bewegung setzten. Die Praiosscheibe ließ die goldene Rüstung des Cavalliere in Diensten des Grafen Croenar leuchtend schimmern und daher erkannten nur Beobachter mit scharfen Augen, dass die silberne Krönig des Urbasiers auf die gleiche Stelle zielte, die er auch schon beim ersten Lanzengang anvisiert hatte. Als dann tatsächlich der Cavalliere Ralman aus dem Sattel gehoben wurde, war die Überraschung – und bei manchen auch die Freude groß, dessen eigener Lanzenstoß, halb im Fallen ausgeführt, war trotz krachendem Treffer fast vergessen. Schon ging der schlanke Tulamide Rahdrigos auf die Hinterbeine, als wolle es den Sieg seines Reiters feiern. Dann aber zeigte sich, dass das Wüstenpferd zu ungestüm für seine heutige Aufgabe gewesen war, denn der Aufstieg hatte die Lanze des Cavalliere Ralman gefährlich gegen die Beinschienen Rahdrigos gelenkt. Und schon landete auch der Urbasier im Sand. So musste denn die Entscheidung im Fußkampf fallen. Während die Shadifstute weggeführt wurde, galten die finsteren Blicke des Urbasiers seinem Gegenüber und nicht dem Pferd, das ihm den Sieg gekostet haben mochte.

...die Kirschritterin Leonora di Salsavûr
...und die eiserne Jungfrau Usvina Tribêc

Nun aber erwies sich, dass der Cavalliere vielleicht kein Rittmeister war, wohl aber seine Klinge zu führen wusste. Zwar versuchte der Weinhändler findig, mit seinem schlankeren Rapier an der Deckung des Cavalliere vorbeizukommen. Doch die Last des Kampfes in der Sommerhitze war Signore Rahdrigo nunmehr anzusehen. Einen ersten, heftigen Schlagabtausch konnte er noch ohne Treffer abwehren, wäre gar beinahe durch die Deckung des di Côntris gestoßen. Aber nun ging sein Atem schwer, er musste eine Kampfpause dafür nutzen, sich den Schweiß aus Augenrändern und Visier zu wischen. So kam es denn zum Sieg des Erfahreneren: Der Cavalliere setzte die Wucht seiner Rüstung für sich ein und ihm gelang ein Schulterstoß gegen seinen Gegner, dem der erschöpfte Signore nicht ausweichen konnte und endlich segelte der Rapier durch die Luft. Nachdem der Rittersmann seinen Jubel entgegengenommen hatte, begann eine Gruppe um den Neffen des unterlegenen, aber so tapfer fechtenden Solivino, diesem ebenfalls verdienten Beifall zu spenden. Bald schlossen sich auch Viele auf den Zuschauerrängen dem Lob an, denn immerhin hatte hier ein Mann, der die Kutsche dem Reittier vorzog, einem Reitknecht lange Zeit die Stirn geboten.
Der folgende Wettstreit mit Lanzen wehrte deutlich kürzer, gelang es doch dem Baron von Montarena, Lorian di Salsavûr, seinen Arinkener Gegner Alborn di Matienna von Arinken schon im ersten Anritt zu bezwingen und damit seinen vierten Sieg im vierten Lanzengang zu erlangen. Die Zuschauer wussten und riefen es vereinzelt bereits, als sich der an diesem Tag glücklose Signore Alborn aus dem Sande erhob: „Lorian, Lorian, Miles, Miles!“
Signore Lorian wird als einer der ersten Streiter unter die letzten 32 des Königsturniers einziehen und hat damit zumindest Aussichten auf den Turniersieg! Weniger – oder zumindest aus anderer Kehle – war kurze Zeit später der Jubel für einen weiteren Reiter und dessen vierten Sieg: Der ‚Turm‘ Torreon de Torri, der fürchterliche Cavalliere des Grafen vom Sikram, konnte auch seinen vierten Widersacher offenbar ohne große Mühe bezwingen. Sein Turnierschild schmückte kurz danach auch der blaue Eisenarm, das Wappen der Belhankanerin Lutrea ya Baltari. Sehr zum Missfallen seiner Gegner, besonders der Lokalmatadorin Nevinia ya Stellona, hatte der Turm die teilweise heftig verbeulten Schilde der Besiegten aus dem Sand gelesen und vor seinem Zelt aufgestellt, um aller Welt seine Erfolge zu zeigen.
Ihnen beiden nachzueifern ist das Ziel von Lorians Verwandter Leonora Sanya di Salsavûr, die in einem packenden Duell, das bis zum Fußkampf ausgetragen wurde, ihre Kontrahentin Usvina Tribêc de Trebesco niederringen konnte. Dabei hatte es lange Zeit so ausgesehen, als würde die Colonellya die Leomarsbahn siegreich verlassen, waren ihr doch zwei wohlplatzierte Treffer gegen Brünne und Schild der Salsavûr gelungen, aber schließlich setzte sich die Jüngere im Kampf mit der Klinge durch und darf sich nun mit zwei Siegen noch Hoffnungen darauf machen, dem Baron Lorian in die Finalforderungen nachzufolgen – allerdings ist ihre Konkurrenz denkbar groß, vermochten es doch sowohl ihre heutige Kontrahentin Usvina, als auch der Arinkener Alborn und auch der Cavalliere Ralman bisher zweimal zu siegen. Auf der Bahn des Heiligen Leomar muss demnach der dritte Turniertag die letzten Entscheidungen zum Fortkommen in die Finalforderungen bringen.

Turnierbahn Thalionmel

Unterdessen näherte sich auch auf der Bahn, die nach der Novadibezwingerin Thalionmel benannt ist, die Zeit der ersten Entscheidungen. Der dritte Lanzengang am Mittag hatte dort noch die Siege der Favoriten erlebt: Pamina di Bassalo war dem erfahrenen Heerführer Sirlan di Matienna von Arinken rasch unterlegen, ebenso hatte sich die Drachenreiterin Aldare ya Papilio dem nordmärkischen Kämpen Koromar von Liobas Zell schon im ersten Lanzengang geschlagen geben müssen. Einen packenderen Zweikampf lieferten sich dann jedoch Thalion Gabellano aus den Kernlanden und Aquintanio Thirindar aus der Coverna. Beide Reiter hatten nach wuchtigen Stößen im zweiten Lanzengang das Gleichgewicht verloren und waren von ihren schweren Rüstungen zu Boden gezwungen worden. So musste erneut der Kampf mit dem Schwert entscheiden: Hierbei erwies sich Signore Thalion als der versiertere Klingenführer – allerdings forderte ihn Signore Thirindar mit einem heftig geführten Schlagabtausch, dem sich noch zwei weitere hinzugesellten, bevor der Gabellano den Sieg errungen hatte.

Das ringverstärkte Doppelkreuz der di Bassalo ...
Fing den Schmetterling der ya Papilio

Das nächste Duell würden zwei jüngere Streiterinnen austragen, die eine, die Urbasierin Pamina di Bassalo, war eher Abenteuerin, als Rittfrau, die andere, die Sheniloerin Aldare ya Papilio, dem Vernehmen nach eine begnadete Investigatorin, aber keine Meisterin des Lanzengangs. So verwunderte es denn auch nicht, dass beide, die Signora und die Capitanya, bisher nicht zum großen Siegeszug angesetzt hatten – aber vielleicht mochte ja dieses Aufeinandertreffen der Auftakt eines solchen sein?
Signora Pamina in ihrem schwarz-roten Wappenrock fiel besonders durch die besonders fein gearbeitete Lanzenkrone auf – sicher ein Produkt der Silberexpertise ihrer Familie. Signora Aldare hingegen war in der gewohnten silbernen Rüstung der Sheniloer Drachenreiter angetreten, ein grüner Helmbusch schmückte ihr Haupt; lediglich die Schabracke des Pferdes, farbenfroh mit den namensgebenden Papilii geschmückt, wies auf ihre Hauszugehörigkeit hin. Beide Reiterinnen grüßten gen Tribüne, wo sich auch der ein oder andere hohe Besucher eingefunden hatte, um dem Lanzengang zu folgen – dann gaben sie ihren Pferden die Sporen. Schon beim ersten Anritt erwies sich, dass Signora Paminas Lanze an diesem Tage nicht nur schön gefertigt, sondern vor allem treffsicher war: Sie traf die Capitanya an der Halsberge, nur wenige Finger unterhalb des Helmaufsatzes. Eine Abwehr war der Getroffenen nicht möglich, die eigene Lanze verfehlte das Ziel; stattdessen ging Signora ya Papilio ein weiteres Mal zu Boden, der Sieg gehörte der Urbasierin, die diesen auch ausgiebig auskostete: Die beim Stoß geborstene Lanze wurde einem Jüngling in den vorderen Zuschauerreihen übergeben, der Helm in die Luft geschleudert!
Es dauerte eien Weile, bis die Turnierbahn wieder beritten werden konnte. Dann erschienen die beiden ponterranischen Reiter zwischen den Schranken, hier Sirlan di Matienna von Arinken, Befehlshaber der Truppen des Freigonfalonierats, dort Thalion Gabellano, Cavalleristo seines Hauses und Gatte der Geronya Madalina Menaris, Erbin der ponterranischen Magierdynastie. Zwar waren die beiden einander schon aufgrund der Dienste des Signore Sirlan am Sikram bisher nicht besonders bekannt gewesen, aber nach ihrem Erfolg am ersten Turniertag sollen die beiden in den Kellerlokalen Morgunoras gesehen worden sein. Keinem der beiden Tjoster war jedoch ein zu großer Weingenuss anzumerken, im Gegenteil war ihr Aufeinandertreffen doch der erste Höhepunkt auf dieser Turnierbahn.

Cavalleristo Thalion gelang ein Zauberstoß...
...der seinem Gegner Sirlan den Helm durchbohrte, aber unversehrt zurückließ!

Signore Sirlan zog sich seine breite Helmhaube über Kopf und Nacken, seine Augen waren durch den breiten Visierspalt noch zu erahnen, rote Kronenspitzen zierten den Helm. Zudem war eine Zahnreihe unter den Visierspalt gezeichnet: Der Biber der Matienna schien bereit, Lanzen und Schild seines Widersachers zu verspeisen!
Signore Gabellano hatte seinerseits seine Hauszugehörigkeit auf besondere Weise gezeigt: Sein ganz in rot gehaltene Turnierlanze wies eine ebenso gefärbte Krönig auf, die in zweifacher Spitze zulief.
Die Lanzen senkrecht haltend, grüßten die Reiter Tribüne und einander, wiewohl einer den anderen bei den gut fünf Dutzend Schritt Entfernung mehr schlecht als recht erkennen mochten. Dann gaben beide ihren Pferden die Sporen – Hufgetrappel, Zuschauerrufe und schließlich das Scheppern von Holz auf Stahl. Schon beim ersten Anritt zeigte sich die Lanzenfertigkeit beider Tjoster, die Lanzenstöße waren wohl gezielt und hätten mindere Streiter wohl aus dem Sattel gefegt. Allerdings bewies Signore Thalion die versiertere Reitkunst: Seine Lanze splitterte am Turnierschild des Gegners, sprengte die rötliche Wappenumrandung ab und riss den Arm Signore di Matiennas schmerzhaft nach hinten – und gleichzeitig vermochte es der Cavalleristo der Gabellano, dem Lanzenstoß seines Gegners die Wucht zu nehmen. Er lehnte sich in den eigenen Stoß hinein und ließ damit die Lanze Sirlans einen Lidschlag später auf sein Schild treffen und nahm ihr so einen Gutteil ihrer Gefahr. Aber noch war keine Entscheidung gefallen, Signore Sirlan lenkte sein Ross aufrecht und mit kaum einem Anzeichen des Treffers zum anderen Ende der Bahn. Erneut senkten sich die Lanzen, schossen die Pferde aufeinander zu. Doch auch der zweite Anritt sah keinen Sieger. Stattdessen hatte der Biber in der Tat sein Werk getan und die hölzerne Ausrüstung seines Gegenüber mit seinen „Zähnen“ zerschunden: Die Krönig der Turnierlanze des Gabellano war beim zweiten Anritt abgebrochen. Weil aber Signore Thalion nach den aufreibenden – und Ausrüstung zermürbenden – Kämpfen der vergangenen Tage kein weiteres Exemplar der speziell gefertigten Lanzen besaß, trat er mit einer rasch aufgesetzten, stumpfen Lanzenspitze an. Zuvor hatten die Persevanten der Turniermarschallin dies zähneknirschend gestattet.
Während das Reittier Sirlans mit mächtigen Schritten über die Turnierbahn preschte, trat der Vorderhuf der Stute Thalions kurz vor dem Aufeinandertreffen von Lanzen und Reiter auf ein Hindernis im Sand der Turnierbahn. Erst später konnten Turnierhelfer den Übeltäter bergen: ein Bruchstück eines Lanzenschafts, das zuvor abgebrochen und unentdeckt zwischen Staub und Sand verborgen liegen geblieben war. Dadurch aus der Ruhe gebracht, rutschte die Lanze des Sheniloers nach oben. So kam es, dass der Stoß nicht auf Brust-, sondern auf Kopfhöhe seines Gegners traf – und so zum vielleicht atemberaubendsten Treffer dieses Turniertages wurde!
Unter lauten Entsetzensschreien aus dem Publikum durchbohrte die Lanze nämlich den Helm Signore Sirlans und schon glaubten alle, der Trinkkumpan der vergangenen Nacht, habe seinen Freund am Tage in Rondras Hallen gesandt. Erst auf den zweiten Blick sah man, wo die Lanze in den Helm gedrungen war – durch den Sehschlitz nämlich – um hinten durch den Stahl wieder durchzufahren.
Der Unterlegene, dessen Glück der Listenreiche offenbar im letzten Augenblick noch einmal wendete, wurde aus dem Sattel und über die Kruppe seines Pferdes gehoben. Eine Weile noch baumelte er am Ende der Lanze, bevor Signore Gabellano diese vorsichtig zu Boden sinken ließ.
Der so Getroffene lag eine Weile unter besorgten Rufen der Zuschauer im Sand, bevor ein Turnierhelfer herbeieilte, um den durchbohrten Helm vom Kopfe zu lösen. Ein Aufschrei der Verwunderung war die Folge, dem sich auch ein freudiger Ausruf des Gabellano anschloss. Denn jetzt erst sahen alle Augen, dass die Lanze Thalions den Kopf Sirlans lediglich gestreift hatte. Das Rot an ihr war lediglich ihre gewöhnliche Farbe, das vom Blute Sirlans nicht zusätzlich getränkt war. Nun endlich sprang auch der Sieger aus seinem Sattel und eilte, so schnell es die Rüstung zuließ, zu seinem gestürzten Gegner. Noch eine Weile blieb dieser ohne Bewusstsein bevor er durch einen Trank, den ihm Esquirio Thalion an die Lippen gehalten hatte, wieder zu sich kam. Der tapfere Sirlan bewies sogleich, dass der Lanzenstoß sein Denken gänzlich verschont hatte, erfreute er doch die Zuschauer mit dem Ausruf: „Eben noch wähnte ich mich am Tor zu den Niederhöllen, nun scheint es, dass ich gen Alveran geführt werde!“ Diese Worte, die einem Torrem zu Ehre gereicht haben würden, ließen Sieger und Besiegten gleichermaßen den Jubel der Menge wiederfahren.
Bald darauf machte auf den Rängen der Ausspruch die Runde „Aufgespießt, wie von einer Gabel!“ Doch noch weit länger beschäftigte alle, die dieses Duell gesehen hatten – und bald darauf auch viele, die davon hörten – der Umstand, welches doppelte Glück der Signore Sirlan in seiner Niederlage gehabt hatte – zuerst, dieses dass die Spitze der Lanze des Gabellano gebrochen und durch eine stumpfe Krönig ersetzt worden war und dann jenes, dass die Lanze durch den Visierspalt am Kopf vorbeigeschrammt war, ohne den Reiter schwer zu verletzen – oder Schlimmeres noch!
So war denn auch das Aufeinandertreffen des trefflichen Nordmärkers Koromar von Liobas Zell mit seinem zyklopäischen Gegner Aquintanio Thirindar – das Koromar gewann – trotz der sonst so anziehenden Exotik beider Kämpfer mehr Hintergrundspiel für die Gespräche um die wundersame Gabel, die niemanden aufgespießt hatte.

Fortsetzung mit den Bahnen Geron - Ardare