Briefspiel:Königsturnier/20. Rahja I
Unter den Augen der Turniermarschallin, Elvena d'Abbastanza und ihres Herren, des Erzherrschers Nepolemo ya Torese, gaben Herolde auf den einzelnen Turnierbahnen Signal, dass die ersten Begegnungen beginnen konnten. Die gealterte, einstige Grenzreiterin war vom Erzherrscher mit der Auslosung der Bahnbegegnungen, der Entgegennahme der Finalforderungen und der Wacht über den Turnierfrieden betraut worden. Ihre Entscheidung, das Schwerterfeld für die Hauptrunde in acht Turnierbahnen aufzuteilen, war neben der Diskussion über die aussichtsreichsten Tjoster, sicherlich häufiger Anlass für Gespräche unter den Lanzenreitern und ihren Begleitern. Die derzeitige Chronistin des Ordens der Heiligen Ardare begründete diese Anpassung an die erfreuliche Größe des Teilnehmerfelds mit bosparanischem Brauchtum, das die Überlieferung des Ordens berge.
Turnierbahn Hlûthar
Auf der Bahn, die die Insignen des Heiligen Hlûthar trägt, kam es am heutigen Vormittag zum ersten besonderen Aufeinandertreffen. Der Constabler Ruthors, Dareius Amarinto, seines Zeichens Gewinner von nicht weniger als einem Dutzend unterschiedlicher Turniere, wie Kundige berichten, ritt ausgerechnet gegen seine eigene Mutter, Efferdia aus dem Hause Bellafoldi, die selbst eine erfahrene Lanzenreiterin ist, in die Schranken. Damit traten zugleich zwei der erfolgreichsten Turnierstreiter der Septimana gegeneinander an, zählte doch Efferdia bei der Goldenen Lanze von Bomed vor vier Jahren zu den letzten acht Streitern, während ihr Sohn im gleichen Jahr in die Runde der letzten vier beim Großen Gestech von Urbasi vordringen konnte, wo er sich nur Yandriga von Urbet, der späteren Siegerin, geschlagen geben musste.
Die meisten Zuschauer beschäftigte jedoch die Frage, ob der Sohn die Lanze gegen die Mutter würde erheben können. Aber, wie wir vom Rande der Turnierbahn erfahren konnten, war es Efferdia selbst, die mit göttergefälligen Worten dazu aufrief, ihr beider Wohl, wie bisher, in Rondrens gepanzerte Hände zu legen. So senkte Dareius schließlich Visier und Lanze und tat es damit seiner Mutter gleich, die ihren Rappen auf die Bahn lenkte. Doch, was dann geschah, vermochten manche nicht als der Leuin Werk zu erkennen und auch ihr listenreicher Bruder schien sich von Mutter und Sohn abgewendet zu haben.
Schon im ersten Ritt traf die Lanze des Constablers den Schildarm der Mutter oberhalb des gefärbten Holzes und warf die Schwester der Baronin von Ruthor aus dem Sattel und auf das Schwerterfeld. Den schnellen Sieg feierte Dareius nicht, sondern war als erster neben seiner Mutter, die offenbar nicht ohne Verletzung davongekommen war. Sein Edelmut und seine Fürsorglichkeit ließen ihm manches Herz der ergriffenen Zuschauerschar zufliegen.
Doch, wie berichtet, sollte dieser Sieg weder dem zögerlichen Sieger, noch der stolzen Mutter zum Reitglück verhelfen: Zwar war Dareius Amarinto von seinem Siege und der Überwindung, die eigene Mutter zu bekämpfen, derart beflügelt, dass er sogar eine Verletzung in seinem späteren Kampf mit Danino Brahl wegsteckte. Beide Kämpfer, der Cavalliere mit dem Wolfshelm und der junge Dareius, konnten einander mit heftigen Lanzentreffern nicht vom Pferd stoßen und so musste der Fußkampf die Entscheidung bringen. Dareius, wiewohl von einem abgebrochenen Stück von Daninos letzter Lanze am Bein verletzt, obsiegte hier nach heftigem Kampf im Sand der Hlûtharsbahn. Allerdings gelten Verletzungen bei dem Turnier, dass bis zum Finale immerhin zehn Kämpfe umfasst und damit enorme Lasten von den tapferen Streitern abverlangt, als große Behinderung. Der Damenwelt war es sichtlich einerlei, sahen sie doch dem langen Kampf zweier junger und wohlgebauter Cavallieri gerne zu, der wohl ein halbes Stundenglas gedauert haben mochte.
Danino Brahl seinerseits war damit – nach der morgendlichen Niederlage gegen den Baron von Parsek – zum zweiten Mal im Fußkampf und damit im letzten Augenblick der Sieg vor der Nase weggeschnappt worden.
Von geringerem Erfolg war dagegen die zweite Begegnung von Dareius‘ Mutter Efferdia an diesem Tage, in dem sie ihrem ultramontanen Kontrahenten Felian von Perainsgarten unterlag: Vom Aufeinandertreffen mit ihrem Sohn noch immer gezeichnet – konnte die Baronssschwester doch den Schildarm nicht in gewohnter Stärke halten – gelang ihr zwar ein gezielter Treffer gegen den Garethier, den dieser nur mit Mühe am Schild abgleiten lassen konnte. Sie scheiterte jedoch daran, nun ihrerseits die Lanze des Perainsgarteners abzuwehren und wurde von ihrem Rappen gestoßen. Zu allem Überfluss erlitt sie beim unsanften Abstieg eine weitere Verletzung, die für ihre kommenden Turniertage nichts Gutes erwarten lassen.
Unterdessen gesellte sich Ariano Sal von Veliris klammheimlich neben Dareius Amarinto an die Spitze jener Lanzenreiter der Hlûtharsbahn, als er den Baron von Parsek bezwang und damit seinen zweiten Sieg an diesem Tage einfuhr. Baron Nicolo seinerseits zahlte dabei das heftige Duell mit Danino Brahl auf dem Boden des Schwerterfelds, das ihn offenbar stärker erschöpft hatte, als der starke Veliriser es zuließ.
Turnierbahn Leomar
Zwei besonders eindrückliche Begegnungen beschäftigten derweil die Zuschauer auf der Tribüne der Leomarsbahn: Zunächst hatten sich dort Ralman di Côntris und Alborn di Matienna gegenübergestanden, die beide derart unterschiedliche Streiter waren, dass kaum einer glauben mochte, dass sie beide ursprünglich aus ponterranischen Gefilden stammen sollen: Hier Ralman, der Dienstmann des Grafen vom Sikram, mit kühler Eleganz und güldener Rüstung, dort der breitschultrige Alborn di Matienna, der die Turnierbahn – man höre und staune, bei jener sommerlichen Hitze am Goldenhelm! – mit einem Fellumhang betreten haben soll! Man munkelt, Alborn soll die letzte Dekade im Hohen Norden verbracht haben und dort das Kriegerhandwerk der Gjalsker, Andergaster oder anderer, wenig zivilisierter, aber gleichwohl unzweifelhaft tapferer Völker erlernt haben.
Bereits im ersten Lanzenritt obsiegte Gewalt gegen Eleganz und Ralman di Côntris fand sich von der breiten Turnierlanze des Alborn zu Boden geschleudert – noch dazu, wie sich später herausstellte, wurde er von dem Treffer am Brustkorb verletzt! Da wandte sich mancher Blick zu erhöhter Stelle, wo sich Findualia von Marvinko niedergelassen hatte, der man nachsagt, Objekt mancher Liebeszeile des unglücklichen Cavalliere di Côntris zu sein.
Allerdings war der Grafentochter kein Kommentar ob der Niederlage Ralmans zu entlocken, als wir sie einige Zeit später am Rande einer weiteren Auseinandersetzungen eines sikramischen Turnierstreiters von ungleich größerem Ruhm für eine kurze Weile sprechen konnten. Eine zweite, eingangs angedeutete Auseinandersetzung auf der Bahn des Heiligen Leomar, hatte zu diesem Zeitpunkt ohnehin ein Gutteil der Aufmerksamkeit der Schaulustigen eingefordert: Denn kein anderer als Torreon de Torri, der noch vor kurzem einen – brutalen! – Sieg beim Turnier im nahegelegenen Westfar errungen hatte, machte wieder von sich reden. Ohnehin war die Bahn im Laufe des Tages zum Ziel vieler Zuschauer geworden, nachdem dort mit der Begegnung des Turms gegen eine andere Mitfavoritin auf die Finalrunde, die vor allem in Arivor sehr beliebte Nevinia ya Stellona, ein erster Höhepunkt des noch jungen Turniers zu erwarten war. Ein Höhepunkt, vielleicht nicht ausgeklügelter Kampfeskunst, aber sicher der Kampfeskraft, war es denn auch tatsächlich. Nachdem beide Gegner je eine Lanze an ihrem Gegenüber zerbrochen hatten, war es offenbar eine Unebenheit im Boden, die die Lanze Torreons von seinem Ziel abkommen und ausgerechnet den Hals der unglücklichen, treuen Reitstute Nevinias treffen ließ. Von jenem unschönen Anblick will ich die Leser heuer verschonen, doch nachdem Signora ya Stellona mitsamt ihrem Reittier zu Boden gegangen war, waren unweigerlich das Schicksal des Tieres, damit auch der erste Turniertag Nevinias und der erste Turniersieg des Schwarzen Cavalliere unweigerlich besiegelt.
Soviel sei an jener Stelle von der Turnierbahn des Großen Wagenlenkers Leomar berichtet, die anderen Ergebnisse mögen die geneigten Leser der Turnierrolle entnehmen, darunter auch den mit aller Inbrunst gefochtenen Kampf zwischen Usvina Tribêc und Rahdrigo Solivino. Die beiden Recken verschlissen immerhin alle drei Turnierlanzen an der Brünne ihres Gegenübers, bevor sich das überlegene Kampfgeschick der Veteranin von Dämonen- und Thronfolgekrieg zu Fuß gegen den tapfer fechtenden Winzerpatrizier durchsetzte.
Eine besondere Randgeschichte um das Duell zweier Mitglieder des Hauses di Salsavûr werden wir später noch beleuchten. Es sei lediglich erwähnt, dass die Signores di Matienna und di Salsavûr, die jeweils mit zwei Siegen in das Königsturnier gestartet sind, naheliegenderweise gute Aussichten auf die Finalforderungen haben, wenn ihr Kampfesglück ihnen weiterhin hold bleibt.
Turnierbahn Thalionmel
Auf der Bahn der Heiligen Thalionmel, deren Schranke über und über mit novadischen Reitern beschnitzt ist, trafen zwei kundige Turnierstreiter gegeneinander an, deren wahres Handwerk aber der Krieg ist: Koromar von Liobas Zell, nordmärkischer Ritter in Diensten eines liebfeldischen Barons und Sirlan di Matienna, Arinkener Krieger, der die Truppen des Freigonfalonierat bei Sikram in die Schlacht führt.
Nachdem damit beide Gegner je drei Lanzen verschlissen hatten, musste die Entscheidung im Fußkampf fallen: Wiewohl dem Nordmärker von seinem Knappen Poldoron auch ein mächtiger Anderthalbhänder gebracht worden war, entschied sich der Ehrenmann gegen die Waffe mit der größeren Reichweite, als er sah, dass sein Kontrahent mit Schild und Schwert anzutreten gedachte. So war es denn Koromars Streitkolben, der sich dem Schwert Sirlans entgegenstellte: Eine vielleicht falsche Entscheidung, wie wir aus der Rückschau sagen können. Denn der Feldhauptmann der Toricumer offenbarte sein Geschick im Schildkampf und parierte die wuchtigen Schläge des Streitkolbens ein ums andere Mal. Nachdem der Kampf eine Zeitlang hin und hergewogt hatte, waren es schließlich die Hitze dieses Morgens, der einen heißen Turnierbeginn ankündigte, und die Erschöpfung durch die vielen Schläge mit der schwereren Waffe, die den Cavalleristo des Barons von Ramaúd kurz strauchen ließen. Das war die Gelegenheit, auf die Signore di Matienna offensichtlich gewartet hatte, denn schon schnellte sein Schwert nach vorne und traf Koromar mit zwei gezielten Hieben gegen Waffenhand und Schädel, wo die Klinge seitlich am Helm des Hirschenauers, der dadurch zu Boden fiel. Erst nachdem er zum Sieger ausgerufen wurde, konnten Besiegter und Zuschauer sehen, dass ein Lanzenstoß oder einer der Kolbenhiebe den Schildarm des Matienna lädiert hatten, der nun schlaff am Körper herabhing – ein Vorteil, den Koromar nicht zu Nutzen imstande war.
Das Kampfgeschick des Nordmärkers Koromar, der nur in Wetter und Gegner seinen Meister gefunden hatte, wurde gleich in seinem zweiten Duell an diesem Tage offenbar: Hier gelang ihm bereits im ersten Lanzengang der Sieg gegen die Urbasierin Pamina di Bassalo. Pamina, immerhin eine Abgängerin der renommierten Rondra-Schule zu Methumis, wurde von einem sauberen Treffer Koromars zentral auf ihre Rüstung aus dem Sattel geworfen. Das eher der lieblichen Schwester Rondras, der seidenen Kriegerin Rahja, verbundene Naturell Paminas wurde sogleich allen Gewahr, als sie sich von ihrem Gegner nicht nur unbeschwert auf die Füße helfen ließ, sondern sogleich ihr Pferd schwungvoll wieder bestieg, um es selbst zu ihrem Turnierzelt zu reiten. Die Zuschauer an der Thalionmelsbahn dürfen sich also auf eine in Geist und Körper unversehrte Rückkehr der jungen Signora di Bassalo am kommenden Tage freuen.
Das ist höchst erfreulich, zumal Pamina bereits in ihrem ersten Lanzengang das Nachsehen gegen den Cavalleristo Thalion Gabellano hatte. Diesem war auch im zweiten Aufeinandertreffen des Tages mit seiner Landesgenossin Aldare ya Papilio, mit der er schon Seite an Seite für die Geronsstadt Shenilo gefochten hatte, das glücklichere Händchen beschieden. Siegreich von der Bahn ging auch Sirlan di Matienna in seinem zweiten Duelle, wiewohl er dabei vom tapferen Aquintanio Thirindar aus dem Sattel gestoßen wurde, gelang ihm selbst dabei ein Treffer gegen den Efferdier. Da dieser in seinem ersten Duell gegen Signora ya Papilio eine Verletzung an der Waffenhand davon getragen hatte und zu allem Unglück auch noch auf eben jene gestürzt war, konnte der Efferdier den Kampf zu Fuß nicht fortsetzen.
Gerüchten zufolge soll der über seinen Doppelsieg am ersten Tag vor Glück und Stolz strotzende Signore Gabellano seinen ebenfalls mit zwei Siegen gestarteten Landsmann Sirlan di Matienna zu einer Feiernacht nach Morgunora eingeladen haben „auf meine Rechnung“. Ob der Capitano des kleinen Fürstentums an der Torre allerdings zugestimmt hat – angesichts seiner Verletzung nicht eben weise – ist bisher allerdings noch nicht zu erfahren gewesen.
Turnierbahn Geron
Unter den Augen des Horas spielte sich unterdessen ein weiterer Höhepunkt des ersten Turniertages ab. Zwei große septimanische Krieger ritten in die mit schwertgestaltigen Schnitzarbeiten verzierte Schranke, die dem Siebenstreichträger Geron gewidmet ist, um ihren ersten Lanzengang zu bestreiten: Die Rede ist von Darion Amarinto, einstiger Sieger des Königsturniers und einer der Anwärter für die Finalforderungen, und Batiste d'Imirandi, dem Wappenmeister Ruthors. Beide Männer kennen sich gut, stammen sie doch von der Grangorer Bucht, jener aus Sewamunder, dieser aus Ruthorer Landen. Im Thronfolgekrieg führten sie die Verbände ihrer Familien zunächst Seite an Seite, aber auch die zwischenzeitliche Gegnerschaft der beiden, konnte die gegenseitige Achtung nicht schmälern. Doch, im Gegensatz zum Aufeinandertreffen vor nunmehr fast zehn Jahren, als sich Darion als Heerführer des Ozeanidenbundes geweigert hatte, die Gebiete des Hauses Calven-Imirandi zu attackieren, hielt an diesem Tage die Ehre der beiden Kämpen niemanden vom Kampfe ab, sondern vielmehr dazu an. Und was für ein Kampf es werden sollte!
Dreimal legten die beiden ihre Lanzen aufeinander an, dreimal flog trockene Erde von den Hufen ihrer Pferde in den klaren Himmel und dreimal zerbrachen die Lanzen an Schild oder Rüstung des gegenüber, ohne dass einer aus dem Sattel gehoben wurde. Das Langschwert Batistes musste nun im Nahkampf mit der Klinge des den Sieg bringen. Batiste führte eine Klinge, die auf den Namen Tragosto hört, ein Schwert, das eigentlich dem Constabler von Ruthor gebürt und doch nicht vom amtierenden Constabler, Dareius Amarinto, getragen wird, sondern in der Panzerhand Batistes liegt. Ein Schlagabtausch folgte, während die Sonne immer höher stieg, der den Zuschauern manchen Hochruf und den beiwohnenden Tjostern manchen Laut der Achtung entlockte. Zweimal gelang es dem Wappenmeister heftige Treffer zu landen. Beiden Männern hing das Haar in verschwitzten Strähnen ins Gesicht, von heftigen Atemzügen kaum bewegt. Dann setzte Signore Darion mit einem lauten Ruf einen Sturmangriff über die Turnierbahn an, hob sein Schwert mit beiden Händen über den Kopf, um es dann – überraschend für Zuschauer und seinen Gegner – gegen den gepanzerten Schenkel Batistes hinabfahren zu lassen. Der Hieb war so heftig geführt, dass – es scheint kaum glaublich, aber hunderte Augenpaare können darüber Zeugnis ablegen – die Klinge an der Rüstung zerbrach!
Doch Batiste, von heftigen Treffern und langem Gefecht ermüdet, ging auf ein Knie und vermochte nun die zerbrochene, aber dadurch geschärfte Klingenheft des Amarinto nicht mehr von seinem Halse fernzuhalten. Als Tragosto, das Constablerschwert, in den Sand fiel hatte Darion Amarinto seinen ersten, hart erkämpften Sieg errungen. Diesen feierte er aber zunächst nicht, sondern reichte die Klinge, die er unzweifelhaft auch für seinen Sohn hätte reklamieren können, stattdessen seinem Kontrahenten. Dieser, dem seine Knappin gerade auf die Beine half, nahm Schwert und Respektsbekundungen Darions dankend entgegen. Dann ging er, seiner Knappin müde auf den Rücken klopfend, unter dem Applaus der Zuschauer von der Bahn.
Währenddessen hatte sich an der Leomarsbahn das Duell zweier entfernter Verwandter aus dem rondrianischen Hause Salsavûr bereits zugetragen: In diesem unterlag Leonora Sanya di Salsavûr, die sich anschickt, ein großes Erbe anzutreten, ist doch ihr Vater kein geringerer als Drago III. gewesen, der das Königsturnier nicht weniger als dreimal für sich entscheiden konnte, dem Baron von Montarena, Lorian, im ersten Lanzengang. So kam es denn, dass Leonora, die überdies leichtere Verletzungen beim Sturz vom Pferderücken erlitt, von ihrem einstigen Knappenvater in ihrer Niederlage keinen Beistand zu erwarten hatte, handelte es sich bei diesem doch um den obgenannten Batiste aus dem Hause d’Imirandi.
Die Streiter auf der Bahn des Einhändigen Geron machte ihrem Heiligen Namensgeber alle Ehre, denn auch die beiden kommenden Lanzengänge wurden von fähigen Reitern bestritten. Besonderes Reitgeschick war dabei Ludolfo di Piastinza beschieden, der beide Duelle vom Pferderücken entschied. Das zweite an diesem Tage musste er allerdings gegen den Rondrianer Hlûthar Löwenschlag di Tolfiano bestreiten, war doch seine Gegnerin bei ihrem ersten Ritt schwer verletzt worden. Jene, Yandriga von Urbet, der noch am Morgen gute Chancen auf das Erreichen der Finalforderungen ausgerechnet worden waren, hatte sich in ihrem Duell mit Lyitisanija Thirindar einen Treffer direkt in die Armbeuge des Lanzenarms eingefangen und musste den Rest des Turniertages von der Bahre eines Medicus aus beobachten. Zur überraschenden Siegerin wurde damit die Signora Thirindar, einer Obristin der Hylailer Seesöldner, die sicher für ihr Kampfgeschick, aber bekanntlich nicht gerade für ihre Reitkunst gerühmt werden.
Da wäre der zweite Sieg des Favoriten auf dieser Turnierbahn, Darion Amarinto, beinahe untergegangen, wiewohl dieser mit einer heftigen Verletzung für seinen Gegner, Almiro di Matienna, endete. Der Arinkener, der vor einigen Jahren im Norden überraschende Turniererfolge erzielt haben soll, gelang es zwar, seinem erfahreneren Gegenüber einen heftigen Treffer am oberen Rand der Brünne, gleich unterhalb des Helmes zuzufügen. Dabei wurde er jedoch selbst so heftig am Helm getroffen, dass er bewusstlos vom Pferde sackte. Der schwer verwundete Arinkener wurde zu den Feldschern getragen – ob er ab zweiten Turniertag wieder wird antreten können, ist mehr als ungewiss. Derweil konnte Signore d’Imirandi die Scharte der knappen Niederlage gegen den Amarinto wieder auswetzen, indem er die Obristin der Seesöldner mit zwei gut gezielten Lanzenstößen erst aus dem Gleichgewicht brachte und dann aus dem Sattel stieß und sich somit zumindest die Aussicht auf ein Weiterkommen in die Finalrunde durch weiteres Lanzenglück am Folgetag erhielt.
⇒Fortsetzung der verblieben Bahnen: Ardare - Salkya