Briefspiel:Königsturnier/21. Rahja II

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Horasturnier.png Städteübergreifendes Briefspiel Horasturnier.png
Datiert auf: 20.-25. Rahja 1038 BF Schauplatz: Arivor Entstehungszeitraum: April bis Oktober 2015
Protagonisten: Nepolemo ya Torese, Khadan-Horas und die Streiter des Reiches Autoren/Beteiligte: Haus Amarinto.png Amarinto, Haus Gabellano.png Athanasius, Familie Brahl.png Brahl, Calvenschwarz.png Calven, Familie ya Malachis.png Cassian, Haus di Malavista.png Cordovan, Familie Cordur.png Cordur, Familie Deraccini.png Darian, Haus della Trezzi.png Dellatrezzi, Haus di Contris.png Di Côntris, Haus di Matienna.png Di matienna, Bergerio.png di Onerdi, Haus di Piastinza.png DiPiastinza, Raulsches-Reich-klein.png Dorén, Haus Streitebeck.png Dsb, Familie Solivino.png Dunkelklinge, Haus Sirensteen.png Erlan, Familie d Oro.png Giacomo, Wappen Hirschenau.png Gishtan re Kust, Haus Urbet.png Gonfaloniere, Haus della Pena jH.png Horasio, Familie Imirandi.png Imirandi, Familie di Bassalo.png Klimpermädchen, Perainsgarten.png Luntfeld, Haus Carson.png OrsinoCarson, Haus di Salsavur.png Rondrastein, Haus Veliris.png Schatzkanzler, Haus Tribec.png Tribec, Familie Zorgazo.png Toshy, Haus della Turani.png Turani, angeleitet von der Kanzlerrunde
Zyklus: Übersicht · Hauptrunde · Erster Turniertag · 20. Rahja - Teil 1 · Teil 2 · Zweiter Turniertag · 21. Rahja - Teil 1 · Teil 2 · Teil 3 · Dritter Turniertag · 22. Rahja - Teil 1 · Teil 2 · Teil 3 · Stichkämpfe · Finalrunde · 23. Rahja - Erste Forderung - Teil 1 · Teil 2 · 23. Rahja - Zweite Forderung - Teil 1 · Teil 2 · 24. Rahja - Dritte Forderung

Zugehörige Geschichten: Kellerflüstern · Knappentage · Ein Essen für die Jugend · Erste Schritte · Erste Schritte II · Ruhmesglanz und Götterwille · Schwarze Schwingen · Blutlese · An der Wetttafel · Leid der Cavalliera · Brummschädel und Kriegsrat · Am Vorabend des Dritten Tages · Standpauke und Ratschlag zum Reizen und Trutzen · Angriff auf Dareius · Helmschau · Ausrüstungsfragen · Alkoholprobleme · Nach der Niederlage des Irendorers · Schwarze Tage · Ehrenangelegenheiten · Einen Mörder zu morden? · Wächterpflichten · Wie zu Travianos besten Zeiten · Die Meister des Tjosts - Teil 1 · Teil 2 · Teil 3 · Das stille Bankett · Epilog - In Diensten des Horas · In Diensten des Einen



Turnierbahn Geron

Der Greif der Schreyen

Nur noch wenig Tau schimmerte im Grün, das von einer für den Morgen schon starken Sonne beschienen war. Die Zuschauerränge an der Geronsbahn hatten sich allerdings bereits gut gefüllt, denn den Anfang sollte einer der Favoriten auf die Finalforderungen oder gar das Finale selbst machen – der Landadlige und Turnierbesessene Adalrik von Schreyen.
Sein Gegner war indes ebenfalls kein Unbekannter, die Rede ist von Perscio von Arivor, der Kaplan der Rondren-Schule zu Methumis, der als meisterlicher Reiter gilt. Unter dem Gejohle der Zuschauer schlugen die Lanzen beider Reiter krachend ins Ziel, doch mit dem glücklicheren Ausgang für den favorisierten Cavalliere von Schreyen: Den Greif auf seinem Schild zerkratzend, hatte Perscio zwar einen passablen Treffer gelandet, doch hatte dieser ein noch schwierigieres – und gefährlicheres Ziel für seinen Stoß auserkoren: Die Turnierlanze Adalriks traf den Reiter am oberen Ende des Helmes und fegte die Zier vom Kopfe des Kaplans. Im zweiten Anritt erging es Perscio wie seiner Helmzier wenige Augenblicke zuvor, als er – offenbar noch benommen vom Stoß gegen Helm und Schädel – den wuchtigen Lanzenstoß Adalriks nicht rechtzeitig parieren konnte und so einen Treffer zentral auf seine Platte erlitt, was ihn zu Boden schleuderte. Während Perscio von herbeigeeilten Persevanten wieder auf die Beine gerichtet wurde, umritt Signore Adalrik den besiegten Gegner mit seinem Ross und hob die Lanze dahin, wo der unbewegte Vorhang der Horastribüne thronte. Nach dieser Geste, die wohl eine Siegeswidmung sein musste, entbot Adalrik auch den Zuschauern seinen Gruß, um deren Jubel entgegenzunehmen.
Zunächst gelang dann einem weiteren Favoriten der erwartete Erfolg: Darion Amarinto hob seinen Sewamunder Landsmann Ludolfo di Piastinza durch einen derben Stoß gegen die Brünne schon im ersten Anritt aus dem Sattel.
Der nächste Zweikampf sollte ein ausgeglichenerer – und längerer – werden. Schon weit vor ihrem Gegner, sogar früher als mancher Zuschauer, der sich noch eine Erfrischung genehmigen mochte, war Yandriga von Urbet mit ihrem Pferd auf die Bahn gekommen. Sie wollte offenbar alles daransetzen, ihre letzte Gelegenheit auf ein Fortkommen zu nutzen. Auf ihrem Schild prangt der schwarze Basilisk derer von Urbet, bereit die Kirsche der d’Imirandi zu verschlingen.

Kirsche gegen ...
... Basilisk

Bald lenkte denn auch das Oberhaupt seines Hauses, Batiste d'Imirandi, seine Stute in die Schranken. Der Ritter von der Grangorer Bucht hatte bisher nicht als großer Turnierkämpfer von sich reden gemacht – aber allein sein beeindruckender Zweikampf mit Darion Amarinto am Vortag hatte Aufsehen erregt.
Dann war es soweit: Beide Kontrahenten schlossen das Visier, senkten die Lanzen und setzten ihre Rösser in Bewegung. Der erste Anritt brachte keine Entscheidung, zu versiert war die Reitkunst beider Streiter. Manch ein Zuschauer wandte sich da zu seinem Nachbarn und vermutete, der Imirandi werde die Entscheidung wieder zu Fuß suchen wollen. Der zweite Lanzengang der beiden hätte jene beinahe lügen gestraft, denn der Basilisk schlug seine Krallen tief in den Stahlpanzer seines Kontrahenten. Ein vortrefflicher Stoß der Signora Yandriga, die alles aufbot, die Kraft aus Pferderücken und Oberarm in den Lanzenschaft zu pressen. Und der fast zwei Dekaden ältere Streiter schwankte schwer in seinem Sattel. Seine Stute scheute, der Ritter neigte sich, die schwere Rüstung schien ihn niederdrücken zu wollen – aber Batiste d’Imirandi fiel nicht! Er wendete sein Pferd und und schickte sich an, ein drittes Mal die Lanze gegen Yandriga zu heben.
Aber auch im dritten Anritt war keinem ein entscheidender Treffer vergönnt. So glitten denn beide aus dem Sattel, sich für den Fußkampf bereit zu machen.
Wenig später betraten beide Streiter unter dem Jubel der Zuschauer erneut die Turnierbahn, nun mit Schwertern gegürtet. Batiste d’Imirandi strahlte dabei die Ruhe eines Mannes aus, der schon manchem Gegner ins Angesicht geblickt hat – und dies nicht nur auf dem Turnierplatz, sondern auch auf dem Schlachtfeld. Ihm gegenüber betrat Yandriga von Urbet den Sand des Schwerterfelds erneut. Ihre Rüstung glänzte im Sonnenlicht, und ihre Haltung entsprach ihrer Entschlossenheit: stolz aufgerichtet, mit erhobenem Kopf und einem grimmigen Nicken begrüßt sie ihren älteren Kontrahenten zum zweiten Tanz.
Nachdem die Kombattanten sich mit erhobenem Schwert nun auch ritterlich gegrüßt haben, gingen beide in Grundstellung. Schon umkreisten sich die beiden mehrere Male, bevor die Urbasierin mutig zum Angriff überging und eine Folge schneller Schläge auf ihren Gegner trommeln ließ. Batiste parierte diese jedoch versiert mit Klinge und Holz; fast schien es, als ahne er die Bewegungen der Siegerin des Großen Gestechs von 1034 BF. Als die beiden sich wieder trennten, hatte keiner einen Treffer landen können. Auch beim zweiten Schlagabtausch diktierte die Urbeterin die Geschwindigkeit; mit verbissenen Schlägen suchte sie die Lücke im Panzer des älteren Streiters, nur um ihm selbst eine anzubieten. Mit fließender Bewegung prallte Tragosto gegen den Brustpanzer Yandrigas, die sich jedoch noch unbeeindruckt zeigte.
Als der Persevant der Turniermarschallin das Duell wieder freigegeben hatte, hatte sich der Charakter des Kampfes gewandelt. Die beiden Kombattanten belauerten sich, und keiner gab sich die Blöße einer gewagten Attackeserie. Batiste verhielt sich weiter abwartend, nutzte seine größere Erfahrung im Kampf mit der Klinge, während Yandriga eingesehen haben mochte, dass ihr ein schneller Sieg nicht vergönnt sein würde. Immer wieder unternahmen beide nun einzelne Schläge, denen ihr Widersacher aber jeweils ausweichen konnte.
Nun stürmte Yandriga ein letztes Mal vor, um die Entscheidung zu suchen und bewies ihr ganzes Waffengeschick: Nach einem angetäuschten Schlag von rechts hob sie plötzlich den Schild schräg an und schlug gleichzeitig mit dem Schwert zu, um Batistes Schwerthand zwischen Schild und Schwert einzuklemmen. Doch dieser durchschaute das Manöver und wich zurück. Und nun setzte der einstige Constabler von Ruthor seinerseits zu einer Arivorer Attacke an, die die Urbeterin mit trommelnden Schlägen zurückdrängte. Bald war Yandriga so weit zurückgewichen, dass sie mit dem Rücken die Turnierschranke zu erreichen drohte. Um dieser zu entgehen, unternahm sie ein Ausweichmanöver zur Seite – und lief nun endlich in das alte Langschwert des Baronet d’Imirandi.
Jubel brandete auf, die Zuschauer, von denen viele Batistes Können mit der Klinge nun zum zweiten Male gewahr werden konnten, sind begeistert. Aber auch seine Widersacherin empfängt den verdienten Lohn für ihre tapfere Gegenwehr. Doch ihre Körpersprache ist unmissverständlich: Mit gesenktem Kopf gratuliert sie dem Sieger, das blonde Haar schweißnass, bevor sie in ihr Turnierzelt zurückkehrte. Die Urbeterin, die mit so viel Zuversicht aus ihren Turniererfolgen angetreten war, musste sich bereits nach dem dritten Lanzengang geschlagen geben – denn eine Teilnahme bei den Finalforderungen wird ihr nun nicht mehr möglich sein. Anders dagegen Signore Batiste, der seine Chance wahrte und sein Glück nun im letzten Lanzengang am morgigen Tage suchen kann.
Bald schon ließ die Hitze des Tages Manchen nach der Pause sehnen, die nach dem dritten Lanzengang an jeder Bahn gemacht wurde – mancher wollte auch den Kämpfen an den anderen Bahnen einen Besuch abstatten. Doch zuvor gelang der zyklopäischen Söldnerin Lyitisanija Thirindar ihr zweiter Sieg, als sie Almiro di Matienna von Arinken bezwingen konnte.
Die anschließende Pause schien der Constabler Ruthors besser genutzt zu haben, denn Signora Thirindar konnte an ihren Erfolg nicht anknüpfen und unterlag dem Baronet Darion Amarinto. Diesem gelang damit sein vierter Sieg im vierten Ritt, worüber sich nicht nur seine Entourage, sondern auch die Wettkönige in Blutlese und Zinnenkranz freuen werden, denn Darions Teilnahme an den Finalforderungen war von den meisten vorausgesagt worden.
Frosch und Kirsche waren inzwischen in der Baronie Ruthor zu Nachbarn geworden, allerdings hatten Batiste d'Imirandi und Ludolfo di Piastinza dort – so ließ ich mir sagen – im Krieg oder Fehde bisher nicht die Klingen gekreuzt.

Ludolfo di Piastinza unterlag knapp ...
... gegen seinen septimanischen Nachbarn Batiste d'Imirandi

Auf die praioswärtige Seite der Bahn ritt nun Signore Ludolfo, der ob Helmzier und Wappenschmuck bei vergangenen Turnieren wenig schmeichelhaft als Froschritter bezeichnet worden war. Indes war Ludolfo zwar kein Favorit hier in Arivor, wohl aber ein nicht zu unterschätzender Gegner, wie seine Erfolge in Urbasi vor vier Jahren bewiesen haben, wo er sich immerhin erst Adalrik von Schreyen geschlagen geben musste.
Inzwischen wusste mancher Zuschauer auch, dass der Wallach, den der Wappenmeister von Ruthor gegen den Erben der Piastinzen in die Bahn lenkte, auf den Ruf Sturmläufer hörte. Der Ruhm der Kämpfe Batistes war, selbst nach seiner Niederlage gegen Darion Amarinto, ausreichend gewesen, um den Mann für viele interessant zu machen. Der Name des Wallachs sollte sich im folgenden Kampf als nicht unpassend erweisen.
In den ersten beiden Lanzenritten zeigte sich das Geschick mit dem Holz und dem Zügel beider Männer als ebenbürtig. Die Reiter lenkten ihre Tiere rechtzeitig in die Spur, senkten die Lanzen und trafen ihr Ziel, aber alle vier Stöße konnten die Getroffenen mit dem Schild ablenken oder mit dem Panzerarm abwehren. Bald schon hatte sich Wappenmeister Batiste mit seinem Wallach am anderen Ende der Bahn aufgebaut. Unterdessen packte Signore Ludolfo grimmig die dritte Turnierlanze, wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht und klappte sein Visier hinunter. Es galt den Fußkampf gegen den überlegenen Schwertkämpfer zu vermeiden, eine Entscheidung im Lanzengang musste her. Und eine Entscheidung im Lanzengang sollte es werden.
Wieder setzten sich die Pferde in Bewegung, fanden die Spur und die Lanzen senkten sich. Doch die Zuschauer erkannten direkt, dass Batiste seinen Wallach diesmal zu höherem Tempo anspornte. Sand spritzte von den Hufen des Pferdes, als es immer schneller und schneller auf sein Ziel zuschoss. Manch einer auf der Tribüne fragte sich, ob Signore Batiste seinen Gegner mit schierer Geschwindigkeit bezwingen wollte. Doch erst kurz vor dem Zusammenprall sahen alle, was der Herr von Imirandi mit dem rasanten Ritt bezweckt hatte: Batiste hatte die Distanz zwischen sich und Ludolfo rascher gesenkt als bei den ersten beiden Anritten. Durch den rasenden Galopp seines Wallachs war seine Lanze vor der seines Gegners in Position. Zu spät erkannte der Piastinza, dass er seine Lanze schon zum Stoß bereiten musste, sein Arm schwankte ob der Anstrengung und die Lanze traf nicht Schild oder Rüstung, sondern schrammte nur am Arm Batistes entlang. Nicht so die Turnierwaffe des Wappenmeisters: Die Lanze traf Ludolfo heftig an der Schulter und warf ihn zur Seite. Sein Pferd – vom plötzlichen Senken der Lanze ohnehin verunsichert – konnte das Übergewicht an einer Seite nicht mehr aushalten und sank auf die Vorderläufe. Der Froschritter rappelte sich aus dem Sande auf und gratulierte zunächst dem Sieger, bevor er sich den Staub von der Rüstung wischte. Signore Batiste und sein Sturmläufer hatten gesiegt!
Im Anschluss, inzwischen legte sich der Abend allmählich über die Bahnen, sicherte sich die mutige Yandriga von Urbet endlich ihren ersten Sieg: Im Duell gegen Almiro di Matienna von Arinken – der ob seiner gestrigen Kopfverletztung mit dicken Bandagen unter seinem großen Topfhelm antreten musste – gelang der Urbeterin ein Sieg im ersten Lanzengang.

Turnierbahn Ardare

Das Wappen der Geharnischten Löwin Usvina Cordur

Derweil hatten auch auf der Bahn, die nach der Ordensgründerin der Gastgeber benannt war, der zweite Turniertag begonnen. In einem der ersten Aufeinandertreffen wollten zwei Turnierstreiter, die den ersten Tag recht erfolgreich bestritten hatten, an ihre Erfolge anknüpfen.
Zuerrst ritt nun Usvina Cordur , die Drachenreiterin aus Shenilo auf die Bahn, die mancher bereits an ihrem geschwärzten Turnierhelm erkannte, der dem Wappen der Familie Cordur nachempfunden war.
Nur kurze Zeit später erschien auch der Streitebecker Amando , in gold-rot gewandet waren Reiter und Reittier, die Zugehörigkeit zu seinen Mercenarii zeigte der Söldnerführer durch die schwarze Binde, die über den Panzer des Schildarms gezogen war.
Das Aufeinandertreffen der Kavalleristin und des Condottiere sollte kurz, aber heftig sein: Bereits im ersten Lanzengang landeten beide Streiter einen derart gezielten Treffer, Amando gegen den oberen Brustkorb seiner Gegnerin, diese gegen den Turnierschild des Streitebeckers, das beide aus dem Sattel hätten geworfen werden können. Allerdings wirbelte nur der Sturz eines der beiden, des Streitebeckers nämlich, den Sand der Turnierbahn auf. Die Leutnanta der Sheniloer Drachenreiter beugte sich zwar im Sattel zurück, aber kundige Augen erkannten rasch, dass sie dadurch mehr dem Stoß die Wucht nehmen wollte, als unter dieser zu Boden zu gehen.
Usvinas Sieg, vor allem aber der heftige Lanzenstoß des Mandatorio Amando, den sie wie einen lästigen Fliegenstich abgeschüttelt hatte, brachten ihr in einer Anspielung auf ihr Wappentier bald unter manchem Zuschauer die Bezeichnung der „Geharnischten Löwin“ ein.
Tarquinio della Pena gelang dann ein weiterer Sieg: Durch einen wohlplatzierten Lanzenstoß bereitete er bereits im ersten Anritt Signore Pulpio Tribêc das „Bett“. Der Herr von Trebesco verlor das Gleichgewicht und zog durch das Gewicht – seiner Rüstung – sein Pferd mit sich. Allerdings war der Sturz ausreichend langsam, sodass weder Ross noch Reiter ernstere Verletzungen erlitten.
Den beiden Kontrahenten folgten die Rondrianerin Lovisa di Tolfiano , die auf einem kräftigen Schimmel antrat und ihr Gegner, der Comto Erlan Sirensteen, der seine schwarze Tulamidenstute Dschinni gesattelt hatte. Die Kriegerin war in einen weißen Wappenrock gehüllt, der das Wappen ihres Hauses, das doppelt Kriegsbeil und die Eichel der di Tolfiano. Bevor sie ihren Topfhelm auf das Haupt senkte, bewunderte mancher Zuschauer die kunstvolle Frisur Lovisas, hatte diese doch ihr dichtes Haar in einem Haarkranz geflochten. Das Lächeln des Comto Erlan galt allerdings nicht ihrer Schönheit, sondern seiner Frau Shahane, die an einem Platz in der Nähe der Turnierbahn saß und ihrem Gatten würdevoll, aber energisch ihre Unterstützung zeigte. Erlan selbst trug Jungfrau und Igel der Sirensteen auf dem Turnierschild, der Rest von Rüstung und spärlichem Schmuck war in silber und weiß gehalten.
Das Aufeinandertreffen der beiden sollte allerdings die meiste Ausrüstung der beiden Kämpfer nicht unbeschadet überstehen: Gleich dreimal splitterten die Lanzen und dreimal ritten die beiden Kontrahenten gegeneinander an, ohne dass einem die Entscheidung gelang. Dabei lagen deutliche Vorteile bei Signora Lovisa, die ihre Lanze zweimal an Brünne und Schild des Unterfelsers brach. Beim ersten Stoß hatte es noch so gewirkt, als würde die Sikramtalerin ihren Gegner bereits früh aus dem Sattel heben, doch das treue Wüstenpferd Erlans hielt den schwankenden Reiter in der Spur, bis dieser sein Gewicht wieder gefunden hatte. Als Signora Lovisa im dritten Anritt ein weiteres Mal mit gerade Lanze zum entscheidenden Stoß ansetzte, war der Comto vorbereitet: Zwar zog die Lanze, die dabei die Spitze verlor, eine hässliche Furche über die nackte Maid auf dem Wappenschild des Comto, aber diesmal drohte ihm kein Sturz: Anders dagegen seine Widersacherin, die Schild und Lanze von sich warf, um mit beiden Händen an Pferdehals und Zügeln den Halt wieder zu finden. Doch auch Signora di Tolfiano fiel nicht – und so mussten zwischen all dem gesplitterten Holz die Klingen über Sieg oder Niederlage entscheiden.
Den ersten Vorstoß wagte Signora Lovisa, die ihr Langschwert versiert führte und ihrem Gegner mit beidhändigen Hieben zusetzte. Sie setzte offenbar darauf, den Comto nach dem zermürbenden Lanzengang durch ihre größere Konstitution zu Fall zu bringen: Doch der in Vinsalt ausgebildete Krieger überraschte Lovisa und das Publikum gleichermaßen durch geschickte Paraden mit seinem schlankeren Rapier und dem ein oder anderen Ausweichmanöver – dessen Eleganz zwar ob der Rüstung zu wünschen übrig ließ, dessen Effektivität aber außer Zweifel stand. Dann, beim zweiten Anlauf, suchte nun der Unterfelser seinerseits die Entscheidung: Mit einer blitzschnell vorgetragenen Arivorer Attacke trieb er Lovisa vor sich her. Die Signora di Tolfiano parierte zwar ihrerseits die Hiebe auf Arme und Torso, ihr entging aber das wahre Ziel des Comtos: Mit einem Stich zwischen die Panzerplatten von Lovisas Rüstung am Bein trieb er die Kriegerin in die Knie, die sich sodann geschlagen geben musste: Die Rapierklinge ruhte auf ihrer Brust, kurz unterhalb von Kehle und Visier.
Überglücklich reckte Erlan Sirensteen Rapier und Faust in die Lüfte, bevor er der Unterlegenen die Hand zur Gratulation reichte. Zum Publikum zugewandt, empfing der Comto den Jubel seines Pagen Nicolo, seiner Ehefrau Shanane, vor allem aber den manchen Zuschauers, der von weiter her angereist war und der seine Gunst nicht der Kriegerin vom Goldfelser Stieg geschenkt hatte, wie es bei den meisten Arivorern der Fall gewesen war.
Nach dieser Auseinandersetzung, die die Turnierbahn zerwühlt, aber auch die Zuschauer erschöpft hatte, wurde eine Unterbrechung verkündet, die mancher für Trank und Speise benutzte. Dann näherte sich mit dem vierten Lanzengang auf der Bahn der Heiligen Ardare die Zeit der ersten wichtigen Aufeinandertreffen, denn mit nur noch zwei Lanzengängen würde sich nun rasch die Spreu der Tapferen vom Weizen der Besten trennen.
Den Anfang machte die „Geharnischte Löwin“ , Usvina Cordur, die einen ungefährdeten Sieg gegen Lovisa di Tolfiano im ersten Lanzengang erreichte. Durch ihren dritten Sieg kann Signora Usvina darüber nachzudenken beginnen, wo sie ihr Turnierzelt an der Geronsbahn neu aufschlagen soll, denn ihre Aussichten auf die Finalforderungen sind nicht eben gering.

Tarquinio obsiegte in heftigem Schlagabtausch...
...und ließ seinen Rivalen aus den Tagen des Krieg der Drachen verletzt zurück.

Gegen Mittag hatte der Wind einige Wolken über das Schwerterfeld getragen, die nicht unwillkommenen Schatten spendeten. Nunmehr ritten die nächsten Kontrahenten, hier Tarquinio della Pena, dort Amando von Streitebeck, in die Schranken, die beide zu diesem Zeitpunkt jeweils zwei Siege verzeichnen konnten. Der Mandatorio Urbasis, Amando, stritt unter den Augen seiner Schwester Edelmunde, die im Gefolge des Bomeder Grafen Rimon Sâlingor angereist war. Allerdings suchte man vergeblich nach einem Gunstbeweis in Stoffform für den Bruder – in der septimanischen Politik bewanderte berichten uns, dass die Geschwister politisch nicht immer einer Meinung sind.
Der della Pena bot in seiner geschwärzten Rüstung ohnehin einen düsteren Anblick, aber genaue Beobachter empfanden seine Miene als noch finsterer. Dann senkte er sein Visier und gab dem Ross die Sporen. Mochte man den Blick noch als Entschlossenheit deuten, dass es bei diesem Duell aber wohl um mehr, als nur das Aufeinandertreffen zweier ehrgeiziger Tjoster ging, war schon vor dem ersten Lanzengang zu ahnen. Denn immerhin waren beide Krieger, Signore Tarquinio hier und der Mandatorio Urbasis dort, Vertraute von zwei seit dem Thronfolgekrieg rivalisierender Familien – der Häuser Urbet und Salsavûr. Gegen Ende desselben war zudem Signore Tarquinio mehrere Wochen lang im Palazzo der Urbets von den Söldnern Amando von Streitebecks belagert worden, bis ihm der Friedensschluss freien Abzug gewährte.
Der erste Anritt gehörte denn auch dem Condottiere der Armillaneri, Amando, der seine Lanze gerade hielt und direkt mittig auf den Brustpanzer des della Pena krachen ließ. Der Treffer würde vermutlich den Sieg gebracht haben, hätte nicht der geflügelte Löwe die Wucht abgefangen: In höchster Not konnte Signore Tarquinio seinen Schild zwischen Lanze und Ziel bringen und unter dem Scheppern von Metall und Holz von sich ablenken.
Der della Pena schwankte schwer im Sattel, brachte aber sein Ross und sich selbst gewandt unter Kontrolle. Als sich die Reiter getrennt hatten, ging ein Raunen durch die Zuschauerränge, denn erst jetzt sah man, welchen Preis die Wehr Tarquinios für die Parade gezahlt hatte: Der Schild war am oberen Ende geborsten, nur mehr Leib und Flügel des Wappentiers des Hauses della Pena waren erkennbar!
Auf der anderen Seite der Turnierbahn brachte derweil Signore Amando sein Ross staubwirbelnd zum Stehen. Er hob sein Visier an und rief seinem Gegenüber Worte zu, die uns wie folgt zugetragen wurden. „Vortreffliche Parade, Signore Tarquinio. Aber ihr wusstet Euch schon damals im Palazzo eurer Haut gut zu erwehren!“
„Doch schaut, der Löwe scheint seinen Kopf verloren zu haben – erneut...“
Auf diese Provokation antwortete Signore Tarquinio damit, dass er seinem Pferd wieder die Sporen gab, der zweite Lanzenritt hatte begonnen. In diesem erwies sich einmal mehr, dass Rondra nicht mit den Führern geschliffener Worte ist: Die rußgefärbte Lanze Tarquinios und ihr silberner Löwenkopf trafen – und welch‘ furchtbarer Biss traf den unseligen Amando! Mit großer Ruhe hatte Signore Tarquinio die Lanze auf Höhe der Brust seines Gegners gehalten, nur um sie im Augenblick kurz vor dem Zusammenstoß nach links zu reißen, wo er mit wuchtigem Schlag auf den Lanzenarm Signore Amandos traf. Der Treffer schlug den Condottiere aus dem Sattel, der sich nicht mehr rührte. Tarquinio, der vor mehr als einem Jahr seinen berüchtigteren Bruder Horasio verloren hatte – die Leser des Blattes und Leidtragende im Yaquirbruch mögen sich erinnern, lenkte sein Pferd sodann langsam auf Höhe des Geschlagenen. Für eine kurze Weile fragten sich alle, ob Tarquinio von seinem Pferd absteigen würde, um seinem Gegner auf dem Boden zu Leibe zu rücken, denn das Tänzeln seines Pferdes kündete von der Unruhe des Reiters.
Mit der Turnierhistorie Vertraute berichteten später, schon vor zehn Jahren habe man, damals in Bomed, die Wut des della Pena beim Turnier erleben können – mit ähnlich traurigen Ausgang für seinen damaligen Gegner.
Doch der della Pena blieb im Sattel und reckte stattdessen seine Lanze zum Sieg gen Firmament. Nun endlich eilten auch die Persevanten der Turniermarschallin d'Abbastanza auf das Feld, um dem Streitebecker auf die Beine zu helfen. Der Augen- und Ohrenschein machten schnell kundig, welcher Natur die Verletzung war, waren doch Panzer und Arm Signore Amandos schwer mitgenommen.
Einige Zeit später, der della Pena hatte sich bereits in sein Zelt zurückgezogen, kehrte ein Knappe auf die Bahn zurück, ein zerfetztes Stück Stoff aus dem Sand zu heben. Die schwarze Binde, die Söldner Signore Amandos zu Ehren der Heldenkönigin Salkyas tragen, war vom Blute des Unterlegenen getränkt.
Comto Erlan Sirensteen war der erste Turnierstreiter des kommenden Duells auf der Bahn. Er hatte sein Visier gelüftet, der weiße Federbusch lag ob der Windstille unbewegt am Rücken des Helms. Von seinem Pagen, dem Parseker Erbfolger Nicolo Tolman di Onerdi, wurde ihm seine Turnierlanze gereicht, die ebenfalls mit weißen und silbernen Bändern geschmückt war. Auf der anderen Seite lenkte nun, in ähnlich würdevoller Langsamkeit, der alte Kämpe Pulpio Tribêc sein junges Schlachtross auf die Bahn. Der Ritter aus der Baronie Tikalen trug einen ungewöhnlichen Helm, der Teile seines Gesichtes nicht verbarg: Eine Barbuta, wie uns Rüstungserfahrene sagten, mit einem Sichtfenster in Form eines Dreipass – sicherlich eine Anspielung auf das Kleeblatt des Hauses Tribêc! Der Blick hinter der Helmöffnung war freundlich, aber konzentriert, als er die Lanze hob, um sein Gegenüber zu grüßen. „Ho!“ hörte man da den Ruf des Tribêc und auf der anderen Seite gab auch der Comto seinem Pferd die Sporen. Beide senkten ihre Lanzen und man sah, dass der Ritter dereinst der bessere Tjoster gewesen sein musste – aber mochte das Alter heute für einen Ausgleich sorgen? Der erste Anritt fand keinen der Gegner bezwungen, die Schilde wendeten die Lanzenspitzen ab. Die Reiter wendeten ihre Pferde, Pulpio strich seinem Hengst beruhigend durch das Fell oberhalb der Schabracke. Dann waren beide wieder los, Pferde und Lanzen flogen aufeinander zu. Anfeuernde Rufe und Jubel ertönte, die Knappen beider Reiter waren mit am lautesten zu vernehmen.
Die Lanze Pulpios traf den Comto mittig auf die Brust, sie bog sich, brach aber nicht. Die ganze Wucht des Stoßes mussten stattdessen Rüstung und Leib Erlans aushalten. Der Stoß war so kraftvoll geführt, dass er Signore Sirensteen in weitem Bogen vom Pferd fliegen ließ. Scheppernd prallte er auf den Boden der Bahn und blieb dort eine Weile benommen liegen. Ein junger Knappe Pulpios rannte schließlich gemeinsam mit den Persevanten auf die Bahn, jedoch war keiner so flink wie Nicolo Tolman, der als erster bei seinem künftigen Schwertvater war. Und Eile war geboten, denn die Rüstung war sichtbar eingedrückt und schwere Atemzüge Erlans verrieten, dass sie diesen beim Luftholen behinderte. Schließlich wurde der Comto aus seiner Rüstung gelöst. Nun erst gestattete sich sein Gegenüber, seiner Freude Ausdruck zu verleihen. Der angestrengte Blick aus der Barbuta wich nun einem breiten Grinsen auf dem Gesicht des Herrn von Trebesco, der alte Ritter hatte endlich einen Sieg errungen.

Abschluss mit den Bahnen Lutisana - Salkya