Briefspiel:Königsturnier/22. Rahja II

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Horasturnier.png Städteübergreifendes Briefspiel Horasturnier.png
Datiert auf: 20.-25. Rahja 1038 BF Schauplatz: Arivor Entstehungszeitraum: April bis Oktober 2015
Protagonisten: Nepolemo ya Torese, Khadan-Horas und die Streiter des Reiches Autoren/Beteiligte: Haus Amarinto.png Amarinto, Haus Gabellano.png Athanasius, Familie Brahl.png Brahl, Calvenschwarz.png Calven, Familie ya Malachis.png Cassian, Haus di Malavista.png Cordovan, Familie Cordur.png Cordur, Familie Deraccini.png Darian, Haus della Trezzi.png Dellatrezzi, Haus di Contris.png Di Côntris, Haus di Matienna.png Di matienna, Bergerio.png di Onerdi, Haus di Piastinza.png DiPiastinza, Raulsches-Reich-klein.png Dorén, Haus Streitebeck.png Dsb, Familie Solivino.png Dunkelklinge, Haus Sirensteen.png Erlan, Familie d Oro.png Giacomo, Wappen Hirschenau.png Gishtan re Kust, Haus Urbet.png Gonfaloniere, Haus della Pena jH.png Horasio, Familie Imirandi.png Imirandi, Familie di Bassalo.png Klimpermädchen, Perainsgarten.png Luntfeld, Haus Carson.png OrsinoCarson, Haus di Salsavur.png Rondrastein, Haus Veliris.png Schatzkanzler, Haus Tribec.png Tribec, Familie Zorgazo.png Toshy, Haus della Turani.png Turani, angeleitet von der Kanzlerrunde
Zyklus: Übersicht · Hauptrunde · Erster Turniertag · 20. Rahja - Teil 1 · Teil 2 · Zweiter Turniertag · 21. Rahja - Teil 1 · Teil 2 · Teil 3 · Dritter Turniertag · 22. Rahja - Teil 1 · Teil 2 · Teil 3 · Stichkämpfe · Finalrunde · 23. Rahja - Erste Forderung - Teil 1 · Teil 2 · 23. Rahja - Zweite Forderung - Teil 1 · Teil 2 · 24. Rahja - Dritte Forderung

Zugehörige Geschichten: Kellerflüstern · Knappentage · Ein Essen für die Jugend · Erste Schritte · Erste Schritte II · Ruhmesglanz und Götterwille · Schwarze Schwingen · Blutlese · An der Wetttafel · Leid der Cavalliera · Brummschädel und Kriegsrat · Am Vorabend des Dritten Tages · Standpauke und Ratschlag zum Reizen und Trutzen · Angriff auf Dareius · Helmschau · Ausrüstungsfragen · Alkoholprobleme · Nach der Niederlage des Irendorers · Schwarze Tage · Ehrenangelegenheiten · Einen Mörder zu morden? · Wächterpflichten · Wie zu Travianos besten Zeiten · Die Meister des Tjosts - Teil 1 · Teil 2 · Teil 3 · Das stille Bankett · Epilog - In Diensten des Horas · In Diensten des Einen



Turnierbahn Geron

Zunächst setzte der berühmte, septimanische Meister des Lanzenreitens, Darion Amarinto, seine schier unheimliche Siegesserie fort. Auch die einstige Siegerin des Großen Gestechs von Urbasi, Yandriga von Urbet, konnte ihm nicht länger als zwei Lanzengänge die Stirn bieten, bevor sie – von zwei wuchtigen Treffer auf Brust- und Schulterpanzer durchgeschüttelt – zu Boden ging.

Batiste d'Imirandi zeigte erneut seine Meisterschaft mit dem Langschwert

Weitaus ausgeglichener war da die Begegnung vom einstigen Constabler Ruthors, Batiste d'Imirandi mit Almiro di Matienna, dem Vogt des Schwarzentals. Wiewohl beider Stammbäume angeblich irgendwo in lange vergangenen Verästelungen verwoben sein sollen, hatten sich beide Streiter bisher nicht auf einer der Turnierbahnen des Reiches gegenübergestanden. Bei den beiden Goldenen Lanzen der Jahre 1032 und 1034 war Almiros Tjoststern im Aufgehen begriffen, während eine schwere Verletzung Batistes bei der letzteren, diesen zur Abkehr des Turniergeschickes bewegt hatte – bis zum diesjährigen Königsturnier. Wer Batiste damals schon zugeschaut hatte, würde das Oberhaupt der Imirandi kaum wiedererkannt haben – nicht mehr eine glänzende Turnierrüstung mit Tauschierungen in Silber, die die Kirschen seines Hauses zeigen, sondern eine unverzierte, wenn auch massive Gestechrüstung diente ihm zum Schutz. Als der Baronet sein Visier hob, um Tribüne und Popolo seinen Gruß zu entbieten, konnte man sein Gesicht erkennen, das von einem – früher von einem fein ausrasierten Bart nunmehr ganz bedeckt war, der mächtig schier aus dem Schaller quoll. Sein Gegenüber bot indes weniger Anlass für neugierige Blicke, denn seine hochgewachsene und kräftig gestaltete Knappin. Die junge Signora, die dem Hause Matienna entstammen soll, erstaunte die Gemüter, als sie ihrem Ritter die Turnierlanze anreichte, als sei diese nicht schwerer als ein Holzstock. Aber auch die beiden Tjoster erwiesen sich in drei Anritten als stark in Brust und Brünne: Trotz zweier Treffer, die beide Kämpfer an ihrem Widersacher landen konnten, schüttelten Baronet Batiste und Vogt Almiro diese durch Schildabwehr und Reitküste ab, als seien sie kaum getroffen worden. Wenig Sand war im Stundenglas herabgerieselt, als bereits drei geborstene Lanzen am Boden lagen.
So glitten denn beide Ritter aus dem Sattel, ohne dass sie eine Lanze niedergerungen hätte, um zu ihren Schwertern zu greifen. Der eine mit uralter Klinge, der andere mit frischem Stahl: Über Tragosto, die Ruthor'sche Wacht, haben wir an dieser Stelle bereits gehandelt, aber das Schwert Almiros wurde noch nicht in Legenden besungen. Angeblich soll es von der jungen Knappin aus den Wäldern Arinkens mit eigener Hand geschmiedet worden sein...
Batiste d’Imirandi würde nunmehr zum dritten Male am dritten Tage des Königsturniers den Weg über den Kampf mit der Klinge zu Ende führen – eine Anstrengung, die dem Vogt von Schwarzental einen entscheidenden Vorteil geben mochte? Andererseits hatte Almiro di Matienna bereits am ersten Turniertag eine Verletzung erlitten, von der er vielleicht noch nicht voll genesen sein mochte.
Die Entscheidung sollte schneller fallen, als es die drei Lanzenritte hatten vermuten lassen: Während Almiro sich in die Hocke sinken ließ, um seinen Gegner vorsichtig zu umrunden, blieb dieser aufrecht stehen und hob das alte Langschwert an Parierstange und Fehlschärfe in die Höhe – der Adlergriff! Dadurch gab er seine untere Körperhälfte für die Attacken Almiros frei, der diese Freiheit sogleich zu nutzen versuchte. Drei rasche Angriffe des Matienna später wurde die Kampfmeisterschaft Batiste jedoch offenbar: Alle drei parierte Batiste mit blitzschnell herabsausender Klinge oder ließ sie ohne eine Verletzung zu erleiden, an der Panzerung abgleiten, um den vierten Hieb seinerseits für eine Attacke zu benutzen. Rasche, heftige Schläge, die mit großer Kraft geführt auf Kopf und Schultern von Almiro herniedersausten – und nun war der Vorteil des Adlergriffs erkennbar: Almiro wurde allein durch die Gefährlichkeit der Hiebe und durch ihre Kraft zurückgetrieben und fand sich schließlich so in die Defensive gedrängt, dass er nur noch zur Reaktion verdammt war. Drei weitere Hiebe später lag das Schwert der Knappin im Sand, eine Schlagabfolge gegen Schulter, Brustplatte und Waffenarm hatte Almiro an die Grenzen seiner Kampfeskunst – und darüber – gebracht. Am Ende hatte sich die Schwertmeisterschaft Batistes erwiesen, die sich bisher nur – und nach sagenhaftem Kampfe – einem Kämpen wie Darion Amarinto hatte geschlagen geben müssen.

Siegreich und doch von den Tjostmeistern Darion und Batiste geschlagen - Ludolfo di Piastinza

Am dritten Turniertage hörte man den Ausruf „Der Froschritter“ auf die Ankündigung von Ludolfo di Piastinza, ein Cavalliere aus der Septimana nur noch selten. Zu gekonnt und ehrenwert war Signore Ludolfo bei den bisherigen Begegnungen aufgetreten, zu edel waren seine Züge, zu blank seine Rüstung, als dass viele Zuschauer diesen Namen noch passend gefunden hätten. Sein Übriges tat der Auftritt seiner Gemahlin Solavia: Als Ritter Ludolfo seine Position einnahm und seine Lanze ins Publikum am Rande der Geronsbahn hielt, wähnten manche bereits einen Skandal. Mochte der Septimaner sich eine schöne Arivorerin als Favoritin ausgesucht haben? Doch bald schon war klar, wer dem Piastinzen da seine Gunst in Form eines Tuchs für den Lanzenschaft geschenkt hatte – seiner Frau Solavia selbst! Diese hatte nicht etwa auf den dem Adel vorbehaltenen Plätzen der Tribüne Platz genommen, sondern sich inmitten des Popolo gestellt. So war denn der Jubel für Ludolfo weit größer als den, den die Signora aus dem Hause Thirindar mit dem schier unaussprechlichen Namen trug. Als dann auch noch irgendwo unter den Zuschauern jemand „Söldnerpack“ rief, waren die Gewichte endgültig verteilt. In der Tat war die Turnierlanze, die Signora Thirindar sich reichen ließ, mit den bunten Wimpeln verziert, wie sie auch die Seesöldner aus Hylailos zu tragen pflegen zu der die Signora auch zugehörig sein soll. Allerdings ist der Ruf der Hylailer in der Gerondrata nicht eben schlecht – derjenige von Soldknechten allgemein indes sehr wohl.
Endlich wurde das Signal zum Kampfe gegeben und beide, der septimanische Ritter und die zyklopäische Obristin, drangen aufeinander im vollen Lauf ihrer Pferde. Mit eingelegter Lanze trafen sie in der Mitte des Kampfplatzes aufeinander, beide Lanzen brachen, aber weder der eine noch die andere wichen aus dem Sattel. Ausrufe der Bewunderung drangen aus dem Publikum auf die Turnierbahn und der ein oder andere behauptete später, er habe aus dem Munde der Signora Solivai einen Ausruf vernommen, der unter dem Adel des Reiches sonst eher selten gehört werden kann. Jedenfalls war der Jubel umso größer, als die Reiter ein weiteres Mal aufeinander zurasten. Wiewohl nur eines der Pferde, das der Signora Thirindar nämlich, in vollem Galopp auf seinen Widerpart zupreschte, während Signore Ludolfo langsamer war, ohne dass dafür an Reiter oder Ross ein Zeichen der Verletzung oder anderer Behinderung war. Erkennbar wurde der Hintergrund dieses Tuns als Signore Ludolfo sein Pferd mit einem Schenkeldruck verlangsamte, eben rechtzeitig, um dem Lanzenstoß der Seesöldnerin das Ziel zu nehmen. Umso besser fand der Septimaner sein Ziel, seine Lanze traf den Schild mit der Muschel der Thirindar am oberen Rand, verbog diesen und schrammte noch über Schildarm und Schulterpanzer. Schwer getroffen wankte die Signora Thirindar, fiel aber nicht. Die Entscheidung sollte im dritten Anritt fallen. Ludolfo hatte sich eine neue Lanze geben lassen – seine war unterhalb der Krönig gesplittert – und hatte sein Pferd wieder in Galopp versetzt – seine List würde kein weiteres Mal Erfolg haben. Stattdessen zielte er auf den Bauchpanzer seiner Gegnerin, die den – sicher vom vorigen Stoße noch schmerzenden – Schildarm nach unten brachte. Eine Wahl blieb ihr nicht, denn ein Stoß in den unteren Rüstungsbereich hob die meisten Streiter aus dem Sattel. Über dem Hufgetrappel und dem Jubel der Menge war das Stöhnen der Zyklopäerin nicht zu vernehmen, als Ludolfos Lanze ihren Schild neuerlich traf. Einige Schritt weit trug sie das Pferd noch, dann sank die Signora zu Boden, während der Piastinza seine Lanze hob, das Visier lüftete, um das Tuch zu küssen, dass ihm Signora Solivai gereicht hatte. Ludolfo hatte gesiegt!

Turnierbahn Ardare

Die Wilde verprügelt ...

Usvina Cordur war die erste auf der Turnierbahn. Unter den sechs Streitern, die hier gegeneinander anzutreten hatte, galt sie als Favoritin. Es schien wenig mehr als ein Zufall, dass sie ihrem geschwärzten Helm noch keinen Platz bei der Helmwahl der Finalforderungen gesichert hatte. Ihr weit älterer Gegner war hingegen bereits ohne Chance auf ein Fortkommen und so murmelten manche, einzelne schmunzelten gar, als sich die Ankunft des Ritters Pulpio Tribêc verzögerte. Dann endlich ritt er auf einem kräftigen Wallach in den Sand, der der Gegnerin ein wohlwollendes Schnauben schenkte. Dem Publikum winkte Pulpio mit einer zögerlichen Geste der gepanzerten Rechten zu, bevor er sich von einem Knappen im Gewand der Ardariten den Rennspieß reichen ließ. Lange Jahre lang hatte Pulpio selbst angehende Ritter ausgebildet, aber in diesem Jahr hatte er sich offenbar einen Jungen des Ordens kommen lassen.

... die Geharnischte Löwin

Offenbar wollte Usvina den Kampf schnell für sich entscheiden – nur mehr Flügelschlag einer Schwalbe nachdem das Hornsignal den ersten Lanzengang eingeleitet hatte, preschte ihr Ross bereits von heftigem Schenkeldruck geleitet auf sein Gegenüber zu. Das Pferd Pulpios kam dagegen langsamer in Fahrt, tänzelte gar einen Augenblick nervös, bevor es seinerseits die Hufe in den Boden grub. Usvinas Lanze traf denn auch die Wilde des Wappenschildes auf Pulpios Hälfte der Turnierbahn. Der mächtige Kämpe ließ seine Lanze fallen und lehnte sich weit im Sattel zurück – würde bald ein Krachen seinen Sturz verkünden? Doch als das Ross des Tribêc das jenseitige Ende der Bahn erreicht hatte, saß der alte Ritter noch immer im Sattel.
Wieder ließen sich beide eine Lanze reichen, Usvina als Ersatz für die geborstene, Pulpio für die verlorene – und nun konnte man vermuten, dass der Kampf keineswegs so einseitig werden würde, wie mancher zuvor erwartet hatte. Beim zweiten Anritt gelang keinem von beiden ein ernsthafter Treffer, aber beim dritten Durchgang täuschte Pulpio einen Stich auf die rechte Seite der Gegnerin an. Als die Geharnischte Löwin das Wappenschild der Cordur hob, um die Lanze abzuwehren, öffnete sie ihre Deckung auf der linken Seite. Die Lanze traf Usvina und zersplitterte an ihrer Rüstung. Die Lanzenreiterin neigte sich zur Seite, schon fast aus dem Sattel geworfen, aber ihr Pferd eilte weiter, zog die Reiterin mit sich, bis diese sich wieder gefestigt hatte.
Die beiden ungleichen Kämpfer traten einander also noch einmal mit Klinge und Schild gegenüber: Hier der zwar mittlerweile nicht mehr feiste, aber immer noch mächtige Pulpio, dort die fast vier Jahrzehnte jüngere Usvina. Für die Zuschauer in den vorderen Reihen – mit Ausnahme derer, deren Loyalität bei der Shenilerin lag – war es, als würden sie selbst diesen Kampf an Pulpios Stelle ausfechten: War das Antlitz der Cordur hinter ihrem geschwärzten Topfhelm verborgen, so konnte man jedes Schnaufen, jede Regung über einen guten Treffer und jede schmerzhafte Verziehen der Miene, wenn Usvina durch die Deckung gestoßen war, an dessen Gesicht ablesen, das von seiner Barbuta nur teilweise verdeckt war. Usvina startete den Fußkampf wie sie den Lanzengang begonnen hatte – mit einer raschen Arivorer Attacke, deren Angriffe der schwerere Pulpio jedoch allesamt mit seinem Schild abwehren konnte.
Als ein tief angesetzter Schwertstoß Pulpios die Geharnischte Löwin zu einer hastigen Traverse zwang, war deutlich geworden, dass die Gegner einander in dieser Disziplin ebenbürtig waren – würden Erfahrung oder Ausdauer den Ausschlag geben? Pulpio atmete schon nach dem ersten Aufeinandertreffen schwer und seine Paraden, mit dem er eine neuerliche Attackeserie Usvinas abwehrten, ermatteten merklich. Als der Schild Pulpios nach der Parade eines wuchtigen Schildstoßes kurz hinabsackte, wollte die Leutnanta den Sieg erzwingen: Mit einem großen Schritt, der ohne Rüstung eher einem Sprung gleichgekommen wäre, brachte sie sich in unmittelbare Nähe Pulpios und führte einen Hieb aufwärts auf dessen schwach gepanzertes Kinn zu – der Hieb, der ihr den Sieg bringen sollte?
So zumindest verrieten die Schreie vom Bahnenrand – aber Bange für Pulpio oder Freude für Usvina waren verfrüht: Blitzschnell, mit einer Bewegung die wenig von seiner vorigen Müdigkeit verriet, brachte Pulpio seinen Schild hoch und schmetterte Usvina in der gleichen Bewegung die Klinge gegen das Bein, auf dem noch für einen Lidschlag ihr gesamtes Gewicht ruhte. Und die Leutnanta stürzte! Der Ritter beendete den Kampf nun rasch: Er drang mit seiner Körperfülle über die Gestürzte und presste ihr mit dem Schild den Schwertarm zu Boden. Nach kurzer Gegenwehr musste die Geharnischte Löwin erkennen, dass der Kampf verloren war!
Auf seinem getreuen Pferd Dschinni sitzend kam Erlan Sirensteen an der Turnierbahn an. Zur Überraschung mancher wehte über seinem Helm ein roter Federbusch – nicht wie gewohnt der weiße. Erlan hob noch einmal das Visier in Richtung der Zuschauer und sah dort neben seiner Frau auch seine Schwester sitzen, die ihn beide gebannt anstarrten. Doch seine Furcht vom Vorabend war weggeblasen, wie durch ein donnerndes Gewitter, welches schlussendlich die dunklen Wolken vom Himmel vertreibt. So winkte er den Zuschauern zu, bevor die Persevantin Niam von Weilenschein ihm signalisierte, sich vorzubereiten.

Duell zwischen Richter ...

Tarquinio della Pena, in die mittlerweile bekannte, geschwärzte Rüstung gehüllt, blickte seinem Gegenüber mit finsterer, aber unbeeindruckter Miene entgegen. Am Morgen hatte das Gerücht die Runde gemacht, dass ein Liliengardist im Gefolge des Comto Erlan in weinseliger Stimmung verbreitet habe, sein Herr werde mit dem „kleinen della Pena kurzen Prozess machen“ – und zwar ebenso wie mit dessen älterem Bruder, der zudem noch mit götterlästerlichen Attributen versehen worden sei. Von diesen Worten hatte unzweifelhaft auch Signore Tarquinio vernommen, denn schon beim ersten Anritt war seine Entschlossenheit nicht zu übersehen. Dennoch war sein Ungestüm wohl zu groß, denn sein erster Stoß verfehlte den Comto, während dieser seinen Rennspieß entlang dem – gerade erst neu gestrichenen – Turnierschild mit dem geflügelten Löwen kratzen ließ. Der zweite Lanzenstoß des della Pena war besser gezielt und schrammte über die Brünne des Comto, der trotz des Stahlschutzes durchgeschüttelt wurde. Ohne selbst zu treffen, hielt sich der Comto dennoch aufrecht.
Nun drängte Signore della Pena auf die Entscheidung und trieb sein Pferd mit heftigem Schenkeldruck nach vorne und setzte zu einem wuchtigen Stoß an. Auch sein Gegenüber zögerte nur kurz, bevor er seiner Dschinni die Sporen gab, um auf seinen Widersacher zuzuhalten. Beide Pferde rasten mit Macht aufeinander zu und stießen mit lautem Wiehern, in das sich berstendes Holz und kreischender Stahl mischten, aufeinander. Als sich der aufgewirbelte Sand legte, war beiden Reitern die Lanze gebrochen und der Comto Sirensteen hatte den Helm verloren und schien nicht mehr ganz sattelfest zu sein. Doch wieder klammerte sich der Yaquirbrucher mit Gewalt an den Sattelknauf – und blieb abermals sitzen. Wutentbrannt schleuderte Tarquinio die Reste seiner Lanze in den Sand und galoppierte zurück zu seinem Zelt, um sein Schwert an sich zu nehmen.

... und Hinterbliebenem

Erlan Sirensteen wartete kurz, als ihm sein Page einen neuen Helm reichte, um wieder der Tribüne zuzuwinken. Sein Gesicht war schweißnass, eine rötliche Flüssigkeit tropfte aus seinem Haaransatz, aber sein Blick war nicht beunruhigt, als er sich von seinem Pagen Nicolo Schwert und Schild reichen ließ. Tarquinio war der erste, der seine Position einnahm, die Schwertspitze lässig nach unten gerichtet und den Schild weit weg vom Körper. Seine Selbstsicherheit war wohl nicht unbegründet, hatte man doch vom Schwergeschick des della Pena auch fernab seiner Heimat gehört, während von Comto Erlan Sirensteen manches bekannt war, aber nicht die Fertigkeiten eines Schwertmeisters. Dennoch trat er seinem Gegner entschlossen entgegen. Der erste Durchgang gehörte dennoch unzweifelhaft Signore della Pena: Mit raschen Stößen trieb er den älteren Kämpfer vor sich her, donnerte einen Rückhandschlag mit seiner gepanzerten Faust gegen den Arm des Comto, um diesen zurückzutreiben und hieb gleich mehrere Kerben in den Lilienschild. Schon sank der Comto in die Knie und ein erschrockenes Raunen ging über die Zuschauerränge. Vor etwas mehr als zehn Jahren hatte Tarquinio, bei der Goldenen Lanze des Jahres 1028, seinen Vetter Tilfûr von Marvinko beinahe übers Nirgendmeer geprügelt – und nun drohte der tapfere Comto dem Zorn des della Pena zum Opfer zu fallen. Doch, das Schwert zum Schlag erhoben, hielt Signore Tarquinio inne, um sich schließlich abzuwenden, und dem Comto Gelegenheit zu geben, sich wieder aufzurichten – sehr zur Erleichterung von dessen Frau und Schwester und der bereits zur Bahn geeilten Persevantin Niam von Weilenschein.
Dass aber auf diese Weise der Sieg Tarquinios nur eine Frage der Zeit sein würde, schien auch Comto Sirensteen zu erkennen, denn er ging nun seinerseits zum Angriff über, um sich aus seiner misslichen Lage zu befreien. Schwertschlag um Schwertschlag ging auf den Schwarzgewappneten nieder, doch keiner traf – immer schienen Schild- oder Schwertarm des della Pena schneller zu sein. Schließlich setzte Erlan zu einem von oben geführten Hieb an, da trat Tarquinio nach vorne, als wolle er der Attacke mit einer eigenen begegnen. Stattdessen zielte sein Schwert jedoch auf die Klinge des Anderen, doch nicht zur Parade, sondern zu einer Blockbewegung, wie sie die Grangorer bevorzugen! Die Waffen verkanteten sich, das Schwert schien bald der Hand des Comto entrissen – da krachte der Turnierschild des Irendorers gegen den geschwärzten Helm und Signore Tarquinio taumelte zurück. Mit einer Schnelligkeit, die bei einem Schwergepanzerten überraschte, war Erlan Sirensteen heran, stieß zweimal mit der Klinge gegen Arm und Brustpanzer des della Pena, der endlich in die Knie ging. Noch brachte er sein Schwert nach oben – doch zu spät, schon ruhte die Schwertspitze des Anderen unter seinem Kinn! Jubel brandete auf, in den bald auch – wenn auch mit heiserer Stimme – Comto Erlan einstimmte, der sein Schwert in den Himmel reckte, der Leuin zu danken.
Weit gedrückter war die Stimmung indes beim Unterlegenen: Die ihm dargebotene Hand ablehnend, stemmte sich Tarquinio della Pena in die Höhe und verließ ohne ein weiteres Wort – aber mit düsteren Blicken auf seinen Gegner und die Tribüne – den Sand der Turnierbahn. Der Comto selbst quittierte dies mit einiger Verwunderung, schickte sich aber dann an, seinen Sieg zu feiern, denn durch diesen und die Niederlage der Signora Cordur am Morgen hatte er noch eine Gelegenheit, über die Stichkämpfe in die Finalforderungen vorzudringen!
Im Anschluss ritten zwei Urbasier gegeneinander in die Schranken, von denen nach dem Ergebnis der vorausgegangenen Begegnungen zumindest der eine, Amando Barabeo von Streitebeck, sich noch Hoffnungen auf die Stichkämpfe machen konnte. Doch das Schicksal – vielmehr als die Lanze seine Widersacherin Lovisa di Tolfiano – hatte am heutigen Tage anderes mit ihm vor: Indem er mit angelegter Lanze auf seine Gegnerin losrannte, stolperte Amandos Pferd über den Helm des Comto Sirensteen, den dieser zuvor verloren hatte, wodurch der Mandatorio etwas im Sattel zusammensackte und seine Lanze eine falsche Richtung erhielt. Statt ihrer traf die Lanze der Ritterin Lovisa und zwar mit Wucht: Dem Streitebeck donnerte die Krönig gegen den Helm und so wurde er nicht nur aus dem Sattel geworfen. Nein, wie bald auch an den geschäftigen Rücken herbeieilender Persevanten und Knappen vorbei erkennbar wurde, hatte die Lanze Lovisas Amando derart hart getroffen, dass der Mandatorio aus einer Kopfwunde blutete. Für ihn zumindest würde das Turnier nicht weitergehen, denn selbst wenn er seinen dritten Sieg hätte erringen können – was ihm Dank des Kampfgeschicks Lovisas und des eigenen Missgeschicks nicht vergönnt war – so steht es doch der Herrin Peraine anheim, ob Signore Amando so bald auf den Pferderücken wird zurückkehren können. Sein Schicksal wurde von den Zuschauern mit Schrecken zur Kenntnis genommen, der sich bald in Mitleid verwandelte, als die Blicke sich Edelmunde von Streitebeck, der Schwester Amandos, zuwandten, die den Kämpfen auf der Bahn der Heiligen Ardare wieder beigewohnt hatte.

Turnierbahn Lutisana

Die Lutisanenbahn erlebte am Morgen direkt eine kleine Herausforderung für die Persevanten der Turniermarschallin. Der bornländische Ritter der Göttin Grimjan von Irberod musste einen Kampf vorverlegen, weil es zwischen der Thorwaler Garde des Prinzen Haridiyon Thaliyin und einigen Zuschauern zu Handgreiflichkeiten um den möglichen Einzug des zyklopäischen Tjosters in die Finalrunde kam. Die Thorwaler hatten den Gegner des Prinzen, den Pertakiser Constabler Kalman von Schelfing als Bastard beleidigt, woraufhin einige streitbare Unterstützer des Signore Kalman wütend zur Tilgung dieser Schmach schreiten wollten. Ob Signore Kalman, der den Prinzen am Nachmittag aus dem Sattel warf, von den Ereignissen angespornt worden war, mag nur spekuliert werden.
Jedenfalls war durch die Umstellung und den Vorzug der Auseinandersetzung zwischen Drago Amarinto und Rondrajane von Veliris ersteinmal Verwirrung auf der Bahn. In diese gesellte sich auch die Baronsschwester Rondrajane selbst, die einen solch frühen Kampfbeginn offenbar nicht erwartet hatte und eigens von einem Knappen herbeizitiert werden musste. Inzwischen hatte sich Signore Drago mit seinem großen Streitross bereits auf die Bahn begeben und war von der Seite des Turnierzelts der Veliriserin eingeritten, wo er selbst zuvor sich noch einmal davon hatte überzeugen wollen, dass die Gesuchte den Morgen nicht im Zelte verbracht hatte. So ritt ihm Signora Rondrajane von ungewohnter Seite entgegen. Und bald sahen die Zuschauer, dass Signore Drago nicht gewillt war, seiner Gegnerin irgendeinen Vorteil zu gewähren: Wie sie es in den vorigen Runden getan hatte, so lenkte auch er sein Ross nahe an der Lutisanenschranke entlang, um einen geraden Anritt zu erreichen. Die Veliriserin, die offenbar tatsächlich ob der frühen Stunde noch nicht auf der Höhe ihres Könnens war, musste einen schweren Treffer hinnehmen. Schon sank sie, sich fieberhaft an den Steigbügeln festhaltend, aus dem Sattel. Unterdessen war Signore Drago dem ungezielteren Stoß seiner Gegnerin durch eine Körperneigung ausgewichen. Doch durch diese Bewegung hatte er sein Unglück eingeleitet! Ohnehin nahe an der Schranke reitend, war das mächtige Ross des Amarinto gegen das Holz gepresst worden – nun wurde es durch den Treffer Dragos zusätzlich in die Schranke geworfen. Und die fein gearbeitete Schranke, für die mancher Schnitzmeister Stunde um Stunde schwerer Arbeit investiert hatte, brach! Dadurch aus dem Gleichgewicht gebracht, stürzte das Pferd auf die Seite der Signora Rondrajane und begrub seinen Reiter teilweise unter sich. Es hätte des schmerzerfüllten Schreis des Unglücklichen nicht bedurft, um den Zuschauern zu verraten, dass Signore Drago sich dabei verletzt hatte! Als Knappen und Medicus auf die Turnierbahn eilten hatte schon Mancher gesehen, dass das Bein des Amarinto die Wucht des Sturzes abbekommen hatte. Solcherart verletzt konnte Signore Drago seinen Sieg nicht mehr feiern, denn selbst der kundigste Medicus wird ihn bestenfalls in einigen Tagen oder gar Wochen wieder auf den Pferderücken bringen können – nicht aber rechtzeitig für die am morgigen Tage beginnenden Finalforderungen!
So wahrten denn zwei einstige Gegner des Amarinto durch dessen Unglück ihre Chance, unter die 32 besten Streiter des Reiches vorzudringen: Der erste unter ihnen war Baron Dartan di Côntris, der gegen einen Stellvertreter anzutreten hatte, da sein vorgesehener Gegner, der unglückliche Timor di Salsavûr, bereits am Vortag mit einer schweren Verletzung ausgeschieden war. Allerdings wirkte diese Stellvertreterin kaum weniger, urtümlich als der im Fellmantel und mit Nordmänneraxt angetretene Salsavûr – Dartans Gegnerin an diesem Tage war die Äbtissin des Arinsklosters Rondrisfels, Korisande di Lionessa. Die Rondrianerin war zum ersten Mal seit mindestens einer Dekade in Arivor. Wie es zu diesem Besuch gekommen ist, konnten wir bisher nicht erfahren. Die Vermutung eines Septimaners, die Initiative für Korisandes Reise sei von Baronet Batiste d’Imirandi ausgegangen, der einige Jahre unter ihrer Obhut den Göttinnendienst des Klosters beigewohnt hatte, konnten wir bisher nicht bestätigen. Sei es, wie es sei – die Äbtissin trat nicht in Gestechrüstung, sondern lediglich im bronzierten Kettenhemd, Arm- und Beinschienen und begann den Lanzengang mit einem lauten Lobgesang auf die Leuin, den allerdings kaum jemand ganz verstehen konnte.
Der Baron, in seine moderne Gestechrüstung gehüllt, saß wartend am anderen Ende der Turnierbahn auf seinem Ross und mochte sich wohl schon ausgemalt haben, wo seine Lanze die schwächer Gepanzerte treffen musste, um ihm den Sieg zu bringen. Das Ergebnis dieses Umstandes konnten alle bereits beim ersten Anritt sehen – und auch, dass die Äbtissin sicherlich eine gute Reiterin sein mochte – eine meisterliche Lanzenreiterin war sie indes nicht. Der blau-golden umwickelte Rennspieß des Barons traf Korisande mitten auf die bronzene Brust und ließ sie um ein Haar aus dem Sattel fliegen – aber eben nur um ein Haar. Ein Treffer gegen Unterleib oder gar den Waffenarm hätte mit einiger Sicerheit eine Verletzung der Äbtissin bedeutet – aber es war ein Zeichen der Ehrenhaftigkeit des Barons, dass er seinen Vorteil nicht über Gebühr ausnutzte. Dennoch hatte der Treffer seine Gegnerin schwer beeindruckt, der Folge kein Treffer mehr gelang. Allerdings konnte auch der Baron bei der nun vorsichtiger reitenden keinen Volltreffer mehr landen, sondern streifte lediglich einmal das weiße Wappenschild Korsinades, mit dem Löwen ihres Hauses und dem Schwert der Ardariten.
So musste denn, sehr zum Unglück des jungen Barons, der Fußkampf entscheiden – und hier waren die Vorteile auf Seiten der Rondrianerin: Hoch und breitschultrig ragte die Äbtissin auf, die noch dazu einen mächtigen Kriegshammer auf ihrem Waffengestell gehängt hatte. Allerdings wurde der Kampf nicht mit dem Bidenhänder entschieden – und ob die Äbtissin auch in der Lage gewesen wäre, den Hammer mit einer Hand und Schild zu führen, musste Baron Dartan götterlob nicht erfahren. Stattdessen griffen beide zum Schild und während der Baron sich ein Schwert reichen ließ, nahm die Äbtissin einen Reiterhammer zur Hand.
Im nun beginnenden Fußkampf gewann die Erfahrung der Äbtissin, gepaart mit ihrer größeren Schnelligkeit die Oberhand – nun zeigte sich der Vorteil der archaischen Rüstungswahl. Korisande wich den Hieben Dartans aus oder parierte sie mit ihrem Schild, der zwar bald Scharten und Beulen aufwies, sie aber nicht ernstlich beeinträchtigte. Anders Dartan di Côntris, der ein ums andere Mal die – allesamt wuchtig, aber nicht brachial geführten – Hiebe nur mühsam am Schwert abgleiten lassen musste und auch zwei Treffer hinnehmen musste, vor deren Wirkung ihn nur die Rüstung bewahren konnte. Im dritten Aufeinandertreffen von Hammer und Schwert jedoch, drängte Korisande den Baron Schild voran zurück, um ihm einen seitlichen Hammerschlag gegen den gepanzerten Schenkel zuzufügen. Dadurch aus dem Gleichgewicht gebracht, konnte der Baron den wuchtigen Hieb gegen seine Brust nicht abwehren und fiel, von der Rüstung hinabgezogen, auf den Rücken. Als die Äbtissin und ihr Hammer über ihm aufragten, musste sich Dartan di Côntris geschlagen geben und legte sein Schwert aus der Hand und vor die Füße der Siegerin.
Nach einer Erfrischungspause für Knappen, Persevanten und Zuschauer ritten erneut zwei Ritter auf die Turnierbahn, von denen allerdings nur der erstere – zumal nach der Niederlage des Barons – noch Aussichten auf einen Platz unter den besten 32 des Reiches erringen konnte:
Hesindiano della Trezzi war durch eine Turnierrüstung gewappnet, die – wie wir von berufener Stelle erfahren konnten – sein bekannter Onkel Felian, einst gerühmter Turnierstreiter, bei den Unterfelser Meisterschmied Pintor hatte anfertigen lassen. Noch bevor er der Tribüne seinen Gruß entbot, blickte er an dieser entlang, bis er endlich seiner Frau Leonora Gewahr wurde. Diese war bei den vorigen Kämpfen noch nicht am Turnierzelt oder der Bahn gesehen worden und – wie ein Blick auf ihren gewölbten Bauch verriet – mit gutem Grunde. Neben ihr saß ein blondes Mädlein, das vielleicht vier Götterläufe gesehen haben mochte, wohl die Erstgeborene der beiden, Ducella.
Auch sein heutiger Gegner, Alexandrian della Turani, hatte Unterstützer auf der Tribüne, wie die wunderbare Musik verriet, die vom Platze des Bardens Fulvian ya Malachis herwehte. Nicht Wenige allerdings blickten neugierig als der junge Urbasier direkt auf diese Stelle zuhielt und wie zum Liebesgruße seine Lanze senkte. Doch noch bevor erstauntes Raunen die verklungene Melodie ersetzen konnte, wurde offenbar, dass der Lanzengruß den Sänger knapp verfehlt hatte und wohl eher dem blinden jungen Mädchen auf dem Platz neben Fulvian galt. Allerdings war es der Musicus, welcher der jungen Dame das Augenlicht ersetzte und an ihrer statt ein grünweißes Spitzentuch an den Ritter übergab. Gerüstet mit diesem Wimpel der Zuneigung trat Alexandrian della Turani zu seinem letzten Tjost an.
Endlich rannten die Pferde, getrennt durch die hölzerne Schranke, aufeinader zu. Die Reiter senkten die Rennspieße und zielten auf Schilde und Panzer. Mit einer geschickten Bewegung seines Arms ließ der Cavalliere della Turani die Lanze seines septimanischen Gegenübers am Gold seines Schildes abgleiten – seine eigene traf die Gestechrüstung Hesindianos mittig und drehte diesen schmerzhaft im Sattel um, hektisch flatterte der Federschmuck mitsamt dem Reiter. Auf der Tribüne jauchzten, aber schließlich gelang es dem Signore della Trezzi, seinen Ritt zu stabilisieren. Ohne Pause ging es weiter: Eine Knappin reichte dem urbasischen Cavalliere schon die Lanze, während Hesindiano sein Ross noch zum anderen Ende der Turnierbahn lenkte, sein Hengst stampfte übermütig und wirbelte den Sand auf. Bald gaben beide Streiter ihren Pferden erneut die Sporen und man spürte geradezu, wie Hesindianos Hengst auf seinen Bruder zuhastete, die Hufe gruben sich in den Boden. Alexandrian hatte die Lanze rasch gesenkt, entschlossen, mit diesem Stoß die Entscheidung herbeizuführen. Hufgetrappel schallte über die Bahn, dann ein Kreischen von Stahl, ein Splittern von Holz. Jubel brandete auf, noch bevor alle wussten, wer der Sieger war: Der Cavalliere aus Urbasi hatte sein Ziel knapp verfehlt, nicht so Hesindiano della Trezzi: Er traf mit großer Wucht den Brustpanzer seines Gegners und dieser flog, noch bevor der Septimaner selbst einen sichernden Blick durch Visier und über Schulter werfen konnte, über die Kruppe seines Pferdes. Dort landete er nicht weit von seiner Lanze, die im Boden hin und herschwankte – und hatte darob bald wieder Grund zu lächeln – das Spitzentuch der Bewunderung, gar Liebe, das ihm vor dem Kampfe zugesteckt war, hatte sich von der Brechscheibe gelöst und war durch die Luft gesegelt, um ausgerechnet auf der gepanzerten Brust des Cavalliere zu landen...

Fortsetzung mit den Bahnen Rondragabund - Salkya