Briefspiel:Königsturnier/22. Rahja I

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Horasturnier.png Städteübergreifendes Briefspiel Horasturnier.png
Datiert auf: 20.-25. Rahja 1038 BF Schauplatz: Arivor Entstehungszeitraum: April bis Oktober 2015
Protagonisten: Nepolemo ya Torese, Khadan-Horas und die Streiter des Reiches Autoren/Beteiligte: Haus Amarinto.png Amarinto, Haus Gabellano.png Athanasius, Familie Brahl.png Brahl, Calvenschwarz.png Calven, Familie ya Malachis.png Cassian, Haus di Malavista.png Cordovan, Familie Cordur.png Cordur, Familie Deraccini.png Darian, Haus della Trezzi.png Dellatrezzi, Haus di Contris.png Di Côntris, Haus di Matienna.png Di matienna, Bergerio.png di Onerdi, Haus di Piastinza.png DiPiastinza, Raulsches-Reich-klein.png Dorén, Haus Streitebeck.png Dsb, Familie Solivino.png Dunkelklinge, Haus Sirensteen.png Erlan, Familie d Oro.png Giacomo, Wappen Hirschenau.png Gishtan re Kust, Haus Urbet.png Gonfaloniere, Haus della Pena jH.png Horasio, Familie Imirandi.png Imirandi, Familie di Bassalo.png Klimpermädchen, Perainsgarten.png Luntfeld, Haus Carson.png OrsinoCarson, Haus di Salsavur.png Rondrastein, Haus Veliris.png Schatzkanzler, Haus Tribec.png Tribec, Familie Zorgazo.png Toshy, Haus della Turani.png Turani, angeleitet von der Kanzlerrunde
Zyklus: Übersicht · Hauptrunde · Erster Turniertag · 20. Rahja - Teil 1 · Teil 2 · Zweiter Turniertag · 21. Rahja - Teil 1 · Teil 2 · Teil 3 · Dritter Turniertag · 22. Rahja - Teil 1 · Teil 2 · Teil 3 · Stichkämpfe · Finalrunde · 23. Rahja - Erste Forderung - Teil 1 · Teil 2 · 23. Rahja - Zweite Forderung - Teil 1 · Teil 2 · 24. Rahja - Dritte Forderung

Zugehörige Geschichten: Kellerflüstern · Knappentage · Ein Essen für die Jugend · Erste Schritte · Erste Schritte II · Ruhmesglanz und Götterwille · Schwarze Schwingen · Blutlese · An der Wetttafel · Leid der Cavalliera · Brummschädel und Kriegsrat · Am Vorabend des Dritten Tages · Standpauke und Ratschlag zum Reizen und Trutzen · Angriff auf Dareius · Helmschau · Ausrüstungsfragen · Alkoholprobleme · Nach der Niederlage des Irendorers · Schwarze Tage · Ehrenangelegenheiten · Einen Mörder zu morden? · Wächterpflichten · Wie zu Travianos besten Zeiten · Die Meister des Tjosts - Teil 1 · Teil 2 · Teil 3 · Das stille Bankett · Epilog - In Diensten des Horas · In Diensten des Einen



Turnierbahn Hlûthar

Dareius Amarinto behielt eine weiße Weste

Auf der Turnierbahn des Heiligen Hlûthar von den Nordmarken waren viele Entscheidungen schon gefallen. Mancher Zuschauer und besonders die Wettwilligen beobachteten dennoch mit Spannung das Duell Dareius‘ Amarinto mit dem Baronsbruder Ariano Sal von Veliris, das allerdings bereits im ersten Lanzengang durch einen wohlgezielten Stoß des Sewamunders entschieden ward.
Der darauffolgende Kampf fand ebenfalls bisherige Beobachter bestätigt: Während das Turnierglück von Dareius‘ Mutter Efferdia di Bellafoldi am Königsturnier nicht wieder zurückkehren wollte, konnte Danino Brahl sein Talent beweisen. Hätten sich weniger erfahrene Kämpfer auf seiner Bahn gefunden, wäre der Sheniler vermutlich in die Finalforderungen vorgedrungen. Aber so hatten es eben die Götter gefügt.
Ähnlich erging es dem Garether Riesen, Felian von Perainsgarten, der den Baron von Parsek, Nicolo Faellan di Onerdi zu Boden zwingen konnte. Alle drei Lanzenreiter, Felian, Nicolo, wie Danino, würden die Turnierbahn mit zwei Siegen verlassen – und stellten damit ihr Geschick mit Lanze und Zügel zweifelsohne unter Beweis. Unglücklicherweise für jene drei Streiter hatte ihnen die Leuin – bzw. die Persevanten der Turniermarschallin, die die Helmwahl durchgeführt hatten – zwei so treffliche Tjoster wie den Amarinto und den Veliris entgegengestellt...
Eine der politisch brisantesten Turnierstreiterinnen beim diesjährigen Lanzengang war sicherlich die Gräfin von der Südpforte und Marschallin Almadas, Gerone vom Berg. Das Volk Arivors hatte sich bald eine ganz eigene Begründung für die Anwesenheit der Almadanerin ersonnen: Sie wolle die Schmach Almadas bei Morte Folnor vor neun Jahren tilgen, indem sie an eine weit ältere Schmach der Ardariten vor 280 Jahren bei der Ersten Schlacht von Arivor anknüpfe. Mithin hörte man bei ihren Lanzenritten häufiger Schmährufe gegen die „blutige Dragonerin“, denn Anfeuerungen der „roten Leuin“. Doch bald hatte sich die Gräfin zumindest den Respekt der Turnierkundigen erkämpft, hatte sie doch ihre bisherigen Duelle erfolgreich bestritten. Dabei hatte sie sich weder von Loyalitätsbekundungen ihrer ersten Gegnerin, der Heilig-Blut-Ritterin Cesara della Carenio, noch von den üblen Schmähungen eines der wenigen verbliebenen Hartgesottenen, eines Lanzenreiters aus Coriolenne, der den Almadanern immer noch zürnte, aus der Ruhe bringen lassen. Am heutigen Turniertag sollte nun ausgerechnet der einstige Rastullah-Anhänger, Haqim von Arivor, Gerones Weg in die Finalforderungen vorzeitig beenden. Beide Streiter boten einen eindrucksvollen Anblick, als ihre Pferde den Turniersand aufwirbelten, um ihre Reiter auf die Bahn zu bringen: Hier der weißgewandete Reitlehrer der Arivorer Kriegerschule, mit dem roten Schwert des Ordens auf der Brust, der eine braune Novadistute ritt; dort die schwarzgewappnete Gräfin auf einem drahtigen Schimmel, den roten Löwen des Hauses vom Berg auf dem Wappenrock. Die beiden gehörten unzweifelhaft zu den besten Reitern des Turnierfeldes, hatte man uns im Vorfeld versichert – ein spannender Zweikampf, oder besser Vierkampf, rechnete man die beiden Rösser hinzu, war demnach zu erwarten.

Die rote Leuin Gerone vom Berg zog in die Finalrunden ein

Alle Beobachter sahen bald, dass es an der Behauptung, dass die Wüstensöhne auf dem Pferderücken geboren werden, etwas Wahres sein muss, als sie den Knappen der Göttin Haqim zusahen. Einen wuchtigen Lanzenstoß der Gräfin im ersten Lanzengang ließ er an Schild und Armpanzer abgleiten, um sich im zweiten Anritt seinerseits durch einen halb schräg im Sattel geführten Treffer in Position zu bringen. Die Gräfin schwankte, aber sie fiel nicht.
Beim dritten Lanzengang drängten beide auf die Entscheidung: Der einstige Wüstenjünger, der nun zum wahren Glauben gefunden hat, lenkte sein Shadif mit Schenkeldruck zu hoher Geschwindigkeit und legte alle Kraft in einen Lanzenstoß. Gräfin Gerone gab ihrem Schimmel ebenfalls die Sporen, lenkte diesen aber insgesamt langsamer auf ihren Gegner zu, auch ihre Lanze senkte sich tiefer. Schon hörte man ersten Jubel in Erwartung des Sieges des Reitlehrers der Goldenhelmer Kriegerschule und tatsächlich: Seine Lanze fand ihr Ziel, mittig auf den Brustpanzer der Almadanerin stoßend, schien sie diese unter heftigem Krachen aus dem Sattel heben zu wollen. Aber auch die Lanze Gerones traf, doch wurde die Gräfin so schwer durchgeschüttelt, dass sie fallen musste – und eine weniger meisterliche Reiterin wäre wohl auch gefallen. Doch nicht so die Gräfin von der Südpforte! Sie neigte sich und ragte gefährlich zur Seite, fing sich jedoch durch geschickte Bewegungen auf, bevor sie aus dem Sattel stürzen konnte. Unterdessen war ihr Gegner längst im aufgewirbelten Sand der Turnierbahn verschwunden! Für seinen meisterlichen Stoß hatte Haqim alle Kraft und Reitkunst aufgebracht, doch der Aufprall war naturgemäß nicht nur beim Getroffenen mit einem heftigen Stoß verbunden. Als – nur einen Lidschlag nach seinem eigenen Treffer – dann auch noch die Lanze der Gräfin Haqim an der Schulter traf, verlor der Wüstensohn sein Gleichgewicht. Eine Weile waren die Zuschauer unschlüssig, wie sie reagieren sollten, bevor allmählicher Applaus zu vernehmen war. Wenn auch die Mehrheit die Niederlage des Lokalmatadoren nicht begrüßte, so wollten doch zumindest manche nicht leugnen, dass die Reitkunst Gerones alles Handgeklapper wert war.

Turnierbahn Leomar

Auf der Leomarsbahn standen nun zwei Aufeinandertreffen an, in denen alle vier Tjoster sich noch Hoffnungen auf die Finalforderungen machen konnten. Vielleicht aus diesem Grunde hatte der Erzherrscher an diesem Morgen auf der Tribüne Platz genommen, um den Kämpfen der Leomarsbahn beizuwohnen.

Usvina Tribêc obsiegte gegen den güldenen Cavalliere Ralman di Côntris

Zuerst standen sich zwei Ritter auf ihren Rössern im schweren Panzer gegenüber: Hier die Eiserne Jungfrau von Trebesco, Usvina Tribêc, dort der Ritter des Grafen, Ralman di Côntris. Ihre beiden Pferde würden in kurzer Weile eine über 100 Schritt lange Bahn zu überbrücken haben, zwischen ihnen die 80 Schritt lange Bande mit den Streitwagen des Heiligen Leomar verziert. Nun wurden farbenfrohe Lanzen herbeigetragen, eine grün-silberne hier, eine gülden schimmernde dort. Gepanzerte Hände ergriffen sie. Die Pferde tänzelten unruhig, sie spürten die Anspannung, die auch das Publikum erfasst hatte. Die Helme wurden aufgesetzt, das Visier heruntergeschlagen. Durch ihren Topfhelm würde Signora Usvina ihren Gegner kaum besser erkennen, als dieser in seiner güldnen Kopfwehr von der Schönheit der „Jungfrau“ zu künden vermochte. Alles wartete nun auf die Freigabe der Persevantin der Marschallin d’Abbastanza. Da endlich kam der Posaunenstoß und beide gaben ihren Rössern die Sporen, der Cavalliere Ralman hob die Lanze als erster und wagte den gefährlichen Stoß gegen Halskrause und Helmschutz der Gegnerin, oberhalb der goldenen Sonnenscheibe, dem Regimentsabzeichen auf Usvinas Wappenrock. Die „Eiserne Jungfrau“ zielte traditionell auf den Bauchbereich ihres Gegners – und traf! Die güldene Sonnenscheibe der Côntris versuchte noch zu schützen, doch zu spät! Der goldene Cavalliere wankte und fiel, Staub legte sich auf seine Rüstung – und Signora Tribêc wahrte ihre Chance auf die letzten fünf Forderungen. Der unglückliche Signore Ralman jedoch wird sein Heil weiterhin in Grafendiensten suchen müssen, denn ein Streiter des Horas würde er in diesem Jahr nicht werden.

Lorian di Salsavûr, selbst bereits in die Finalrunde eingezogen, konnte mit Stolz dem Sieg seiner Verwandten Leonora zusehen

Einige Zeit später waren die Ränge noch gefüllter als zuvor, als Leonora Sanya di Salsavûr die Turnierbahn betrat und sich dem Jubel der Zuschauer stellte. Diese hatten sie, wegen ihrer einstigen Ausbildung beim auch hier nicht unbekannten Batiste d'Imirandi Kirschritterin genannt, obwohl das weiß und rot von Schild und Wappenrock die Farben ihres Hauses repräsentierten. Etwas später, auf seinem gescheckten Gaul sitzend, galoppierte auch ihr Gegner auf den Sand. Alborn di Matienna, ansonsten ebenfalls in rot-weiß gewandet, trug heute einen ungewöhnlichen Augenhelm. Unter den Zuschauern wollten manche erfahren haben, dass Signore Alborn diese im Trinkduell gegen ein Mitglied der Thorwaler Garde der chababischen Herrscher gewonnen hatte, aber dieses Gerücht war bisher nicht zu bestätigen.
Beide hoben ihre Lanzen und grüßten die Tribüne, wo Nepolemo ya Torese saß, um ihnen zuzusehen. Während Alborn eine Weile in den Himmel lächelte und sich die Sonne ins Gesicht scheinen ließ, neigte Leonora den Kopf, um ein stummes Gebet zur Himmelslöwin zu schicken. Signore Alborn, der in den streitenden Königreichen seine Waffenausbildung erlangt haben soll, prüfte die Stahlstacheln seines Streitkolbens und ließ sich dann die Lanze anreichen, während die Kirschritterin immer noch im Gebet vertieft war. Dann endlich setzte sich Leonora di Salsavûr den Helm auf und packte den Rennspieß fest. Ein Fanfarenstoß, dann schossen beide Pferde aufeinander zu. Kein Beobachter mochte entscheiden, ob es das Gebet oder die lange Waffenprüfung war, die die Entscheidung brachte: Aber der Arm des Signors aus Arinken sank vor dem Stoß etwas nach unten und schrammte so nur am Wolfsschild der Signora entlang. Dagegen fand ihre Krönig ihr Ziel und traf den Panzer Alborns an der Schulter und hob ihn aus dem Sattel. So hatten zwei Kriegerinnen diese beiden Begegenungen für sich entschieden. Beide mögen wir am morgigen Tage wiedersehen – wenn sie sich am Nachmittag erneut als würdig erweisen!
Noch bevor das Praiosauge seinen höchsten Stand erreicht hatte ritten dann Lorian di Salsavûr, der bereits sicher zu den letzten 32 gehören würde, und sein tapferer, aber wenig siegreicher urbasischer Verbündeter Rahdrigo Solivino in die Schranken. Der Baron von Montarena verließ auch diesen Kampf als Sieger und wir dürfen gespannt sein, wo die Wirte von Zinnenkranz und Blutlese seinen Namen auf der Wetttafel als möglichen Turniersieger einordnen werden.

Turnierbahn Thalionmel

Beide Streiter hatten nun ihre Stellung aufgenommen, hier die Urbasierin Pamina, dort der Efferdaser Aquintanio, gekreuztes Silber gegen rote Muschel. Mit großen Sprüngen und lauten Hufschlägen kamen die Pferde der beiden einander näher, man sah, dass beide Rösser das Feuer ihrer Reiter auf die Bahn brachten – doch dadurch waren beide im ersten Anritt zu schnell voreinander und keiner der beiden Streiter konnte seine Lanze ins Ziel bringen. Beim zweiten Anritt machten beide es besser und trafen ihr Ziel: Paminas Lanzenspitze fuhr über den Schild ihres Widersachers, aber der Stoß hatte zu viel Kraft und so wurde sie ihr aus dem Panzerhandschuh gerissen. Umso heftiger war der Lanzenstoß des zyklopäischen Signore Thirindar – oder wäre gar die Anrede Kyrios treffender?
Die Urbasierin hielt sich mit beiden Händen am Sattelknauf fest – hier war der Verlust ihrer Lanze ihr zum Glück geworden. Doch ihr Auftreten beim dritten Antritt zeigte, dass ihr der Lanzenverlust und die damit verbundene Schande durchaus bewusst war: Wütend riss sie dem Mietknappen die letzte Lanze aus der Hand und sorgte selbst dafür, dass sie perfekt im Panzerhandschuh saß. Doch wo die Wut vielen Tjostmeistern als ärgster Feind des Tjosters auf der Bahn gilt, sollte sie heute für Signora Pamina den Ausschlag geben – denn so heftig war schlug ihr Rennspieß gegen den gerüsteten Bauch ihres Widersachers, dass dieser seitwärts aus dem Sattel kippte und seine eigene Lanze – trefferlos – unter sich begrub. Mit lautem Jubel riss Pamina sich dem Helm vom Haupte, warf ihn gar ins mittägliche Blau, um diesen, ihren Sieg im letzten Tjost gebührend zu feiern.

Sie sehen einander am Folgetag wieder - Thalion Gabellano...

Nunmehr ritt Thalion auf die Bahn, der trotz seiner Hochzeit mit einer Menaris noch immer mit der Gabel der Gabellano auf dem Schild antrat. Dafür hatte er seine außergewöhnliche Lanze eingebüßt: Nach dem Vorfall um seinen Trinkkumpanen Sirlan di Matienna hatte die Turniermarschallin eindrücklich darauf verwiesen, dass nur stumpfe Turnierlanzen zu verwenden seien. Um das zu gewährleisten hatten die Ardariten kurzerhand die Lanzen der Turnierstreiter eingesammelt, und sie durch eigene ersetzt. Ein schönes Geschäft für die Stahlbarone Saladanias, möchte man meinen...
Wie dem auch sei, Thalions heutiger Gegner, Koromar von Liobas Zell war kein Unbekannter, sondern im Gegenteil im Nordmärkischen angeblich ein erfolgreicher Turnierstreiter. Trotzdem glaubte kaum einer der Zuschauer, dass der Ritter den jungen Cavalleristo würde bezwingen können. Thalion Gabellano war eine der Überraschungen des bisherigen Turniers – er hatte zuvor nicht als Meister des Lanzenreitens von sich reden gemacht, dennoch hatte er alle bisherigen Duelle für sich entschieden.
Und auch am heutigen Tage schien die Leuin auf den Gabellano zu blicken: Mit großer Stärke zersplitterte er schon beim ersten Stoß seine Lanze an dem Bruststück des Nordmärkers, blieb dabei selbst fest im Sattel und preschte ans andere Ende der Turnierbahn, um sich eine neue Lanze zu nehmen. Mit dieser zweiten Lanze, die ihm sein Knappe reichte, sollte er den Sieg erringen. Thalions Rennspieß zielte diesmal tiefer, um Koromar aus dem Gleichgewicht zu bringen. Doch dieser war vorbereitet, duckte sich hinter den Hals seines Pferdes und nahm den hirschgezierten Schild hoch. Da ließ Thalion sein Pferd aufsteigen und seine Lanzenspitze stach höher, auf die gleiche Stelle, die noch den Abdruck des ersten Anritts trug. Dieser Treffer war zu schwer: Koromar sank zu Boden und gleichzeitig stieg großer Jubel über der Tribüne auf.

...und Capitano Sirlan di Matienna - vielleicht gar auf der Turnierbahn?

Nur knapp eine Stunde später wurde der Sand der Bahn erneut aufgewirbelt, als zwei Reiter ihre Rösser aufeinander zubewegten, die beide in Heeresdiensten aufgestiegen sind: Der Oberkommandierende des Toricumer Soldknechte und Soldaten, Sirlan di Matienna von Arinken, ritt gegen die Capitanya der Sheniloer Drachenreiter, Aldare ya Papilio, in die Schranken. Unter den Zuschauern waren auch Unterstützer der Capitanya Aldare – namentlich ihre Base Rahjada von Ramaúd und ihr Gatte, der Baron Gishtan. Aber auch der Capitano Generale der Toricumer Comtessa war bei diesem Kampf nicht ohne wohlwollende Beobachter. Keine Geringere als die Phalaxana Perainia Torrem war auf einem gehobenen Platze der Tribüne erschienen. Zuvor hatte sie bereits dem fünften Lanzengang ihres Verwandten Prasbert beigewohnt, der eine gute Figur gemacht hatte und in die Finalforderungen einziehen konnte. Als Sirlan grüßte flatterte ein gelb-rotes Band an seinem Waffenarm, mit dem er nun die Lanze packte. Von dem Gunstbeweis unbekannter Herkunft offenbar beseelt, landete der Capitano Generale direkt beim ersten Anritt einen trefflichen Stoß gegen den Schild seiner Gegnerin, der dem Schmetterling glatt ein Loch in den Flügel bohrte. Beim zweiten Tjost, bei dem keiner der beiden Reiter traf, sah man der Capitanya Aldare den heftigen Treffer Sirlans noch an, ungelenk saß sie im Sattel, schwankend war ihre Lanzenführung. Der dritte Anritt brachte die Entscheidung: Sirlan traf die Capitanya mitten auf der Brust, aber der Stoß hätte sie nicht zu Fall gebracht. Was Sirlan jedoch den Sieg brachte war der Umstand, dass Aldare durch den Treffer gegen die Schranke gedrückt wurde und zwar so, dass Brustgurt und Sattelriemen wie ein altes Lederband, das zu lange um den Hals getragen wurde, rissen. Mit Sattel und Rüstung ging die Capitanya scheppernd zu Boden – Sirlan hatte gesiegt und würde den Quartiermeister der Phalaxanne unter den letzten 32 Kämpfern des Turnierfeldes wiedersehen!

Fortsetzung mit den Bahnen Geron - Lutisana